Warum fühl ich mich eigentlich immer schuldig?

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Hallo Ihr,
ich wollte Euch mal fragen, ob es Euch auch so geht, dass Ihr Euch schuldig fühlt, wenn eines Eurer Kinder Mist macht. Ich habe mal wieder :rolleyes: einen Anruf aus der Schule bekommen, in dem mir die Klassenlehrerin unseres 12,5 jährigen Jungen (7.Kl. Gymn.) wieder die neuesten Geschichten erzählt hat. Und sofort habe ich ein schlechtes Gewissen, mache mir Vorwürfe, ich wär nicht konsequent genug... :traene

Aber ist es nicht so, dass er in seinem Alter es selbst in der Hand hat, wie er sich benimmt? Genauer gesagt, er stört doch den Unterricht, er hat die Hausaufgaben oder Unterrichtsmaterialien nicht, er versaubeutelt die Klassenarbeiten, weil er nicht genügend lernt - mehr als ihn einmal erinnern, will ich eigentlich nicht mehr. Wenn er um Hilfe bittet, helfe ich, wenn nicht, dann nicht.

Ich fand das eigentlich richtig, aber habe trotzdem ein ungutes Gefühl. Aber vorher, also in der Zeit, wo ich mich noch intensiv um diese Dinge gekümmert habe, lief es auch nicht besser - nur hatte ich zuhause noch mehr Streß/Theater, weil er nur widerwillig mitarbeitete. Daraufhin habe ich ja es in seine Hand gelegt, wie und wann er lernt, wie und wann er Hausaufgaben macht. Er weiß, dass eine Konsequenz der Schule sein kann,dass er runter muß auf die Realschule (was er überhaupt nicht will und strikt ablehnt).

Aber muß die Schule nicht für die Konsequenzen sorgen, wenn er dort nicht die Regeln einhält? Ich muß doch meine "Strafen" (schrechliches Wort - Denkpausen sind vielleicht besser :pfeif ) für sein Verhalten hier zu Hause durchziehen, da kann ich doch nicht zusätzlich mir auch noch was für die Schule ausdenken, oder? Und genau da setzt mein Schuldgefühl ein - laß ich die Schule im Stich? Ich habe bloß nichts mehr, was ich ihm noch an Konsequenzen androhen kann - außer seinem Fußball-Training. (Aber wenn ich ihm das streiche, schneide ich mich selber, denn es ist sooo wichtig für seinen Ausgeglichenheit, dass er sich körperlich austobt) - er schaut so gut wie kein Fernsehen, er darf nur unter ganz besonderen Bedingungen an den Computer, Playstation ist auch schon gestrichen und das Handy wieder weg!! Was bleibt denn noch?? Ich meine, er erarbeitet sich hier zu Hause seine Vergünstigen wieder, er steht jetzt kurz davor, wieder Playstation spielen zu dürfen, aber ich kann das doch nicht für die Schule organisieren, oder?

Oder wenn er sich woanders (bei Freunden, Familie...) so unmöglich benimmt, dass man uns hinterher sagt: "Was ist denn mit Eurem Sohn los?" :hae? Dann steh ich ganz hilflos da und weiß nicht, was ich sagen soll. Gleich denk ich wieder, ich bin schuld, ich habe ihn nicht unter Kontrolle. Aber ist nicht auch hier er für sein Verhalten verantwortlich?

Und ist das eigentlich alles normal? :scared: Sind das Auswirkungen der Pubertät oder verspätetes Trotzverhalten eines Dreijährigen? Wie bescheuert bin ich eigentlich,dass ich mir diese Dinge immer so zu Herzen nehme? :shake

Sorry, ist ein bißchen länger geworden, hat aber gutgetan, das mal in Worte zu fassen :maldrueck

LG Schiffchen
 

Social4you

Aktives Mitglied
Huhu :bye:

Also, als erstes solltest du aufhören, dir Sorgen zu machen, weil dein Kind etwas tut.
Es ist normal, das Kinder ab und an Sachen machen, die sie nicht sollen. Und wenn andere Leute meinen sie müssen sich darüber das Maul zerreißen, als Beispiel, wenn das deine Sorge ist, dann schau dir die Leute mal an. Meistens läuft es bei denen noch schlechter oder, was noch besser ist: sie haben gar keine Kinder!! :lhg Auf solche Sachen gebe ich überhaupt nichts, Kinder testen ihre Grenzen aus, das müssen sie auch und das muss auch mal erlaubt sein und mit einem zwinkernden Auge gesehen werden.

