Schock! -  Fortsetzung zu "Ist das wirklich normal" "

Rini

Neues Mitglied
Unser Sohn wurde nun mit Sauerstoff versorgt, dann wurden die ersten Untersuchungen gemacht. Die Ärztin oder Schwester, die sich zu diesem Zeitpunkt wohl als Besucherin im Kreißsaal befand und etwas abseits an einem Tresen stand, wurde dann von Frau Dr. Stöckel-Dirk sehr barsch angesprochen, was sie denn wolle und sie möge doch gehen, wenn sie dort nichts zu suchen hätte. Hieraufhin verließ die mir unbekannte Person, nachdem sie mir gratuliert hatte, den Kreißsaal. Die Art und Weise wie Frau Dr. Stöckel-Dirk dort mit den Unbeteiligten gesprochen hat, erweckte in mir den Eindruck, dass sie mit der Gesamtsituation äußerst unzufrieden war und dies wohl nicht der normale Verlauf war.

Zurück im Kreißsaal lag meine Frau nach wie vor in dieser Lage mit den falsch ausgerichteten Schalen in den Gurten. Es bildeten sich mittlerweile deutliche rote Streifen links und rechts am Bein, die vom Einschneiden der Fixiergurte herrührten. Auf die Bitte meiner Frau an die Hebammenschülerin, die Schalen neu auszurichten, hieß es nur: „Ja, ja, mach ich gleich“. Nachdem sie alles für das Nähen meiner Frau vorbereitet hatte, verschwand sie jedoch mit einer Hand voll Wäsche und kam erst einmal nicht zurück.

Zurück im Kreißsaal begann Frau Dr. Stöckel-Dirk nun meine Frau zu nähen. Sie bat außerdem die Hebammenschülerin ein Voltaren Zäpfchen bereitzulegen, woraufhin meine Frau sie darüber aufklärte, dass sie von Zäpfchen Bauchkrämpfe und Durchfall bekäme. Frau Dr. Stöckel-Dirk äußerte hierzu nur „Ja, ja“. Das Zäpfchen wurde meiner Frau in meiner Abwesenheit dann aber dennoch in ihrer entsprechenden hilflosen Stellung gegen ihren Willen verabreicht, obwohl sie definitiv, noch in meinem Beisein, gesagt hatte, sie vertrage diese nicht. Ich selber weiß aus eigener Erfahrung, dass an dem ist.

Während meine Frau versorgt wurde und endlich aus dieser doch sehr unangenehmen Liegeposition befreit wurde, traf die Kinderärztin Frau Dr. Diedrich ein. Nachdem sie unseren Sohn untersucht hatte, ging ich dann mit ihr zusammen hinüber in die Kinderklinik, wo unser Kind stationär aufgenommen werden musste.

Meine Frau wurde dann in das Nachbereitungszimmer gebracht, wo die Infusion noch durchlaufen musste.

Auch im Nachhinein wurde nicht mit uns über die Vorkommnisse gesprochen. Man tat immer noch so, als ob es sich um eine absolute Bilderbuchentbindung mit völlig normalem Ausgang gehandelt hätte. Als die Hebamme noch einmal kam, um sich vor ihrem Feierabend zu verabschieden, sagte sie sogar noch einmal zu meiner Frau, wie toll sie das ja alles gemacht hätte.

Ich habe keinerlei Vergleichsmöglichkeiten, da es sich um meine erste Entbindung gehandelt hat. Ich kann nur den Vergleich zu dem ziehen, was ich aus der Fachliteratur, aus dem Fernsehen und von Freunden und Bekannten erfahren habe. Ich bin jedoch in keiner dieser Informationsquellen auf eine solche Vorgehensweise gestoßen.

Ich persönlich empfand das Ganze als brutale Vergewaltigung meiner Frau. Hier wurde seitens des medizinischen Personals mit einem Menschen umgegangen wie mit einem Stück totem Fleisch. Jedem Landwirt, der seine Tiere so behandelt, wir die Geburtshelferinnen meine Frau behandelt haben, würde man seine Tiere wegnehmen. Aber medizinisches Personal mit einem solchem Verhalten darf weiterhin an einem deutschen Krankenhaus arbeiten, was ich persönlich nicht verstehe. Ich bin an dieser Stelle froh, selber nie Kinder gebären zu müssen und werde dies auch von meiner Frau nie wieder verlangen.

Im Nachhinein muss ich mich immer wieder fragen, warum ich nicht während dieser gesamten Prozedur eingeschritten bin und gesagt habe: „Hier ist Schluss“. Ich weiß es nicht, ich kann es mir selber nicht erklären. Es ist für mich, als wäre dort ein Film abgelaufen. Obwohl ich dabei war, war ich körperlich nicht in der Lage gegen das Vorgehen der Geburtshelferinnen einzugreifen. Im Nachhinein tut es mir unendlich leid, dass ich nicht eingegriffen habe, da vielleicht dadurch etwas an Brutalität und an Fehlentscheidungen des medizinischen Personals hätten abgefangen werden können.

