Die einen nennen es Verschwendung, die anderen eine Chance: Der Staat fördert den Anbau von bunten Bio-Möhren in Sachsen-Anhalt mit 230.000 Euro aus der Staatskasse. Der Steuerzahlerbund findet das weniger lustig und bezeichnet das Vorhaben als Liebhaberei. Der Agrarminister sieht das freilich anders – aber überzeugend wirkt er nicht wirklich.
Der Leiter der Abteilung für Haushalts- und Finanzpolitik vom Steuerzahlerbund, Matthias Warneke, sieht das Projekt als eine Verschwendung. Es sei eine Liebhaberei, die nicht zu rechtfertigen sei. In Sachsen-Anhalt gibt es einen 100 Quadratmeter großen Versuchsacker, auf dem Möhren in diversen Farben gezüchtet werden. Aber nicht der Bauer kommt selbst für das wirtschaftliche Risiko auf; stattdessen wird das Projekt mit 230.000 Euro gefördert.
Der Agrarminister von Sachsen-Anhalt, Hermann Onko Aeikens, will die Kritik nicht gelten lassen. Deutsche Möhren seien rar und deshalb müsse etwas dagegen getan werden. Der Anbau in Deutschland könne die Nachfrage nicht decken, weshalb fast jede zweite Möhre importiert werden müsse. Schlimmer noch: Verbraucher verlangen immer mehr nach Bio-Produkten, die im Falle der Möhre noch seltener ist.
Weiterhin spricht Aeikens vom Marktversagen. Gemüsebauern hätten überhaupt nicht die Möglichkeit, ausreichend Samen „seltsame“ Möhrensorten zu kaufen. Den Konsumenten gefalle jedenfalls die Farbenvielfalt, wenn auf einmal rote, violette, gelbe und weiße Möhren im Supermarktregal stehen. Die Alternative, die Nachfrage zu decken, sei das Importieren, aber Aeikens gefallen heimische Produkte besser.
All jene Argumente können den Bund der Steuerzahler nicht überzeugen – zumal es rote und violette Möhren bereits gibt. Wer vom Verkauf profitieren will, soll auch für die Zucht bezahlen, ist der Standpunkt von Matthias Warneke.
[via n-tv]