So, jetzt habe ich endlich mal ein bißchen Zeit, das wird ein etwas längerer Post, fürchte ich. Hab schon mal überlegt, die Geschichte zu den Geburtserlebnissen dazuzuschreiben, aber die Geburtenrate in Deutschland muß ja nicht noch mehr sinken ;D.
Also los:
Es war meine 1. SS, unkompliziert bis auf die Tatsache, daß ich ca. 23 kg zugenommen habe, davon Einiges an Wasser. Hatte mir eine Hausgeburtshebi gesucht, die auch jede 2. Vorsorge gemacht hat, alles ok. Auffällig fand ich, daß ich niemals Vor- oder Senkwehen hatte. Der ET war 9 Tage vorbei, mein Mann lag mir Grippe im Bett und ich abends beim Fernsehen, als ich ziemlich genau um 21 Uhr ohne Vorwarnung das Gefühl hatte: Jetzt zerreißt's mich. Das gleiche um 21.30, um 21.45 und ab dann im 5 bis 7 Minuten-Abstand die ganze Nacht durch, z.T. 2 Minuten lang. Irgendwann war klar, daß das Wehen sein sollten. Die waren aber von Anfang an so heftig, daß ich in der ganzen Nacht nicht eine einzige davon beatmen konnte, mir hat's jedes mal einfach die Luft verschlagen. Bin dann zu meinem Mann ins Schlafzimmer, und der hat dann so gg. 22 Uhr die Hebi angerufen. Die Hebi nimmt max. 5 Hausgeburten pro Monat, um Terminkonflikte zu vermeiden. Natürlich war sie ausgerechnet jetzt bei einer anderen Geburt in der Endphase, wo sie nicht wegkonnte. Bei Erstgebärenden hat sie allerdings immer eine 2. Hebamme dabei, die hat sie dann losgeschickt, so daß die ungefähr um 23 Uhr dann da war. Zu der Zeit hatte ich schon totales Muskelzittern von der Anstrengung, weil die Wehen, die treffenderweise Brecherwehen heißen, so heftig und schmerzhaft waren. Tja, so ging's die ganze Nacht durch, meine Oberschenkelmuskeln waren völlig verkrampft und taten höllisch weh, Schmerzmittel gab's leider keine, weil die Hebi meinte, ich würde das so schaffen und ich nicht die Kraft hatte, drauf zu bestehen. Damit ich nicht immerzu hyperventiliere, mußte ich bei jeder Wehe beim Ausatmen schnauben wie ein Pferd. Naja.
So ungefähr um 4 oder 4.30 Uhr meinte die Hebi dann, der MM sei eröffnet und jetzt würden dann die Preßwehen einsetzen. Pfeifendeckel, nichts war, nur immer die "normalen" Wehen, die ja auch schon nicht zum Aushalten waren. Sie hat dann die Fruchtblase geöffnet, um die Sache zu beschleunigen, hat auch nichts genützt. Sie konnte dann allerdings den Kopf fühlen und feststellen, daß ein hoher Geradstand vorlag. Ich mußte dann aufstehen, in der Hoffnung, daß das Kind noch rutscht, weil der Kopf am kleinen Becken anstand. Und immer weiter Wehen, bei denen der Kindskopf jedesmal gegen meine Schambeine gedrückt wurde.
Als noch eine weiter Stunde nichts mehr vorwärts ging, meinte sie so gegen 5.30 Uhr, ich sollte mich anziehen, wir würden jetzt ins KH fahren. Ich bekam ein Mundspray mit Wehenhemmer, hab mich hinten auf die Rückbank vom Auto gelegt und wir sind ins KH gefahren. Das waren die längsten 10 Minuten meines Lebens.
Im KH ging's in den Kreißsaal. Wurde an die üblichen Geräte angeschlossen. Sie haben mir eine PDA gelegt, in der Hoffnung, daß sich das Becken entspannt und das Kind doch noch durchpaßt. Dem Kind ging's immer hervorragend, aber ich war ziemlich am Ende. Ich hab nur noch gesagt, macht was ihr wollt, aber ich will keine Wehen mehr haben. Die Wehen wurden dann auch langsam schwächer und das Kind rutschte wieder hoch. Prima.
Wurde von jeder Menge Leute untersucht, aber irgendwann war klar, daß das Kind auf normalem Wege nicht geboren werden würde. Also KS. Die PDA wurde verstärkt und ich in den OP "eingeschleußt". Kam mir vor, wie auf dem Schlachthof, weil man nämlich mit der Liege an eine kleines Förderband rangeschoben wird, daß einen auf einer Körperseite nimmt, etwa 50cm durch die Schleuse fährt und auf der andere Seite auf eine sterile Liege "Plumpsen" läßt.
Um 10.30 wurde ich dann von einer gesunden Tochter entbunden. Mein Mann war in einem Nebenraum, in dem Studenten OPs beobachten können und meinte hinterher, er kenne mich jetzt auch von innen etwa bis zur Speiseröhre. Die Hausgeburtshebi durfte mit in den OP. Das Kind wurde erst untersucht, bevor ich sie haben konnte. Sie haben sie mir dann quasi quer auf den Hals gelegt, da über meiner Brust das Tuch aufgespannt war, das den sterilen vom nichtsterilen Bereich trennt. Meine Arme waren beide fixiert, und die Hebi hat mir dann einen losgebunden, damit ich meine Tochter wenigstens mal anfassen konnte. Allerdings war sie schon vollständig angezogen. Ich war so erschöpft (und wahrscheinlich auch mit jeder Menge Medis vollgepumpt), daß ich ehrlich gesagt überhaupt keine Gefühlsregung verspürt habe.
Nach kurzer Zeit habe gebeten, daß sie sie wieder wegnehmen. Mein Mann, meine Tochter und ich wurden dann in den normalen Aufwachraum gebracht, wo die Leute mit Vollnarkose hinkommen. Der Zwerg hat munter vor sich hingeschrien und ich hab immer versucht, sie anzulegen, damit sie ruhig wird und die anderen Leute, denen es z.T.wirklich nicht gut ging, nicht so viel stört. Hat natürlich nicht geklappt weil es mein erstes Kind war und ich mich vor lauter Kabel und Schäuche kaum bewegen konntet. Hab immer wieder auf einer Kinderschwester bestanden, so lange, bis sie mich endlich auf Station gebracht haben (2 Std. oder so).
Ab dann wurd's langsam besser. Warum die Geburt nicht auf natürlichem Wege funktioniert hat, konnte mir auch hinterher niemand sagen.
Das war also meine Geschichte. Beim Durchlesen muß ich zugeben, daß sie ab dem Zeitpunkt, wo wir ins KH gefahren sind, nichts mehr wirklich mit der Hausgeburt zu tun hatte. Ich denke, der Verlauf wäre ab da genauso gewesen, wenn ich die Geburt im KH begonnen hätte. Aber so kann's eben kommen. Ich war mental auf so etwas überhaupt nicht gefaßt und hab hinterher eine ganze Weile daran zu knabbern gahabt.
Wenn Du eine Hausgeburt möchtest, ist mein Ratschlag: TU ES. Du weißt auch im Geburtshaus oder im KH nicht, was auf Dich zukommt. Und in alle Regel geht es ja gut. Ich habe eben fast alles mitgenommen, was so schiefgehen kann, bei einer Geburt. Ich wünsche Dir noch eine schöne SS und falls Du noch Fragen hast, laß was hören (äh, lesen)!
Alles gute und liebe Grüße, Schnuppe