_____________
Hergen Blancke
 
E

Elchen

Guest
Hallo Rini,


was ich da eben gelsen habe,tut mir so unendlich leid für euch,erinnert mich aber leider auch sehr stark an meine erste Geburt,nach der ich eigentlich nie mehr Kinder haben wollte.....

Ich rde mal aus der Sicht einer Frau.Als ich mein erstes Kind erwartete,wusste ich einfach noch nicht,was auf mich zukommen würde/könnte.ich malte mir das alles ehrlich gesagt auch gar nicht ganz so schlimm aus,weil ich seit der 30 .Woche starke Vorwehen hatte,die ich nict mal stark spürte.Ich habe gedacht,naja,wenn das Vorwehen sein sollen,dann werde ich die richtigen auch noch packen..Ich lag wegen der Vorwehen 10 Tage lang im KH und bekam Wehenhemmer bis zur 36.Woche..Naja,nichts desto trotz machte ich mir aber trotzdem wenig Gedanken,um das was kommen mochte...

Eine Woche nach dem errechneten Termin platze mir im Bett beim Fernseh schauen schwallartig die Fruchtblase..Ich lief nur noch aus und war froh,daß mein Mann da war,der sofort handelte und mcih in diesem Zustand,ich triefte ja nur unten raus und stopfte mir ein Handtuch in den Slip ins KH fuhr..Wehen hatte ich bis dahin noch keine...Ihc wurde untersucht,es wurde CTG geschrieben und ich sollte nochmal kurz laufen..Ich lief vielelicht 5 Minuten,dann war es vorbei..Ich dachte,mich trifft der Schlag,als ich merkte,daß die Wehen kamen und ich mit solchen argen Schmerzen nict gerechnet hatte.....Laufen konnte ich so gut wie keinen Meter mehr und die Schmerzen waren dann trotz Badens so stark,daß ich eine PDA wollte..Bei mir war es wie bei euch,man wollte mir keine PDA mehr setzen,weil der Muttermund so gut wie ganz offen war und man meinte,bis die PDA wirke,wäre unser Sohn da...
Ich wurde ebenfalls in den Kreissaal geführt.musste ebenfalls ab und zu die lage ändren,ob es mir passte oder nicht.....
Ab ca.2 Uhr nachts hatte ich Presswehen,aber mein Sohn kam nicht raus.Der Muttermund war offen,die Wehen überhaupt nicht mehr auszuhalten und mein Sohn kam nicht...
Es wurden Herztöne aufgezeichnet,man kam mit irgendwelchen Geräten,in denen man meinem Sohn noch in meinem Bauch Blut aus dem Kopf abnahm,weil die Herztöne sich verschlechterten....
Mir wurde eine Infusion gelegt mit Wehenhemmern,damit ich eine kurze Verschnaufpause hatte,aber geholfen hat das kaum was...

Bis morgens,um 5.30 hat man gewartet,bis endlich was geschahh!Plötzlich waren Unmegngen an Ärzten da,auch wir wussten nicht,wie uns geschah,die Hebamme schüttelte nur noch mit dem Kopf....
Sie haben so lange gewartet,bis es meinem Sohn so schlecht ging,daß siemich rasend schnell unter Vollnarkose per KS endlich von dieser "Qual"befreiten!!Es war kurz vor 6,vier Stunden nach meinen ersten Presswehen!!

Für mich war diese erste Geburt der reinste Horror..Kinder wollte ich nie wieder welche,wobei ich jetzt noch einen zweiten Sohn ,leider auch per KS auf die Welt gebracht habe... :-D

Sicherlich ist es ganz fürchterlich,was ihr da durch habt und auch noch so frisch!!!Ich denke,die Ärzte haben versucht,euer Kind auf normalem Wege auf die Welt zu bekommen,haben aber ausser Acht gelassen,wie es euch dabei geht,und das finde ich schade,sehr schade :(
 

Rini

Neues Mitglied
Hallo Elchen,

vielen Dank für Deine Antwort.

Na, da hast Du ja auch nicht gerade ein Zuckerschlecken hinter Dir.

