Ich war in der 36. Schwangerschaftswoche, als bei mir die Fruchtblase platzte, und mein kleiner Sohn sich auf den Weg zu uns machte… Vier Wochen zu früh, ein Zwerg von 48cm und 2.840g ! Ich hatte dieses kleine Bündel Mensch in meinem Arm und war überglücklich! Wie sollte ich ahnen, was da noch alles auf uns zukommen würde??? Leon entwickelte sich soweit altersgerecht, fing an zu krabbeln, und mit 10 Monaten bereits schon an zu laufen…
Leon besuchte mittlerweile an zwei Nachmittagen in der Woche eine Kindergruppe im Kindergarten. Von dort hörte ich dann des öfteren, dass er sehr unruhig wäre, und nicht still sitzen könnte. Das war mir natürlich auch zu Hause schon aufgefallen. Bei der nächsten Untersuchung beim Kinderarzt sprach ich ihn wieder auf das Thema Hyperaktivität (ADHS) an, und bekam nur wieder zu hören, dass Leon immer noch zu jung wäre um dies zu beurteilen. Wieder machte ich mir keinerlei Gedanken, der Kinderarzt wisse schon wovon er redet…so versuchte ich mich selbst auch zu beruhigen. Mit knapp vier Jahren kam Leon dann endlich richtig in den Kindergarten! Was war ich froh, denn er war ein ganz schöner Wirbelwind, und ich hatte auch zwischenzeitlich wieder angefangen zu arbeiten, so dass Oma auf ihn aufpassen musste. Die war natürlich immer ganz schön fertig, wenn ich ihn nach ein paar Stunden wieder dort abgeholt habe!
Ein halbes Jahr verging, und es kam der erste Sprechtag im Kindergarten. Die Erzieherinnen konnten mir so viel über mein Kind erzählen, ich war total platt! Unter anderem aber sprachen sie auch ganz vorsichtig auf das Thema ADHS an, und rieten mir mit Leon eine Ergotherapie zu machen. Ich war dankbar für diesen Tipp, und vereinbarte sofort einen Termin bei unserem Kinderarzt, damit ich mit ihm über eine mögliche Therapie für ADHS sprechen konnte. Ich war inzwischen zu einem anderen Arzt gewechselt, da meiner in Pension gegangen war.. Ich hatte mir das eigentlich ganz einfach vorgestellt: der Doc untersucht Leon, stellt das ADHS fest, und ich bekomme ein Rezept für die Ergotherapie! DENKSTE! So lief es natürlich nicht! Zuerst musste ich mir einen Termin im Sozial Pädiatrischen Zentrum bei uns besorgen. Dort sollte Leon dann ausgetestet werden, und zwar Ergotherapeutisch sowie Neurologisch. Ich rief also dort an, um einen Termin zu vereinbaren. Ich sagte, dass bei meinem Sohn der Verdacht auf ADHS besteht, und ich einen Termin zum austesten bräuchte… Ich bekam gleich zwei! Einen ein halbes Jahr später, den anderen ein ganzes Jahr später!!!! Das warf mich erstmal völlig aus der Bahn!!! Aber ich lies mich nicht beirren, und beharrte weiter auf unsere Therapie! Da ich den Termin für die ergotherapeutische Untersuchung nicht wahrnehmen konnte, vereinbarte ich mit dem Doktor im SPZ, dass ich die Austestung in einer Praxis bei uns in der Stadt machen könnte, da diese Therapeutin auch eng mit dem SPZ zusammen arbeitet! Puh, was fiel mir ein Stein vom Herzen!!! Ich habe sofort dort angerufen, und einen Termin ausgemacht! Das ging dann auf einmal rasend schnell!!! Rezept bekommen, ab zur Therapeutin, und wir waren drin in der Ergotherapie!!! Ich war so unendlich froh, dass die Dinge endlich ihren Lauf nahmen, denn inzwischen änderte sich auch für uns die Situation zu Hause! Leons Brüderchen wurde geboren, und mein Mann sollte wieder für sechs Monate ins Ausland gehen!!! Ich wusste gleich, dass es für Leon unendlich schwierig sein würde damit umzugehen! Aber was das Geschwisterchen betraf hatte ich mich dann doch getäuscht! Er freute sich vom ersten Tag an!!!
