Jetzt wo ich hier hereinlese kommen auch meine Erfahrungen wieder hoch:
Felix war und ist ein absolutes Wunschkind (nach Medikamenten, Eileiterschwangerschaft…) Bis auf Schwangerschaftsdiabetes alles ok…
Geburt wegen der Größe eher eingeleitet, - es war die Hölle- Ich hab mir die Schläuche rausgerissen, wäre vermutl. Zum Fenster hinausgesprungen wenn es gegangen wäre. Ich schrie: Ich will das Kind nicht mehr, ich hasse es. (ja, das hab ich geschrien, ich weiß es klingt schlimm) PDA war wegen Entzündungszeichen nicht mehr möglich, also irgendwann Notkaiserschnitt. Nach dem Aufwachen wollte ich nur wissen ob es dem Kind gut geht, sonst war alles leer. Ich wollte stillen, aber Felix schrie nur, stemmte sich mit den Händen ab, drehte den Kopf weg. DAS KIND HASSTE MICH. Die Hebamme versuchte es mit sanftem Druck ihn anzulegen, für mich war es Zwang, - für ihn und für mich-
Also abpumpen. Ich fühlte mich immer schuldiger: Das Kind nicht normal zur Welt gebracht, nicht stillen können…
Um mich herum nur glückliche Mütter. Ich hab nur auf der Toilette geheult. Mit jedem mal wo Felix geweint hat, aus welchem Grund auch immer fühlte ich mich schuldiger.
Du kannst dein Kind nicht lieben, das sind die Gene die du nicht verbergen kannst!! Ich wurde als Kleinkind misshandelt, die eigene Mutter hat es zugelassen, ich kam ins Kinderheim, wurde dann adoptiert (mein Glück) Über diesen angeblichen Zusammenhang hab ich aber mit niemandem gesprochen.
Die Ärzte und Hebammen versuchten mich zu beruhigen, das wäre ja nie auf normalem Weg gegangen bei dem großen Kind und nicht richtig im Becken….
Am 4. Tag verließ ich fluchtartig die Klinik, ich konnte mich unter all den glücklichen Frauen nicht mehr ertragen. Aber zuhause war ich auch relativ allein, mein Mann hatte keinen Urlaub, wir wohnten im dritten Stock…
Gleich am ersten Tag schickte ich meinen Mann los um Babynahrung zu kaufen, als Sicherheit, wenn das Abpumpen nicht reichte. In der Packung war kein Meßlöffel, warum auch immer….die Geschäfte waren schon zu als ich es bemerkte.
Ich bekam einen Schreikrampf, ging fast auf meinen Mann los. Ich dachte das Kind verhungert, ich bin nicht mal fähig ihn zu ernähren. Ich hatte nächtelang Horrorträume von im Kühlschrank verschimmelter Milch, dass ich mein Kind irgendwo vergessen hatte und es mir irgendwann wieder einfiel usw.
Ich zählte die Stunden bis mein Mann nachhause kam, strich die Stunden auf einer Liste ab. Ich pumpte Milch, fütterte, wenn Felix schlief stierte ich aus dem Fenster, das Bild brannte sich irgendwann in meinem Hirn wie ein Screen-Shot ein. Ab und zu versuchte ich ihn zu stillen, erfolglos. Ich konnte auch das Gefühl beim Stillen nicht ertragen.
Ich konnte mit niemandem drüber reden, spielte das geforderte Spiel mit. Aber meine Gedanken drehten sich nur um –nur nichts falsch machen- -dein Kind haßt dich eh schon-
Und dann machte ich das nächste falsch: Ich vergass die Wohnungstür zuzuziehen als ich mit Felix spazieren ging. Es war sowieso hart mit Kind und Kaiserschnittnarbe aus dem 3. Stock in den Keller, den Kiwa holen und nachher wieder zurück… Mein Vater kam zufällig vorbei sah die offene Tür, ich war nicht da. Sie kriegt das nicht auf die Reihe! War der Kommentar meiner Familie. Nein, ich schaff das! Alle schaffen das!
Wie ich genau den Absprung schaffte weiß ich nicht mehr genau, die Zeit von damals liegt unter so einer Art nebligen Käseglocke.
Aber entscheidend war das Gespräch mit einer Hebamme die ich zufällig in einer Buchhandlung traf. (da war Felix 10 Wochen alt)
Sie stillte ganz öffentlich Ihr Kind. Und ich musste zu heulen anfangen. Wir haben uns im Park ganz lang unterhalten – danach ging es aufwärts.
Es war als hätte jemand mein Herz zusammengedrückt und es jetzt freigelassen. Es war als wäre es Frühling geworden (das war es auch in Wirklichkeit)
Felix ist das wichtigste auf der Welt für mich und wenn er sagt “Mama ich hab dich so lieb“ dann hör ich das ganz tief im Herzen.
Oh je, ist das lang geworden….sorry, aber es musste raus…