Also die Wehen habe ich ehrlich gesagt gar nicht so schlimm gefunden. Als man mich zwischenzeitlich einmal kurz in Ruhe gelassen hatte, bevor man mich in das andere Entbindunszimmer führte, konnte ich die Schmerzen problemlos wegatmen und mich in den Wehenpausen super erholen. Ich habe zu dem Zeitpunkt ja sogar noch einmal Abstand von einem Schmerzmittel genommen, nach dem ich vorher schon verlangt hatte, ich wusste ja nicht, dass die Viecherei mit den Lagewechseln gleich wieder los geht. Mein Problem war einfach, dass man mir keine Wehenpause gegönnt sondern mich ständig in eine andere Position gebracht hat. Sonst hätte ich womöglich die ganze Entbindung ohne Schmerzmittel geschafft. Als ich in die Klinik kam, hatte ich ja schon seit sieben Stunden Wehen und mein Muttermund war schon 7 cm geöffnet.

Das schlimme ist für mich einfach die unmenschliche, demütigende und entwürdigende Behandlung. Ich fühle mich wie vergewaltigt. Ich bin seit meiner Entbindung so schwer traumatisiert, dass ich mich nicht einmal mehr selbst berühren darf. Ich grübele den ganzen Tag über das Warum dieser demütigenden Behandlung nach.

Ich muss dazu sagen, dass es nicht meine erste schlechte Erfahrung mit Medizinern ist, ich war schon vorgeschädigt. Ich habe seit acht Jahren eine chronische Blasenerkrankung, wegen der ich eine entsprechende urologische Vorgeschichte habe, in der man meistens nicht gut mit mir umgegangen ist. Darum ist für mich diese gynäkologische Stellung schon vorher der reinste Horror gewesen, ebenso die Vorstellung einer Zangen- oder Saugglockengeburt. Ich hatte im Vorfeld schon immer zu meinen Bekannten gesagt, dass ich das auf keinen Fall möchte. Und dann hat man es einfach so an mir durchgeführt und mich gezwungen, es über mich ergehen zu lassen, ohne dass ich die geringste Chance hatte, mich dagegen zu wehren, weil ich Angst hatte, mein Baby damit zu gefährden.

Du kannst Dir gar nicht mein Entsetzen vorstellen, als ich die Augen öffnete und die hochgeklappten Beinschalen sah und vor körperlicher Erschöpfung nicht einmal mehr in der Lage war, etwas zu sagen oder zu fragen. Ich habe mich selbst damit beruhigt, dass ich ja immer noch etwas sagen könnte, wenn man mich auffordert, die Beine in die Schalen zu legen, aber diese Möglichkeit hatte ich dann ja gar nicht.

Wenn man mir wenigstens die PDA gegeben hätte, wäre es mir sicherlich wesentlich besser gegangen und ich hätte irgendwann selber eingreifen und dem ganzen ein Ende machen können, indem ich von selbst um einen Kaiserschnitt bitte. Möglich gewesen wäre es sicherlich noch. Denn das die PDA mindestens 1 1/2 Stunden dauert und in der Pressphase nicht mehr anzuwenden ist, ist völliger Quatsch. Aber ich war in diesem Moment schon so geschwächt, dass ich keine Kraft mehr hatte, mit meiner Hebamme herumzudiskutieren. M. E. hat sie mich absichtlich Schmerzen leiden lassen, weil sie keine Lust hatte eine PDA zu veranlassen und vorzubereiten, da war es doch viel bequemer der Patientin zu erzählen, dies ginge nicht mehr.

Wenn man wenigstens nachdem alles vorbei war mit uns gesprochen hätte, aber man hat so getan, als ob wir gar nicht da wären, man hat uns überhaupt nicht beachtet, während man um uns her und an mir seiner Arbeit nachging, so, als ob wir Gegenstände wären, die man gerade benutzt hat und jetzt wieder in die Ecke stellen kann. Dafür hat man dann aber ganz erleichtert festgestellt, dass Frau Dr. Vogel es ja nun noch einmal schaffen würde einkaufen zu gehen.

Wenn ich nun noch sagen könnte, beim nächsten Kind wird alles anders, aber ein weiteres Kind wird es für uns leider nicht geben.

Aufgrund meiner Blasenerkrankung war es schon während der Schwangerschaft klar, dass ich nicht noch einmal schwanger werden kann, weil die Blasenerkrankung sich während der Schwangerschaft extrem verschlechtert hat und ich diesen Stress nie wieder einem ungeborenen Kind antun möchte.

Zumal ich jetzt aufgrund der Dammschnittnarbe noch größere Schwierigkeiten habe meine Blase zu entleeren, was schon vorher nur noch mit Bauchpresse ging, die ich jetzt nicht mehr richtig anwenden kann. Aber auch über die medizinischen Folgen ihres Handelns haben sich meine Geburtshelferinnen wohl keine Gedanken gemacht, obwohl ich selbst im Geburtsverlauf, solange ich konnte, noch immer wieder auf diese Erkrankung hingewiesen habe. So hat man mir u. a. noch eine falsche Infusionslösung angehängt, die ich überhaupt nicht vertrage.


