Im Zusammenhang mit einer Geburt bedeutet der Begriff Übertragung eine über den Geburtstermin hinausgehende Schwangerschaft. Beinahe die Hälfte aller Kinder kommen in den ersten zwei Wochen nach dem eigentlichen Termin auf die Welt. Werden diese 14 Tage überschritten, wird von einer Übertragung gesprochen. Bei circa einem Prozent aller Schwangerschaften kann diese Übertragung eintreten und je länger sie dauert, desto höher ist das Risiko, dass das Kind in der Perinatalperiode stirbt. Die Perinatalperiode bezeichnet den Zeitraum zwischen der 24. SSW (Schwangerschaftswoche) und dem siebten Tag nach der Geburt. Ob ein Neugeborenes übertragen wurde, lässt sich anhand der so genannten Runge-Zeichen erkennen.
Runge-Zeichen
– die Haut, die Nabelschnur und die Eihäute (die den Embryo umgebende Hülle) sind gelb
– die Haut an den Händen ist schrumplig und rissig (Waschfrauenhände)
– die Epidermis schält sich ab
– der Hodensack, beziehungsweise die Schamlippen sind rötlich gefärbt
– das Baby wird nicht von der üblichen Käseschmiere (Vernix-caseosa) umgeben
– das Baby weist eine Dystrophie auf (degenerative Besonderheit, Entwicklungsstörung, Entwicklungsverzögerung)
Eine Übertragung über den errechneten Geburtstermin hinaus kommt relativ häufig vor. In einigen Fällen liegt dies daran, dass der Fötus einige Zeit länger benötigt, um seine vollständige körperliche Reife zu erlangen. Da Fötus und Plazenta jedoch nur bis zur 42. SSW wachsen und reifen, kann die Plazenta ihre Funktion der Versorgung nach diesem Zeitpunkt nur noch in unzureichendem Maße erfüllen. Das Baby wird also nicht mehr mit den nötigen Nährstoffen versorgt und auch die Sauerstoffversorgung ist mangelhaft. Ein über den Termin hinaus getragenes Kind ist meist in einer sehr schlechten Verfassung. Das Fruchtwasser ist grünlich verfärbt und durch Mekoniumabgang qualitativ minderwertig.
Schwangere, die den Termin bereits über eine Woche überschritten haben, werden genauestens beobachtet. Es werden Fruchtwasseruntersuchungen durchgeführt, die Hormone, die von der Plazenta über den Urin ausgeschieden werden, bedürfen einer Messung und das Blut der Schwangeren wird ebenfalls eingehend untersucht. Gegebenenfalls kommt bei der Plazenta die so genannte Dopplersonografie zum Einsatz.
Erst nachdem alle Test durchgeführt und ausgewertet sind, wird entschieden, ob ein spontaner Wehenbeginn abgewartet, oder die Geburt künstlich, mit Hilfe von wehenfördernden Mitteln, eingeleitet wird. Wird der Zustand des Fruchtwassers und des Kindes als kritisch eingestuft und kommt es auch durch die Geburtseinleitung nicht zu einer normalen Geburt, muss das Kind per Kaiserschnitt entbunden werden.
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