Mehr als Babyblues

Lenjas-Mama

Glücklich :)
find ich gut das du das hier einstellst. das ist ein thema was leider noch immer viel zu oft "weit hinten" verschwindet.
 

Katy70

Namhaftes Mitglied
Oh ja! Ich habe fast 1 Jahr nach der Geburt unserer Tochter darunter gelitten! Es wußte praktisch niemand! Meine Eltern auch nicht!
Mein Mann hat es irgendwann meinen Schwiegereltern erzählt, ansonsten haben wir uns irgendwie selbst durchgekämpft. Immer, wenn mein Mann nach Hause kam, habe ich ihm unsere Tochter in den Arm gedrückt und bin geflohen.

Andrerseits habe ich ganz viele Bilder von ihr, auf denen sie lacht, und auf denen ich auch Spaß mit ihr hatte....

Eine Hebamme hat es irgendwann festgestellt. Als Sarah 1/2 Jahr alt war und ich immer noch nicht gesund war, habe ich mich durchgerungen, zu einem Psychologen zu gehen! Der hat mich dermaßen angeblafft, ich hätte es bis jetzt alleine geschafft, den Rest schaffe ich auch noch usw. !Ich bin geflohen - und wir haben den Rest auch noch alleine geschafft! Aber... :angryfire
Solche Leute sollten nicht auf die Menschheit losgelassen werden!!!

Ich habe dann später versucht, eine Selbsthilfegruppe auf die Beine zu stellen! Es hat nicht geklappt. Die Leute hatten Probleme, sich aufzuraffen und zu kommen, es überhaupt zu erzählen. Sobald es etwas besser ging, sind sie nicht mehr gekommen - ich hatte oft das Gefühl, so paßt man nicht in die Norm hinein, also schön darüber schweigen, es darf keiner merken! Und jetzt, wo es besser geht, ist es bestimmt überstanden, vielleicht war es das ja auch gar nicht!
Viele Hebammen haben mich angerufen und nach Adressen oder auch um Rat gefragt. Es gibt/gab also genug Mütter.... Tja....

Inzwischen habe ich da kein Problem mehr, drüber zu sprechen, aber als ich damals auch in der Zeitung stand, mit dem Thema und dem Hinweis, ich würde eine Selbsthilfegruppe gründen, waren meine Eltern verblüfft und fragten, warum ich das tun würde.... sie wußten nichts!!! So viel zu der Maske, die man aufsetzt, um in der Gesellschaft nicht aufzufallen.... :pfeif :whatever
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Katja ja das mit der Maske kenne ich allerdings war das bei mir vor der Entbindung. Das ganze klappt bis zu einem gewissen Punkt ganz gut aber irgendwann bröckelt sie einfach so ab udn man kann ncihts dagegen tun.
mitlerweile hab ich das auch überstanden aber auch ohne fachliche Hilfe sindern mit hilfe der familie. ich denke egal ob babyblues oder andere seeliche Schmerzen man geht immer den besseren Weg wenn man sich besonders der Familie in dem fall öffnet. Sie kann viel auffangen und unterstützen, sofern das Verhältnis stimmt.
 

Lenjas-Mama

Glücklich :)
bei usn im bekanntenkrei ist die ganze geschichte leider nicht positiv ausgegangen. Die frau ist so in ihren depressionen versunken das sie sich vor den zug geworfen hat.
 

