Hilfe! Meine Söhne nerven die Schule

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich Hilfe brauche, aber ich brauche zumindest mal Eure Einschätzung einer Situation.

Zunächst mal für alle, die es nicht wissen: Ich habe sieben Söhnen. Vier davon, Teenager, gehen, in drei verschiedenen Klassen, auf die selbe Schule. Wir haben versucht, den Jungs beizubringen, so gut das in der Kürze der Zeit ging, für einander einzustehen, sich zu informieren, nachzufragen, wenn sie etwas nicht zu verstehen, und zu diskutieren.

Jetzt ist es so, dass mich gerade ein Anruf der Direktorin der Schule erreicht hat, in dem diese mir wortreich und erzürnt mitteilte, dass mindestens das gesamte Lehrerkollegium, wenn nicht sogar das ganze Kollegium am Rande des Nervenzusammenbruchs stehe, weil meine Söhne ganz gewaltig nerven. Man könne keine mehr Noten vergeben, ohne dass die Lehrer in Diskussionen verwickelt werden, und eigentlich sei sie davon ausgegangen, dass sich die "pubertierenden Gemüter" jetzt, in den Ferien, beruhigen, aber nun bekomme "sie auch schon Emails und Anrufe, in denen mittlerweile sogar die Unterrichtsinhalte angezweifelt werden." Ich möge doch bitteschön die Jungs auf Kurs bringen, denn das Ganze nerve, wie gesagt, störe den Ablauf, "ich meine, ich weiß ja, dass ihre Kleinen es schwer gehabt haben, und so, aber bringen Sie denen doch bitteschön mal bei, dass sie sich ein bisschen besser einfügen und nicht gleich bei jeder Kleinigkeit ihre Familie rufen. Das ist ja wie die Mafia."

Ich habe daraufhin den ersten Sohn, dessen ich habhaft werden konnte, gegriffen und ihn zur Sache vernommen. S, mein Viertältester, sagt aus, man finde die "Prozesse der Schülerbewertung intransparent" weshalb man die "Offenlegung der aktuell an diesem Bildungsinstitut angewandten Standards und eine Beteiligung der Schülerschaft an der Auswahl der Lerninhalte" fordere, da man "vor dem Hintergrund des Stellenwertes, den die internationale Pisa-Studie national erlangt hat, befürchten muss, dass hier bewusst von den Lehrbeauftragten in Kauf genommen wird, unsere beruflichen und damit auch unsere sozialen Entwicklungsmöglichkeiten zu schmälern." Eigentlich wollte ich ihn fragen, ob er das auch auf Deutsch, Arabisch und Englisch sagen kann, habe aber dann nur nach der Antwort der Bildungsbeauftragen gefragt, die darin bestand: Es ist so, wie es immer schon war, weil es gut war, wie es vorher war."

Mein Herz ist stolz und sagt mir: Jungs umarmen und ermutigen. Mein Kopf sagt: Denk' an die Lehrer, die ja noch ihre Arbeit machen müssen, und sag' den Jungs, sie sollen es ab sofort sein lassen.

Was würdet Ihr machen?

Viele Grüße,

Ariel
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Wow wenn das dein Sohn so gesagt hat Hut ab.
Allerdings sehe ich es auch dass sie sich zwar dafür einsetzen können und sollen aber die Art wie sie es machen ist nicht der richtige Weg.

Vielleicht sollten sie gemeinsam mal beim Direktor vorsprechen allerdings unter der bedingung dass sie mit dem Verhalten wie sie es jetzt an den Tag legen aufhören.
Man muss versuchen ihnen klar zu machen, dass auch lehrer nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten handeln können, da bringt es nichts den lehrern gegenüber alles in frage zu stellen.

Ich weis nicht wie das Schulsysthem bei euch ist. Ich weis aber, dass es hier Klassensprecher, jahrgangssprecher und Schulsprecher gibt. Die alle im besten Fall auf vieles mit einwirken können. ich denke dass das der richtige Weg wäre. So können sie z.B. an Zeugnisbesprechungen teil nehmen und auch hinterfragen. Soie bekommen einen besseren Einblick in das Schulsysthem und verstehen dann vielleicht auch besser warum leider nicht alles von jetzt auf gleich änderbar ist.
 

Liliki

Mensch
Hi Ariel,

Bei der Antwort deines Ältesten musste ich wirklich lachen ...

Ich glaube, das Gleiche wie bei meinen Kindern ... : zum einen Teil den Wert von Diplomatie erklären und vorleben und zum anderen erklären, dass man eine andere Meinung haben und diese auch vertreten darf ;-) - in der Dosierung liegt vermutlich das Erwachsenwerden ...

Schule als real existierende Einrichtung ist eine gute Idee, wie man Kindern die mangelnde Unfehlbarkeit menschlicher Systeme beibringen kann und wie sie lernen können, dass man mit-dem-Kopf-durch-die-Wand so manches selbst gesteckte Ziel eben doch nicht erreichen kann, wenn man alle anderen nervt ...

An manchen Schultagen werde ich mir diesen Text dann noch mal ausdrucken und durchlesen müssen .... ooooommmmmmm

Lächelnde Grüße, Lili
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

und Danke. S hat das tatsächlich so gesagt - natürlich bewusst im Erwachsenenton. Aber es zeigt, dass sich die vier mit dem Thema auseinander gesetzt haben.

Das Hauptproblem ist, dass sie auf ihre Fragen keine Antworten bekommen. Die Direktorin möchte, dass es aufhört - und zwar komplett. Das System an dieser Schule ist so, dass das Elternkommittee für die Schüler spricht, und die Schüler das lernen, was Eltern und Lehrer wollen. Aber es liegt mir fern, künftig das weiter zu geben, was meine Kinder ausgearbeitet haben.

Viele Grüße,

Ariel
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Gibt es denn keine passende Schule für deine Söhne?

Ich hatte auch mal so eine Rasselbande, der ich nicht gewachsen war in meiner Jugendgruppe. Die waren 1. in der Überzahl, 2. sich einig darin, sich nicht unterzuordnen, 3. viel schlauer als ich. Ich war jedes Mal mit den Nerven runter. Ich denke, die Kinder waren einfach unterfordert. Eine Lehrerin, die schon als schwach erlebt wurde (und der Hilfeschrei des Kollegiums ist ja ein Eingeständnis von Schwäche), kann kaum mehr Respekt erlangen. So könnte es doch bei euch auch sein, oder?
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ja, Du hast Recht. Die Jungs haben keinen Respekt vor diesen Lehrern, weil sie selbst deren Respekt sich selbst gegenüber vermissen: Mein Ältester, der demnächst 18 wird, fragte gerade, warum man auf eine klare Frage keine klare Antwort geben kann. Und die Kids haben ja durchaus nicht von der Hand zu weisende Fragen.

Der Vorteil an dieser Schule ist, dass sie bei uns direkt um die Ecke ist. Wir haben jetzt gerade einen Schulwechsel angesprochen, was dann allerdings zu der Bemerkung führte, dass es ja nicht wirklich sein könne, einfach zu gehen, und da haben die Jungs auch Recht.

Was mich ein bisschen ärgert ist eben das, was Du berechtigt als "Schwäche" der Lehrer bezeichnest: Von mir wird erwartet, dass ich meine Söhne lenke. Aber die Lehrer als Erwachsene sehen sich nicht in der Pflicht, ihre eigene Erklärungsschwäche zu überwinden und sich einfach mal bessere Argumente zurecht zu legen.

Viele Grüße,

Ariel
 
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