Wenn weibliche Prominente im gehobenen Alter Nachwuchs erwarten, geht immer ein Gedanke durch die Gazetten: „Mit über 50 noch mal Mutter werden?“. Einer Studie zufolge, die von Genetikern aus Island, Dänemark und Großbritannien durchgeführt wurde, ist dieser Fall gar nicht mal so „dramatisch“ wie jener auf väterlicher Seite.
In der Genetik spricht man immer dann von einer Mutation, wenn sich das Erbgut verändert, sodass diese Änderungen auch wieder weitervererbt werden können, aus welchen Gründen auch immer. Es gibt dabei drei mögliche Konsequenzen für den Organismus: Es kann sich gar nichts ändern, es ändert sich eine Eigenschaft zum Positiven oder es ändert sich eine Eigenschaft zum Negativen. Aufgrund von Mutationen ist es möglich, dass das Kind zweier gesunder Elternteile eine Erbkrankheit in die Wiege gelegt bekommt.
Die Wissenschaftler aus dem Norden Europas haben in der Fachzeitschrift „Nature“ nun Ergebnisse ihrer Studie veröffentlicht. Demnach ist es so, dass das Alter des Vaters eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie viele Genmutationen im Erbgut des Kindes stattfinden. Die wirklich interessanten Mutationen nennen sich „de-novo-Mutationen“ – sie beschreiben Erbguteigenschaften, die vorher im Stammbaum noch unbekannt waren.
Während die Mutter relativ konstant ca. 15 solcher de-novo-Mutationen beisteuert, kommen beim Vater pro Lebensjahr ca. 2 dazu. Ein 20-jähriger Vater hat der Studie zufolge schon 25 Mutationen im Samen, wartet er weitere 20 Jahre, sind es schon 65.
Die Wissenschaftler erklären auch den eklatanten Unterschied zwischen Männern und Frauen. Während Männer permanent neue Samenzellen entwickeln, die ihrerseits per Zellteilung entstehen und demzufolge bei jeder Teilung mindestens die Mutationen abbekommen, die vorher bereits existierten, sind die Eizellen der Mutter bereits bei der Geburt vorhanden und reifen im Laufe des Lebens heran. Dies war den Wissenschaftlern bereits bekannt, weshalb sie nicht grundsätzlich vom Ergebnis überrascht sind; wohl aber von der linearen Abhängigkeit des Alters des Vaters zur Anzahl der Mutationen.
„Schlimm“ sei es deshalb nicht unbedingt, wenn ältere Väter noch einmal Kinder zeugen – derartige Mutationen haben schon immer stattgefunden und treiben die Evolution voran. Es besteht aber auch ein mit fortschreitendem Alter immer größer werdendes Risiko von Erbkrankheiten, unter denen die Kinder dann zu leiden haben. Dazu kommt, dass in der heutigen Gesellschaft generell die Familie erst spät gegründet wird; Männer, die 1980 Väter wurden, waren im Schnitt 27,9 Jahre alt, heute sind sie durchschnittlich 30 und das bedeutet für die Gene, dass ungefähr 10 weitere Mutationen eine Rolle bei der DNA des Kindes spielen.
[via n-tv]