Heute kann ich gar nicht mehr verstehen, wie ich auf die Idee kommen konnte, normal entbinden zu wollen, aber ich wollte einmal etwas machen, wie eine normale Frau. Ich hatte gedacht, eine Geburt ist etwas völlig alltägliches, nicht so wie meine Blasenerkrankung und hatte mich darauf gefreut, nach acht Jahren endlich einmal wieder von medizinischem Personal in einer ganz normalen Situation auch behandelt zu werden, wie ein normaler Mensch und vielleicht einmal wieder positive Erfahrungen im medizinischen Bereich zu machen. Aber allmählich habe ich das Gefühl, dass ich wohl kein Recht auf eine menschliche Behandlung habe.

Ich hoffe nur, dass die Zeit vielleicht doch noch ihr Werk tut, obwohl meine Beschwerden bis jetzt ehrlich gesagt, immer nur noch schlimmer geworden sind.

Ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bei Dir für Deine Antwort bedanken.

Liebe Grüße,
Rini
 
E

Elchen

Guest
Hallo Rini,

mich würde mal interessieren,ob Du Dir die Klinik voher mal anschauen konntest und ob Du mit den Ärzten nach der Gburt darüber sprechen konntest??ich glaube,Du musst darüber sprechen,sonst bist Du total traumatisiert,was ich Dir total nachempfinden kann nach diesem Erlebnis..

Eine Geburt wird ja meist als was tolles hingestellt,zumindest im TV..da sieht alles immer toll und rosig aus,die andere Seite,nämlich die,die Du erlebt hast,wird nicht gezeigt!!
 

Rini

Neues Mitglied
Hallo Elchen,

da ich ja wusste, dass es meine einzige Schwangerschaft und Geburt ist, habe ich mich ganz intensiv vorbereitet.

Ich war zweimal zur Kreißsaalbesichtigung, einmal verbunden mit einem Infoabend und einmal mit meinem Geburtsvorbereitungskurs. Leider konnte ich meine eigene Hebamme nicht zur Entbindung mitbringen, da das Krankenhaus keine Beleghebammen duldet, sonst wäre sicherlich alles ganz anders gekommen.

Außerdem war ich, da ich eigentlich eine Wassergeburt geplant hatte, noch einmal zu einem persönlichen Gespräch mit einem Oberarzt und mit dem Chefarzt. Aus diesen Gesprächen war auch meine Blasenerkrankung, die zugegeben sehr selten ist, schon bekannt und auch dokumentiert. Zudem war ich dort schon bekannt, da ich mich bereits in der 20. SSW zu einem erweiterten Ultraschall dort vorgestellt hatte.

Also ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich mich noch besser hätte vorbereiten können.

Von einem Gespräch mit der diensthabenden Ärztin, die die Geburt die ganze Zeit begleitet hatte, versprach ich mir nichts, da sie m. E. völlig mit der Situation überfordert gewesen ist und sich wohl voll auf die Hebamme verlassen hat. Ich hatte einige Tage nach der Entbindung dann noch einmal um ein Nachgespräch mit der verantwortlichen Oberärztin gebeten, was sich aber als anscheinend unmöglich erwies.

Von der Sekretärin des Chefarztes bekam ich dann einen Termin bei einem Oberarzt, der mir von vor der Entbinding bekannt (erweitertes Ultraschall und Vorgespräch zur Wassergeburt) immer sehr sympathisch gewesen war und zu dem ich vollstes Vertrauen hatte. Als mein Mann ihm jedoch die Situation schilderte, weil ich nicht dazu in der Lage war, da ich immer wieder weinen musste, meinte er dann nur, das wäre so alles völlig in Ordnung gewesen, das könne jeder gerne prüfen. Und wenn das für mich nicht so gut gelaufen wäre, wäre das natürlich schade für mich. Dieses menschenverachtende Vorgehen scheint also in diesem Krankenhaus völlig normal zu sein. Als ich nun sagte, dass ich so traumatisiert wäre, dass ich mich in Therapie begeben müsste, meinte er lediglich, ja das solle ich mal tun, das wären nämlich die Hormone. Als mein Mann dann, als er sich schon verabschieden wollte, um Kopien meiner Krankenakte incl. CTG`s bat, weil wir die Angelegenheit wirklich prüfen lassen wollten, wollte er wissen, was wir denn machen würden, wenn sich herausstellt, dass wirklich etwas nicht korrekt gelaufen ist. Als wir daraufhin ziemlich perplex meinten, dass wir dann klagen würden, mussten wir uns den Spruch anhören: "Machen Sie mal. Heute verklagt ja jeder das Krankenhaus, dessen Kind mit 18 nicht sein Abi mit 1 macht"!. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Schließlich kann man ja erst im Verlaufe der Entwicklung absehen, ob er nicht wirklich Schäden davongetragen hat.

