kräuterweiblein
Aktives Mitglied
obwohl ich natürlich unsagbar happy war und bin, daß unser kleiner spatz so ein kämpfer ist, überwogen die panik und die trauer. meine gebärmutter hatte schon angefangen, sich zurückzubilden, und bei jeder kontraktion dachte ich, das wäre mein kleiner...und dann erinnerte ich mich dauernd wieder daran, daß er ja aus mir raus war. das gefühl kann ich heute noch nicht abstellen. ich war noch nicht soweit, ihn freiwillig herzugeben...er wurde mir genommen, so blöd das vielleicht klingt. ich weiß, daß sonstwas hätte passieren können, und bin endlos dankbar für alles, aber ich spüre seinen verlust wie eine große, schwarze wunde in meinem körper und in meiner seele. ich machte mir vorwürfe, daß ich gift für mein baby war...und daß ich eine schlechte mutter sei, weil ich ihn nicht richtig versorgen konnte. mir sagten und sagen zwar alle, daß das blödsinn ist, und irgendwo weiß ich das ja auch, aber hirn und herz sind eben zweierlei paar schuh...und jetzt brauche ich nur eine frau mit dickem bauch sehen und könnte schon wieder heulen. ich hatte mich so auf meinen riesenbauch gefreut...ich wollte all den schmerz auf mich nehmen und ertragen, weil ich meinen sohn bewußt in diese welt entlassen wollte...und jetzt?
später kam die stillberaterin zu mir und brachte mir eine pumpe. ich pumpte sechs tage lang, ohne einen einzigen tropfen milch zu erhalten, aber ich wollte weitermachen...für meinen sohn. ich wollte ihn ernähren, wenn ich ihn schon hatte hergeben müssen...doch auch das kam anders.
meine blutwerte waren auffällig gewesen, die schilddrüsenwerte viel zu hoch. der arzt hatte mich ja direkt auf meine hervortretenden augen angesprochen und nun erklärte er mir, daß das, zusammen mit einigen anderen symptomen, die ebenfalls bei mir vorliegen, auf eine schilddrüsenüberfunktion hindeutet, die sog. morbus basedow. es wurden zig bluttests gemacht (und blut, vor allem blutabnehmen, ist bei mir echt...urks...), außerdem ein schilddrüsen-ultraschall und einiges mehr. am ende stand fest, ja, ich habe diese morbus basedow. seit der sectio habe ich auch einen absolut heftigen blutdruck. vor der sectio war damit alles ok, so daß man glaubt, daß die geburt die krankheit so richtig zum loslegen brachte. jetzt bekomme ich beta-blocker und schilddrüsenmedikamente. wegen dieser darf ich meinen schatz nicht stillen, denn glücklicherweise ist seine schilddrüse gesund! und da die medikamente in die milch übergehen, würde seine sd-funktion eben unterdrückt, was nicht sein darf.
ich hatte gedacht, daß es mich mehr mitnehmen würde, daß ich nicht stillen kann, denn für mich stand immer fest, daß ich das will, aber inzwischen komme ich damit ganz gut klar.
womit ich nicht klarkomme, ist meine angst. diese morbus basedow könnte tödlich enden, wenn man sie nicht erkennt und nicht behandelt, wie mir der arzt sagte. offenbar hatte er sich keine gedanken darüber gemacht, wie so ein spruch auf mich wirkt...bis gestern war für mich völlig klar, daß ich früher oder später (und eher früher als später) an dieser sd-überfunktion sterben würde. gestern hatte ich dann ein langes gespräch mit einer andern ärztin, die richtig geschockt war, daß ich dachte, ich würde bald sterben. sie sagte, wenn die krankheit wirklich jahrelang nicht erkannt wird, dann wäre sie wohl tödlich, aber daß ich ja jetzt behandelt werde. ich müßte halt durch die nächsten vier wochen durch, in denen ich durch die beta-blocker dauermüde und in watte gepackt wäre, aber dann, wenn die sd-medikamente erstmal anschlagen, kann man die beta-blocker absetzen und schauen, wie ich mit den medikamenten klarkomme. sobald meine schilddrüsenwerte normal wären, könnte man darüber nachdenken, ob ich mir die schilddrüse entfernen lasse oder sie mir per radio-jod-therapie veröden lasse. aber das wäre wohl frühestens in einem jahr soweit. jedenfalls müßte ich danach dann sd-hormone zuführen, aber das ist ja kein problem. das problem wäre dann nur der neuerliche krankenhausaufenthalt, denn davor habe ich absolute panik...naja...offenbar besteht auch die chance auf eine spontanheilung...worauf ich natürlich sehr hoffe...schauen wir mal.
