Hallo Monika!
Ich habe mit meinem Kleinen ähnliches durchgemacht.
Bis zum Alter von etwa 7, 8 Monaten war er ein vorbildlicher Schläfer. Das ging dann so nach dem Motto: Kind wach ins Bettchen legen, Gute-Nacht-Kuss geben, Spieluhr aufziehen, aus dem Zimmer gehen - Kind hat sich nicht mehr gemuckst. Dann wurde der Räuber zunehmend mobiler. Genau in der Zeit, als es mit dem Krabbeln und Hochziehen so richtig losging, wollte er dann auch nicht mehr in seinem Bettchen einschlafen. Stattdessen stand er dann da, schreiend, an den Gitternstäben rüttelnd und totunglücklich, wenn ich mich nicht so um ihn gekümmert habe, wie er das brauchte: Ihn auf den Arm zu nehmen, Körperkontakt, Nähe, Wärme, halt einfach "Mama". Wie ich mir habe sagen lassen, ist das eine Reaktion, die für diese Entwicklungsphase vollkommen normal ist. Auf diesem Stand der kognitiven Entwicklung kommen die Kinder plötzlich zu der Erkenntnis, dass die Mama kein Teil ihrer selbst ist, sondern eine andere, eigene Person. Das verunsichert natürlich ganz gewaltig. In die Zeit fällt dann auch die motorische Erfahrung, nämlich sich selbst von der Mama wegbewegen zu können. Trennung ist da ein ganz großes Thema. Übrigens liegen hier auch die Ursachen des Fremdelns. Ja, und diese Autonomiebestrebungen vom Tage finden ihr Gegenstück dann sehr oft in besonderer Anhänglichkeit in der Nacht.
Es ist die Frage, ob es für die kleine Seele des Kindes die richtige Methode ist, das Kind zum Aushalten seiner Unsicherheit zu zwingen. Mit "Jedes Kind kann schlafen lernen" werden ja recht große Erfolge erzielt. Nach ein paar Tagen "kontrolliertem Schreienlassen" schlafen die Kinder in der Regel alleine ein. Was ist passiert? Das Kind hat die Erfahrung gemacht, dass es schreien kann so viel es will - die Mama geht immer wieder weg, sie kümmert sich nicht um die Angst des Kindes vor dem Alleinsein. Irgendwann gibt das Kind ganz einfach auf. Es resigniert - das Kind hat gelernt, dass seine Bedürfnisse nach Nähe und Gehalten-Werden der Mama nicht wichtig sind, dass das Kind selbst nicht wichtig ist.
Die andere Variante wäre, die Bedürfnisse des Kindes als gerechtfertigt anzunehmen und sie zu respektieren. Das ist das, was ich mit meinem Sohn versucht habe (und was mir in der Regel als "verwöhnen" oder "verziehen" vorgeworfen wird). Wenn mein Kleiner bettreif war, habe ich mich zusammen mit ihm zum Einschlafen in mein Bett gelegt. Normalerweise dauerte es etwa fünf bis zehn Minuten, bis er neben mir eingeschlafen war und ich mich wieder aus dem Schlafzimmer schleichen konnte. Das Einschlafen funktionierte ohne Theater. Wenn ich selbst dann ins Bett gegangen bin, habe ich meinen Sohn in sein eigenes Bettchen getragen, wo er dann bis morgens gepennt hat. Das ging etwa bis zu seinem 13. Lebensmonat so. Mein Sohn ist heute (14 Monate alt) zwar nach wie vor sehr nähebedürftig, aber da er diese "Bedürftigkeit" ja ausleben durfte, er die Bestätigung "Mama kommt, wenn ich sie brauche" ganz oft bekommen hat, kann er mittlerweile eben auch alleine einschlafen. Von sich aus, völlig ohne Zwang oder "schreien lassen", weil er dann einfach reif genug dafür war. Ich habe es alle zwei Wochen mal probiert, ob er auch dann einschläft, wenn ich nicht neben ihm liege, sondern nur neben ihm auf dem Bettrand sitze. Anfangs hat er dann protestiert, aber irgendwann hat es ihm doch gereicht. Zwei Wochen später funktionierte es dann auch, ihn in sein Bett schlafen zu legen während ich daneben auf einem Stuhl saß, bis er eingeschlafen war. Mittlerweile lege ich ihn hin, Gute-Nacht-Kuss, ein paar beruhigende Worte und immer auch die Versicherung, dass ich sofort komme und ihm helfe, wenn er mich ruft.
Also für uns war diese sanfte Methode das richtige, auch wenn meine Schwiegermutter es für sehr gefährlich hält, dass ich mir von dem Kleinen schon jetzt dermaßen auf der Nase rumtanzen lasse. ;-)
Ich wollte Dir mit meinem "Bericht" eigentlich nur Mut machen: Mit Liebe und Nähe kann man ein Kind gar nicht verwöhnen. Man kann es höchstens selbstsicher machen, wenn man seine Bedürfnisse respektvoll annimmt.