Misstraut allen Noten!

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Wir hatten doch neulich eine Diskussion über Noten sinnvoll vs sinn'los'?!
Ich finde die gerade nicht mehr wieder, daher ein neuer Thread ;-)

Hier ist ein, wie ich finde, sehr interessanter Artikel: http://www.zeit.de/2006/29/Noten-29

Zitat:

In der Expertise Sind Noten nützlich – und nötig? für den Grundschulverband hat unsere Arbeitsgruppe an der Uni Siegen eine Vielzahl empirischer Studien ausgewertet. Sie zeigen, dass verschiedene Lehrer Leistungen nach ganz unterschiedlichen Kriterien und anhand unterschiedlicher Maßstäbe bewerten. Gibt man dieselben Arbeiten einer größeren Zahl von Lehrern und Lehrerinnen zur Bewertung, streuen die Noten über die ganze Skala von 1 bis 6. Und das nicht nur im Aufsatz, sondern auch in Rechtschreibung und in Mathematik.

[...]

Jörg Lau hat Recht: Verbale Beurteilungen sind nicht objektiver. Aber sie beanspruchen dies auch nicht – und sie machen die Subjektivität des Lehrerurteils durchsichtig und diskutierbar. Natürlich ist es nicht damit getan, Ziffern durch Wörter zu ersetzen. Die Chance von Berichten liegt aber darin, dass sie können, was mit Noten nicht gelingen kann: konkret beschreiben und damit erkennbar machen, wo genau die Stärken und Schwächen in einem Lernbereich liegen und vor allem, wie die Leistungen sich entwickeln, das heißt, was ein Schüler dazugelernt hat und was seine nächsten Lernaufgaben sind.

[....]

Eltern und Kinder brauchen und wollen Noten? Warum kommen dann andere Länder, die bei Pisa, Timss und Iglu sogar erfolgreicher waren als Deutschland, über viele Schuljahre ohne Noten aus? Wollen Schüler und ihre Eltern dort etwa nicht wissen, »wie gut sie sind?« Meine Gegenthese: In Deutschland brauchen wir die Verrechenbarkeit von Ziffernnoten, weil wir Kinder ständig aussortieren: Zurückstellung am Schulanfang; Sitzenbleiben; Überweisung in die Sonderschule für »Lernbehinderte«; Aufteilung auf die Schularten der Sekundarstufe. Nur weil die Auslesefunktion der Schule so tief im Denken aller verankert ist, scheint es kaum jemanden zu interessieren, wie sicher Noten die Leistungen der Schüler und ihre voraussichtliche Entwicklung wirklich erfassen.

[...]

Die hierarchische Schule der Kaiserzeit passt nicht mehr in eine demokratische Gesellschaft. Sie ist politisch überholt. Und sie lebte von Annahmen über »Begabung«, über »Leistung« und ihre Erfassung, die sich wissenschaftlich längst nicht mehr halten lassen. In der Fachwelt ist dies seit mehr als 40 Jahren bekannt – und zwischenzeitlich immer wieder bestätigt worden. Wir brauchen keine technisch perfektionierte Selektion, sondern diagnostisch fundierte Förderhilfen, wie sie der Grundschulverband unter dem Stichwort »Pädagogische Leistungskultur« entwickelt hat (ZEIT Nr. 50/05).
 

