Hier eine Diät, dort ein Appetitzügler. Wer schlank sein will ist bereit, (fast) alles dafür zu tun. Hauptsache, die Waage zeigt immer weniger an und die Kleidergröße fällt stetig kleiner aus. Wer schon einmal mit Erfolg abgenommen hat, der kennt vielleicht das Gefühl, das man am liebsten immer weiter machen würde. Noch ein Kilo weniger und dann noch eines. Doch wo ist die Grenze? Wann besteht die Gefahr in eine Essstörung abzurutschen?
Essstörungen treten vor allem bei jüngeren Frauen auf. Aber im Zusammenhang mit dem gängigen Schönheitsideal sind auch erwachsene Frauen und verstärkt auch Männer betroffen. Wer an einer Essstörung leidet, der hat eine falsche Wahrnehmung von sich und seinen Körper. Die Gründe für eine Essstörung sind nicht immer leicht zu finden und oft in der Persönlichkeit der Betroffenen zu suchen. Eine Diät kann aber wesentlich dazu beitragen das jemand in eine Essstörung abrutscht. Zahlreiche Diätversuche sind häufig die Ursache für Essstörungen.
Es gibt verschiedene Essstörungen. In Zusammenhang mit den Gefahren einer Diät sind vor allem die Magersucht und die Bulimie von Bedeutung. Aber auch die Binge-Eating-Disorder, eine der in Deutschland am häufigsten anzutreffenden Essstörung und in ihrem Namen noch weitgehend unbekannt, steht in direktem Zusammenhang mit Diäten. Bulimie ist eine Ess-Brech-Sucht, bei der Betroffene oft etliche Kalorien in sich hineinstopfen um kurz danach zur Toilette zu rennen und alles wieder zu erbrechen. Hierbei können dauerhafte Schädigungen im Bereich des Magens, der Speiseröhre und der Zähne auftreten. Die Betroffenen können ihre Essstörung oft monatelang – manchmal sogar jahrelang – geheim halten. Sie essen scheinbar ganz normal mit Freunden oder der Familie. Aber sie haben panische Angst zu dick zu werden. Aus diesem Grund erbrechen Sie die eben aufgenommene Nahrung wieder.
Bei der Magersucht kommt häufig kein erbrechen vor. Hier ist es einfach der zwanghafte Drang, immer dünner zu werden. Betroffene können sich noch mit 45 kg und weniger zu dick fühlen und wollen weiter abnehmen. Sie essen nicht mehr im Beisein von anderen, sondern behaupten, dass sie schon gegessen haben. Charakteristisch ist oft auch die mangelnde Einsicht, dass sie ihrem Körper schaden. Im schlimmsten Fall kann diese Sucht zum Tode führen.
Unter der so genannten Binge-Eating-Disorder, wobei Binge-Eating übersetzt in etwa „maßloses Essen“ heißt es, leiden in Deutschland sehr viele Menschen. In diesem Fall leiden die Betroffenen zu ähnlichen Fressattaken wie die Betroffenen der Bulimie. Innerhalb kürzester Zeit stopfen die Betroffenen Unmengen an Essen in sich hinein, oft, bis nichts mehr vorhanden ist. Sie kennen keine Sättigungsgrenze, sondern hören erst auf, wenn sie nichts mehr finden oder wenn sie ein unangenehmes Völlegefühl haben. Im Gegensatz zu den Bulimikern erbrechen die Binge-Eating-Disorder-Betroffenen das Essen jedoch nicht. Sie treiben auch nicht so intensiv Sport, wie es oft die Magersüchtigen oder Bulemiepatienten tun. Dennoch sind Binge-Eating-Disorder-Patienten nicht zwangsläufig übergewichtig, da diese Fressanfälle häufig während oder nach einer Diät auftreten. 35% der Patienten, die unter dieser Störung leiden, sind Männer. Alle Betroffenen können ihr Leiden oft so gut tarnen, dass selbst Familienangehörige nichts erfahren. Oft finden diese Fressanfälle nachts statt.
Essstörungen gehören in die Hand eines erfahrenen Arztes, der die Patienten dann an einen Therapeuten verweist. Oft ist eine stationäre Therapie notwendig. Die Patienten müssen das Essen und das Genießen wieder lernen und ihre Wahrnehmung gegenüber ihren Körper verändern. Sie lernen, ihren Körper wieder zu lieben.
Sollten Sie die oben genannten Symptome bei sich feststellen können, so zögern Sie nicht und sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Am besten rechtzeitig, dann haben Sie die besten Aussichten bald wieder gesund zu werden. Verlieren Sie nicht den Mut – diese Essstörungen sind heilbar, wenn Sie es wollen. Sollten Sie jemanden kennen, der Anzeichen einer Essstörung zeigt, dann suchen Sie das Gespräch. Machen Sie keine Vorwürfe, sondern weisen Sie auf die Hilfen hin, die es für diese Betroffenen gibt.