Die Überschrift fasst prägnant zusammen, was in diesem Artikel behandelt wird: Eltern-sein bedeutet sehr viel mehr, als es von außen betrachtet scheint. Es dreht sich nicht nur um Glücksmomente und überfließenden Stolz. Auch
Schockmomente und Kummer werden uns auf unserem Erziehungsweg begleiten. Während wir uns bei Kleinkindern eher noch wegen kleineren Weh-Wehchen oder harmlosen Kinderkrankheiten die Nächte um die Ohren schlagen, fahren Teenager schon schwereres Geschütz auf. Sie kommen das erste Mal in Kontakt mit Alkohol, Zigaretten oder gar härteren Drogen. Sie belügen uns oder ziehen sich zurück.
Der Freundeskreis ist nicht selten die Brutstätte für ernste
Verhaltensveränderungen. Selbst Jugendliche aus intakten Elternhäusern schlittern in dieser Phase in Situationen hinein, aus der sie nur mit sehr viel Unterstützung und einem stabilen, familiären Umfeld wieder herauskommen.
Ein stabiles Elternhaus…
… legt üblicherweise das Fundament für das gesunde Heranwachsen unserer Kinder. Unsere Kleinen lernen vor allem durch Nachahmen unserer
Verhaltensmuster. Das soll natürlich nicht heißen, dass wir alleine dafür verantwortlich sind, wenn unser Kind uns als Jugendlicher entgleitet.
Schließlich spielen hier viele Faktoren zusammen. Die Schule und ihre Freunde haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Kinder. Nicht mit uns rauchen sie ihre erste Zigarette. Und auch der erste Kontakt mit Alkohol wird nicht in unserer Anwesenheit stattfinden. Vielmehr wird es uns sehr hart
treffen, wenn wir nachts einen Anruf mit der Information bekommen, dass die Tochter mit einer Alkoholvergiftung auf der Intensivstation liegt. Wir sehen
unser Kind in seinem Kummer liegend, umgeben von medizinischem Equipment und Erbrochenem. Und wir überlegen uns schockiert, was wir übersehen haben. Dass Liebeskummer und der Ratschlag der Freunde, diesen in Alkohol zu ertränken für diese Situation verantwortlich war, übersehen wir dabei. Wir halten uns für inkompetent und leiden, weil wir glauben, einen verantwortungslosen Menschen großgezogen zu haben. Es ist aber so, dass dieser Umbruch zum Erwachsen-sein solche Stolpersteine bereit hält. Die Teenager sind keine Kinder mehr, aber
auch noch nicht so weit gereift, die Tragweite ihrer Entscheidungen zu erfassen. Deshalb sollten wir auch davon Abstand nehmen, allzu hart mit uns selbst ins Gericht zu gehen.
Geduldige Berater
Bevor wir uns selbst den ersten Preis für die schlechtesten Eltern des Jahres offerieren, würde es sehr viel mehr Sinn machen, diese Situation neutral zu betrachten. Wir sollten einfach versuchen, ohne Vorwürfe wegen des Geschehenen auf unser Kind einzugehen und immer wieder unsere Hilfe anzubieten. Anbieten, aber nicht aufzwingen! Wenn der Teenie merkt, dass er trotz seines Fehltrittes
auf uns Eltern zählen kann, muss er nicht in eine Abwehrhaltung gehen. Reagieren wir mit Vorwürfen, so zieht sich ein Jugendlicher immer zurück. Nur mit Verständnis und Geduld halten wir uns die Tür zu unserem Kind offen. Es
werden noch viele Hürden kommen und spätestens nach dem erfolgreichen Bestehen des Führerscheins warten neue Schockmomente auf uns Eltern. Wer es bis dahin noch nicht geschafft hat, seinem Kind zu vertrauen, wird es in dieser Zeit ganz schnell lernen (müssen) 😉 .