teddy

Aktives Mitglied
hallo hextina.
gerade gesternwar in unserer tageszeitung auch ein artikel über das thema schule... grundtenor war das sich herausgestellt hat, daß immer mehr mütter inzw. putzen, usw. gehn, damit sie die nachhilfe ihrer kinder bez. können- und das schon im grundschulalter. damit die noten auch ja gut ausfallen, denn jeder will das beste (Gymi ?) für seinen sproß, aber ist es das überhaupt, jetzt wo durch das G8 immer kinder dem seelischen druck nicht mehr gewachsen sind, angst vorm versagen, mitkommen und sitzenbleiben haben
ich 2 meiner kinder auf der waldorfschule und bin froh, daß ich ihnen wenigstens in der frühen kindheit das ersparen kann. sie bekommen hier eine schriftliche bewurteiliúng, ungefähr 2 DIN A 4 seiten lang, in der jeder fachlehrer mir etwas über mein kind berichtet.
grüßle steffi
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
ich würde nicht gerade die Noten verteufeln, sondern eher das System und die Lehrkräfte. den viele Lehrer haben das Rentenalter überschritten und arbeiten immer noch mit ihren doch nun schon ziemlich alten Vorstellungen was Schule bedeutet.
Es gibt leider viel zu wenig Lehrer die sich wirklich einsetzen und sich intensiv mit den Schülern auseinandersetzen. Klar man kann Arbeiten schreiben dun die erbrachte Leistung benoten oder aber man schaut als Lehrer warum hat dieses Kind keine bessere Note geschrieben. Mal ein Beispiel aus meiner Schulzeit. ich hatte in der Oberschule einen klasse Lehrer in Physik. ich war ein 1er Kandidat und wurde, da ich auf einer Gesamtschule war, dann in den Gymnasialen-oberstufenkurs versetzt. Nun brachen dort meine Noten aber uhrplötzlich ein ich schrieb nur noch 5 oder 6. Ich verzweifelte der Lehrer verzweifelte wie konnte es von heute auf morgen zu so schlechten Zensuren kommen. Der Lehrer machte sich nun Gedanken und besprach, dass auch mit dem Lehrer den ich vorher in Physik hatte und siehe da das Problem war einfach ich kam mit der Art wie er Dinge erklärte nicht klar. Als mir dann mein früherer Lehrer das erklärte was ich ja angeblich laut der Noten nicht verstanden hatte war mir der Unterrichtsstoff auf einmal Sonnenklar.
Ein Fall wo Lehrer gut zusammengearbeitet haben und schlechte Schulnoten eines Schülers nicht einfach so hingenommen haben.
Ich denke wenn sich die Lehrer 1. neue Lernmethoden aneignen 2. sich mehr Gedanken machen warum ein Schüler schlechte Noten hat und vielleicht den Fehler auch in ihrer Unterrichtsform suchen, dann können Noten ruhig bleiben.

Des Weiteren sieht ein Kind nur durch die Vergabe von Noten ob es sich in einem Schuljahr verbessert hat, was aus schriftlichen Beurteilungen nicht immer klar wird.

Wenn eine Änderung dann in so fern, das es zusätzlich zu den Noten Punkte gibt, das fand ich an der Gesamtschule sehr gut, jede Note hatte einen Spielraum von drei Punkten was dann auch dem + oder - hinter der Note verhalf deutlicher hervor zu treten.
Das Schema eine 6 waren 0,1 und 2 Punkte eine 5 3,4 und 5 Punkte usw. die höchste Punktzahl war demnach 12 Punkte und das entsprach einer 1+


Wer unbedingt Notenlose Schulen haben möcht hat die Ausweichmöglichkeit sein Kind in eine Waldorfschule unter zu bringen.
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Ilona
Wer unbedingt Notenlose Schulen haben möcht hat die Ausweichmöglichkeit sein Kind in eine Waldorfschule unter zu bringen.

*hüstel*

Das ist aber nicht für jeden eine Alternative ;-) (Für mich zB absolut gar nie nicht)

Ansonsten sollte man da vielleicht einfach mal drüber diskutieren, nachdenken und andere Blickwinkel einfach mal, sei es kurzfristig, annehmen. Ich denke es gehört über so alte Zöpfe zumindest mal diskutiert, andere und neuere Erkenntnisse überdacht und dann neue Zöpfe geflochten. Man muss nicht alles abschneiden um etwas zuverändern ;-)

LG,

Tina
 

Simone

Kampfhase
Original von Hextina
Original von Ilona
Wer unbedingt Notenlose Schulen haben möcht hat die Ausweichmöglichkeit sein Kind in eine Waldorfschule unter zu bringen.