Dodo

Aktives Mitglied
Jetzt wo ich hier hereinlese kommen auch meine Erfahrungen wieder hoch:
Felix war und ist ein absolutes Wunschkind (nach Medikamenten, Eileiterschwangerschaft…) Bis auf Schwangerschaftsdiabetes alles ok…
Geburt wegen der Größe eher eingeleitet, - es war die Hölle- Ich hab mir die Schläuche rausgerissen, wäre vermutl. Zum Fenster hinausgesprungen wenn es gegangen wäre. Ich schrie: Ich will das Kind nicht mehr, ich hasse es. (ja, das hab ich geschrien, ich weiß es klingt schlimm) PDA war wegen Entzündungszeichen nicht mehr möglich, also irgendwann Notkaiserschnitt. Nach dem Aufwachen wollte ich nur wissen ob es dem Kind gut geht, sonst war alles leer. Ich wollte stillen, aber Felix schrie nur, stemmte sich mit den Händen ab, drehte den Kopf weg. DAS KIND HASSTE MICH. Die Hebamme versuchte es mit sanftem Druck ihn anzulegen, für mich war es Zwang, - für ihn und für mich-
Also abpumpen. Ich fühlte mich immer schuldiger: Das Kind nicht normal zur Welt gebracht, nicht stillen können…
Um mich herum nur glückliche Mütter. Ich hab nur auf der Toilette geheult. Mit jedem mal wo Felix geweint hat, aus welchem Grund auch immer fühlte ich mich schuldiger.
Du kannst dein Kind nicht lieben, das sind die Gene die du nicht verbergen kannst!! Ich wurde als Kleinkind misshandelt, die eigene Mutter hat es zugelassen, ich kam ins Kinderheim, wurde dann adoptiert (mein Glück) Über diesen angeblichen Zusammenhang hab ich aber mit niemandem gesprochen.
Die Ärzte und Hebammen versuchten mich zu beruhigen, das wäre ja nie auf normalem Weg gegangen bei dem großen Kind und nicht richtig im Becken….
Am 4. Tag verließ ich fluchtartig die Klinik, ich konnte mich unter all den glücklichen Frauen nicht mehr ertragen. Aber zuhause war ich auch relativ allein, mein Mann hatte keinen Urlaub, wir wohnten im dritten Stock…
Gleich am ersten Tag schickte ich meinen Mann los um Babynahrung zu kaufen, als Sicherheit, wenn das Abpumpen nicht reichte. In der Packung war kein Meßlöffel, warum auch immer….die Geschäfte waren schon zu als ich es bemerkte.
Ich bekam einen Schreikrampf, ging fast auf meinen Mann los. Ich dachte das Kind verhungert, ich bin nicht mal fähig ihn zu ernähren. Ich hatte nächtelang Horrorträume von im Kühlschrank verschimmelter Milch, dass ich mein Kind irgendwo vergessen hatte und es mir irgendwann wieder einfiel usw.
Ich zählte die Stunden bis mein Mann nachhause kam, strich die Stunden auf einer Liste ab. Ich pumpte Milch, fütterte, wenn Felix schlief stierte ich aus dem Fenster, das Bild brannte sich irgendwann in meinem Hirn wie ein Screen-Shot ein. Ab und zu versuchte ich ihn zu stillen, erfolglos. Ich konnte auch das Gefühl beim Stillen nicht ertragen.
Ich konnte mit niemandem drüber reden, spielte das geforderte Spiel mit. Aber meine Gedanken drehten sich nur um –nur nichts falsch machen- -dein Kind haßt dich eh schon-
Und dann machte ich das nächste falsch: Ich vergass die Wohnungstür zuzuziehen als ich mit Felix spazieren ging. Es war sowieso hart mit Kind und Kaiserschnittnarbe aus dem 3. Stock in den Keller, den Kiwa holen und nachher wieder zurück… Mein Vater kam zufällig vorbei sah die offene Tür, ich war nicht da. Sie kriegt das nicht auf die Reihe! War der Kommentar meiner Familie. Nein, ich schaff das! Alle schaffen das!
Wie ich genau den Absprung schaffte weiß ich nicht mehr genau, die Zeit von damals liegt unter so einer Art nebligen Käseglocke.
Aber entscheidend war das Gespräch mit einer Hebamme die ich zufällig in einer Buchhandlung traf. (da war Felix 10 Wochen alt)
Sie stillte ganz öffentlich Ihr Kind. Und ich musste zu heulen anfangen. Wir haben uns im Park ganz lang unterhalten – danach ging es aufwärts.
Es war als hätte jemand mein Herz zusammengedrückt und es jetzt freigelassen. Es war als wäre es Frühling geworden (das war es auch in Wirklichkeit)
Felix ist das wichtigste auf der Welt für mich und wenn er sagt “Mama ich hab dich so lieb“ dann hör ich das ganz tief im Herzen.

Oh je, ist das lang geworden….sorry, aber es musste raus…
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Dodo deine Geschichte hat zum Glück ein happy Ende.
Schön zu hören, dass dir jemand geholfen hat das zu überstehen. :maldrueck
 

Lola

EF-Team
Teammitglied
Hallo Dodo,

Deine Geschichte ist sehr berührend - aber leider auch recht typisch für Kaiserschnittentbindungen. Ich hatte vor 10 Jahren einen Kaiserschnitt und vor 2 Jahren habe ich meine Tochter völlig komplikationslos spontan entbunden - erst dann wusste ich, was mir mit dem Kaiserschnitt genommen wurde! Das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der Kaiserschnitt damals war ein Not-Kaiserschnitt - ohne dem hätte mein Sohn es wohl nicht überlebt. Damit halte ich mich heute "über Wasser". Es ging eben nicht anders (er hatte sich in mir "verkantet" - nach vorzeitigen Blasensprung lag er mit einem Füßchen im Geburtskanal und der andere Fuß lag in der anderen Richtung, quasi im Spagat. Die Nabelschnur war dazu noch mehrmals um seinen Bauch gewickelt).

Ich habe meinen Sohn natürlich auch von Anfang an geliebt - aber dieses unbändige Hochgefühl, dieses nicht kontrollierbare Glücksgefühl ist leider nicht da gewesen. Stattdessen habe ich im Krankenhaus Rotz und Schnief geheult und stellte mir immer wieder die gleiche Frage: "Warum bin ich jetzt nicht glücklich? Ich habe doch ein Baby bekommen?" Dazu kam, dass mein Sohn die ersten vier Monate nur geschrien hat - das hat es natürlich nicht einfacher gemacht. Diesen "Wahnsinn der Gefühle" durfte ich leider erst bei meiner Tochter erleben. Wir hatten eine traumhafte Geburt (noch im Kreissaal habe ich gesagt, dass ich das noch hundert mal erleben möchte *lach*). Dafür bekam ich bei meiner Tochter eine verspätete Wochenbettdepression - aber das erste halbe Jahr war der Wahnsinn!

LG,
Lola
 
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