Als ich hieraufhin nun schriftlich um Stellnungnahme des ärztlichen Direktors bat, meldete sich der verantwortliche Chefarzt bei uns. Dieser Mann ist der einzige Mediziner, der uns bis jetzt richtig ernst genommen hat. Wir haben neun Wochen nach der Entbindung ein vierstündiges Gespräch mit ihm geführt. Er war dann der Erste, der mir das Gefühl gegeben hat, dass es wirklich nicht so toll gelaufen ist und dass man mich besser hätte behandeln müssen. Er vermittelte mir das Gefühl, dass ich ein Recht darauf habe mich schlecht zu fühlen und auch Hilfe zu erhalten. Alle anderen Ärzte tun so, als ob ich mich nur anstelle, um mich in den Mittelpunkt zu drängen und in Therapie zu suhlen.

Inzwischen habe ich aber endlich eine Traumatherapeutin gefunden bei der ich das Gefühl habe, dass sie mich wirklich versteht und ernst nimmt und mir helfen möchte.

Das Problem ist auch, dass ich wegen meiner Blasenerkrankung keine Beruhigungsmittel nehmen kann, da diese sofort Nebenwirkungen bezüglich der Blasenentleerung haben. Somit gestaltet sich die Therapie natürlich ziemlich schwierig. Wie gesagt, bis jetzt geht es mir immer schlechter anstatt besser.

Liebe Grüße und vielen Dank noch einmal für Dein Interesse.
 

Rini

Neues Mitglied
Hallo Elchen,

sorry, diese Nachricht hatte ich völlig übesehen.

Bis auf eine Kopfgelenksblockade und eine Muskelschwäche, wegen der er Krankengymnastik bekommt, geht es ihm bis jetzt gut. Wie gesagt, alles Weitere kann man erst im Laufe der Entwicklung sehen.

Ich weiß ja leider auch nicht, wie lange der Sauerstoffmangel schon bestanden hat. Schließlich hat die Hebammenschülerin über den gesamten Geburtsverlauf immer wieder Alarm gegeben, das CTG wäre runter auf 90 oder auf unter 90. Ich wusste bloß zu dem Zeitpunkt noch nicht was das bedeutet. Die Hebamme kam dann immer nur ein, schaute auf das CTG, sagte etwas beschwichtigendes zur Schülerin und ging dann wieder raus. Wir wurden dabei völlig ignoriert.

Du glaubst gar nicht welche Vorwürfe ich mir mache, dass ich nicht irgendwann skeptisch geworden bin und gefragt habe. Aber ich war einfach zu sehr mit mir selber beschäftigt. Außerdem habe ich meinen Entbindungshelferinnen doch vertraut und gedacht, die werden schon das richtige tun und kein Risiko eingehen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass die nur so handeln, wie es für die gerade am bequemsten ist, ohne Rücksicht darauf wie es meinem Baby oder mir geht.

Vielleicht hätte ich gefragt, wenn mich eine Ärztin aufgeklärt hätte. Aber da ich "nur" (das ist ganz bestimmt nicht abwertend gemeint) eine Hebamme aufgeklärt hatte, dachte ich es kann ja so schlimm nicht sein. Zumal man uns die ganze Zeit über so tat, als wenn man lediglich Schwierigkeiten mit der Ableitung hätte. Man behauptete immer, er würde schlafen und man müsse ihn aufwecken oder bestimmte Maßnahmen wären nötig, damit man die Herztöne des Babys besser hören könne. Dass die Herztöne nicht in Ordnung waren, sagte man uns nicht. In dem Fall hätte ich nämlich sofort von mir aus einen Kaiserschnitt verlangt.

Liebe Grüße noch einmal und gute Nacht,

Rini
 

Medusaa

Mrs. Unfreundlich/ Happy Mummy
Owei...

Rini, ich habe eben mal alles gelesen und das alles hört sich wirklich nicht gerade schön an. Es ist wieder mal ein weiterer Beweis dafür, das viele Ärzte sich wirklich keine große Mühe geben. Zum Glück gibts auch andere.. aber in einer solchen Situation kann man sie sich leider nicht aussuchen.

Dein Mann macht sich (wie oben beschrieben) große Vorwürfe nicht eingeschritten zu sein, soweit ich das herauslesen kann.
Dazu kann man aber nur sagen: das muß er nicht. Er war ja selbst mit der Situation überfordert... und in solchen Momenten, wenn man nicht weiß was passiert, man Angst hat um Frau und Kind und ja auch nur ein Laie ist, da KANN man nicht so handeln als hätte man sich die Situtation daheim in Ruhe überlegen und vorplanen können.