*hüstel*

Das ist aber nicht für jeden eine Alternative ;-) (Für mich zB absolut gar nie nicht)

Ansonsten sollte man da vielleicht einfach mal drüber diskutieren, nachdenken und andere Blickwinkel einfach mal, sei es kurzfristig, annehmen. Ich denke es gehört über so alte Zöpfe zumindest mal diskutiert, andere und neuere Erkenntnisse überdacht und dann neue Zöpfe geflochten. Man muss nicht alles abschneiden um etwas zuverändern ;-)

LG,

Tina

Das unterschreib ich so Tina :-D

Waldorf ist nicht nur Schule - das ist eine Lebenseinstellung... die ich nicht teile.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
hextine Simone ich wollte jetzt natürlich nicht jeden der keine Noten möchte sagen das sie ihre Kinder dann in eine waldorfschule bringen sollen. Ich bin selbst von dem Konzept nicht überzeugt und man muss es selbst mögen und es muss natürlich zu dem Kind passen. Da habe ich wohl etwas zu verallgemeinert.

ich denke das es vielleicht sinnvoll wäre die ersten 2-3 Klassen unbenotet zu lassen aber wie ich oben schon schriebn denke ich, das Noten gar nicht mal so schlecht sind wie ihr Ruf, sondern eher das Systhem überarbeitet werden müsste.
Die zusammenarbeit zwichen lehrern und Eltern müsste besser koordiniert werden so dass man als Eltern immer den Überblick über die Noten hat udn auch nachfragen kann. Lehrer sind auch nur Menschen und machen fehler, haben Vorurteile etc. Natürlich sollte eine benotung nicht damit entschuldigt werden aber man könnte z.B. einmal die Woche einen zweiten Lehrer in die Klasse enibringen der dann schaut ob die Benotung der kinder auch objektiv erfolgt oder nicht nur willkühr ist, bzw. noch besser ein fach wird abwechselnd von 2 Lehrern Unterrichtet, da würden dann die paralelklassen auch wieder mehr zur Geltung kommen.
Es gibt so vieles was man machen kann um den Schülern eine gute Schulausbildung zu ermöglichen wenn cih all meine Ideen hier aufschreiben würde die zum teil auch in meiner Ausbildung diskutiert wurden wäre ich Morgen noch nicht fertig. :zwinker:

Ich meine halt nur, das man auch mit Noten eine vernünftige Lösung finden könnte und wie gesagt bin cih der Meinung das man an schriftlichen Beurteilungen nicht sehen kann ob ein kidn sich verbessert hat, es sei denn man schreibt das zeugnis dann so wie ein Arbeitszeugnis udn selbst da gibt es oft ungereimtheiten, bzw. Sachen die einfach nicht so stimmen sondern aus Antipatie geschrieben wurden.
 

Simone

Kampfhase
Du hast schon recht Ilona, dass man auch mit Noten vernünftig arbeiten kann.

Meine Meinung zur Notengabe ist die, dass man in gewissen Fächern die in den Bereich "Kunst" gehen, eigentlich nicht bewerten kann. Da gibt der eine Lehrer die Note 1, weil er das Bild, den Aufsatz, das Gewerkelte, das Gekochte oder das Lied klasse findet und beim anderen kriegt man vielleicht die 4 oder 5 weil es für sein Empfinden einfach nicht gut genug ist.
 
U

User2

Guest
Sympathie und Antipathie spielt in meinen Augen bei der Notengebung eine ganz große Rolle.
Nicht in jedem Schulfach kann durch klare Punktzahlen eine Note ermittelt werden und schon gar nicht bei mündlichen Leistungen.
Bestes Beispiel ist da meine Schwester, 12. Klasse Wirtschaftsgymnasium.
Sie ist eine recht gute Schülerin und muss nun aufgrund einer Laune ihres Mathelehrers die 12. Klasse wiederholen. Sie bekam im Halbjahr von ihm mündlich 0 Punkte, das führte zur Unterbelegung in Mathe und somit zur Ehrenrunde.
0 Punkte würde bedeuten nie anwesend im Unterricht gewesen zu sein, hätte er ihr einen Punkt gegeben (den sie sicher vedient hätte!) wäre sie durchgekommen.
Sie hat sonst einen Schnitt von 2,8 in allen anderen Fächern, keiner der anderen Lehrer kann verstehen warum der Mathelehrer so benotet hat.

Wie könnte man aber diese scheinbare Willkür unterbinden?
Jede Klassenarbeit könnte von 2 Lehrern unabhängig korrigiert werden, bei krassen Differenzen müßte man dann mal prüfen...
Mündliche Leistungen sollten gemeinsam mit allen Lehrern des Schülers bewertet werden, nicht jeder Lehrer macht für sein Fach eine eigene Note.