momentan muß ich halt nur dauernd meinen blutdruck und mein blutbild kontrollieren lassen. alle meinen, die nächsten vier wochen werden ätzend, aber dann würde es mir besser gehen als vorher. sogar schlappheit und depris könnten eben von dieser morbus basedow ausgelöst werden...ganz schön heftig.
meinem sohn geht es sehr gut. bei der geburt war er 34 cm groß und 910 gramm schwer. nachdem er in den ersten tagen 15 g gewicht verloren hatte, ist er nun schon bei 950 gramm! alle sagen, er ist der kleine sonnenschein der station und will leben. er kämpft total und meistert das leben in dieser welt absolut klasse. er muß jetzt nur wachsen, fett ansetzen und regelmäßig atmen, denn ein paarmal am tag vergißt er das noch, aber das ist ganz normal für frühchen. sein gehirn und seine nieren wurden letztens per ultraschall untersucht und es ist alles in bester ordnung.
inzwischen darf ich etwa anderthalb bis zwei stunden am tag "känguruen", ihn also auf meiner brust liegen haben und mit ihm schmusen. es ist überwältigend, wie genau er weiß, daß ich seine mama bin und daß mein mann sein papa ist. kaum singt der papa etwas für ihn, beruhigt er sich. und kaum ist er auf meiner brust, ist alles in bester ordnung. wenn die schwestern ihn dann runternimmt, brüllt er los...
ich weiß, daß all das sehr positiv klingt, und ich weiß, daß alles hätte viel, viel schlimmer enden können. wenn ich das alles so schreibe, denke ich auch, wo eigentlich mein problem ist...aber ich komme emotional nicht klar. zwar meinen alle ärzte, daß ich erstens die umstellung von schwanger auf nicht-mehr-schwanger ertragen muß und dann zweitens die hormonsituation durch die morbus basedow dazukommt (und eben die damit verbundene angst ud natürlich auch das runtergezogen-sein von den medikamenten), aber das ist kein trost für mich. ich glaube, ich werde mir bald eine therapeutin suchen, mit der ich über all das reden kann, denn ich komme allein nicht gut klar. mein mann ist die ganze zeit für mich da, hat sich sogar urlaub genommen, um sich um uns zu kümmern, aber ich muß einfach soviel über all das reden...und er selbst ist ja auch betroffen.
die zeit ist momentan alles andere als leicht...ich heule noch immer total viel und bin kräftemäßig am ende...aber ich bin unendlich dankbar für meinen wundervollen sohn und für meinen liebevollen ehemann...und ich bin den göttern dankbar, daß sie ihre hände über uns gehalten haben...
das kräuterweiblein
später kam die stillberaterin zu mir und brachte mir eine pumpe. ich pumpte sechs tage lang, ohne einen einzigen tropfen milch zu erhalten, aber ich wollte weitermachen...für meinen sohn. ich wollte ihn ernähren, wenn ich ihn schon hatte hergeben müssen...doch auch das kam anders.
meine blutwerte waren auffällig gewesen, die schilddrüsenwerte viel zu hoch. der arzt hatte mich ja direkt auf meine hervortretenden augen angesprochen und nun erklärte er mir, daß das, zusammen mit einigen anderen symptomen, die ebenfalls bei mir vorliegen, auf eine schilddrüsenüberfunktion hindeutet, die sog. morbus basedow. es wurden zig bluttests gemacht (und blut, vor allem blutabnehmen, ist bei mir echt...urks...), außerdem ein schilddrüsen-ultraschall und einiges mehr. am ende stand fest, ja, ich habe diese morbus basedow. seit der sectio habe ich auch einen absolut heftigen blutdruck. vor der sectio war damit alles ok, so daß man glaubt, daß die geburt die krankheit so richtig zum loslegen brachte. jetzt bekomme ich beta-blocker und schilddrüsenmedikamente. wegen dieser darf ich meinen schatz nicht stillen, denn glücklicherweise ist seine schilddrüse gesund! und da die medikamente in die milch übergehen, würde seine sd-funktion eben unterdrückt, was nicht sein darf.
