Nach der Geburt erleben viele M?tter ein Stimmungstief, welches von Traurigkeit und Zweifeln gepr?gt ist, den sogenannten „babyblues“. Diesen psychischen Zustand nach der Entbindung bezeichnet man als Wochenbettdepression; ebenso werden die Begriffe postnatale oder postpartale Depression verwendet.
Werdende M?tter sind h?ufig euphorisch und voller Vorfreude auf ihr Baby. Sie sind gl?cklich, dass ihr Kinderwunsch endlich in Erf?llung geht, blicken begeistert auf ihr Familienleben in der Zukunft und bereiten sich intensiv auf die Geburt vor. Kurse f?r Yoga, Partnermassage und Atem- und Entspannungs?bungen werden besucht, das Kinderzimmer wird hergerichtet, Geburtsvorbereitungskurse besucht, Kleidung und Spielzeug f?r das Baby werden besorgt. Doch wieso geraten M?tter nach der Schwangerschaft so h?ufig in eine Wochenbettdepression, wenn sie sich so sehr auf ihr Kind gefreut haben?
Die Zeit nach der Entbindung ist durch eine dramatische hormonelle Umstellung gekennzeichnet, die die Stimmung schon einmal Achterbahn fahren lassen kann. Zudem ver?ndert sich nach der Entbindung das Leben einer Frau schlagartig: Sie hat deutlich weniger Zeit f?r sich selbst, bekommt zahlreiche neue Aufgaben, die es zu bew?ltigen gilt und muss ihre eigene Kindheit oder Jugend praktisch aufgeben, denn nun hat sie gro?e Verantwortung f?r ihr Baby zu ?bernehmen. Hinzu kommen auch psychosoziale Faktoren: Berufst?tige Frauen m?ssen meist in Mutterschutz gehen und werden somit zwangsweise aus ihren Gewohnheiten und routinierten Lebensumst?nden gerissen, m?ssen neue Strukturen erlernen. Dies und die oftmals hohen Erwartungen an sich selbst f?hren schnell zu ?berforderung und ?ngsten. Der Gedanke, den neuen Aufgaben nicht gewachsen zu sein, die Erwartungen des privaten Umfeldes nicht erf?llen zu k?nnen und als Mutter zu versagen, sind typisch f?r eine Wochenbettdepression.
Es kommt zu Selbstzweifeln, ausgepr?gter Labilit?t, Panikattacken und einer Verst?rkung der Stimmungsschwankungen. Ebenso sind Schuldgef?hle, unbegr?ndete Sorgen und zwiegespaltene Gef?hle dem Baby gegen?ber h?ufige Symptome einer postnatalen oder postpartalen Depression. Dar?ber hinaus brechen M?tter w?hrend des Stimmungstiefs oft grundlos in Tr?nen aus, versp?ren kein Interesse mehr an , sind empfindlich und m?de, reizbar und ersch?pft. Die Ver?nderung des Hormonhaushaltes, des Stoffwechsels und des K?rpers nach der Schwangerschaft tragen zus?tzlich zur Unsicherheit und Niedergeschlagenheit der Frau bei.
In der Regel vergehen diese Gef?hle circa zehn Tage nach der Geburt – halten sie allerdings l?nger als 14 Tage an, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden. Depressionen sind eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, welche Betroffene nur selten allein in den Griff bekommen. Wenn Frauen nach der Schwangerschaft nur wenig Austausch mit Freunden oder anderen M?ttern haben und nicht ausreichend von Familie und Bekannten unterst?tzt werden bzw. niemanden haben, der zuh?rt und Trost spendet, ist die Gefahr einer Wochenbettdepression gr??er – ebenso die, alleine keinen Weg aus dieser zu finden.
In solchen F?llen ist eine Psychotherapie sinnvoll: Durch einen intensiven Austausch und tiefgehende Gespr?che werden M?tter entlastet und treffen auf Verst?ndnis. In der Therapie k?nnen sie Druck abbauen, Probleme verarbeiten und ?ber ihre Gef?hle sprechen und brauchen sich dieser nicht zu sch?men. Davon abgesehen k?nnen gemeinsam Strategien zur Stressbew?ltigung sowie L?sungswege f?r akute Probleme erarbeitet werden. Unterst?tzend zu einer Psychotherapie k?nnen bei einer Wochenbettdepression – sofern die Mutter nicht stillt – leichte Antidepressiva verschrieben werden, welche die Stimmung der Patientin aufhellen und f?r mehr Stabilit?t sorgen sollen. In den meisten F?llen ist eine ambulante Therapie ausreichend, so dass die Depression vollst?ndig geheilt werden kann. Wenn damit l?ngerfristig keinerlei Erfolge erzielt werden k?nnen, kann ein station?rer Aufenthalt in einer Klinik angebracht sein.