Mediation und Familienmediation – Streitschlichtung bei Eheproblemen
Normaler Weise kennt man Begriffe wie Supervision und Konfliktmanagement allenfalls aus dem Arbeitsleben. Immer mehr Betriebe setzen auf professionelle Unterstützung wenn es darum geht, Probleme sinnvoll zu lösen und Konflikte entsprechend aufzulösen. Die zugehörigen Methoden, die vielfach dem Bereich der Psychologie entspringen, erfreuen sich aber auch bei Familienangelegenheiten immer größerer Beliebtheit. Mediation lautet das Zauberwort, welches heute in vielen Fällen eine zufriedenstellende Einigung ganz ohne Richter und Rechtsanwalt verspricht. Dabei können Konflikte außergerichtlich geklärt oder aber zumindest vorbereitet werden (wie beispielsweise bei einer Scheidung). Der berühmt-berüchtige „Rosenkrieg“, die Schlammschlacht wie bei zahlreichen Promi-Scheidungen soll somit möglichst vermieden werden. Ein Versprechen, welches die Mediation gerade auch für Familien mit Kindern so attraktiv macht. Doch was ist Mediation eigentlich genau? Wie funktioniert das Verfahren, und für wen ist diese Methode überhaupt geeignet? Was man zur Mediation wissen muss und wie sie im konkreten Fall helfen kann, zeigen wir auf diesen Seiten.
Mediation – was ist das eigentlich?
Der Name Mediation stammt aus dem Lateinischen, er bedeutet übersetzt „Vermittlung“. Hiermit ist bereits die wichtigste Säule der Mediation genannt: Im Gegensatz zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, bei der beide Parteien in der Regel möglichst auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, ist die Mediation aus Ausgleich und Kompromiss bedacht. Hierfür sind zwei wichtige Aspekte entscheidend. Zum einen ist es der Mediator selbst, der als Vermittler, also als neutraler Ansprechpartner in einem Konflikt auftritt. Zum anderen sind es die beiden „Streitparteien“, in diesem Fall also Ehe- oder Lebenspartner, die in jeder Mediationssitzung anwesend sind und entscheidend zur Lösung beitragen. Sie werden nicht, wie bei einem Gerichtsprozess, von einem Rechtsanwalt vertreten. Stattdessen formulieren sie selbst ihre Interessen. Bei Uneinigkeit versucht der Mediator, eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu erzielen. Dabei gibt es, im Gegensatz zur gerichtlichen Auseinandersetzung, jedoch keine juristische Verbindlichkeit. Haben sich beispielsweise beide Partner innerhalb der Mediation auf eine bestimmte Aufteilung der gemeinsamen Habseligkeiten geeinigt, so kann diese Einigung trotzdem widerrufen werden, wenn sich mindestens einer von beiden später anders entscheidet.
Für wen ist Mediation geeignet? Wie kann uns Mediation bei Scheidung und Familienangelegenheiten helfen?
Ganz grob gesagt: Mediation eignet sich für Familien, Eheleute und Lebenspartner, die an einer konstruktiven und beiderseitigen Streitschlichtung interessiert sind. Wer lediglich seine eigenen Interessen durchsetzen möchte, beispielsweise im Rahmen einer Scheidung, der ist hier eher fehl am Platz. Voraussetzung hierfür ist in der Regel ein Mindestmaß an gegenseitiger Sympathie. Doch auch in verfahrenen Situationen kann die Mediation oftmals noch Auswege aufzeigen – beispielsweise, um eine endgültige Scheidung zu verhindern. Dabei tritt der Mediator, wie eingangs beschrieben, lediglich als Vermittler auf. Er kann helfen, die eigene Perspektive bewusst wahrzunehmen, gleichzeitig aber auch die Sichtweise des Partners zu verstehen. Übrigens kann die Mediation nicht nur bei familieninternen Streitigkeiten, sondern zum Beispiel auch zur Konfliktlösung bei geschiedenen Eltern vielversprechend sein. Häufig ist die gütliche Einigung auch für das gemeinsame Kind bzw. die gemeinsamen Kinder eine sinnvolle Lösung: Sie leiden besonders darunter, wenn Papa und Mama sich nicht mehr verstehen und Konflikte auf ihrem Rücken austragen. Wer verhindern möchte, dass Unstimmigkeiten rund ums Sorge – und Besuchsrecht, um Urlaubsaktivitäten mit dem Kind oder Erziehungsmethoden vor dem Richter landen, der kann gemeinsam mit seinem Ex-Partner eine Mediation in Anspruch nehmen.
Wo finde ich einen passenden Mediator?
