Also mit der Unterscheidung zwischen Berufs- und Erwerbsunfähigkeit hat Littlefoot völlig recht. Trotzdem ist seine Auffassung falsch: ich habe auch immer geglaubt, ich könnte meinen Beruf notfalls noch vom Krankenhausbett aus ausüben, vom Rollstuhl aus oder wenn ich blind wäre (ich kenne z.B. einen blinden Richter). Da es aber auch Erkrankungen gibt, die einen an einem Bürojob hindern können - wie z.B. eine Depression - kann auch für so einen Job eine Berufsunfähigkeitsrente wertvoll sein. Sonst wird man womöglich auf eine rein körperliche Tätigkeit verwiesen. Aber natürlich ist auch Müllmann ein ehrbarer Beruf.
Bei den Unfallversicherungen ist Vorsicht geboten: die darin enthaltene Berufsunfähigkeitsversicherung gilt oft nur für unfallbedingte Berufsunfähigkeit. Die Unfälle machen aber nur einen verhältnismässig kleinen Teil der Gründe aus.
Es empfiehlt sich in jedem Fall ein Blick in die Versicherungsbedingungen. Das ist zwar sehr langweilig, weil es viele Seiten in kleiner Schrift sind, aber es lohnt sich, denn man findet darin, wo überall KEIN Versicherungsschutz besteht. Der Versicherungsvertreter oder -makler erzählt dir dagegen, was alles versichert ist, und so eine Positiv-Liste klingt immer sehr eindrucksvoll. Die Lücken sind aber das entscheidende, und die muss man selbst finden - oder durch einen unabhängigen Dritten suchen lassen (Anwalt, Verbraucherberatung usw.).
Und noch eines: Versicherungsmakler werben gern damit, dass sie nicht für eine bestimmte Versicherung arbeiten wie ein Versicherungsvertreter. Sie könnten deswegen im Interesse des Kunden aus verschiedenen Angeboten jeweils das günstigste heraussuchen, weil sie ja unabhängig sind. Das ist in den allermeisten Fällen nicht wahr: sie suchen die Versicherung heraus, die ihnen (den Maklern) die besten Konditionen gewährt - selbst wenn sie für den Kunden teurer oder weniger vorteilhaft ist. Ich habe schon mit mehreren Maklern zusammengearbeitet bzw. sie vertreten und Schriftverkehr zwischen Versicherern und Maklern gelesen, bei dem mir die Augen übergingen.
Die günstigste Versicherung muss man daher selbst herausfinden - oder wiederum durch einen unabhängigen Dritten herausfinden lassen (das ist weniger was für einen Anwalt, vielmehr für Verbraucherberatungen, oder die Stiftung Warentest z.B. prüft regelmässig Versicherer).
Das gleiche gilt übrigens für die Frage, ob man eine bestimmte Versicherung überhaupt braucht oder nicht. Und im konkreten Fall der Berufsunfähigkeitsversicherung empfehle ich persönlich, eine abzuschliessen, denn der gesetzliche Schutz ist zwar vorhanden, aber sehr lückenhaft, und er orientiert sich (mit Abschlägen) an der Altersrente, die ja auch nicht unbedingt als üppig bezeichnet werden kann. Wer also krankheitsbedingt vozeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden muss und dabei nicht erhebliche Einbußen im Lebensstandard hinnehmen will, sollte eine zusätzliche Versicherung haben (oder anderweitig vorgesorgt haben).