Kein normaler Mutter-Tochter-Konflikt...

nadja regine

Aktives Mitglied
Ich muß mich hier mal ausmeckern, aber mich interessiert auch, wie andere mit ihren Müttern zurandekommen, denn meine bringt mich zur Weißglut. Und sie macht mich traurig.

Vorgeschichte: ich wuchs bei Oma auf.
Mit 12 zog ich zu meiner Mutter, als ich 15 war, begann mein Stiefvater, mich zu befummeln, mit 17 bin ich ausgerissen, weil meine Eltern wie ein Bollwerk gegen mich standen, nachdem ich meiner Mutter davon erzählt hatte.
Mit 20 wurde ich Mutter und irgendwie brauchte ich da meine Mutter. Sie haben mir auch wirklich geholfen, mir eine Wohnung eingerichtet. Ich BIN dankbar dafür.

Aber es stinkt mir zu hören: " Wenn du uns nicht gehabt hättest, hättest du das mit dem Kind NIE geschafft."
Das ist Punkt eins. Ich hätte es geschafft, das ist sicher.wenn ich je etwas bereut habe, dann, diese Hilfe angnommen zu haben.

Als meine Tochter vier war, haben sich meine Eltern getrennt, er hat sie betrogen,als sie das spitzkriegte, ist sie durchgedreht und wollte sich umbringen - das, was ich jetzt schreibe, klingt fies... - nicht, ohne mir einen Brief auf die Treppe zu legen (ich wohnte damals über ihr) und naja...es war sicher ein Hilferuf,aber mir ist es schwergefallen, Verständnis aufzubringen. Trotzdem habe ich mir monatelang alles angehört...was für eine gute Ehe sie doch hatten...und so... :wand :wand :wand Es hätte ja doch keinen Sinn gehabt, sie tat mir leid...

So ist es mit vielen Dingen. Irgendwann hat sie ein großes Blutbild machen lassen, dabei kam heraus, daß sie Toxoplasmose hatte UND mehrere Fehlgeburten, das könne man dem Blutbild entnehmen... Ich habe versucht,ihr zu erklären, daß man Toxoplasmose nur EINMAL bekommt, das es nicht zwingend zu einer Fehlgeburt und schon gar nicht zu diversen führt...ICH hatte nachweislich Toxoplasmose in der zweiten Schwangerschaft, aber nöööööö, das stört sie gar nicht... dagegen komme ich nicht an! Sie lebt manchmal in ihrer eigenen Welt...

Ich habe geheiratet, noch zwei Kinder bekommen, schließlich haben wir ein Haus gekauft. Einziges Problem, mein Mann hat eine Zeitlang maßlos getrunken,mich dann beschimpft, mir eine Ohrfeige gegeben.
Ich habe ihn rausgeschmissen, Grenzen gesetzt.
Da hatte ich wieder meine Mutter auf dem Hals, plötzlich war ICH schuld. :shake
Ich habe eine Zeitlang wirklich geglaubt, das ich schuld sei und alles versucht, es meinem Mann recht zu machen. Irgendwann habe ich eingesehen, daß ich ihn nicht ändern kann - seitdem trägt er SEINE Verantwortung und alle Konsequenzen seines Tuns und ich MEINE. meine Selbstachtung hatte gelitten...und auch mein Mann sollte Achtung vor mir haben. Basta.

Großes Theater haben wir immer wieder wegen meiner Hunde, zwei eigene, ab und zu ein Pflegehund, unter anderem, weil meine Mutter meint, die Tiere seien auch schuld, wenn mein Mann trinkt, weil mein Haushalt darüber verrottet - mein Mann findet mich zu pingelig :rofl - die Kinder verwahrlosen...das erzählt sie auch den Leuten im Dorf und das ist nun so offensichtlich nicht der Fall, daß es zum lachen sein könnte, wäre es nicht so schlimm.