Was das mit der Strafe angeht: Ich würde lieber dazu tendieren, es als Konsequenz zu bezeichnen. Und eine Konsequenz sollte nach Möglichkeit immer logisch nachvollziehbar und vorher angekündigt worden sein. Als Beispiel: Sohn Fritz macht seine Hausaufgaben nicht. Die Mutter verbietet das Fußballtraining. Nicht logisch für das Kind. Was hat das Training mit den Hausaufgaben zu tun? Besteht da irgendein Zusammenhang? So sähe es anders aus: Sohn Fritz kann erst zum Fußballtraining, wenn er seine Hausaufgaben fertig hat. Diese Konsequenz ist vorher angekündigt und für das Kind abschätzbar. Es weiß: Wenn meine Hausaufgaben nicht gemacht sind, gehts nicht zum Training, das wäre dann eben die vorher angekündigte Konsequenz, die in diesem Fall ja auch logisch ist, denn die Erklärung für das Kind könnte hier sein: Erst müssen die Sahcen für die Schule erledigt sein, dann kannst du deine Freizeit gestalten. Das kann man jetzt auf sämtliche Situationen oder Verhaltensweisen übertragen, sobald es für das Kind logisch erscheint fällt es ihm leichter etwas umzusetzen. Eltern, die ihrem Kind erklären, warum etwas so und so gemacht werden soll, sind übrigens auf der richtigen Seite. Grenzen sollten überlegt gesetzt werden und wenn andere der Meinung sind sie wissens ungefragt besser, sollen sie es besser machen-bei ihren Kindern, nicht bei anderen.
Und du musst dein Kind auch nicht unter Kontrolle haben, dein Kind ist eine eigene Persönlichkeit(insbesondere jetzt wo die Pubertät kommt wird vieles anders), da kann man nicht immer alles kontrollieren. Sinn des Elternseins ist es vielmehr, das Kind anzuleiten, mehr und mehr selbständig in eine Zukunft blicken können. Dazu gehören auch Erfahrungen, die selbst gemacht werden- und wenn er dann bei anderen mal nicht mehr gern gesehen ist, wird er das schon merken. Als Beispiel. Wenn die Hausaufgaben nicht gemacht sind, gibt es in der Schule mal eine 6, das ist die Konsequenz, so ist es auch im späteren Leben. Das Kind aufmerksam machen, was passieren könnte und Entscheidungsraum lassen-ganz wichtig, gerade in diesem Alter zunehmend wichtiger. Er soll doch mit ca. 18(nicht mehr lange hin) in der Lage sein, sein eigenes Leben führen zu können.
Wenn Leute mich ansprechen würden, würde ich das kurz und knapp genau so darstellen und mich gar nicht groß ins Gespräch klemmen, meinetwegen:
Kinder testen Grezen aus, er definiert sie grad neu- alles im Grünen Bereich.
Mehr muss man anderen dazu gar nicht sagen und das braucht auch in keiner Weise peinlich sein, denn nur Eltern, die mit Freude auch mal Misserfolge ihres Kindes beobachten, es anleiten und ermutigen, sich an ihre eigene Kindheit zurückerinnern, begegnen ihrem Kind mit der Einstellung, die es versteht.
Zudem kommt er jetzt in die Pubertät, das ist erst der anfang, aber am Anfang eine offene, geklärte und ehrliche Beziehung im demokratischen Erziehungsstil kann dir einige graue Haare aus der Pubertät sparen verhelfen.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig behilflich sein!

