Wir hatten doch neulich eine Diskussion über Noten sinnvoll vs sinn'los'?!
Ich finde die gerade nicht mehr wieder, daher ein neuer Thread ;-)
Hier ist ein, wie ich finde, sehr interessanter Artikel: http://www.zeit.de/2006/29/Noten-29
Zitat:
In der Expertise Sind Noten nützlich – und nötig? für den Grundschulverband hat unsere Arbeitsgruppe an der Uni Siegen eine Vielzahl empirischer Studien ausgewertet. Sie zeigen, dass verschiedene Lehrer Leistungen nach ganz unterschiedlichen Kriterien und anhand unterschiedlicher Maßstäbe bewerten. Gibt man dieselben Arbeiten einer größeren Zahl von Lehrern und Lehrerinnen zur Bewertung, streuen die Noten über die ganze Skala von 1 bis 6. Und das nicht nur im Aufsatz, sondern auch in Rechtschreibung und in Mathematik.
[...]
Jörg Lau hat Recht: Verbale Beurteilungen sind nicht objektiver. Aber sie beanspruchen dies auch nicht – und sie machen die Subjektivität des Lehrerurteils durchsichtig und diskutierbar. Natürlich ist es nicht damit getan, Ziffern durch Wörter zu ersetzen. Die Chance von Berichten liegt aber darin, dass sie können, was mit Noten nicht gelingen kann: konkret beschreiben und damit erkennbar machen, wo genau die Stärken und Schwächen in einem Lernbereich liegen und vor allem, wie die Leistungen sich entwickeln, das heißt, was ein Schüler dazugelernt hat und was seine nächsten Lernaufgaben sind.
[....]
Eltern und Kinder brauchen und wollen Noten? Warum kommen dann andere Länder, die bei Pisa, Timss und Iglu sogar erfolgreicher waren als Deutschland, über viele Schuljahre ohne Noten aus? Wollen Schüler und ihre Eltern dort etwa nicht wissen, »wie gut sie sind?« Meine Gegenthese: In Deutschland brauchen wir die Verrechenbarkeit von Ziffernnoten, weil wir Kinder ständig aussortieren: Zurückstellung am Schulanfang; Sitzenbleiben; Überweisung in die Sonderschule für »Lernbehinderte«; Aufteilung auf die Schularten der Sekundarstufe. Nur weil die Auslesefunktion der Schule so tief im Denken aller verankert ist, scheint es kaum jemanden zu interessieren, wie sicher Noten die Leistungen der Schüler und ihre voraussichtliche Entwicklung wirklich erfassen.
[...]
Die hierarchische Schule der Kaiserzeit passt nicht mehr in eine demokratische Gesellschaft. Sie ist politisch überholt. Und sie lebte von Annahmen über »Begabung«, über »Leistung« und ihre Erfassung, die sich wissenschaftlich längst nicht mehr halten lassen. In der Fachwelt ist dies seit mehr als 40 Jahren bekannt – und zwischenzeitlich immer wieder bestätigt worden. Wir brauchen keine technisch perfektionierte Selektion, sondern diagnostisch fundierte Förderhilfen, wie sie der Grundschulverband unter dem Stichwort »Pädagogische Leistungskultur« entwickelt hat (ZEIT Nr. 50/05).
Ich finde die gerade nicht mehr wieder, daher ein neuer Thread ;-)
Hier ist ein, wie ich finde, sehr interessanter Artikel: http://www.zeit.de/2006/29/Noten-29
Zitat:
In der Expertise Sind Noten nützlich – und nötig? für den Grundschulverband hat unsere Arbeitsgruppe an der Uni Siegen eine Vielzahl empirischer Studien ausgewertet. Sie zeigen, dass verschiedene Lehrer Leistungen nach ganz unterschiedlichen Kriterien und anhand unterschiedlicher Maßstäbe bewerten. Gibt man dieselben Arbeiten einer größeren Zahl von Lehrern und Lehrerinnen zur Bewertung, streuen die Noten über die ganze Skala von 1 bis 6. Und das nicht nur im Aufsatz, sondern auch in Rechtschreibung und in Mathematik.
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Jörg Lau hat Recht: Verbale Beurteilungen sind nicht objektiver. Aber sie beanspruchen dies auch nicht – und sie machen die Subjektivität des Lehrerurteils durchsichtig und diskutierbar. Natürlich ist es nicht damit getan, Ziffern durch Wörter zu ersetzen. Die Chance von Berichten liegt aber darin, dass sie können, was mit Noten nicht gelingen kann: konkret beschreiben und damit erkennbar machen, wo genau die Stärken und Schwächen in einem Lernbereich liegen und vor allem, wie die Leistungen sich entwickeln, das heißt, was ein Schüler dazugelernt hat und was seine nächsten Lernaufgaben sind.
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Eltern und Kinder brauchen und wollen Noten? Warum kommen dann andere Länder, die bei Pisa, Timss und Iglu sogar erfolgreicher waren als Deutschland, über viele Schuljahre ohne Noten aus? Wollen Schüler und ihre Eltern dort etwa nicht wissen, »wie gut sie sind?« Meine Gegenthese: In Deutschland brauchen wir die Verrechenbarkeit von Ziffernnoten, weil wir Kinder ständig aussortieren: Zurückstellung am Schulanfang; Sitzenbleiben; Überweisung in die Sonderschule für »Lernbehinderte«; Aufteilung auf die Schularten der Sekundarstufe. Nur weil die Auslesefunktion der Schule so tief im Denken aller verankert ist, scheint es kaum jemanden zu interessieren, wie sicher Noten die Leistungen der Schüler und ihre voraussichtliche Entwicklung wirklich erfassen.
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Die hierarchische Schule der Kaiserzeit passt nicht mehr in eine demokratische Gesellschaft. Sie ist politisch überholt. Und sie lebte von Annahmen über »Begabung«, über »Leistung« und ihre Erfassung, die sich wissenschaftlich längst nicht mehr halten lassen. In der Fachwelt ist dies seit mehr als 40 Jahren bekannt – und zwischenzeitlich immer wieder bestätigt worden. Wir brauchen keine technisch perfektionierte Selektion, sondern diagnostisch fundierte Förderhilfen, wie sie der Grundschulverband unter dem Stichwort »Pädagogische Leistungskultur« entwickelt hat (ZEIT Nr. 50/05).