Ganztagsschulen???

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sanne

Guest
Jetzt beginnt ja überall die Einführung der Ganztagsschulen.
Wo sie noch nicht ist, wird sie bestimmt bald kommen.

Die einen sehen es als willkommene Gelegenheit, mehr arbeiten zu können und die Kinder längere Zeit in der Obhut (des Staates) zu sehen.

Manche glauben sogar, die Intelligenz unserer Kinder würde dadurch gefördert... (wer traut sich das zuhause nicht mindestens genauso zu wir in einer 30 Kinder starken Klasse?)

Und andere sehen sich ihrer Kinder beraubt, die sie sowieso ab der Schulpflicht kaum noch sehen und eigentlich selbst erziehen und nicht so viel Zeit den Pädagogen oder Beaufsichtigern in der Schule überlassen wollen...

Was ist eure Meinung?
 

prinzessin05

Namhaftes Mitglied
Also deine Äußerungen finde ich schon sehr provokant, vielleicht beabsichtigt, um Antworten zu bekommen.
Prinzipiell gibt es unterschiedliche Ganztagsschulen
Offene und volle
Meine Tochter geht in eine offene Ganztagsschule, das bedeutet, ich kann sie abholen, wann ich will. Sie ist auf jeden Fall bis 16.oo Uhr betreut, ich hole sie um 13.30 ab.
Gerade im ersten Schuljahr ist es oft nicht möglich, berufstätig zu sein, wenn die Kiddies nur von 9 bis 11 Schule haben.
Und auch im 2. Schuljahr ist es nicht viel besser, da Alina jetzt lediglich einmal die Woche bis halb zwei Schule hat.

Außerdem gibt es in der offenen Ganztagsschule die Möglichkeit für Kinder ab 15.oo im Silenzium die Hausaufgaben betreut zu machen, finde ich für Kinder, wo sich zu Hause niemand drum kümmert oder wo die Eltern die deutsche Sprache nicht beherrschen, sehr gut und wichtig,

Ob die Kinder dadurch Intelligenter werden, wage ich wohl zu bezweiflen, denn Ganztagsschule heißt ja nicht, dass die Kinder den ganzen Tag Schule haben. Nachmittags werden Möglichkeiten für die Kinder angeboten. Z.B: Singen, Theaterunterricht, Basteln, Computerlehrgang für die 4. Klassen, Tanzen, oder wer nicht mag einfach nur spielen. Unterricht findet nach Unterrichtsschluss auch nicht mehr statt.

Ich hole Alina wie gesagt um 13.30 ab, bis dahin hat sie gegessen und gespielt und die Hausaufgaben macht sie zu Hause. Sie findet es super dort und möchte oft, wenn attraktive Angebote sind, auch länger bleiben und das ist sicherlich ein Vorteil, wenn ein Kind selbständig ist.
 
T

tuvalu

Guest
Das Thema Ganztagsschulen wird ein bisschen wie ein Glaubenskrieg abgehandelt. Es ist wichtig, dass das "Konzept" Ganztagsschule, dass vielen Politikern vorschwebt vom pädagogischen Konzept etwas abgegrenzt wird. In der Politik wird das Konzept nämlich häufig auf ein simples Mehr an Unterricht reduziert. Meiner Meinung nach ist jedoch das zumutbare Maximum an Unterricht für Schüler bereits erreicht, wenn nicht sogar überschritten. Mehr Unterricht ist nicht zweckdienlich, ein Kind/Jugendllicher funktioniert nunmal nicht nach dem Prinzip mehr hineintrichtern = mehr Wissen. Dieses Konzept hat eigentlich noch nie funktioniert. Schon jetzt haben viele Schüler Schultage, die zwischen 16 und 18 Uhr enden - das ist bereits der ganze Tag. Und dannach Hausaufgaben und eventuell lernen? Wieviel Kapazität soll da noch bestehen?

Die Ganztagsschule war aber eigentlich als ein umfassenderes Konzept gedacht, das die Schule auch als Lebensraum gestalten sollte und nicht nur auf den Unterricht reduziert. Es soll also auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Hobbies o.ä. geben, kompetente Betreuung eventuell Hilfe für den Unterricht. Also geht es auch um Freizeitmöglichkeiten in der Schule. Leider ist das politisch im Moment wenig relevant, da es hauptsächlich darum geht die Leistung der Schüler zu erhöhen. Und dafür hat man immernoch die einfachste Formel im Kopf: Einfach mehr Arbeiten.

