Das gleiche Gefühl hatte ich auch immer. Hatte mit 14 eine totale 0 bock Phase, habe keine Hausaufgaben gemacht und im Unterricht nicht aufgepasst. Am Ende des Schuljahres wurde mir dann nahegelegt, von der Realschule auf eine Hauptschule zu wechseln. Ich durfte die Klasse nicht wieder holen weil sie nicht davon überzeugt waren das ich mich ändern könnte. Das hat mich ganz weit runter gerissen. In der Hauptschule kam ich mir vor wie einem Kindergarten, war total unterfordert. Ich meine.. Plus und Minus rechnen? Aha...
Im Dänisch Unterricht haben wie immer eine Serie gesehen, zu der wir dann eine kleine Inhaltsangabe schreiben sollten.. ich dachte echt ich wär im falschen Film..
Das Englische war so leicht, das ich, ohne zu üben, nur 1er geschrieben habe. Wenn wir Zettel bekamen, wo andere 45 minuten für brauchten, war ich in 15 minuten fertig.. dennoch bekam ich eine 4 (!!!) in diesem Fach, weil mich die Lehrerin absolut nicht leiden konnte. Ich war total deprimiert und habe absolut nichts für die Schule getan. War immer nur halbanwesend im Unterricht, weil ich mich einfach verarscht fühlte. Mit dem Hauptschulabschluß bewarb ich mich dann bei einem befreundeten Maler meiner Eltern. Ich machte dort Praktikum und mir wurde die Lehrstelle ZUGESICHERT. Seine Frau freute sich so sehr, das endlich mal ein Junge diese Stelle bekommt.. sonst immer nur Mädchen. Die Bewerbung sollte nur eine reine Formsache sein, sie hätten mich auch ohne angestellt weil ich mich gut integriert hatte, mit den Kollegen klar kam und sofort kapiert habe wenn mir etwas erklärt wurde. Nunja, ich freute mich dann wenigstens eine Arbeit zu haben, bei der man auch kreativ sein konnte (da kamen grad die Wischtechniken etc. in Mode). Ich wartete... und wartete.. und wartete, doch bekam nie eine Zusage. Irgendwann rief mein Vater dort an und ihm wurde gesagt, das man sich doch anders entschieden hatte und vergaß mir abzusagen. Noch ein knacks im Ego..
Durch zufall traf ich Wochen später jemanden, der dort gleichzeitig mit mir Praktikum gemacht hatte und er erzählte mir, das ein blondes Mädchen (der Chef steht auf blonde :shake ) die Stelle bekam. Sie hatte nur einen Sonderschulabschluß.....
Nunja.. nun war es zu spät für weitere Bewerbungen und ich bewarb mich in letzter Minute für einen Platz auf der Abendrealschule. Ich wurde angenommen und freute mich riesig, wenigstens einen besseren Schulabschluß machen zu können.
Dort habe ich dann zum ersten mal die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem dänischen Stoff gesehen. Es war wieder sehr einfach für mich und ich hatte in den ersten 3 Semestern absolut keine Probleme mitzuhalten, obwohl ich nicht geübt habe. Hatte nur 2en und 3en, naja, auch eine 5 und eine 4 da ich Erdkunde und Wi/Po nicht mochte ;D
Im 4. Semester ging es dann bergab. Ich weiß bis Heute nicht wieso, aber ich bekam depressionen. Ich habe versucht Arbeit zu finden aber bekam keinen Job, nichtmal einen klitzekleinen Nebenjob. Waäre ja sonst ganz praktisch gewesen da ich ja abends zu Schule ging. Es fing langsam und schleichend an: ich bekam Panik Attacken, hatte Extrasystolen und tierische Angst zu sterben. Wenn ich mich abends in den Bus zur Schule setzte, waren das 20 minuten Hölle für mich. Ich bekam keine Luft, mein Herz raste und ich bekam Platzangst. Ich versuchte immer normal zu wirken, damit man mir nichts anmerkt. In der Schule meinte mein Mathelehrer plötzlich ich würde ja nur hinten rumsitzen und gar keine LUST haben. Wenn er wüßte.. es ging mir immer schlechter und auch ein anderer Lehrer "hackte" auf diese weise auf mir rum. So kam es, das ich immer öfter einfach nicht zur Schule ging. Die Angst war einfach zu groß.. ich hatte nur druchfall und mußte mich immer übergeben wenn ich an die Schule dachte. Ich mußte nun also das Semester wieder holen und es war einfach keine Besserung in sicht und so beschloß man, das ich ein halbes Jahr aussetzen sollte, um dann den Abschluß nachzuholen. Ich diesem halben Jahr ging es mir noch schlechter. Ich war ca. 3-4 mal die Woche beim Arzt, weil ich dachte, ich hätte Krebs, Herzbeschwerden und was weiß ich nicht alles. Saß nur noch vor dem PC und es war kein Ende in Sicht. Letztendlich habe ich den Realschulabschuß doch noch bekommen. Waren zwar nicht allzugute Noten aber immerhin hatte ich ihn.. nach 4 Jahren (dauert normalerweise nur 2). Ich führte Gespräche mit meinem Hausarzt und er riet mir, mich bei einem Freund von ihm zu melden, der Psychologe ist. Ich ließ mir also einen Termin geben und er diagnostizierte mir eine "Generalisierte Angststörung". Er riet mir, eine Therapie zu machen.. ich bekam aber keinen Platz
Mittlerweile war es so weit, das ich unter zwängen litt. Wenn ich mir durchs Haar fuhr, mußte ich es 4 mal tun, dann kurz warten und nochmal 4x durch. Wenn ich auf der Straße ging, durfte ich auf keinem riss in der Straße treten, immer erst den rechten Fuß vor.. verrückt wenn ich heute drüber nachdenke.
