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    Adipositas unter Kindern – Ursachen kennen und gezielt vorbeugen

    Die Zahl der an Übergewicht oder Adipositas leidenden Kinder in Deutschland nimmt zu. Mittlerweile gelten etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen als übergewichtig und immer noch sechs Prozent als adipös bzw. fettleibig. Etwa 80 Prozent der betroffenen Kinder bleiben auch im Erwachsenenalter übergewichtig.

    Viele unterliegen immer noch dem Missglauben, dass eine Adipositas vorrangig genetisch bestimmt ist. Doch muss sich der Tatsache gestellt werden, das zu einem großen Teil eine veränderte und ungesunde Lebensweise zu erhöhten Gewicht unter Kindern führt. Im jungen Alter entwickeln sich Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, die vor allem stark von Eltern oder ähnlichen Bezugspersonen erlernt werden und im Nachhinein nur schwer zu ändern sind. Die beste Vorbeugungsstrategie gegen kindliches Übergewicht ist daher das Erkennen von falschen Gewohnheiten und die Änderung des Lebensstils.

    Falsche Ernährung gefährdet das Kind

    Die Ernährung von Kindern ist immer stärker von zucker- und fetthaltigen Lebensmitteln geprägt. Gerade Fast Food, Süßigkeiten und Limonaden (mit enthaltenem industriellen Fruchtzucker) wie auch Fertigprodukte mit Glutamat spielen hier eine große Rolle. Das Essverhalten wird dabei von Eltern oder auch in der Schule erlernt. Kinder orientieren sich an Vorbildern und ahmen nach. Vor allem vier Stoffe sollen einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des kindlichen Gewichts nehmen: Eiweiß, Salz, Fett und Kohlenhydrate.

    Eiweiß

    Eiweiß spielt bereit bereits in der frühen Kindheit eine große Rolle – präzise nach dem Abstillen. Während der ersten Wochen bietet Muttermilch eine ausgewogene Mischung an Eiweißen und Kalorien. Sobald es jedoch im Rahmen der Beikost-Einführung zur Umstellung auf Säuglingsnahrung und Brei kommt, gerät der natürliche Haushalt der Kinder ins Ungleichgewicht.

    Experten zur Folge wirkt sich die frühe Gabe von Kuhmilch ungünstig aus. Oft ist sie in Desserts für den 6./7. Monat enthalten. Auf 100 Gramm sind im Vergleich zur Muttermilch bis zu dreimal mehr Eiweiß enthalten. Eine US-amerikanische Studie belegt, dass genau diese Ursache der Grund für eine rasche Gewichtszunahme im Säuglingsalter ist. Die Langzeitstudie konstatiert zudem, dass diese Kinder im Alter von sieben Jahren häufig adipös sind.

    Salz

    Die tägliche Ernährung übergewichtiger Kinder geht zudem mit einem erhöhten Wurst- und Fleischkonsum einher. Enthaltene Nährstoffe fördern die Entwicklung aber nur, wenn die sie in geringen Mengen konsumiert werden. Hinzukommt, dass in diesen Lebensmitteln ein hoher Anteil an Nitritpökelsalz enthalten ist. Ein übermäßiger Genuss an salziger Nahrung fördert die Wassereinlagerung im kindlichen Körper und begünstigt Übergewicht.

    Fett

    Eine ganzheitliche und gesunde Entwicklung bedarf einer ausreichenden Versorgung mit Fetten. Kinder nehmen durch starken Verzehr von Süßspeisen, Keksen und Kuchen viele Fette mit Omega-6-Fettsäuren zu sich. Diese fördern die Entstehung von Adipositas.

    Im Gegensatz dazu eignen sich Omega-3-Fettsäuren zur gesunden Ernährung – enthalten in:
    * Leinöl
    * Walnussöl
    * Hanföl
    * Fisch (Makrele, Hering, Wildlachs)

    Kohlenhydrate

    Ähnlich wie bei Fetten gibt es auch bei Kohlenhydraten ungesunde Varianten. Zu diesen gehören vor allem Produkte aus Weißmehl und Zucker. Alternativ empfehlen Ernährungsexperten, den täglichen Bedarf durch eine schrittweise Umstellung auf Vollkornprodukte, Obst und Gemüse zu decken. Auch eignen sich im Kindesalter Lebensmittel aus Haferflocken, Quinoa, Hirse oder Dinkel für eine gesunde Entwicklung. Wichtig ist auf langkettige Kohlenhydrate Wert zu legen, da diese längere Zeit benötigen um gespalten und verdaut zu werden.