Das du nun noch so große Schwierigkeiten hast tut mir auch leid... ich selbst kann zum Thema normale Geburt leider nichts sagen, hatte "nur" einen Kaiserschnitt. Allerdings verläuft so etwas natürlich auch nicht ohne Probleme, Schmerzen und Narben... also versuch einfach daran zu denken, dass du euern Zwerg wenigstens normal entbinden konntest und "live" dabei sein durftest. Ich weiß, vielleicht ein schwacher Trost, aber immerhin ein kleiner...


Ferner vergisst man so ein Erlebnis natürlich nicht, aber es verblasst. Und das wird bei dir auch so kommen. Da bin ich sicher...


Ich wünsch euch alles, alles Gute!!!

Lieben Gruß von Medusaa
 

Rini

Neues Mitglied
RE: Owei...

Hallo Elchen,

glaube mir, ich würde alles dafür geben, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mir wünsche, man hätte bei mir einen Kaiserschnitt gemacht.

Ich habe absolut nicht das Gefühl, mein Kind normal entbunden zu haben. Ich spreche auch nie von meiner Entbindung, sondern nur von meiner Entvergewaltigung. Ich habe keine einzige positive Erinnerung daran. Es war das schlimmste Erlebnis meines Lebens, es hat mein ganzes Leben zerstört.

Vielleicht wäre es noch etwas anderes gewesen, wenn ich ihn danach im Arm hätte halten und wie geplant mit nach Hause nehmen dürfen (ich habe ambulant entbunden). Aber er wurde mir ja nach dem Abnabeln sofort wieder vom Bauch gerissen und zur Sauerstoffversorgung mitgenommen. Als man dann nach der notfallmäßigen Versorgung und der U1 wieder mit ihm in den Kreißsaal hineinkam, hat man so getan, als ob mich dieses Kind überhaupt nichts anginge. Man hat ihn mir weder noch einmal gezeigt, geschweige denn noch einmal gegeben. Ich konnte nur versuchen von weitem zu schauen, wie er wohl aussieht. Mein Mann war der einzige, der versucht hat mir durch Handzeichen zu beschreiben wie er aussieht. Als man ihn dann später einfach so wieder hinausbringen wollte, um ihn in die Kinderklinik zu bringen, habe ich gebeten ihn noch einmal halten zu dürfen. Man legte ihn mir dann nur einmal ganz kurz in den Arm, nur um dann zu sagen: "Jetzt muss ich ihn aber mitnehmen, sie sehen doch wie er sich quält.", so dass ich nun auch noch ein schlechtes Gewissen hatte, ihn noch einmal halten zu wollen. Aber zum Fotos machen, hatten die Hebammen vorher Zeit gehabt.

Man hat mir das Gefühl gegeben, ich hätte mit diesem Kind nichts zu tun und kein Recht darauf.

Und ihn dann in den nächsten Tagen in der Kinderklinik leiden zu sehen, war entsetzich. Und immer wenn wir dann kamen und dachten wir bekämen ihn endlich mit, weil man uns das so gesagt hatte, hieß es, nein heute noch nicht, er braucht noch einen Tag. Ich habe ihn dann nach drei Tagen gegen ausdrücklichen Rat mit nach Hause genommen.

Glaube mir, ich hätte alles für einen Kaiserschnitt gegeben, wo er dann bei mir auf dem Zimmer gelegen hätte. Außerdem hätte ich dann noch meine Menschenwürde gehabt und könnte mein Mutterglück genießen, was ich so überhaupt nicht kann. Mann nicht nur meinem Mann die Ehefrau genommen, sondern auch meinem Kind die Mutter.

Der Kaiserschnitt wird immer so verpönt, aber ich finde, manchmal ist er einfach sinnvoller als eine normale Entbindung. Ich finde, es muss doch auch irgendwie noch um die Frau gehen, man muss sich doch auch Gedanken machen, wie die Gebärende sich dabei fühlt.

Ich hatte früher nie Verständnis dafür, wenn ich hörte, dass Mütter ihre Kinder nach einer Entbindung hassen. Heute kann ich das verstehen. Ich liebe meinen Sohn zwar, aber ich denke auch jedesmal wenn ich ihn ansehe daran, was ich wegen ihm durchgemacht habe. Von Mutterglück kann bei mir durchaus keine Rede sein, manchmal nicht einmal von Muttergefühlen.

Wie gesagt, ich würde alles dafür geben, alles ungeschehen machen zu können. Aber ich muss nun ein Leben lang mit diesen Erinnerungen klar kommen.