Ich lebte vor mich hin.. rief überall an um einen Nebenjob zu bekommen.. Pustekuchen. Zwischenezeitlich hatte ich 6 Monate lang 3 mal die Woche auf 2 Jungs, 8 und 9 Jahre alt, für 8-12 Stunden am Tag und 50DM (egal wie lang ich da war), aufgepasst. Die zogen nun aber weg und futsch war der Job. Absagen über absagen und noch immer kein Therapieplatz.. ich war mit den nerven am ende. Es war kein Ende in Sicht.. ich sah keine Zukunft für mich und mir gings immer schlechter, ich nahm auch immer mehr zu.
Eines morgens kam Kerstin vom Arzt und sagte: "Du wirst Papa". Am Anfang verzweiflung doch Mittags hatte ich mich wieder gefangen und von da an ging es nur noch bergauf. Ich fing an mich riesig zu freuen und sah optimistischer in die Zukunft. Hatte zwar noch immer diese Ängste (dadurch kam ich auch hier ins Forum ;D ) aber es ging mir etwas besser. Fing an mich um eine neue Wohnung zu kümmern und renovierte sie im Alleingang. Beim Kinderzimmer hatte ich mir besonders viel mühe gegeben
Als es dann soweit war, begriff ich langsam aber sicher, dass ich doch wer bin. Heute geht es mir so gut, das ich fast ohne Ängste lebe. Meine Zwänge sind wie weggeblasen und ich bekomme nur noch Angst wenn ich Extra-Systolen habe. Es ging mir nie besser als Heute. Ich muß mir nur meinen Sohn anschauen und ich weoß, ich BIN. Er braucht mich.. ohne mich wäre er nicht der, der er heute ist.. so fröhlich, immer ein Lächeln im Gesicht und total aufgeschlossen fremden (Frauen ;D ) gegenüber. Wenn Mama aus dem Haus geht winkt er ihr und sagt Tschüß. Sobald Papa mal alleine aus dem Haus geht und er bei Mama bleibt, schreit er total verzweifelt und möchte nicht, das sein Papa geht. All das zeigt mir, das ich wer bin, auch wenn ich keine Ausbildung habe und auch keine reguläre Arbeit.
Wenn ich jemandem meine Lebensgeschichte erzähle und erwähne das ich zu Hause beim Kind bin bewundern mich die Leute. Liegt wohl aber eher daran das ich ein Mann bin und keine Frau ;D
Hab das alles schnell niedergeschrieben. Sind warscheinlich viele Fehler drin und es fehlt mind. die Hälfte an Inhalt, aber ich Hoffe Du verstehst was ich damit sagen will: Du bist nicht allein und diese Tiefs kann man überwinden, ich habs ja auch geschafft.
Du BIST jemand. Was Du vor allem nicht bist: Nutzlos. Deine Tochter braucht Dich mehr als jeden anderen Menschen auf dieser Welt. Du bist nicht zu ersetzen 8)
Macht man etwas nichts aus seinem Leben wenn man ein Kind hat?
Lass Dich nicht hängen Susi :maldrueck
P.S. wie gehts Dir sonst so? Hatten ja lenge keinen Kontakt mehr ;-)