    Bewegungsmangel ist ungesund

    Das Bewegungsverhalten der Kinder hat sich innerhalb der vergangenen Jahrzehnte verändert. Es ist üblicher viel Zeit mit sitzenden Tätigkeiten zu verbringen. Dies betrifft sowohl das zu Hause als auch den Kindergarten oder die Schule. Kinder werden weniger zur körperlichen Betätigung animiert. Fernsehen und Computer üben eine große Anziehungskraft aus, sodass Kinder viele Stunden damit verbringen. Studien belegen jedoch, dass bereits Kinder die täglich zwei Stunden Fernsehen eher zu Übergewicht neigen. Gleiches gilt für Kinder, die weniger als einmal pro Woche aktiv sind. Ohne körperliche Betätigung wird nur der Grundumsatz verbrannt und die aufgenommene Nahrung setzt schneller an, wenn sie den täglichen Kalorienbedarf übersteigt.

    Wieso Übergewicht für Kinder so gefährlich ist

    Adipositas im Kindesalter kann die Lebensqualität der Kleinen maßgeblich beeinflussen. Übergewichtige Kindergarten- oder Schulkinder sind nicht nur körperlich auffällig, sondern auch in der Beweglichkeit stark eingeschränkt. Im Extremfall sind ihre sportlichen Leistungen auf einem minimalen Niveau. Dadurch sind betroffene Kinder im sozialen Gruppenkontext oft Zielscheibe für Beleidigungen. Mobbing und Ausschluss der Gruppe gehören zu häufigen Folgen und führen unmittelbar zu psychischen Belastungen adipöser Kinder. Neben der Psyche leidet vor allem der Körper, eine Reihe organischer Langzeitschäden können entstehen:

    * (Alters-)Diabetes mellitus
    * Asthma bronchiale
    * Bluthochdruck
    * Fettstoffwechselstörungen
    * Gallensteine
    * Rückenschmerzen
    * Vorzeitige Pubertät

    Einfache Maßnahmen können Übergewicht vorbeugen

    In einigen Fällen kann das Übergewicht natürlich genetisch bedingt sein oder aus Vorerkrankungen oder einer Stoffwechselstörung hervorgehen – eine Prävention ist hier schwierig. Liegen diese Faktoren nicht vor, ist es möglich, durch einen nachhaltigen Lebenswandel die kindliche Entwicklung im Bereich des Normgewichtes zu unterstützen.

    Die Prävention beginnt bei einem gesunden Familienessen. In einer angenehmen Atmosphäre bereitet das vollwertige Essen Freude und befriedigt alle Sinne. Hinzukommt, dass ein Verzicht auf Brei und ähnliche Babykost bereits ab den ersten Lebensmonaten das aktive Kauen aktiviert. Durchschnittlich tritt das natürliche Sättigungsgefühl erst nach 20 Minuten ein. Damit wird bei ausgedehnten Mahlzeiten mit Gesprächsrunde insgesamt weniger Nahrung aufgenommen und Kinder lernen, auf eigene Körperzeichen zu hören. Eltern sollten auf eine ausgewogene Ernährung achten und diese möglichst auch vorleben. Viel Obst, Gemüse und Vollkorn sind zu empfehlen, auch Fleisch und Fisch dürfen weitgehend ohne Sorge verzehrt werden, solange diese fettreduziert zubereitet werden. Naschen ist erlaubt, sollte jedoch auf ein Minimum reduziert werden.

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    Grafik: Übergewicht gezielt vorbeugen – meds4all

    Zudem ist es zur Vorbeugung hilfreich viele familiäre Freizeitaktivitäten ins Freie zu verlegen. Bewegung und frische Luft aktivieren den Stoffwechsel und fördern die natürliche Fettverbrennung. Außerdem machen werden bei sportlichen Aktivitäten Glückshormone ausgeschüttet, sodass Kinder lernen mit Frust auf gesunde Weise umzugehen. Damit kann dem Erlernen des Frustessens entgegengewirkt werden, da die Kinder Sport als positiven Reiz erlernen, der Stress beseitigen kann.

    Was tun wenn die Prävention zu spät kommt?

    Grundsätzlich ist es empfehlenswert, bei Verdacht auf kindlichem Übergewicht ärztlichen Rat einzuholen. Im Idealfall kann eine gezielte Ernährungsberatung unterstützen. Auf keinen Fall sollten Familien mit adipösen Kindern Diäten als erstes Mittel der Wahl heranziehen. Vielmehr zielt die ganzheitliche Behandlung von Adipositas auf eine Umstellung bisheriger Lebensgewohnheiten ab. Schrittweise werden dabei ungünstige Nahrungsmittel durch vollwertige Produkte ersetzt. Zudem wirkt sich die Ergänzung des Familienalltags durch sportliche Aktivitäten positiv aus.

    Foto: Übergewicht unter Kindern nimmt zu – shutterstock