Liebe Grüße

Janina :sonne
 
S

schafilein

Guest
hallo schiffchen!
janina hat eigentlich schon alles gesagt!
wie willst du deinen sohn denn in der schule kontrollieren-du bist doch gar nicht dabei! du sagst selbst er will auf keinen fall auf die realschule wechseln- er wird sich bestimmt noch zusammennehmen wenn er merkt das es knapp wird!
wenn er den unterricht stört muß der lehrer anhand der situation entscheiden wie er darauf reagieren muß, das kannst du von zuhause aus nicht tun!
mach dir keine vorwürfe, das wichtigste ist das dein sohn weiß das er dich um hilfe bitten kann! der rest muß in dieser altersgruppe von selbst kommen!

lg schafilein
 

mamasu

Namhaftes Mitglied
Original von schafilein
hallo schiffchen!
... der rest muß in dieser altersgruppe von selbst kommen!

lg schafilein

Naja, von selbst? Es wurde ja schon geschrieben, die Kids und Pubis testen ihre Grenzen aus, was ja auch gut ist. Aber um Grenzen erfahren zu können, müssen da auch welche sein! Zu Hause bekommt er sie gezeigt, in der Schule muss das auch geschehen! Das ist in meinen Augen Aufgabe der Schule.

Ich finde es gut, dass du von der Schule informiert wirst. Hast du denn erfahren, ob irgendwelche Konsequenzen (außer schlechten Noten bei Nichterbringung der Leistung) drohen? Was sagt dein Sohnemann zu den Vorwürfen? Vielleicht muss da auch 'mal ein klärendes Gespräch zwischen allen Beteiligten her?

Ein schlechtes Gewissen brauchst du nicht zu haben, denn du hast ihm ja klar gemacht, dass du sein Verhalten nicht billigst.

Ich schicke dir 'mal ein riesen Fass Geduld! :maldrueck
 
S

schafilein

Guest
@mamasu: ich habe bei meinem sohn (15) die erfahrung gemacht das er umso bockiger reagiert wenn ich ihm in einem schulfach das ihm nicht liegt meine hilfe 'aufdränge', ihn abfragen oder die sachen mit ihm durchgehen möchte! wenn ich ihm dagegen sage er soll lernen wie er denkt (oder eben auch nicht) und er kann kommen und mich fragen wenn ihm was unklar ist- nimmt er di hilfe an!
so wars gemeint!
 

mamasu

Namhaftes Mitglied
@schafilein: Erst einmal denke ich, zwischen 12,5 und 15 liegt eine Menge Entwicklungszeit.

Und, na klar, da hast du Recht, im Lernen müssen sie ihren eigenen Weg finden, da folgen ja auch die Konsequenzen von Seiten der Schule (Noten, Versetzung).

Aber ich habe es bei Schiffchen so verstanden, dass es um inakzeptables Verhalten in der Schule und im Unterricht geht.
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Ja, da hast Du Recht - es vor allem um die Schule, aber eben auch um sein Verhalten bei Familie/Freunden.
Die Lehrerin hat mich heute angerufen, weil sie mir eben sagen wollte, dass es als nächste Konsequenz in Schule der Ausschluß aus dem Unterricht ist, d.h. also, dass er die Stunde nicht mehr mitmacht. Was mich nur irretierte, war der Satz, dass sie dies noch in der Dienstrunde mit den anderen Lehrern absprechen will. Ist es denn heute nicht mehr üblich, Störenfriede "einfach so" vor die Tür zu stellen, ohne Dienstbesprechung und Elternanruf? Außerdem soll er wohl ein "Verhaltenstagebuch" für den Unterricht führen - sowas hat er vor einem Vierteljahr schon einmal für sein Pausenverhalten führen müssen.

Wir sind ja schon seit über einem Jahr bei einer Erziehungsberatungsstelle - die hat uns auch schon bei vielen Dingen geholfen - und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass dieses/jenes Verhalten "normal" ist. Unser Sohn ist übrigens nicht nur am Beginn der Pubertät, sondern er ist bereits seit einem Jahr voll dabei! Und das ist nicht unsere Einschätzung, sondern die der Pädagogen. (Abgesehen davon wächst die Behaaruung und der Adamsapfel wird deutlicher!!)

Ich haben nur immer das Problem, dass ich mich schlecht fühle (und mir auch manchmal schlecht wird) :uebel , wenn ich diese Anrufe aus der Schule aushalten muss. Die Lehrerin hat manchmal so eine Art, die mich echt fertig macht - und die besten Dinge fallen mir immer erst hinterher ein :traene Und außerdem bin ich immer so überrascht von diesen Dingen - ich rechne nicht damit, vor allem,weil es jetzt eine Weile ruhig war.