Dabei habe ich mir einfach ein Stück Kindheitstraum erfüllt und ich finde es positiv, wenn meine Kinder mich nicht nur als Hausfrau, sondern als engagierte Person erleben. Der Karrierezug ist abgefahren, ich habe nichtmal meine Ausbildung zuende gemacht, aber wenn die Zeit gekommen ist, kann ich das nachholen oder etwas ganz und gar anderes machen...und wenn ich nichts mache, ist es auch gut.

Manchmal habe ich das Gefühl - und ich schäme mich dafür - das meine Mutter eifersüchtig ist, weil ich es soviel "leichter" habe als sie, die z.B. immer arbeiten mußte...sie hat mich als Kind nicht bei sich gehabt, ich habe DREI Kinder.
Ich habe Haus und Garten, wir leiden keine Not. Aber es gab Zeiten, da habe ich auf dem Bahnhof geschlafen, die ich nie vergessen werde....
Und die Hunde - meine Mutter hat selber einen - sind wahrscheinlich das I-Tüpfelchen, Luxus und Egoismus pur...

Kann eine Mutter neidisch auf die Tochter sein??? Ich wünsche meinen Kindern von ganzem Herzen alles Glück, das es geben kann...das sie glücklich werden, ist mein großes Ziel...

Was meint ihr??? Machen lassen und sich den Rest denken oder Konfrontation? Ich muß dazu sagen, sie wird wirklich laut, droht auch Schläge an, je älter ich werde, umso lächerlicher kommt mir das alles vor, aber sie ist nunmal meine Mutter und ich habe sie lieb...
 

Simone

Kampfhase
:troest

Traurig...

Für mich hört sich das so an, als ob deine Mutter über die Jahre hin verbittert ist.

Sie stellt sich in den Mittelpunkt mit " wie schlecht es sie doch getroffen hat " - manche Menschen müssen dramatisieren. Solche kenne ich auch. Je nachdem wie es beliebt ist es superklasse oder superschlecht.

Ich finde es positiv wie du dein Leben siehst und es genießt - lass dir das nicht nehmen. Vielleicht tut euch ein größerer Abstand gut.
 

connylein

Namhaftes Mitglied
meine oma hatte das auch viele jahre als ihr mann gestorben war. sie hat dann nen neuen kennengelernt und seit dem kann man wieder normal mit ihr reden, sie besuchen, usw...
ich glaube dass sie einfach nicht mit dir glücklich sein kann weil es ihr selbst nicht gut geht...

das sind meine gedanken dazu...aber was raten oder so kann ich dir da leider gar nicht....

:maldrueck
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Man sucht immer die Fehler bei anderen die man selber hat, ich denke deine Mutter hat sehr viel durchgemacht und da sie selber ncht glücklich ist darf auch niemand anderes in ihrer Umgebung glücklich sein, denn das würde ihr ja zeigen wie unglücklich sie ist.
Du kannst nichts anderes machen als ihr zu zeigen was sie gut gemacht hat und hoffen das sie irgendwann sieht das ihr Leben nciht ganz so verkorks war wie sie es sieht, vielleicht könnte ihr auch ein neuer Partner darüber hinweghelfen aber darauf hat man als Tochter ja keinen Einfluss drauf.
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Moin,

denn meine bringt mich zur Weißglut. Und sie macht mich traurig.

*knuff*

Hört sich nach einem argen inneren Spagat an :-/

Vorgeschichte: ich wuchs bei Oma auf.
Mit 12 zog ich zu meiner Mutter, als ich 15 war, begann mein Stiefvater, mich zu befummeln, mit 17 bin ich ausgerissen, weil meine Eltern wie ein Bollwerk gegen mich standen, nachdem ich meiner Mutter davon erzählt hatte.

Oha :-(

Das ist Stoff für Alpträume, vorallem für dich.

Kann es sein das deine Mutter aus dieser Zeit Schuldgefühle in sich trägt? Das würde immerhin etwas erklären wenn auch nicht entschuldigen.....

Ich BIN dankbar dafür.

Hmmm, also ich denke immer, man hilft weil man helfen will. Der andere sagt dann EINMAL danke und gut iss. Nicht so unbezahlbare klebrige Danbarkeitsrechnugen die man NIE wieder los wird.

