Hallo zusammen,
meine Kleine ist jetzt 6,5 Jahre alt und ich kenne das Problem auch. Sie ist sehr selbstbewusst und auch ein kleines Alpha-Tierchen. Im Moment sucht sie ihre Stellung in der Familie und im Freundeskreis und lotet ihre Grenzen aus.
Manchmal schießt sie dabei klar über das Ziel hinaus, merkt aber an meiner Reaktion schnell, dass es das jetzt nicht war. Zumindest, wenn ich ihre Aufmerksamkeit dann für mich habe - und ich denke, das genau ist der Punkt. Viel zu oft lässt man die Gelegenheit verstreichen, die Situation durchzusprechen und zwar kurz nachdem sie stattgefunden hat. Wenn man das zu oft durchgehen lässt, nimmt das Kind das als normal an. Dass du dann wie vor den Kopf gestoßen bist, merkt es noch nicht einmal und macht einfach sein Ding weiter. Kinder sind nun einmal sehr ich-bezogen, vor allem in diesem Alter. Sie wenden ihren Blick ja erst neuerdings nach außen, d. h. also auch, sie müssen noch vieles lernen.
Ich muss zugeben, dass mir gerade in der letzten Woche zuhauf passiert ist, dass ich hier geschlampt habe: Ich war mit Jill im Skiurlaub und sie hat sich mit einer Gleichaltrigen zusammengetan und dann das Sagen gehabt. Ich wollte nicht vor den anderen Eltern den Molly machen und so hab ich sie meistens gelassen. Füch mich war es bequemer, für sie sicherlich nicht förderlich, aber das ist wieder eine andere Sache.
Anfang der Woche - wir waren wieder zu Hause - meinte sie dann wohl, das ginge so weiter. Ich MUSSTE intervenieren, ansonsten wäre sie mir davon galloppiert. Ich hasse es, ihr Verhalten zu sanktionieren, aber diesmal hab ich es dann durchgezogen.
Ich hatte ihr etwas zugesagt, sie wurde megapampig, dann hab ich es gestrichen. Sie entschuldigte sich und meinte wohl, dass ich dann wieder umkippen würde. Für mich war wichtig, genau das NICHT zu tun. Also hab ich ihr gesagt, dass ich jetzt jedes Mal solche Konsequenzen ziehen wüde, wenn sie übers Ziel hinaus schießt. Sie weiß eigentlich sehr gut, wann sie Grenzen überschreitet. Wenn ihr die jedoch nicht aufgezeigt werden, nutzt sie das skrupellos aus.
Wie Ilona schon sagte, ist es mühsam, alles zu erklären. Ich handhabe es aber genauso und mache mir ebendiese Mühe. Ich will, dass sie nachvollziehen kann, warum ich wie reagiere. Und das klappt jetzt auch sehr gut, allerdings ist es im Moment sehr wichtig, dass ich nicht einen Deut nachgebe.
Es gibt Kinder, die brauchen klare Regeln, ansonsten machen sie komplett ihr eigenes Ding. Sie müssen soziales Verhalten erst lernen, das sollte man ihnen auch zugestehen. Das hat m. E. nichts damit zu tun, sie in ihrer freien Entfaltung zu beschneiden. Aber wir leben nun einmal in einer Gesellschaft, in der man Rücksicht nehmen und Regeln befolgen können sollte. Und was wir den Kindern heute nicht beibringen, wird dann später dazu führen, dass sie sich im späteren Leben blutige Nasen holen oder zu kleinen (oder auch großen) Tyrannen werden.
M. E. kannst du also der Situation nur Herr werden, wenn du Nele Grenzen aufzeigst, das Gespräch mit ihr suchst und auch Konsequenzen ziehst. In solchen Momenten erzwinge ich mir regelrecht die Zweisamkeit mit meiner Tochter, indem ich sie zu mir rufe, in die Knie auf gleiche Augenhöhe mit ihr gehe und mir so ihre volle Aufmerksamkeit hole. In der dafür erforderlichen Zeit, die ICH festlege, werde ich das los, was ich sagen will und hole mir ihre Reaktion dazu ab. Wenn ich merke, dass ich ihre Aufmerksamkeit nicht habe, weil sie wieder losziehen will, dann dauert das ganze eben noch länger. Ab einem gewissen Punkt merke ich dann, dass sie tatsächlich auch gedanklich bei mir ist. Und wenn ich dann alles mit ihr geregelt habe, dann kann sie wieder abzischen. Ich merke dann sehr schnell, dass sie sich deutlich zurücknimmt.
Dieses Vorgehen werde ich jetzt für mich konsequent anwenden bis sich das bei ihr manifestiert hat. Anstrengend, m. E. aber durchaus wirksam. Ob das überall funktioniert, weiß ich nicht, aber ich denke, jeder kein sein Kind so gut, dass er seine eigene konstruktive Strategie entwickeln kann.
Viele Grüße
Kirstin