Hallo zusammen!
Sanne hat mich gestern darauf aufmerksam gemacht, dass man sich hier nach meinem Verbleib erkundigt hat. Ich habe ja nun lange nichts mehr von mir hören lassen. Mir kam es so vor, als könnte ich ohnehin nur rumjammern, naja.
Dann will ich Euch mal erzählen, wie es mir in der Zwischenzeit ergangen ist.
Das Thema "Tagesmutter" hatte ich damals ja schon abgehakt, da ich selber nicht in der Lage bin, eine Tagesmutter zu finanzieren und das Jugendamt mich nicht unterstützen können wollte. Für diese ganze blöde Geschichte hat sich auch meine Professorin interessiert, an deren Lehrstuhl ich bis vor Davids Geburt gearbeitet habe und die mich in meiner akademischen "Laufbahn" auch immer gefördert hat. Tja, und diese Professorin hat, nachdem ich mich in einem Anfall von Verzweiflung bei ihr ausgeheult habe, dann dem Jugendamt gegenüber für mich die Initiative ergriffen. Sie hat denen erzählt, dass es höchst bedauerlich sei, wenn aufgrund formaler Verbortheiten eine "talentierte junge Wissenschaftlerin" systematisch in die Abhängigkeit vom Staat und in die Arbeitslosigkeit gezwungen würde. Ihre Fürsprache hat das Amt tatsächlich überzeugt, und somit werde ich nun seit Mitte März in der Finanzierung einer Tagesmutter für David unterstützt.
Im Moment müsste ich also wahnsinnig ausgeglichen und glücklich sein und mich wie wild in die Arbeit stürzen. Müsste. Ist aber nicht so.
Irgendwie geht es mir zur Zeit gar nicht so gut. David reagiert sehr verstört auf die morgendlichen Trennungen von mir. Das hängt womöglich damit zusammen, dass er seit ein paar Monaten gar nicht mehr richtig gesund wird. Er schleppt jetzt schon seit Ewigzeiten immer noch diese Dauerbronchitis mit sich rum. Dazu ist vor ein paar Wochen nun auch noch Asthma gekommen. So lange das akut war, musste David ständig überwacht werden. Er bekam dagegen auch ziemliche Hardcore-Medikamente, die als Nebenwirkung seinen Herzschlag beschleunigt haben, so dass er trotz andauernder Übermüdung nicht mehr zum Schlafen gekommen ist. Da er sich in der Zeit auch nicht aufregen durfte (wenn er geschrien hat, bekam er kaum Luft) und in seiner Betreuung außer mir niemanden akzeptiert hat, war das für mich eine sehr anstrengende Zeit.
Wenn ich ihn jetzt - wie heute morgen - alleine bei der Tagesmutter zurücklassen muss, fühle ich mich schrecklich. Das ist dann so, als ob ich mein kleines Kind der Hilflosigkeit ausliefere. Mir tut das so weh, ihn mit seiner Verzweiflung abzuschieben und alleine zu lassen. Anstatt die Zeit, die er bei der Tagesfamilie verbringt, nun sinnvoll zu nutzen, sitze ich zu Hause und heule rum, fühle mich beschissen und überlege, ob es das wert ist. Auf meine Bücher kann ich mich kaum konzentrieren. Die "allein erziehende" Verantwortung macht mir ziemlich zu schaffen. Niemand da, der diese Entscheidungen mit mir tragen könnte oder mich unterstützt, mit allem stehe ich alleine da. Bisher habe ich das ja auch geschultert, aber irgendwie stoße ich im Moment an meine Grenzen. Ich will es ja gut machen, nur welche Lösung ist "gut", für David UND mich? Ich weiß das nicht. Bin so traurig.
Ansonsten muss ich mich wohl bei einigen hier entschuldigen, dass ich so lange gar nichts habe von mir hören lassen.
Vor allem bei Cordu wollte ich mich ja melden. Vor lauter Selbstmitleid und Lethargie habe ich das bis jetzt vertrödelt, obwohl mich jedesmal das schlechte Gewissen überfällt, wenn ich David wickele oder den Lieferschein auf meinem Schreibtisch liegen sehe. Cordu, vielleicht können wir ja mal telefonieren? Ich denke, dass ich Dir wenigstens noch etwas Aufklärung schuldig bin, wo ich Deine Hilfsbereitschaft mit jetzt so toll mit Nichtbeachtung belohnt habe.
Einen Schreck gekriegt habe ich jetzt, als ich von Deinem Päckchen gelesen habe, Mine.
Ich glaube ja selbst nicht daran, dass die Post irgendwelche Pakete verschlampt, aber Mine: Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, bei mir ist kein Paket, Päckchen oder irgendetwas von Dir angekommen. Auch keine Benachrichtigung von der Post im Briefkasten. Mir fällt jetzt nur noch ein, heute nochmal durchs Haus zu gehen und zu fragen, ob vielleicht die Nachbarn etwas für mich angenommen haben. Ansonsten frage ich mich, ob es möglich ist, mit der "Päckchennummer" bei der Post nachzuvollziehen, wo die Sendung abgeblieben ist? Mine, ich möchte Dir trotzdem DANKE sagen und hoffe, dass sich das noch aufklärt!
Danke auch an alle anderen, die an mich gedacht haben. Darüber habe ich mich gefreut.
Herzliche Grüße an alle, Nina