Ich hab einen Buchtipp zu dem Thema für dich: emotionale Erpressung

Du darfst und solltest glaub ich dringend mal aufhören dankbar zu sein, ich hab eher das Gefühl das du eigentlich verdammt wütend sein solltest.

sie tat mir leid...

Hast du ihr schon mal leid getan?

Sie lebt manchmal in ihrer eigenen Welt...

Dann braucht sie Hilfe die du NIE geben kannst.

Da hatte ich wieder meine Mutter auf dem Hals, plötzlich war ICH schuld. :shake
Ich habe eine Zeitlang wirklich geglaubt, das ich schuld sei und alles versucht, es meinem Mann recht zu machen. Irgendwann habe ich eingesehen, daß ich ihn nicht ändern kann - seitdem trägt er SEINE Verantwortung und alle Konsequenzen seines Tuns und ich MEINE. meine Selbstachtung hatte gelitten...und auch mein Mann sollte Achtung vor mir haben. Basta.

:respekt

Ich interpretier mal wild drauflos ;-):

Kann es sein das du Teile ihrer Geschichte wiederholt hast und dann anders aufgelöst hast? Das du etwas geschafft hast was sie nie konnte?

Wenn ja, dann muss sie das abwerten und negieren, ansonsten müsste sie ja ihr eigenes Verhalten reflektieren.

Kann eine Mutter neidisch auf die Tochter sein???

Sicher, warum sollte es das nicht geben?

Machen lassen und sich den Rest denken oder Konfrontation?

Konfrontation für dich, damit du dein Pakerl da abgeben kannst wo es hingehört, ihr die Chance auf andere Blickwinkel gibst und dein Leben leben kannst.

Viel Glück und Kraft,

Tina
 

nadja regine

Aktives Mitglied
Danke für eure Antworten.Ich habe noch nie darüber gesprochen und einfach drauflosgeschrieben. Ich habe ihr jahrelang gezeigt, was ich gut finde, mit dem Ergebnis, das sie offenbar meint, sie habe alles super hingekriegt und sich in mein Leben einmischt. Bin ich erfolgreich, dann betont sie, was sie alles für mich getan
hat - klappt was nicht, bin ich SCHULD.

@Tina - ja, ich habe Teile ihrer Geschichte wiederholt und anders aufgelöst, nur, daß das etwas negatives in ihren Augen sein könnte, darauf bin ich noch nicht gekommen...eigentlich sollte sie froh sein, oder? Also, ich werde jedenfalls froh sein, wenn meine Töchter, die zweifellos etwas übernehmen, es anders und besser machen :druecker

Und nein, ich habe ihr nie leid getan, da hast du recht. Ich war immer selber oder mitschuld, sogar an der Mißbrauchsgeschichte. Wenn ich zaghaft andeute, daß ich es gar nicht SO leicht hatte, zumindest in den jahren danach, dann heißt es: " Du holst immer die alten Geschichten hervor."

Meine Mutter meint auch, das man mit mir nicht reden kann, weil ich bis zuletzt um die Richtigkeit meiner Meinung kämpfe...sie hat überhaupt nie mitgekriegt, wie oft ich geschluckt habe, um sie zu schonen.

Es ist zum Heulen :crying
 
U

User 5

Guest
Hallo Nadja Regine!



aber sie ist nunmal meine Mutter und ich habe sie lieb...

Bei aller Liebe, und dafür meine Hochachtung, musst du dein Leben leben.
Und deine Mum ihres.
Deine Kindheit ist vorbei, deine Mutter muss nicht mehr dein Leben managen und du bist ihr auch nix mehr schuldig! (wegen der Wohnung)


Ihr beide müsst mehr loslassen, mehr Abstand gewinnen und lernen für euch selbst zu sein und dennoch eine Familie.

Mir kommt es so vor als hätte deine Mutter keine eigenen Interessen, Hobbys oder dgl., sie klammert und sie scheint sehr verzweifelt zu sein. Sie droht dir dich zu schlagen, sie schreibt Abschiedsbriefe die gefunden werden müssen....

Habt ihr beide schon mal über Therapie nachgedacht?

