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Mirsche
Guest
Dienstag, den 06.12.05 11:08
Urteil: Anbieter für Forum haftbar
aus dem Bereich Sonstiges
Mario Dolzer geht über seinen Anwalt Bernhard Syndikus weiter gegen Online-Medien vor. Das Landgericht Hamburg gab jetzt dem Antrag Dolzers auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Heise Verlag statt (Az. 324 O 721/05). Der Anbieter des beliebten Nachrichtendienstes heise.de wird damit "faktisch gezwungen", alle Beiträge im Forum im Vorhinein auf einen Rechtsverstoß zu überprüfen.
DOS gegen Dolzer?
Dolzer war als Geschäftsführer des Unternehmens "Universal Boards" gegen Beiträge im Heise-Forum vorgegangen, in denen es um verschiedene Maßnahmen gegen das von ihm verbreitete Programm "k.exe" ging. Syndikus verlangte per Abmahnung vom Verlag, "an der Verbreitung von Leserkommentaren mitzuwirken, in denen wörtlich oder sinngemäß dazu aufgerufen wird, Dateien, insbesondere das Programm k.exe, so oft wie möglich [...] downzuloaden, um die Server meiner Mandanten in die Knie zu zwingen".
Der Verlag hatte die von Syndikus bemängelten Beiträge zwar sofort gelöscht, nicht aber die geforderte Unterlassungserklärung unterschrieben. Dolzer erwirkte daraufhin eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Hamburg. Den Widerspruch des Heise Verlags wies die Kammer am Freitag nach mündlicher Verhandlung zurück. Danach sei ein Forenbetreiber auch ohne Kenntnis der Inhalte für im Forum veröffentlichte Inhalte haftbar zu machen. Dolzer war in einer anderen Angelegenheit auch gegen onlinekosten.de vorgegangen, unterlag dabei aber vor dem Landgericht Frankfurt.
Alle Foren dicht?
Heise fürchtet jetzt weit gehende Konsequenzen: "Sollte sich diese Rechtsprechung durchsetzen, führt das dazu, dass jeder Anbieter, der ungefiltert die Möglichkeit zu Kommentaren bietet, unmittelbar für Rechtsverstöße in den Beiträgen haftet und abgemahnt werden kann", so Heise-Justiziar Joerg Heidrich. Sollte sich die Auffassung der Hamburger Kammer durchsetzen, wären davon alle Betreiber von Blogs, Gästebüchern oder Chats betroffen. Anbieter von großen Communities wie Heise (oder auch onlinekosten.de) werden unter Umständen gezwungen sein, ihre Foren zu schließen.
Heise hat bereits weitere rechtliche Schritte angekündgt, wartet aber noch, bis die schriftliche Begründung des Gerichts vorliegt. Ganz Internet-Deutschland ist gespannt auf die Argumente der Hamburger Richter. Auch Rechtsanwalt Udo Vetter, der den Lesern seines "Lawblogs" ebenfalls Kommentare erlaubt. "Auf die Urteilsbegründung darf man wirklich gespannt sein", so Vetter. "Vor allem, weil im Gesetz genau das Gegenteil steht."
Quelle: http://www.onlinekosten.de/news/artikel/19392
Urteil: Anbieter für Forum haftbar
aus dem Bereich Sonstiges
Mario Dolzer geht über seinen Anwalt Bernhard Syndikus weiter gegen Online-Medien vor. Das Landgericht Hamburg gab jetzt dem Antrag Dolzers auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Heise Verlag statt (Az. 324 O 721/05). Der Anbieter des beliebten Nachrichtendienstes heise.de wird damit "faktisch gezwungen", alle Beiträge im Forum im Vorhinein auf einen Rechtsverstoß zu überprüfen.
DOS gegen Dolzer?
Dolzer war als Geschäftsführer des Unternehmens "Universal Boards" gegen Beiträge im Heise-Forum vorgegangen, in denen es um verschiedene Maßnahmen gegen das von ihm verbreitete Programm "k.exe" ging. Syndikus verlangte per Abmahnung vom Verlag, "an der Verbreitung von Leserkommentaren mitzuwirken, in denen wörtlich oder sinngemäß dazu aufgerufen wird, Dateien, insbesondere das Programm k.exe, so oft wie möglich [...] downzuloaden, um die Server meiner Mandanten in die Knie zu zwingen".
Der Verlag hatte die von Syndikus bemängelten Beiträge zwar sofort gelöscht, nicht aber die geforderte Unterlassungserklärung unterschrieben. Dolzer erwirkte daraufhin eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Hamburg. Den Widerspruch des Heise Verlags wies die Kammer am Freitag nach mündlicher Verhandlung zurück. Danach sei ein Forenbetreiber auch ohne Kenntnis der Inhalte für im Forum veröffentlichte Inhalte haftbar zu machen. Dolzer war in einer anderen Angelegenheit auch gegen onlinekosten.de vorgegangen, unterlag dabei aber vor dem Landgericht Frankfurt.
Alle Foren dicht?
Heise fürchtet jetzt weit gehende Konsequenzen: "Sollte sich diese Rechtsprechung durchsetzen, führt das dazu, dass jeder Anbieter, der ungefiltert die Möglichkeit zu Kommentaren bietet, unmittelbar für Rechtsverstöße in den Beiträgen haftet und abgemahnt werden kann", so Heise-Justiziar Joerg Heidrich. Sollte sich die Auffassung der Hamburger Kammer durchsetzen, wären davon alle Betreiber von Blogs, Gästebüchern oder Chats betroffen. Anbieter von großen Communities wie Heise (oder auch onlinekosten.de) werden unter Umständen gezwungen sein, ihre Foren zu schließen.
Heise hat bereits weitere rechtliche Schritte angekündgt, wartet aber noch, bis die schriftliche Begründung des Gerichts vorliegt. Ganz Internet-Deutschland ist gespannt auf die Argumente der Hamburger Richter. Auch Rechtsanwalt Udo Vetter, der den Lesern seines "Lawblogs" ebenfalls Kommentare erlaubt. "Auf die Urteilsbegründung darf man wirklich gespannt sein", so Vetter. "Vor allem, weil im Gesetz genau das Gegenteil steht."
Quelle: http://www.onlinekosten.de/news/artikel/19392