Es trifft werdende Eltern oft wie eine Hiobsbotschaft: Wenn das lang ersehnte Baby nicht zur Welt kommen kann, sondern eine Fehlgeburt (auch: Abort) diagnostiziert wird, herrscht bei vielen Paaren erst einmal pure Verzweiflung und Hilflosigkeit. Es ist ein richtiger Wust an Gefühlen, der jetzt hochkommen kann: Trauer über das verlorene Kind, aber auch Wut über die unveränderliche Situation, Schuldgefühle und eventuell sogar gegenseitige Beschuldigungen wechseln sich bei einer Fehlgeburt oftmals ab. Je nachdem in welcher Woche oder welchem Monat der Abort stattfindet, kann bereits eine echte, intensive Bindung zum ungeborenen Kind bestanden haben. All diese Emotionen, Fragen und Zweifel sind es wert gelebt zu werden – und bedürfen einer sorgfältigen Verarbeitung, die nicht immer allein bewältigt werden kann. Weder das Verhältnis zum geliebten Partner noch das eigene Selbstbewusstsein sollten langfristig unter einer Fehlgeburt leiden. Deshalb gilt wie für viele emotional belastende Situationen: Eine erneute Schwangerschaft wirkt zwar wie die Lösung des Problems, sollte jedoch niemals der erste Schritt sein. Erst wer sich, zusammen mit seinem Partner, reif genug fühlt und die Trauer über das verlorene Kind verarbeiten konnte, ist bereit für eine nochmalige Schwangerschaft nach der Fehlgeburt. Alles andere wäre dem neuen Kind gegenüber unfair: Aus psychologischer Sicht kann das Baby so mit unverarbeiteten Gefühlen, sogar mit Schuld und übertriebenen Erwartungshaltungen belastet werden. Eine aufrichtige Trauerarbeit, allein oder zu zweit, mit oder ohne professionelle Hilfe ist deshalb in jedem Falle empfehlenswert.
Ein zweiter Aspekt, der bei der Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt für viele Frauen mitschwingt, ist die Angst einer weiteren Komplikation. Und diese Angst ist leider auch nicht ganz unberechtigt – schließlich gibt es Frauen, die während der Schwangerschaft ein besonders hohes Risiko zu Fehlgeburten aufweisen. Sehr wahrscheinlich spielen hierbei mehrere Faktoren eine Rolle, die dann ungünstig zusammen treffen können: So werden unter Anderem Veränderungen der Gebärmutterform, Gewebewucherungen oder Störungen der Schilddrüsenfunktion der Mutter als mögliche Ursachen genannt. Eine verengte oder anders geformte Gebärmutter beispielsweise kann zu Deformationen des Fötus führen, welcher dann eventuell eine Fehlgeburt nach sich zieht. Auch Wucherungen in der Gebärmutter können bei entsprechender Größe für eine Störung der Fötusentwicklung verantwortlich sein. Störungen des Hormonhaushaltes, wie sie beispielsweise bei einer Überfunktion der Schilddrüse der Fall sind, können ebenfalls für einen frühzeitigen Schwangerschaftsabbruch sorgen. Für eine erneute Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt ist es deshalb umso wichtiger, die mögliche Ursache für den Abort zu finden und wenn möglich zu behandeln. Hiermit kann das Risiko auf eine erneute Fehlgeburt deutlich gesenkt werden. Die Schilddrüsenfunktion kann behandelt, eventuelle Myome (Wucherungen) entfernt werden. Darüber hinaus gibt es aber auch viele Ursachen für eine Fehlgeburt, die unvorhersehbar sind: Hierzu zählen spontane Genmutationen, die immer wieder vorkommen können, ebenso wie Komplikationen während der Schwangerschaft. Auch Infektionen der Inneren Geschlechtsorgane der Frau werden mitunter für Fehlgeburten verantwortlich gemacht. Im Verdachtsfall sollte rechtzeitig gehandelt werden, um eine komplikationsfreie Schwangerschaft zu gewährleisten.
Übrigens: Ob in Ihrem persönlichen Fall das Risiko für eine Fehlgeburt erhöht ist oder nicht und was Sie nach einer solchen tun sollen, können Sie am Besten mit Frauenarzt oder Frauenärztin Ihres Vertrauens besprechen. Nach einer Fehlgeburt kann es außerdem sinnvoll sein, psychologische oder seelsorgerische Unterstützung zu bekommen. Viele Kliniken bieten heute eigene kirchliche oder nichtkirchliche Gesprächspartner für Paare, Mü+tter und Väter.