So begann Leon also seine Ergotherapie…und er machte super Fortschritte! Ich merkte regelrecht wie gut es ihm tat! Auch zu Hause fing ich an so einige Dinge zu ändern… Ich erarbeitete mit Leon ein Punktesystem, über das ich ihn für gute Taten belohne. Auch stellten wir Regeln auf, und ich sorgte für einen geregelten Tagesablauf. Damit lief es schon viel besser, und ich fand heraus, dass ich viel auch durch Motivation erarbeiten konnte! So versprachen wir ihm immer wieder eine tolle Überraschung, wenn er es schaffte innerhalb einer Woche alle seine Sticker zu sammeln! Und tatsächlich schaffte er es!! Zur Belohnung sind wir mit ihm dann in den Zoo gefahren und haben dort einen schönen Tag verbracht! Endlich rückte auch der Termin im SPZ heran, und ich war wahnsinnig gespannt auf die Aussage dort! Der Doktor sprach sehr lange mit Leon alleine, dann mit mir und zum Schluss mit allen zusammen. Zwischenzeitlich mussten wir etliche Formulare ausfüllen, in denen wir unser Kind einschätzen sollten, bezüglich seiner Hyperaktivität und seiner Reizüberflutung, seinem Verhalten zu Hause, im Kindergarten und auch seine Freizeitgestaltung – hat er Freunde oder nicht??? Nach etwa zwei Stunden waren wir fertig, und bekamen die Diagnose ADHS soweit bestätigt. Der ausführliche Bericht würde noch folgen, das dauert eine Weile. Und wir bekamen sofort einen neuen Termin für nächstes Jahr im Januar, damit er Leon noch einmal sehen kann, bevor er letztendlich dann im August nächsten Jahres eingeschult wird. Dann steht nämlich aus, ob er Medikament bekommen wird oder nicht….
Zwischenzeitlich macht Leon regelmäßig seine Ergotherapie weiter, und wir waren zur Mutter-Kind-Kur an der Ostsee, von der wir seit ein paar Tagen wieder zurück sind, und ich mich während des dreiwöchigen Aufenthaltes dort ein wenig von den Strapazen zu Hause erholen konnte! Denn ein ADHS-Kind ist wahnsinnig anstrengend, und ich muss gestehen, es steckt mich auch manchmal an, wenn Leon so unruhig ist! Aber ich habe auch gelernt damit umzugehen, und mein Kind so zu nehmen wie es ist…eben einfach anders!!! Und ich lerne immer wieder neu dazu meinem Kind den Alltag zu vereinfachen, damit er später selbst damit zurechtkommen kann… Ich wünsche es ihm sehr, denn er ist wirklich ein ganz toller kleiner Kerl, dem man auch nicht lange böse sein kann….
Erfahrungen mit Kindern, die vom Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom betroffen sind, machen leider immer mehr Eltern. Hilfe finden sie unter anderem beim Kinderarzt, der verschiedene Therapeuten empfehlen kann. Auch der Austausch mit anderen betroffenen Eltern ist wichtig und kann hilfreich sein. Die Kinder zeichnen sich dadurch aus, dass sie ständig unaufmerksam wirken, sich nicht konzentrieren können, sich immer wieder für neue Dinge begeistern – im Minutentakt scheinbar – und sehr wenig Schlaf brauchen. Sie können einfach nicht stillsitzen und haben ständig „Hummeln im Hintern“.
Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom wird mit ADS abgekürzt, wenn der Betroffene auch hyperaktive Störungen zeigt, wird die Erkrankung ADHS genannt. Das Syndrom zeigt sich bereits bei kleinen Kindern und wird teilweise schon im Kindergartenalter festgestellt. Es kann auch sein, dass Erwachsene unter ADS leiden, es wird davon ausgegangen, dass rund 50 Prozent der betroffenen Kinder als Erwachsene unter dem Syndrom leiden. Insgesamt sind es rund 400.000 Kinder, die als Zappelphillip bezeichnet werden können. Auffällig ist, dass Jungen häufiger betroffen sind, als Mädchen. Woran das allerdings liegt, konnte bis heute noch niemand so genau erklären.
Beschwerden und Symptome bei ADS
Dem Kind fällt es schwer, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Es träumt immer wieder und lässt sich sehr leicht ablenken. Die Unaufmerksamkeit ist das wichtigste Kennzeichen. Alles Neue muss direkt unter die Lupe genommen werden. Dabei kann es sein, dass das Kind sehr impulsiv reagiert. Teilweise bekommen andere das Gefühl, dass das Kind erst handele, und dann erst nachdenke. Das Kind redet sehr viel und kann nicht abwarten, bis es selbst an der Reihe ist. Andere werden unterbrochen. Das Kind zeigt starke Gefühlsschwankungen und explodiert regelrecht bei den sehr heftigen Wutanfällen. Die Störung hält länger als ein halbes Jahr an und richtig auffällig werden die Beschwerden, wenn sich das Kind in einer Gruppe befindet. Auffällig ist auch, dass von ADS betroffene Kinder häufig stören und herumkaspern, sie haben Schwierigkeiten einzuschlafen und wirken auf andere, als könnten sie keine Distanz halten. Eltern haben häufig das Gefühl, dass ihre Kinder sie ständig austesten wollen. Die Frustrationsgrenze ist sehr niedrig, passt dem Kind etwas nicht, so flippt es schnell aus und bekommt einen filmreifen Wutanfall.
Die Probleme führen zu Schwierigkeiten in Schule und Kindergarten, die Eltern wissen häufig nicht mehr weiter. Die Folge können weitere psychische Probleme sein.
Ursache des Aufmerksamkeitsdefizit-Syndroms
Die genaue Ursache für das Entstehen von ADS konnte bis heute nicht erklärt werden. Es wird vermutet, dass die Verarbeitung von Informationen und deren Weiterleitung nicht so funktioniert, wie üblich. Teilweise wird auch davon ausgegangen, dass die Ursache in den Genen liegt, denn Erwachsene, die selbst als Kind unter ADS gelitten haben, bekommen häufiger Kinder, die ebenfalls das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom zeigen, als gesunde Eltern.
Diagnose
Wer sich über das eigenartige Verhalten des Kindes wundert, sollte auf jeden Fall den Kinderarzt zu Rate ziehen. Möglich ist auch das Befragen eines Kinderpsychologen oder das Einholen von Informationen in einer Beratungsstelle, die sich auf ADS und ADHS spezialisiert hat. Wichtig ist immer, dass die richtige Diagnose gestellt wird. Denn nicht alle Kinder, die sehr zappelig und aufgeweckt sind, haben ADS. Viele sind einfach nur besonders lebhaft und zeigen ein reges Interesse an ihrer Umwelt. Teilweise kann es sich auch um ein hochbegabtes, aber unterfordertes Kind handeln. Solche Kinder reagieren ebenso oder ähnlich.
Therapie
Ratschläge zur Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms finden sich auf der Seite http://www.tippscout.de/ads-adhs—aufmerksamkeitsdefizitsyndrom-behandeln_tipp_3116.html.
Die Behandlung von ADS setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen. Die medikamentöse Therapie sollte dabei der letzte Ausweg sein, auch wenn damit häufig schnelle Erfolge zu erzielen sind. Diese sind aber nicht von Dauer und belasten ein Kind und den Organismus nur unnötig. Eltern, Geschwister und Lehrer müssen in die Therapie mit einbezogen werden. Der Tagesablauf wird festen Strukturen unterzogen, so dass die Kinder einen Halt haben. Verhaltenstraining kann ebenfalls sinnvoll sein, ebenso eine Therapie, die die Motorik fördert (Ergotherapie).