Diese "Spielchen" rund um Noten kenne ich auch aus meiner eigenen Schulzeit zu genüge... etwa unsere Chemielehrer. Der gab in Klassenarbeiten nur halbe und ganze Noten, wer auf X,5 stand, mußte seinen Ordner vorlegen, war der vollständig und die Überschriften unterstrichen bekam man die bessere Note.
Ein Geschichstlehrer überließ uns die Entscheidung ob wir überhaupt Klassenarbeiten schreiben möchten oder ob er die Note anhand der Mitarbeit und Ordnerführung ermitteln soll... :sn7
Auch diese "Freiheiten" sollten Lehrer nicht haben, da muss es klare Richtlinien geben.
Zwar fand ich das als Schüler wirklich gut 8) aber wenn ich mir überlege mein Kind würde so benotet graut es mir wirklich.

Noten finde ich aber grundsätzlich wichtig!
Ich weiß nicht wie es heute ist, aber zu meiner Grundschulzeit gab es in der ersten und zweiten Klasse keine Noten, sondern nur schriftliche Beurteilungen. Das finde ich vollkommen ok, aber später sollten es schon Noten sein.
 

Liliki

Mensch
Hallo


Ich wiederhol mich, aber: ich hab es bis gut in die Mittelstufe ohne Noten geschafft (Gesamtschule in den 70ern) und meine Eltern wussten trotzdem immer, wo wir standen, ob wir uns verbesser oder verschlechtert hatten und was noch nicht so klappte.


Ich denke, dass diese Zahlen von 1-6 auch einem 'Sicherheitsbedürfnis' entsprechen, sich und seine Kinder 'einordnen' und 'einschätzen' zu wollen und so lange wir dieses Wertesystem im Kopf haben, werden wir auch Noten brauchen. Das geht Hand in Hand mit 'nur wenn man die Fähigkeiten XY hat, ist man gut' und 'Fähigkeit AB ist nicht so viel wert wie Fähigkeit XY' und einer ziemlich strengen Hierarchie an 'sozialer Einordnung'

Keine Frage, in GB und Japan ist das sicher noch extremer ... aber unser Gesellschaftssystem hat inzwischen so viele Probleme, da wäre es gut, wenn wir in Zukunft unseren Kindern flexiblere Werte beibringen könnten, Resourcen besser nutzen lernten und 'Selbstwert' nicht mehr über 'Gehaltsabrechnung' definiert würde ... mit 'Selbstwert' haben wir nämlich ein erhebliches Problem in diesem Land.

Und der wird ziemlich sicher bei Kindern, deren Zensuren nicht so gut sind im Vergleich zu den anderen, nicht gefördert ....


LG Lili
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Original von Mela
Wie könnte man aber diese scheinbare Willkür unterbinden?
Jede Klassenarbeit könnte von 2 Lehrern unabhängig korrigiert werden, bei krassen Differenzen müßte man dann mal prüfen...
Mündliche Leistungen sollten gemeinsam mit allen Lehrern des Schülers bewertet werden, nicht jeder Lehrer macht für sein Fach eine eigene Note.

Mela wenn man denkt, dass man ungerecht benotet wurde, kann man immer beim Fachbereichsleiter noch mal alle noten prüfen lassen.
Ist mir auch schon so gegangen das ich mich in einer Arbeit ungerecht benotet fühlte. ich bin dann mit meiner Arbeit einfach zum fachbereichsleiter gegangen dun habe ihn noch mal meine Arbeit ansehen lassen. Hinterher kam dann heraus, das der lehrer der zuerst benotet und korrigiert hatte fehler gemacht hat und somit bekam ich naträglich für die Arbeit keine 3 sondern eine 2

Was ein Lehrer in meiner Oberschule auch gemacht hat fand ich klasse. Wir sollten uns bevor der Zeugnisausgabe selbst Gedanken darüber machen wie wir uns einstufen und dies auch begründen. Danach tat dann der lehrer das selbe. Den ein oder anderen hat das auch eine bessere Note gebracht, da auch Lehrer mal eine gute Leistung vergessen können aber man als Schüler, wenn man einmal besonders gut im Unterricht mitgearbeitet hat, das sicherlich nicht vergisst.
Natürlich wurde auch positive Kritik in manschen Punkten vom Lehrer aus gegeben aber so war es für uns alle gut nachzuvollziehen warum wir nun diese Note bekommen und es gab dann auf dem Zeugnis in dem Fach keine Überraschung.
 

gitti

Mitglied
Original von Simone
Du hast schon recht Ilona, dass man auch mit Noten vernünftig arbeiten kann.