Das Problem, dass Kinder zu lange in der Schule sind und noch weniger bei ihren Eltern sehe ich auch. Vielleicht würde das von einigen sogar begrüsst, ich würde es nicht so ohne weiteres wollen. Die nächste Stufe wäre dann Internatspflicht für alle?
 

mamalero

Aktives Mitglied
Ich denke auch, man kann nicht wirklich pauschal sagen, die Ganztagsschule ist gut oder schlecht, zum einen kommt es noch auf das jeweilige Konzept der Schule an, die sich zum Teil sehr stark voneinander unterscheiden. So gibt es bei uns z. B. eine Schule, die nachmittags AGs, wie Sport oder Theater-AG anbietet, aber auch eine andere Schule, die nur Hausaufgabenbetreuung anbietet oder eine, bei der die Schüler einfach nur relativ frei spielen können. Für Kinder, um die sich zu Hause niemand kümmert, finde ich es sehr sinnvoll, wenn sie nachmittags in der Schule betreut werden, damit sie nicht sich selbst überlassen bleiben (und leider gibt es ja genug Kinder, die einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Zeit allein draußen verbringen), ich möchte meine beiden aber nicht den ganzen Tag in der Schule betreut haben. An unserer Grundschule gibt es Betreuung von 8-13 Uhr und das finde ich für uns vollkommen ausreichend. Aber ich denke auch nicht, dass Kinder in irgendeiner Weise dadurch mehr lernen oder besser gefördert werden, als wenn sie jemanden zu Hause haben, der sich um sie kümmert. Für mich sollte die Hauptaufgabe der Erziehung immer noch bei den Eltern liegen!
 
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sanne

Guest
Ich sehe vieles auch so wie ihr.
Eine offene Ganztagsschule kann für viele ein sehr gutes Angebot sein.
Ich sehe einerseits die berufstätigen Eltern, die ihre Kinder nicht unbedingt schon ab 12.00 Uhr betreuen können, andererseits auch die Familien, in denen die Hausaufgaben weniger gut betreut werden können als in der Schule.

Eine Pflichtanwesenheit bis in den späteren Nachmittag finde ich allerdings bedenklich.
Man kann nicht automatisch davon ausgehen, dass man damit allen familien einen Gefallen tut. Viele lehnen sich dagegen zu recht auf - immerhin wird die Familien-Zeit dadurch doch stark verkürzt!
 

mamalero

Aktives Mitglied
Was für mich aber schon wichtig ist, ist eine verlässliche Betreuung so wie es an unserer Schule ist - die Kinder werden bis 13 Uhr betreut und stehen nicht, wenn mal eine Stunde ausfällt, anstatt um 12 schon um 11 vor der Tür. Und das die Ganztagsschule das absolute Wundermittel sein soll, um den schlechten Bildungsstand unserer Kinder aufzufangen, kann und will ich nicht glauben, das hat für mich ganz andere Gründe!
 
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Elfe66

Guest
Ich sehe das ähnlich wie Ihr alle ...

Man kann sicher nicht pauschal sagen, daß die Ganztagsschule gut oder schlecht ist, wir haben die Erfahrung gemacht, daß die Zufriedenheit mit einer Schule ganz stark vom Konzept aber auch hauptsächlich von den Lehrern abhängig ist.

Unser Sohn ist jetzt seit August 2003 an einer Ganztagsschule, d.h. er hat dreimal in der Woche bis 14.30 Unterricht, einmal bis 16.00 und einmal bis 16.30. Die beiden späten Zeiten sind bedingt durch Wahl-AG´s, die er belegt.

Dazu kommen noch Hausaufgaben (zwar nicht so viel, aber immerhin) und zweimal in der Woche 2 Stunden Sport am frühen Abend.
Das ist eine Menge und ich habe auch am Anfang Bedenken gehabt, ob er das so packt. Doch erstaunlicherweise ist er meist sehr ausgeglichen und zufrieden.
Für ihn also anscheinend die richtige Wahl!!!

Was ich nicht glaube, ist, daß Kinder an Ganztagsschulen mehr lernen als an anderen Schulen.
Was ich schon sehe (zumindest an unserer Ganztagsschule), ist, daß die Kinder zu sehr viel Eigenständigkeit ermutigt werden und damit auch ein evtl. größeres Selbstbewußtsein erlangen.
Aber wie gesagt, das kommt auf die Schule an. Eine Schule, in der Kinder nur "aufbewahrt" werden, kann dieses sicher nicht leisten.
 
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sanne

Guest
Für mich bringt beruflich die Ganztagsschule kaum einen Vorteil, weil die Kinder dann trotzdem noch zu früüh heim kämen (ich komme erst um halb 8 nach hause).
Das heißt, ich muss sowieso mit meinem Mann abwechselnd arbeiten,w eil unsere Arbeitszeiten nirgendwo mit "Kinderbetreuung" abgedeckt werden.
Das war schon im Kindergarten so...
Aber morgens hätte ich nichts dagegen, wenn sie mal plötzlich heim kämen, dann hätte ich wenigstens was von ihnen (außer nur dem Gute-nacht-Kuss).

Aber so sind eben die Interessen verschieden.
Genauso wäre es für mich auch nicht so interessant, wenn sie sich dann nachmittags in der Schule die Zeit mit irgendwelchen Musikgruppen (am Ende Blockflöte in 10er-Gruppen! :rolleyes: ) totschlagen, wo sie doch schon seit Jahren Einzelunterricht in Gitarre haben und die Zeit eigentlich zum Übern zuhause bräuchten. ;-)

Aber es wird bestimmt Familien geben, in denen das geade alles anders ist...

Nur finde ich es nicht gut, dass dann der Staat glaubt, trotzdem über alle entscheiden zu müssen.
Irgendwie komme ich mir da manchmal entmündigt vor.

Und die Tendenz geht leider in die Richtung, dass man zwar Kinder kriegen soll, sie dann aber weggeben darf, um möglichst viel arbeiten und Steuern zahlen zu können! X(
 
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