Ich mag die Sendungen. Auch die anderen, die es da so gibt. Sozialfahnder, Schuldenberater, Gerichtsvollzieher, Supernanny, ne Zeitlang auch die Aufräumshows (Superhausfrau, die gibts wohl nicht mehr), we are family.
Ich schalte dafür zwar nicht extra ein, aber ich bleib immer beim Drüberschalten hängen. Manchen mags peinlich sein, ich steh dazu.
Ich mag, dass es viele Dinge, die bei vielen Leuten schief laufen, so deutlich erkennbar macht. Eben weil es absichtlich zugespitzt dargestellt wird.
Ja, es ist schon irgendwie bloßstellend. Aber das ist mir relativ egal, das müssen die Leute schon selbst wissen. Ist doch jedem vorher klar, dass sein Leben dann ins Fernsehen kommt.
Für die Kinder ist es vielleicht nicht so toll, weil die das nicht entscheiden durften. Aber letztlich ist es doch oft so, dass den Beteiligten dabei eine Menge über sich bewusst wird, dass da Menschen dazu gebracht werden, über ihr (teilweise echt mieses) Leben nachzudenken, aufzustehen und was zu ändern. Und davon profitieren dann eben auch ihre Kinder.
Es hat schon seinen Grund, warum sich dennoch so viele bewerben, obwohl sie doch genau wissen müssen, dass sie Gefahr laufen, vorgeführt zu werden.
Mich machen die Geschichten traurig, in denen bis zum Schluss keiner begreifen will, dass er Fehler macht.
Wo sich am Ende zwei Frauen anbrüllen, die beide keinen Funken besser sind als die andere.
Oder neulich kam mal ne Folge vom Schuldenberater, wo es ein junges Paar nicht geschafft hat, sich trotz der Hilfe vom Profi aus der Lethargie zu schaufeln.
Aber auch das sind Lehrstücke. Lehrstücke, wie man es nicht machen soll. Auch daraus kann man lernen.
Ich glaube, es kommt sehr stark darauf an, mit welcher Einstellung man sich die Sendung ansieht. Wenn man sich darüber nur amüsieren wollte, wäre es wohl wirklich besser, die Ausstrahlung zu verbieten. Aber ich bin überzeugt, dass man aus diesen Geschichten eine ganze Menge für sich mitnehmen kann, vor allem, wenns einem selbst nicht gut geht.
Wenn da z.B. chauvinistische Männer gezeigt werden und man hat so ein Exemplar daheim, dann kann man aus der Sendung erfahren, wie das von außen betrachtet aussieht. Man nimmt selbst die (objektivere) Position des äußeren Betrachters ein und wird auch mal über sich selbst nachdenklicher.
Und nicht wenige dieser Sendungen haben ein Happy End, das Mut zur Veränderung und Verbesserung machen kann.
Ich kanns auch etwas dramatisieren: Wenn es nur einem einzigen Kind hilft, dass seine Mama danach eine bessere Mama wird, wenn es nur einem Paar hilft, aus der Schuldenfalle zu entkommen, wenn es nur einer Ehefrau hilft, aus ihrer Ehehölle auszubrechen - ob nun als Beteiligte oder als Zuschauer - dann ist die Forderung nach einem Ausstrahlungs- und damit Produktionsverbot falsch. Dann lieber einfach nur nicht anschauen. Es wird ja nicht nur keiner zum mitmachen gezwungen, sondern auch keiner zum einschalten.