:troest
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Moin,

Ich habe noch nie darüber gesprochen und einfach drauflosgeschrieben.

Vielleicht ist es einfach an der Zeit das manches mal rauskommt?

ja, ich habe Teile ihrer Geschichte wiederholt und anders aufgelöst, nur, daß das etwas negatives in ihren Augen sein könnte, darauf bin ich noch nicht gekommen...eigentlich sollte sie froh sein, oder?

Das mit dem eigentlich ist leider so eine Sache.... und dein Blickwinkel nicht ihrer ;-)

Wenn sie unter ihrem Weg gelitten hat, das aber nicht zugeben kann und nach aussen ein glückliches Leben gelebt hat, dann sind deine Wege eben uU ein übler Spiegel.

Sich einfach freuen für andere ist eine Form der Freude die leider auch nur wenige Menschen geniessen können, Neid ist da die Emotion die viel öfter entsteht.

Ich war immer selber oder mitschuld, sogar an der Mißbrauchsgeschichte.

:uebel

Wie auch sonst könnte sie ihr damaliges Verhalten begründen, auch vor sich selbst.

Meine Mutter meint auch, das man mit mir nicht reden kann, weil ich bis zuletzt um die Richtigkeit meiner Meinung kämpfe...sie hat überhaupt nie mitgekriegt, wie oft ich geschluckt habe, um sie zu schonen.

Um sowichtiger für dich das du diesen Teufelkreis beendest.

Krisen sind Chancen, daher mag ich die eigentlich ;-), vielleicht langst du ja ds Buch lesen. Da ist in normaler Umgangssprache fein erklärt wie solche Prozesse ablaufen und wie man sie beenden kann.

Viel Kraft,

Tina
 

nadja regine

Aktives Mitglied
Buch ist bestellt, danke!

Abnabelung...das verunsichert mich, denn eigentlich habe ich mich abgenabelt.

Als ich geheiratet habe und zur Ruhe kam, hatte ich den Wunsch, meine Mutter kennenzulernen, uns fehlen ja viele Jahre, als Mensch, nicht nur als Mutter, denn als erwachsene Frau habe ich einen anderen Blickwinkel als das Kind damals und dachte, auf der Ebene könnten wir uns begegnen.

Streckenweise klappt das. Ich lebe mein, sie ihr Leben.
Und dann fällt sie derart aus der Rolle, daß ich nur :hae? kann.
Vor ein paar Monaten hat sie einen regelrechten Aufstand gemacht, ist durchs Haus gerast, hat mich beschimpft und beleidigt, bis alle Kinder weinten, als ich sie rausgeschmissen hatte, hat sie minutenlang die Klingel malträtiert, alle Kinder endgültig fix und fertig, die Kleine schrie, meine Mutter wie die Hexe auf dem Besen durch den Keller wieder rein, ich hätte meine Wut an meinem Kind ausgelassen - das bei mir auf dem Schoß saß...

Nur, weil ein Kumpel meines Mannes ihr seine Meinung gesagt hatte, wieso mein Mann seiner Meinung nach trinkt - das hätte man in Ruhe aus der Welt schaffen können.

Sie hat Wochen später eingelenkt und seitdem habe ich das Gefühl, zu ersticken.
Sie ist acht Jahre alleine.
Eine Zeitlang habe ich versucht, sie miteinzubeziehen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß sie DAS nicht will...sie will etwas ganz anderes, ich mache jede Wette,sie will ihren Mann zurück, das ist vielleicht das einzige, was sie glücklich machen kann. Dabei ist er verheiratet.Er wollte tatsächlich mal zu ihr zurück, da hat sie gestrahlt wie die helle Sonne...ich dachte,mich rammt ein Bus,weil sie mich gefragt hat,ob WIR (???) ihn zurücknehmensollen... :hae?

Immerhin ist mir beim Schreiben klar geworden, daß ich trotzdem glücklich sein darf
und mein Leben ausfüllen und auch, das ich allen Grund habe, glücklich zu sein und sogar ein bißchen stolz.

Viele Grüße

Nadja
 
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