Nach einer Fehlgeburt haben viele Frauen Angst, wieder schwanger zu werden. Statistisch gesehen haben sie tatsächlich ein höheres Risiko, eine erneute Fehlgeburt zu erleiden. Die meisten Frauen jedoch erleben eine ganz einfache, normale und unkomplizierte Schwangerschaft auch nach einer Fehlgeburt. Die Schwangeren werden aber besonders medizinisch umsorgt, denn sie werden als so genannte Risikoschwangere angesehen und entsprechend in den Vorsorgeuntersuchungen behandelt. Wichtig ist, dass die Gründe für die Fehlgeburt erkannt wurden, damit sie bei einer erneuten Schwangerschaft vermieden werden können.
Eine Fehlgeburt zu erleiden, ist für jede Frau eine schreckliche Erfahrung. Dennoch bleibt in den meisten Fällen der Wunsch nach einem Kind bestehen. Viele Frauen haben dann zwar Angst, es noch einmal zu versuchen, teilweise wird ihnen aber sogar dazu geraten. Dabei muss aber gesagt werden, dass die Frau psychisch wieder in der Lage sein muss, eine Schwangerschaft anzugehen und sich auf das neue Baby zu freuen. Körperlich ist sie meist sehr schnell wieder soweit, dass die Empfängnis möglich wäre.
Als Fehlgeburt wird der Abgang des Kindes vor Erreichen der Lebensfähigkeit bezeichnet. Meist passiert die Fehlgeburt innerhalb der ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft. Daher gilt diese Zeit auch als besonders kritisch und nicht wenige Paare scheuen sich davor, von der bevorstehenden Elternschaft zu berichten, ehe die zwölf Wochen nicht um sind. Der Eisprung setzt bei der Frau relativ rasch wieder ein, nachdem sie eine Fehlgeburt erlitten hat. Denn im Gegensatz zur normalen Geburt werden keine Stillhormone gebildet, die einen Eisprung verhindern würden. So kann es sein, dass die Frau im nächsten Zyklus schon wieder empfängnisbereit ist. Doch vielen Frauen geht das dann doch zu schnell und sie möchten sich selbst erst einmal etwas Zeit geben, um das Erlebte zu verarbeiten. Dem Baby, das nach einer Fehlgeburt nun erwartet wird, wird oftmals eine besondere Liebe entgegengebracht. Das mündet nicht selten darin, dass die Frau übervorsichtig wird und sich am liebsten nur noch in ihr Bett zurückziehen möchte. Doch das steht der gesunden Entwicklung des Kindes entgegen. Es braucht eine aktive Mutter, die sich bewegt und nicht ständig darüber nachgrübelt, was alles passieren könnte. Sicher, es ist für Nichtbetroffene leicht gesagt „Nun blick doch mal nach vorn!“, doch für die Frau ist das eine der schwersten Hürden, die es im Laufe der Schwangerschaft zu nehmen gilt. Die eigene Trauer muss selbst und auch vom Umfeld akzeptiert werden, denn immerhin ist es das eigene Kind gewesen, das gestorben ist. Erst, wenn die Seele wieder bereit ist, nach vorn zu blicken, ist der Neuanfang wirklich möglich. Hilfreich dabei sein können Gespräche mit anderen Betroffenen, ob nun persönlich oder über die diversen Foren im Internet.
Vor der erneuten Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt sollte die Frau herausfinden, was die Ursache gewesen sein könnte. Dazu sollten zum Beispiel innere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Gab es Entzündungen oder hat die Frau ein Trauma erlitten (etwa durch Schläge auf den Bauch)? Wenn die Gründe bekannt sind, kann versucht werden, bei der nächsten Schwangerschaft darauf zu achten, dass so etwas nicht wieder passiert. Allerdings muss man auch sagen, dass die Forschung nach den Ursachen nur selten zum Erfolg führt. Meist endet die Schwangerschaft ohne erklärlichen Grund in einer Fehlgeburt.
Das Risiko, erneut eine Fehlgeburt zu erleiden, ist statistisch gesehen höher, wenn schon einmal eine Fehlgeburt aufgetreten ist. Allerdings erlebt der Großteil der Frauen auch nach einer Fehlgeburt eine glückliche Schwangerschaft ohne erneute Komplikationen. Es wird übrigens davon ausgegangen, dass rund ein Drittel aller Frauen im Laufe ihres Lebens eine Fehlgeburt hatten, von der sie nicht einmal etwas mitbekommen haben. Das Kind ist dann in den ersten Wochen wieder abgegangen und die Regel hat wie gewohnt eingesetzt, vielleicht etwas stärker als üblich. Auch dann werden die Frauen problemlos wieder schwanger.
Auf der Seite http://www.9monate.de/Wartezimmer/schwanger_nach_fehlgeburt finden Sie die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Außerdem werden weitere Informationen zum Thema gegeben.