Single-Haushalte, Patchwork-Familien, Alleinerzieher-Familien sind heute keine Besonderheit mehr und genauso normal wie die typische Mutter-Vater-Kind-Familie. Als Großfamilie zusammen leben, also so, dass Großeltern, Eltern und Kinder unter einem Dach wohnen, war früher gang und gäbe. In den vergangenen Jahren ist diese Tradition ein wenig verloren gegangen, wobei sie mittlerweile wieder von vielen Familien aufgenommen wird. Die Gründe für das Zusammenleben mit mehreren Generationen können sehr unterschiedlich sein.
In Familien mit Kindern müssen häufig beide Elternteile arbeiten gehen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Wenn die Großeltern mit im Haus wohnen, können sie die Kinderbetreuung übernehmen und die Eltern gleichzeitig Kosten einsparen. Vorteilhaft ist ebenso, dass die Kinder nicht fremdbetreut werden, sondern im Schoß der Familie bleiben. Darüber hinaus kann es für die Kinder durchaus positiv sein, wenn sie Tradition und Geschichte lebendig erfahren.
Großeltern bzw. Senioren oder Rentner möchten oftmals so lange es geht, ein selbstständiges Leben führen. Indem die Großeltern bei ihren Kindern leben, kann dies realisiert werden, denn eine Unterbringung im Heim gegen den Willen der Betroffenen ist nicht empfehlenswert und sollte nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn eine schwere Erkrankung (z. B. Alzheimer, Demenz, Parkinson etc.) vorliegt und die Belastung für die Angehörigen zu groß wird. Ein Grund, warum Kinder ihre Großeltern aufnehmen, sind auch die kostenintensiven Pflege- und Betreuungsmaßnahmen, die häufig nur zum Teil von den Kranken- oder Pflegekassen übernommen werden. Sicherlich muss auch Zuhause gewährleistet sein, dass die Großeltern altersgerecht wohnen können. Die Mobilität der Großeltern sicherstellen, ist dabei besonders wichtig.
Voraussetzungen für das gute Gelingen eines Mehrgenerationenhauses
Damit die Familienkonstellation Großeltern, Eltern und Kinder auch funktioniert, sollten vorab einige Dinge besprochen und festgelegt werden. Hierbei kann ggf. auch folgender interessanter FOCUS-Artikel zu diesem Thema hilfreich sein.
Alle Familienmitglieder sollten zunächst eine persönliche Liste erstellen, auf der aufgeschrieben wird, welche Erwartungen an das Zusammenleben gestellt werden. Alsdann sollten diese Erwartungen bzw. Ziele in einem gemeinsamen Gespräch besprochen und verglichen werden, denn nur dann kann das Zusammenleben auf Dauer funktionieren. Wenn die Erwartungen und Ziele zu sehr voneinander abweichen, ist zu prüfen, ob das Zusammenwohnen wirklich sinnvoll ist.
Wie in jeder Beziehung, ist es auch hier wichtig, dass das Geben und Nehmen ausgeglichen ist. Denn wer zu viel gibt, wird sich bald ausgenutzt fühlen und Konflikte sind vorprogrammiert. So sollte die ältere Generation darauf achten, dass sie diese Familienkonstellation nicht nur wählen, um im Alter versorgt zu sein. Hingegen sollte es die jüngere Generation nicht für selbstverständlich ansehen, dass die Großeltern die komplette Erziehung und Betreuung der Kinder übernehmen. Solche Erwartungen stärken keineswegs das Gemeinschaftsgefühl, sondern schwächen es, sodass ein angenehmes und friedliches Familienleben nicht mehr möglich ist. Wenn mehrere Generationen unter einem Dach leben, dann sollten alle Familienmitglieder an einem Strang ziehen, damit das Zusammenleben auch funktioniert.
Umgang mit Konflikten
Eines der häufigsten Probleme in einem gemeinsamen Haushalt ist, dass man sich schätzt und liebt, aber dennoch will man nicht über sich bestimmen lassen. Ebenso kann das Zusammenleben dadurch erschwert werden, dass die Großeltern jetzt nicht mehr die starken Familienoberhäupter sind, sondern Unterstützung benötigen. Demzufolge kehrt sich das bisherige Verhältnis um, was wiederum für die Familienmitglieder nicht einfach ist zu bewältigen.
Besonders wichtig ist, dass sich die einzelnen Familienmitglieder respektieren. Zudem müssen sich die Großeltern bewusst machen, dass sie mit dem Umzug ein Mitglied eines neuen Haushaltes werden und ihre Kinder nun den Haushaltsvorstand übernehmen.
Für die mittlere Generation kann das Zusammenleben schwierig werden, denn häufig gibt es mit den Großeltern Auseinandersetzungen über die Haushaltsführung oder Kindererziehung. Die junge Enkelgeneration nutzt die gesamte Situation natürlich schnell aus – ganz nach dem Motto: „Wenn die Mama das nicht erlaubt, dann gehe ich eben zur Oma“. Hier ist es also besonders wichtig, dass die Lebensbereiche zwischen den Generationen gut getrennt werden.
Konflikte sollten grundsätzlich offen angesprochen werden. Hingegen sollten Machtfragen keine Rolle spielen. Zwar ist dies leichter gesagt als getan, aber wenn jedes Familienmitglied an sich selbst arbeitet, kann das Zusammenleben friedlich und harmonisch verlaufen.
Für ein gutes Zusammenleben ist es hilfreich,
… wenn die Großeltern…
- auch auf ihr eigenes Leben achten,
- sich eigene Aufgabenbereiche suchen,
- sich nicht in die Kindererziehung und Haushaltsführung einmischen,
- und ihre Kinder eigene Erfahrungen machen lassen.
… wenn die mittlere Generation …
- den Kontakt zu den Enkelkindern ermöglicht,
- auch mal toleriert, dass Großeltern ihre Enkelkinder verwöhnen möchten,
- und tolerant und respektvoll ist, wenn die Alterungsprozesse bei den Großeltern weiter fortschreiten.
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