Kaum ein Artikel einer amerikanischen großen Zeitung wurde in den letzten Wochen und Monaten wohl so heiß diskutiert wie der von Ayelet Waldmann. Die US-Amerikanerin, selbst Mutter von vier Kindern und glücklich verheiratet mit dem Kultautor Michael Chabon, tat ihre ganz persönliche Meinung kund – und brach damit eine Welle der Empörung, aber auch des Zuspruchs los. Und dabei hatte sie weder über Politik noch über Religion geschrieben, nein: Die Beziehung zum eigenen Kind war das Thema in Waldmanns Artikel. „Ich liebe meinen Mann mehr als meine Kinder“ – diese Aussage war es, die den Stein ins Rollen brachte. Und dabei hatte die Autorin durchaus mit viel Kritik gerechnet, schließlich handelte ihr Artikel genau von diesem Problem: Dass Mütter nämlich in erster Linie als Muttertiere wahrgenommen würden, ohne eigene Interessen und Leidenschaften, die sie – bitteschön – hintenan zu stellen hätten. Kaum überraschend also, dass Ayelet Waldmanns größten Kritikerinnen dementsprechend auch selbst Mütter waren. Andere Frauen hingegen unterstützten die Autorin in ihrer Meinung, waren froh, endlich einmal sagen zu dürfen, was ihnen selbst auf dem Herzen lag. Interessant sicherlich auch: Als Vater darf man(n) sich durchaus auch einmal ohne Nachwuchs profilieren, so die Diskussion. Sobald eine Mutter aber von diesem natürlichen Recht Gebrauch macht, hagelt es Kritik. Ausführlicher noch als im Artikel formuliert die Autorin ihre Thesen im Buch, welches passend auch „Bad Mother“ betitelt ist.
Uns interessieren Ihre Erfahrungen, liebe Eltern: Atmen Sie erleichtert auf, weil endlich einmal jemand die Courage hat um laut seine Meinung kund zu tun? Werden Sie auch streng angeschaut, wenn Sie ihr Kind einmal nicht in den Mittelpunkt des Geschehens stellen? Und finden es anstrengend, dass Mütter und Väter nicht mal ganz bewusst eine Auszeit für sich nehmen dürfen – auch ohne Kind? Oder geht es Ihnen eher umgekehrt – und in ihrem Freundeskreis hat man eine große Portion Verständnis dafür, wenn die Kleinen mal wieder nerven? Oder sie berichten von anderen Müttern und Vätern: Vielleicht haben Sie ja eine sogenannte Super-Mami oder einen Super-Papi im Freundeskreis, die ihren Nachwuchs ohne zu murren von morgens um sechs bis abends um acht versorgen, bespaßen und dabei rundum zufrieden sind? Und auch die Thesen von Ayelet Waldmann dürfen gern diskutiert werden: Ist die Liebe zum Partner und zu den Kindern überhaupt miteinander vergleichbar? Kann man gewichten, den einen mehr, die anderen weniger lieben (oder umgekehrt)? Und wie steht es mit Ihnen ganz persönlich? Und vielleicht können Mütter ja auch viel entspannter und liebevoll mit ihren Kindern umgehen, wenn Sie die eigenen Bedürfnisse ernst nehmen und sich selbst gern einmal etwas Gutes tun?! Wir sind gespannt…
Buch: Bad Mother (Originaltitel); Böse Mütter, 2. deutsche Auflage, im Klett-Cotta-Verlag.