Der Chefarzt hatte mir auch noch einmal angeboten, er wolle ein Gespräch mit allen Beteiligten organisieren. In der ersten Zeit nach der Entbindung wäre das auch kein Problem gewesen, aber inzwischen sind so viele schlechte Erinnerungen wieder hochgekommen, dass ich mich inzwischen nicht mehr in der Lage sehe, diesen Frauen gegenüberzutreten. Ich würde entweder in Panik flüchten oder, wenn mir dies nicht möglich wäre, wie ein in die Enge getriebenes Tier auf sie losgehen und beides möchte ich nicht riskieren.

Vielen Dank noch einmal für Dein Verständnis.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,

Rini


P. S: Ich hoffe, Dein Kind ist nach dieser Aktion auch wohl auf!
 
J

Jana696

Guest
:wow

Das ist schlimm, was Dir in diesem Krankenhaus angetan wurde.
Ich hoffe, Du bekommst wirklich gute Hilfe für Deine Seele - so das ihr euch wohlfühlen könnt in eurer kleinen Familie.
Aber vergiß bitte nicht, weder ihr noch euer Kleiner seid schuld an diesem Albtraum - das Krankenhaus hat das zu verantworten.
Streichel den Kleinen, wenn Du kannst; er hatte einen ziemlich schweren Start ins Leben...

Gruß Jana
 
I

IlkaM.

Guest
Hallo Rini,

das Schlimme an dieser Geburt war die Unmündigkeit, in der Ihr gehalten wurdet. Wenn man Euch erklärt hätte, wozu gewissen Dinge und Maßnahmen gut sind, hättet Ihr sicherlich nicht so dieses Gefühl des Ausgeliefertsein gehabt. Auch ist es einfach nur unmöglich, dass niemand die Wünsche Deiner Frau - zB nach einem Kissen im Rücken - erfüllt hat! Da seid Ihr wohl leider an eine überforderte, gedankenlose Hebammenschülerin und eine menschlich inkompetente Ärztin geraten X( So unmündig jedenfalls wurden Frauen unter der Geburt vor 20 Jahren behandelt - mit einer modernen Geburtshilfe hat das Nichts zu tun!

Vermutlich war es so, dass Euer Kind während der Wehen Stress hatte (was man auf dem CTG erkennen kann). Auch hatte es sich wohl noch nicht tief genug in den Geburtskanal geschraubt - daher das Drehen Deiner Frau von einer Seite auf die andere. Dass Deine Frau nicht auf dem Rücken liegen sollte, war wahrscheinlich eine Vorsichtsmaßnahme: Auf dem Rücken liegend wird manchmal eine wichtige Ader zum Kind hin abgedrückt, was dem Wohlbefinden beider - Mutter und Kind - nicht gerade zuträglich gewesen wäre.

Dass unter der Geburt nicht mehr viel erklärt wird, ist bis zu einem gewissen Grad normal. Da muss oft einfach alles schnell gehen! Aber es wäre durchaus möglich (und angebracht!!) gewesen, VORHER mit Deiner Frau über Maßnahmen wie die Saugglocke, den Dammschnitt und das "Mitpressen" (von oben auf den Bauch drücken - das mutet immer äußerst brachial an, ist aber manchmal notwendig) aufzuklären. All das hat nämlich durchaus Sinn, und in einer anderen Umgebung und mit anderem Personal hätte es eine durchaus "normale" Geburt sein können.

Eine PDA wird übrigens tatsächlich nicht mehr (gerne) so kurz vor der Geburt gesetzt. Denn sie braucht ihre Zeit, bis sie wirkt und richtig eingestellt ist. Wenn sie richtig liegt, ist es der Frau aber sehr wohl möglich, anständig mitzuarbeiten. Denn es werden zwar die Schmerzen ausgeschaltet, nicht jedoch das Gefühl für die Wehe.

Folgendes könnt Ihr noch tun: Schreibt Eure Erfahrungen auf und schickt sie an den Chefarzt der Abteilung bzw. an die Klinikleitung. Gerade Geburtsabteilungen können sich schlechte Publicity heute nicht mehr leisten, denn die aufgeklärten werdenden Eltern suchen sich heutzutage ihre Geburtsumgebung in der Regel sehr genau aus...
 

Rini

Neues Mitglied
Hallo Jana,

danke für Deine trostreiche Antwort.

Ich habe wie gesagt inzwischen eine sehr gute Therapeutin gefunden, die allerdings z. Z. auch nicht so recht weiterkommt. Das Problem ist einfach, dass ich aufgrund meiner Vorerkrankung bis jetzt kein verträgliches Beruhigungsmittel gefunden habe. Habe am Mittwoch noch einmal einen Termin bei einem neuen Arzt, der sich sehr gut mit Medikamenten auskennen soll.