Danke für Eure Antworten :maldrueck

LG Schiffchen
 

mamasu

Namhaftes Mitglied
Original von Schiffchen
...
Ich haben nur immer das Problem, dass ich mich schlecht fühle (und mir auch manchmal schlecht wird) :uebel , wenn ich diese Anrufe aus der Schule aushalten muss. Die Lehrerin hat manchmal so eine Art, die mich echt fertig macht - und die besten Dinge fallen mir immer erst hinterher ein :traene Und außerdem bin ich immer so überrascht von diesen Dingen - ich rechne nicht damit, vor allem,weil es jetzt eine Weile ruhig war.

Danke für Eure Antworten :maldrueck

LG Schiffchen

Ich kann dich gut verstehen, ich fühle mich auch immer verantwortlich für das, was meine Kinder tun, obwohl vieles nicht mehr in meinem Verantwortungsbereich liegt. Das versuche ich mir dann immer wieder zu sagen, und dann noch einmal, aber es hilft nicht immer. Und dann geht es mir auch mies.

Lass dich noch einmal :troest. Es kommen auch wieder andere Zeiten!
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
So, ich habe gestern abend noch ein langes Gespräch mit der Lehrerin gehabt :schiel Ich habe mich getraut, ihr zu sagen, dass ich mich immer ganz schlecht fühle, wenn sie mich anruft. Und dass ich immer ein schlechtes Gewissen habe, weil ich glaube, dass ich mich nicht genug kümmere. Und da hat sie mir gesagt, dass sie sehr froh ist, mit mir zusammenzuarbeiten, dass sie ein gutes Gefühl hat, dass sie den Eindruck hat, dass ich mich wirklich bemühe, dass sie glaubt, dass es ohne unsere gute Zusammenarbeit mit unserem Kind schon ganz anders aussehen würde. :angst
Außerdem hat sie mich beruhigt, sie sehe schon, dass unser Großer Fortschritte macht - wenn auch nur sehr langsam und nicht im von ihr erwünschten Tempo. Und das mit dem Schulausschluß - er muss dann in einen Trainingsraum (der eigentlich erstmal versuchsweise für die Hauptschüler eingerichtet wurde) und dort unter Aufsicht über sein Verhalten reflektieren - wie auch immer das aussehen wird.

Und das mit den Konsequenzen: Ich habe von der Lehrerin zu hören bekommen, dass er mal wieder mit dem Erledigen der Hausaufgaben "Schwierigkeiten" hat - da ich sie (die HA, nicht die Lehrerin ;D ) aber nicht mehr kontrollieren will, muß ich irgendwie einen Weg finden, ihn zu "motivieren", sie zu machen. Wir Eltern bekommen von der Schule nach einer bestimmten Anzahl von vergessenen HA eine Information, die wir unterschreiben müssen. Ich habe ihm nun gesagt, dass ich, wenn ich noch fünf solcher Informationsschreiben bekomme, ihm mehr Zeit zum Erledigen der HA geben muss und er dann eben nicht mehr zum Fußball kann. :ausheck Da hat er geschluckt! Aber er hat es akzeptiert. So - nun weiß er Bescheid, er hat noch eine Galgenfrist - wenn er Fußball will, muß er sich anstregend. Es liegt in seiner Hand!
 

mamasu

Namhaftes Mitglied
:maldrueck

Gut, dass so Gespräche mit Lehrern möglich sind! Und wie schön, dass du eine positive Rückmeldung erhalten hast.

Ich habe mich auch immer sehr schwer getan, Sport zu verbieten, wenn etwas nicht gut lief. Ich war immer froh, dass meine Kids Sport gemacht haben und nicht nur über dem Buch oder vor dem Rechner saßen. Aber wenn es das letzte Druckmittel ist, dann geht es wohl nicht anders.

Allerdings finde ich 5 der Infos von der Schule ziemlich viel, macht dein Sohn so oft keine Aufgaben? Bei uns gab es nach drei "Vorfällen" eine Benachrichtigung, danach gab es bei uns immer einen Warnschuss, d. h. eine zweite Benachrichtigung wollten wir nicht sehen.

Weiter gute Nerven! :druecker Und die Lehrerin hat dir ja gezeigt, dass ihr auf dem richtigen Weg seid! Also weiter so! :maldrueck
 
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