Die Suche nach einem kompetenten Mediator, der Familienkonflikte oder Scheidungsprozesse begleitet, ist nicht immer ganz einfach. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Berufsbezeichnung „Mediator“ ist juristisch nicht geschützt, kann also zumindest theoretisch von jedem geführt werden, der sich zu dieser Tätigkeit berufen fühlt. Dies gilt in verstärktem Maße seit dem sogenannten Rechtsdienstleistungesetz, das 2008 verabschiedet wurde. Hierdurch wurde die Mediation deutlich von der Rechtsberatung abgegrenzt, so dass heute neben Anwälten auch Angehörige anderer Berufsgruppen ihre Dienste als Mediator anbieten.
Trotzdem oder vielmehr gerade deshalb sollten Partner und Eheleute besonders viel Wert auf einen wirklich guten Ansprechpartner legen. Die Suche kann einige Zeit in Anspruch nehmen, lohnt sich aber gleich in doppelter Hinsicht: Denn eine Mediation, die zum Beispiel mangels fachlicher Kompetenz nicht zum gewünschten Ergebnis führt, kostet nur Geld – und bringt niemandem etwas. Zu den finanziellen Ausgaben gesellt sich bei schlechter Mediation nicht selten ein weiteres Problem: Denn wenn der Mediator parteiisch wird, nur wenig Erfahrung hat oder selbst unsicher ist, dann können sich Konflikte auch auf emotionaler Ebene noch verschärfen. Wer das verhindern möchte, der sollte also ruhig wählerisch sein. Eine gute Anlaufstelle bieten die privaten Dachverbände, die jedoch ganz unterschiedliche Ansprüche an ihre Mitglieder stellen. Hier sollte man sich vorab informieren, ob diese Ansprüche mit den eigenen Wünschen an einen Mediator übereinstimmen. Eine entsprechende Ausbildung im Bereich Mediation wird zum Beispiel von privaten Akademien im gesamten Bundesgebiet, von Berlin bis Hamburg und von München bis Düsseldorf geboten. Zu den bekanntesten Verbänden zählen unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Mediation (DGM), der Bundesverband Mediation (BM) oder speziell für Familien und Eheleute die Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienmediation (BAFM). Einen guten Ruf genießen außerdem die universitären Ausbildungsmöglichkeiten, die je nach Hochschule und Studiengang sogar mit einem akademischen Grad abgeschlossen werden können. Rechtsanwälte mit Zusatzausbildung wiederum unterliegen den Richtlinien ihrer Berufskammer. Die relativ strengen Auflagen für eine Anerkennung gewährleisten ein hohes Qualitäts-Niveau. Übrigens: Neben den fachlichen Qualifikationen spielt selbstverständlich auch die persönliche Note eine wichtige Rolle. Voraussetzung für eine erfolgreiche Mediation ist, dass sich beide Partner bzw. Parteien verstanden und ernst genommen fühlen. Neutralität ist das oberste Gebot für einen guten Mediator. Statt eine Seite zu bevorzugen oder seine eigene Meinung durchsetzen zu wollen, konzentriert er sich ganz auf die gütliche Lösung des Konflikts. Ziel ist schließlich eine Einigung, mit der beide Partner gleichermaßen zufrieden sind.
Was kostet die Mediation?
Die genauen Kosten einer Mediation können vorab kaum angegeben werden. Es gibt etliche Faktoren, die eine Rolle bei der Kalkulation spielen. Weil Mediatioren ihre Leistungen in aller Regel nach anfallender Arbeitszeit berechnen, hängen die endgültigen Kosten also vor allem davon ab, wie schnell die gewünschte Einigung erreicht wird. Hektik und Eile aber sind keine guten Berater bei der Mediation: Wer möglichst schnell alles durchwinken möchte, um Kosten zu sparen, der ärgert sich nicht selten über das wenig zufriedenstellende Ergebnis – was dann im Ernstfall zu weiterem Streitpotential und somit eventuell sogar Einschaltung eines Anwalts führen kann. Hierdurch hat man dann letztendlich keinerlei Kosten eingespart, sondern im Gegenteil zusätzliche verursacht. Grundsätzlich sollte man also lieber großzügig denken und mehr Sitzungen einplanen, sofern die finanziellen Verhältnisse dies erlauben. Je Sitzung sollte man mit rund anderthalb bis zwei Stunden Dauer rechnen. Als grober Anhaltspunkt für eine einzelne Zeitstunde nennen Mediatoren und Institute zwischen 100 und 350 Euro. Ob diese Kosten im Budget drin sind, sollten Lebenspartner und Eheleute genau besprechen, um unnötige Konflikte in der ohnehin angespannten Situation zu vermeiden. Insbesondere bei Scheidungsprozessen kann eine vorangehende Mediation zusätzliche Kosten verursachen, die man in jedem Fall einplanen sollte. Trotzdem: Das Versprechen eines guten Mediators liegt nicht zuletzt darin, den Konflikt möglichst kostensparend beizulegen und beispielsweise doppelte Anwaltskosten zu vermeiden.