ich hatte gedacht, daß es mich mehr mitnehmen würde, daß ich nicht stillen kann, denn für mich stand immer fest, daß ich das will, aber inzwischen komme ich damit ganz gut klar.
womit ich nicht klarkomme, ist meine angst. diese morbus basedow könnte tödlich enden, wenn man sie nicht erkennt und nicht behandelt, wie mir der arzt sagte. offenbar hatte er sich keine gedanken darüber gemacht, wie so ein spruch auf mich wirkt...bis gestern war für mich völlig klar, daß ich früher oder später (und eher früher als später) an dieser sd-überfunktion sterben würde. gestern hatte ich dann ein langes gespräch mit einer andern ärztin, die richtig geschockt war, daß ich dachte, ich würde bald sterben. sie sagte, wenn die krankheit wirklich jahrelang nicht erkannt wird, dann wäre sie wohl tödlich, aber daß ich ja jetzt behandelt werde. ich müßte halt durch die nächsten vier wochen durch, in denen ich durch die beta-blocker dauermüde und in watte gepackt wäre, aber dann, wenn die sd-medikamente erstmal anschlagen, kann man die beta-blocker absetzen und schauen, wie ich mit den medikamenten klarkomme. sobald meine schilddrüsenwerte normal wären, könnte man darüber nachdenken, ob ich mir die schilddrüse entfernen lasse oder sie mir per radio-jod-therapie veröden lasse. aber das wäre wohl frühestens in einem jahr soweit. jedenfalls müßte ich danach dann sd-hormone zuführen, aber das ist ja kein problem. das problem wäre dann nur der neuerliche krankenhausaufenthalt, denn davor habe ich absolute panik...naja...offenbar besteht auch die chance auf eine spontanheilung...worauf ich natürlich sehr hoffe...schauen wir mal.
momentan muß ich halt nur dauernd meinen blutdruck und mein blutbild kontrollieren lassen. alle meinen, die nächsten vier wochen werden ätzend, aber dann würde es mir besser gehen als vorher. sogar schlappheit und depris könnten eben von dieser morbus basedow ausgelöst werden...ganz schön heftig.
meinem sohn geht es sehr gut. bei der geburt war er 34 cm groß und 910 gramm schwer. nachdem er in den ersten tagen 15 g gewicht verloren hatte, ist er nun schon bei 950 gramm! alle sagen, er ist der kleine sonnenschein der station und will leben. er kämpft total und meistert das leben in dieser welt absolut klasse. er muß jetzt nur wachsen, fett ansetzen und regelmäßig atmen, denn ein paarmal am tag vergißt er das noch, aber das ist ganz normal für frühchen. sein gehirn und seine nieren wurden letztens per ultraschall untersucht und es ist alles in bester ordnung.
inzwischen darf ich etwa anderthalb bis zwei stunden am tag "känguruen", ihn also auf meiner brust liegen haben und mit ihm schmusen. es ist überwältigend, wie genau er weiß, daß ich seine mama bin und daß mein mann sein papa ist. kaum singt der papa etwas für ihn, beruhigt er sich. und kaum ist er auf meiner brust, ist alles in bester ordnung. wenn die schwestern ihn dann runternimmt, brüllt er los...
ich weiß, daß all das sehr positiv klingt, und ich weiß, daß alles hätte viel, viel schlimmer enden können. wenn ich das alles so schreibe, denke ich auch, wo eigentlich mein problem ist...aber ich komme emotional nicht klar. zwar meinen alle ärzte, daß ich erstens die umstellung von schwanger auf nicht-mehr-schwanger ertragen muß und dann zweitens die hormonsituation durch die morbus basedow dazukommt (und eben die damit verbundene angst ud natürlich auch das runtergezogen-sein von den medikamenten), aber das ist kein trost für mich. ich glaube, ich werde mir bald eine therapeutin suchen, mit der ich über all das reden kann, denn ich komme allein nicht gut klar. mein mann ist die ganze zeit für mich da, hat sich sogar urlaub genommen, um sich um uns zu kümmern, aber ich muß einfach soviel über all das reden...und er selbst ist ja auch betroffen.
die zeit ist momentan alles andere als leicht...ich heule noch immer total viel und bin kräftemäßig am ende...aber ich bin unendlich dankbar für meinen wundervollen sohn und für meinen liebevollen ehemann...und ich bin den göttern dankbar, daß sie ihre hände über uns gehalten haben...
das kräuterweiblein