Die Situation in der Pflege ist, wie bereits weitläufig bekannt, mehr als nur angespannt. Es fehlen schlicht weg Fachkräfte in Pflegeberufen aller Art. Egal ob Krankenhäuser, Pflegeheime oder Rehakliniken – viele Unternehmen ächzen. Und auch die mobile Pflege klagt über qualifizierten Personalmangel. Wie schafft es die Branche derzeit, diese Lücke zu schließen?
Die drastische Unterbesetzung muss kompensiert werden
Allein in den letzten drei Jahrzehnten hat sich nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit die Lebenserwartung durchschnittlich um sieben Jahre verlängert (*). Derzeit bedürfen rund 3,3 Millionen Menschen der Pflege, Tendenz steigend. Denn die demographische Entwicklung fordert ihren Tribut. Immer mehr Menschen werden zukünftig Unterstützung benötigen. Zwar stieg nach dem drastischen Stellenabbau Mitte der 90er Jahre die Zahl des Personals in Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten von 1999 bis 2015 um 77 %, doch die Experten gehen von zusätzlich mehr als 20 % notwendigem Personal aus. Schon jetzt kompensieren viele Unternehmen den Fachkräftemangel durch Überstunden, gestrichene Pausen und kurzfristige Streichung von freien Tagen. Fallen darüber hinaus Beschäftigte aus, wenden sich Einrichtungen an eine Vermittlungsagentur für freiberufliche Pflegekräfte. Sie fungieren als Springer in Notfällen, und der Bedarf ist hoch.
Die Bundesregierung bringt Pflegestärkungsgesetz auf den Weg
Dass diese Maßnahmen nur bedingt dauerhaft tragbar sind, ist weitreichend bekannt. Die Bundesregierung hat daher das Pflegestärkungsgesetz verabschiedet. Es soll die Fachkräftesituation langfristig entspannen. Das Sofortprogramm mit Wirkung ab 01. Januar 2019 stellt dem „System Pflege“ mehr Geld zur Verfügung. So werden beispielsweise Tarifsteigerungen und zusätzliche Pflegekräfte refinanziert. Außerdem sieht das Programm eine krankenhausindividuelle Vergütung von Pflegepersonalkosten vor sowie eine Aufstockung des Pflegepersonals für Altenpflegeeinrichtungen. So steht den Pflegebedürftigen in entsprechenden Einrichtungen zukünftig auf 80 Personen eine zusätzliche Pflegekraft zu. Doch damit allein ist es nicht getan. Denn schätzungsweise kommen auf etwa 100 freie Stellen kommen nur 29 Arbeitssuchende. Daher setzt die Bundesregierung bereits bei der Ausbildung an. Bis zum Ende der Ausbildungsoffensive Pflege im Jahr 2023 sollen 10 % mehr Fachkräfte ausgebildet werden (**). Dafür wiederum ist es unter anderem das Ziel, die Pflegeschulen zu stärken, bei der Ausbildungsvergütung Unterstützung zu leisten und mehr Pflegehelferinnen und Pflegehelfer eine Weiterbildung zur Fachkraft zu ermöglichen. Zudem wird eine Informations- und Öffentlichkeitskampagne für den verantwortungsvollen Pflegeberuf gestartet, da dieser aufgrund der bisher unattraktiven Arbeitszeiten und Entlohnung ein Imageproblem hat. Bereits jetzt wird jede vierte Ausbildung als Umschulung zur Altenpflegefachkraft gefördert (*).
Fazit: Die Arbeitsbedingungen in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und der mobilen Pflege sind alles andere als optimal. Der Fachkräftemangel ist deutlich spürbar. Durch Überstunden, gestrichene Pausen und Zeitarbeit werden die schlimmsten Engpässe überbrückt. Um langfristig eine Lösung für den Fachkräftemangel zu finden, hat die Bundesregierung ein Pflegestärkungsgesetz auf den Weg gebracht. Es setzt u.a. auf günstigere Arbeitsbedingungen, mehr Personal, eine bessere Vergütung und mehr Ausbildung.
Quellen:
(*) bundesgesundheitsministerium.de – Pflegekräfte
(**) bundesgesundheitsministerium.de – Pressemitteilung: 10 % mehr Auszubildende
Bundesagentur für Arbeit – Statistik – Arbeitsmarktsituation im Pflegebereich