Meine Meinung zur Notengabe ist die, dass man in gewissen Fächern die in den Bereich "Kunst" gehen, eigentlich nicht bewerten kann. Da gibt der eine Lehrer die Note 1, weil er das Bild, den Aufsatz, das Gewerkelte, das Gekochte oder das Lied klasse findet und beim anderen kriegt man vielleicht die 4 oder 5 weil es für sein Empfinden einfach nicht gut genug ist.
Das Kann ich nur unterstreichen,meine Kleine hatte 4Jahre auch so eine Lehrerin...
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Ilona
Mela wenn man denkt, dass man ungerecht benotet wurde, kann man immer beim Fachbereichsleiter noch mal alle noten prüfen lassen.

In der Grundschule?!

Was ein Lehrer in meiner Oberschule auch gemacht hat fand ich klasse. Wir sollten uns bevor der Zeugnisausgabe selbst Gedanken darüber machen wie wir uns einstufen und dies auch begründen. Danach tat dann der lehrer das selbe.

In der Oberstufe hat bzw sollte man aber auch das innere Standing für so eine Auseinandersetzung haben.
Das alles können Grund- oder Unterstufenschüler nicht, weil sie einfach noch nicht genug gefestigt in ihrer Persönlichkeit sind. Gerade diese Altersstufen können aber schlechte Noten am schlechtesten innerlich kompensieren, sie setzten eine 5 in ein 'Ich bin dumm' um.
Ich habe kein Problem mit Noten für postpubertäre Kinder, aber für die kleinen und die wackeligen Pubertären täte ein Umdenken von uns alles evtl. ganz gut.

LG,

Tina
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Liliki
Ich denke, dass diese Zahlen von 1-6 auch einem 'Sicherheitsbedürfnis' entsprechen, sich und seine Kinder 'einordnen' und 'einschätzen' zu wollen und so lange wir dieses Wertesystem im Kopf haben, werden wir auch Noten brauchen.

Japp, *wir* Eltern sind mit Noten aufgewachsen, *wir* brauchen sie um unsere Kinder einordnen zukönnen. Oder zu selektieren, wie in dem Artikel steht.

Das geht Hand in Hand mit 'nur wenn man die Fähigkeiten XY hat, ist man gut' und 'Fähigkeit AB ist nicht so viel wert wie Fähigkeit XY' und einer ziemlich strengen Hierarchie an 'sozialer Einordnung'

Japp, 'ne 5 Mathe ist okay, weil die haben viele, aber 'ne 5 in Deutsch wird schon viel schräger angeschaut.
Nun lass mal ein Kind im künstlerischen *hochbegabt* sein. Das gibt Musik und/oder Kunst 1, in Deutsch vielleicht 'ne 3 und in Mathe 'ne 5 usw usf. Da wird dan aber sehr leicht der Schulversager draus gemacht....

Keine Frage, in GB und Japan ist das sicher noch extremer ... aber unser Gesellschaftssystem hat inzwischen so viele Probleme, da wäre es gut, wenn wir in Zukunft unseren Kindern flexiblere Werte beibringen könnten, Resourcen besser nutzen lernten und 'Selbstwert' nicht mehr über 'Gehaltsabrechnung' definiert würde ... mit 'Selbstwert' haben wir nämlich ein erhebliches Problem in diesem Land.

Sehr weise Worte......

LG,

Tina
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Original von Hextina
Original von Ilona
Mela wenn man denkt, dass man ungerecht benotet wurde, kann man immer beim Fachbereichsleiter noch mal alle noten prüfen lassen.

In der Grundschule?!
Ja jedenfals bei mir in der grundschule ging das allerdings mussten dann die Eltern zum Fachbereichsleiter gehen. Wie das in anderen Schulen aussieht weis ich leider nicht.
Was ein Lehrer in meiner Oberschule auch gemacht hat fand ich klasse. Wir sollten uns bevor der Zeugnisausgabe selbst Gedanken darüber machen wie wir uns einstufen und dies auch begründen. Danach tat dann der lehrer das selbe.

