Hammerhart!!!

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tigger1107

Guest
An alle, die Kinder haben und sich derzeit mit Trennungsgedanken "plagen", habe ich folgende Geschichte:
Meine Frau ist vor ca. 6 Wochen mit unseren beiden Kindern (m, 6J + w 3J), auf Ihren eigenen Wunsch und gegen meinen Willen ausgezogen - die Erklärung ist so einfach wie genial: wir liebten uns nicht mehr und sie war halt der Meinung, sie könnte nicht mehr mit mir unter einem Dach leben- so weit, so schlecht.
Seitdem sehe ich die beiden zwar regelmäßig,aber trotzdem telefoniere ich zusätzlich noch jeden Abend mit meinem Sohn (ist schon ein richtiges Ritual geworden). Gestern also auch wieder, und ich merke schon die ganze Zeit, irgendwas stimmt mit dem doch nicht und frag' ihn "Hey, Digger was los mit dir, du klingst so traurig?" Und er fängt heftigst an zu weinen und schluchzt "Papi, ich will nicht daß du in ... wohnst, ich will daß du bei mir wohnst...". Den Rest hab' ich dann schon gar nicht mehr verstanden.
Ich kann euch sagen, 'ne Operation am offenen Herzen bei vollem Bewußtsein kann nicht schlimmer sein, als sowas. Beim Schreiben dieser Zeilen kommen mir schon wieder die Tränen. Deswegen mach ich jetzt auch mal Schluß!
 
T

tigger1107

Guest
Original von Sadhana
Wie gehst Du mit der Reaktion Deines Sohnes um?

Hab erstmal geheult, danach in den Keller zum Abreagieren Gewichte stemmen bis zum :kotz:, danach wieder heulen, dann schlafen + fies träumen. Am Vatertag, wenn er bei mir ist, mit ihm reden, reden, reden- soweit das mit 'nem 6-Jährigen und dieser Thematik möglich ist
 

Liliki

Mensch
Ja, das ist so und daran lässt sich leider gar nichts ändern! Das, was Eltern für ihre Kinder aber tun können, ist, die Elternebene von der Paarebene mit allen Verletzungen, der Verzweiflung, der Trauer und der Wut sofort abtrennen und so verantwortungsbewusst und diszipliniert mit dem Thema umgehen und den Kindern ganz viel Nähe und "alles wird gut" vermitteln!

Dann (und nur dann) lassen sich Trennungen sehr konstruktiv verarbeiten und geht es den Kindern damit den Umständen entsprechend gut!


Es mag sich dumm und vielleicht momentan grausam anhören, wenn ich hier Äpfel mit Birnen vergleiche, aber Kinder haben auch tiefe Trauer, wenn das geliebte Haustier stirbt und sie Abschied nehmen müssen, wenn geliebte Großeltern, Freunde und Nachbarn sterben oder wenn der Lieblingsfreund weit wegzieht oder die Lieblingslehrerin versetzt wird und wir können leider nichts dagegen tun, dass solche schmerzhaften Dinge passieren!

Trennung der Eltern ist eine der größten denkbaren Krisen für Kinder - aber es ist auch eine Chance, Kindern zu vermitteln, dass Dinge gut werden können, auch wenn sie ganz anders werden als vorher. Dass Menschen nah sein können, auch wenn sie räumlich weiter weg sind und dass auf und ab zum Leben gehört. Dass es Sinn macht, immer wieder an ein gutes "Morgen" zu glauben und dass es immer Ziele und Dinge gibt, für die es sich zu leben lohnt.


Ich möchte den Schmerz in keiner Weise klein reden - wir leben seit 6 Monaten getrennt und meine Kinder, vor allem die Kleineren (7 und 11) wünschen sich nach wie vor immer wieder mal, dass es anders sein könnte. Sie sehen aber auch das Positive in der Situation, entwickeln sich in der Schule eher positiv und mit "Öffnung zur Welt" und schaffen es heute ganz anders, über sich und ihre Gefühle zu reden - über das, was ihnen wichtig ist, was sie sich wünschen und was sie in ihrem Leben erreichen möchten. Sie haben Schmerzen - manchmal kullert noch eine Träne oder gibt es einen echt schweren Tag ... aber den hat es auch gegeben, als die Eltern noch zusammen lebten und Spannungen und Unzufriedenheit hatten - Kindheit mit "intaktem Elternhaus" ist nicht automatisch "heaven" während Kindheit mit getrennten Eltern "hell" ist.

Allerdings sind bei uns viele Voraussetzungen "ideal" - die Wohnungen liegen 5 Minuten auseinander, beide Elternteile sprechen sich sehr flexibel ab und arbeiten "gemeinsam" an der Verarbeitung des Geschehenen zB. durch regelmäßige Paartermine bei ProFamilia. Es gibt keinen Streit über Finanzen und Besitz und keiner will, dass es dem anderen schlecht geht.


Die Aufgabe für den Verlassenen ist da doppelt hart, das seh ich: er muss nicht nur mit seinem riesigen Schmerz und seiner Kränkung fertig werden, mit seiner Trauer, seiner Wut, seinen kurzen Momenten von Hass und Verzweiflung ... sondern er sollte wenn irgend möglich den Kindern dieses andere, dieses "alles wird gut" glaubhaft vorleben.


Dafür wünsch ich Dir viel Kraft - es lohnt sich auf jeden Fall!

LG Lili


PS Zwei gute Bücher zum Thema für beide Elternteile:

"Wenn die Liebe zerbricht" - Susanne Stein (nur noch gebraucht bei Amazon, ist vergriffen) und
"Scheiden tut auch Kindern weh" - Prisca Gloor Maung
 
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