Das Schlimme bezüglich meines Sohnes ist einmal das schlechte Gewissen ihn während der Entbindung nicht beschützt zu haben, nachdem er schon so eine stressige Schwangerschaft hinter sich hatte und zum anderen das schlechte Gewissen, dass ich ihm jetzt noch nicht einmal eine richtige Mutter sein kann.

Du glaubst gar nicht, welche Vorwürfe ich mir schon gemacht habe, dass ich nicht den Kaiserschnitt auf Wunsch gewählt habe, damit er nach der anstrengenden Schwangerschaft wenigstens stressfrei auf die Welt kommt. Aber alle Mediziner haben mir zu verstehen gegeben, dass eine normale Entbindung trotz meiner Grunderkrankung kein Problem ist. Ich hätte es einfach besser wissen müssen.

Das wird mich wohl nie loslassen.

Liebe Grüße
 
J

Jana696

Guest
@ Rini

WOHER hättest Du es denn besser wissen sollen? Wenn die Ärzte Dir schon zu normalen Entbindung raten... Du wirst für Deinen Kleinen da sein können - gib Dir selbst ein wenig Zeit und setz Dich nicht unter Druck.
So wie ich Deinen Mann gelesen habe, ist er für Dich da und unterstützt Dich, sogut er kann.
Ich wünsche euch dreien eine ganz schnelle Erholung von diesem Schockerlebnis...
Und Dir speziell wünsche ich in naher Zukunft richtig viel Freude an Deinem Baby...

Gruß Jana
 

Rini

Neues Mitglied
Hallo Jana,

vielen Dank für Deine aufmunternden Worte.

Ich versuche ja auch immer wieder mir zu sagen, dass ich mir keine Vorwürfe zu machen brauche, aber sie kommen trotzdem immer wieder.

Ich versuche meinem Sohn trotz allem so gut es geht eine gute Mutter zu sein, nur leider gelingt mir das nicht immer. Ich habe schon das Gefühl, eine Rabenmutter zu sein, weil ich so sehr mit mir selbst beschäftigt bin. Dieses Gefühl wird mir von meiner Umgebung allerdings auch immer wieder bestätigt. Das war aber schon während der Schwangerschaft so. Immer wenn es mir nicht gut ging und ich meine Ärzte um Hilfe bat, wurde mir das Gefühl vermittelt, das ich unverantwortlich handele und mein Baby aus egoistischen Gründen in Gefahr bringe. Dabei wollte ich ihn nur schützen, weil ich immer dachte, das es ihm ja auch nicht gut gehen kann, wenn es mir so schlecht geht. Z. B. als ich so heftig erbrechen musste, dass ich überhaupt nichts drin behielt. Aber als ich mich geweigert habe ein zweites Mal deswegen ins Krankenhaus zu gehen, hat meine Frauenärztin mir halt gar nicht geholfen. Sie hat mich immer mit irgendwelchen pflanzlichen Mitteln abgespeist, die mir nicht geholfen haben. Das Medikament, das mir im Krankenhaus super geholfen hatte, hat sie mir verweigert. Nach einer wochenlangen Odysee hat sich meine Hausärztin dann irgendwann erbarmt und mir etwas gegeben. Ebenso verhielt es sich bei den immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten mit ungeklärten Erregern, gegen die ich dann eine Antibiose verlangt habe. Zum einen gingen die Beschwerden ohne Antibiose einfach nicht zurück, zum anderen hatte ich natürlich auch Angst, dass sich Keime auf das Baby übertragen. Aber ich wurde immer nur schief angeguckt, wenn ich etwas verlangt habe. Sowohl von meiner Gynäkologin als auch von meinem Urologen. An den richtigen Urologen bin ich dann leider zu spät (einen Tag vor der Entbindung) geraten.

Du siehst, meine Erfahrungen mit unseren Halbgöttern in weiss sind eh schon nicht die besten.

Ich hoffe nur, v. a. für meinen Mann und meinen Sohn, dass wir irgendwann ein normales Familienleben führen können.

Leid tut mir v. a. mein Mann, denn er musste wegen meiner blöden Blasenerkrankung, die ich seit acht Jahren habe, eh schon so viel mit mir mitmachen. Ich hätte ihm zumindest eine normale Entbindung gegönnt und das Glück, nach der Entbindung seinen Sohn abzunabeln und in den Armen zu halten. Ich wollte ihm einmal eine völlig normale Ehefrau sein, aber das werde ich wohl nie.

Vielen Dank noch einmal für Deine tröstenden Worte, Du glaubst gar nicht wie gut das tut.

Liebe Grüße
 
Oben