In der Oberstufe hat bzw sollte man aber auch das innere Standing für so eine Auseinandersetzung haben.
Das alles können Grund- oder Unterstufenschüler nicht, weil sie einfach noch nicht genug gefestigt in ihrer Persönlichkeit sind. Gerade diese Altersstufen können aber schlechte Noten am schlechtesten innerlich kompensieren, sie setzten eine 5 in ein 'Ich bin dumm' um.
Ich habe kein Problem mit Noten für postpubertäre Kinder, aber für die kleinen und die wackeligen Pubertären täte ein Umdenken von uns alles evtl. ganz gut.

LG,

Tina

Da stimme ich dir zu in der Grundschule ist das leider nicht machbar allerdings kann man die Tendenz wie sich die Kinder sehen schon mit gezielten Fragen herauskitzeln was jedoch viel Fingerspitzengefühl kostet. Auf alle Fälle kann auch ein Lehrer in der Grundschule erklären warum ein Kind diese Note bekommt. Dazu sollten natürlich Gespräche mit den Eltern statt finden und da sehe ich ein Problem, viele Eltern geben die komplette schulichen Aufgaben an die Schule ab und bei solchen Eltern wird es extrem schwer werden, dann kommt noch dazu, dass Kinder nicht unbedingt mit den Eltern über ihre schulichen Leistungen reden, sei es weil die kinder es nicht wollen oder aber das Beispiel von oben, das es den Eltern egal ist. Gerade in Berlin und anderen Großstädten kommt dann noch dazu, dass es Eltern gibt die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und da die Kommunikation zwichen Lehrer und Eltern unmöglich ist.
 

schnuppe

Aktives Mitglied
In der Expertise Sind Noten nützlich – und nötig? für den Grundschulverband hat unsere Arbeitsgruppe an der Uni Siegen eine Vielzahl empirischer Studien ausgewertet. Sie zeigen, dass verschiedene Lehrer Leistungen nach ganz unterschiedlichen Kriterien und anhand unterschiedlicher Maßstäbe bewerten. Gibt man dieselben Arbeiten einer größeren Zahl von Lehrern und Lehrerinnen zur Bewertung, streuen die Noten über die ganze Skala von 1 bis 6. Und das nicht nur im Aufsatz, sondern auch in Rechtschreibung und in Mathematik
.

Das ist aber unabhängig davon, wie die Bewertung hinterher ausgedrückt wird. Ob in einer Zahl oder in einem längeren Sermon.

Jörg Lau hat Recht: Verbale Beurteilungen sind nicht objektiver. Aber sie beanspruchen dies auch nicht – und sie machen die Subjektivität des Lehrerurteils durchsichtig und diskutierbar. Natürlich ist es nicht damit getan, Ziffern durch Wörter zu ersetzen. Die Chance von Berichten liegt aber darin, dass sie können, was mit Noten nicht gelingen kann: konkret beschreiben und damit erkennbar machen, wo genau die Stärken und Schwächen in einem Lernbereich liegen und vor allem, wie die Leistungen sich entwickeln, das heißt, was ein Schüler dazugelernt hat und was seine nächsten Lernaufgaben sind.

Mit Formulierungen, die sich lesen wie ein Arbeitszeugnis wird da aber nichts durchsichtiger. Wenn mal klare Worte geschrieben würden, könnte ich das ja noch einsehen, aber dieses Kauderwelsch, das meine Tochter in ihrem Halbjahreszeugnis hatte, war ziemlich merkwürdig. Und für eine 6-jährige völlig unverständlich. Schließlich ist das aber ihr Zeugnis und ich finde, es darf dann auch für Kinder verständlich sein.
 
N

Nawrath

Guest
Original von Ilona
ich würde nicht gerade die Noten verteufeln, sondern eher das System und die Lehrkräfte.

Jap, so sehe ich das auch.

Ich glaube, ich hatte schon mal geschrieben, das einer meiner ehemaligen Lehrer die Noten im Fach Erdkunde im letzten Schuljahr durch die Schüler erwürfeln ließ.

Alles Gute,
 
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