Original von hitnak
Hallo,
@mad: Bitte entschuldige, wenn wir falsch rüber kommen. Der Charakter der Israelin als solche ist mir natürlich hinlänglich bekannt, und es geht keinesfalls darum, sie als schlechte Mutter darzustellen, weil sie arbeitet, oder eine Nanny beschäftigt. Allein auf dieser Grundlage würde ich das niemals tun, weil ich weiß, dass Frauen, vor allem hier in Jerusalem, oft arbeiten müssen - es gibt keine andere Wahl. Wobei Dir auch bewusst sein muss, dass es auch zwischen dem Gush und J'lem ziemliche Mentalitätsunterschiede gibt - wir gehen die Dinge hier etwas anders an als im Merkaz. Wir sind relaxter. Familiärer. Wobei ich selber aus Kfar Saba komme.
Wie ich schon schrieb, das war keine Einschätzung Eurer Lage oder Eurer Sicht. Dir muß ich sicherlich nicht das Leben der Frau hier in Israel erklären aber ich denke, die deutschen User sollten eben doch auch die Lebensweise hier kennen lernen.Und das es oft keine andere Möglichkeit gibt, als ganz schnell wieder zu arbeiten. Es gibt kein Erziehungsgeld und keine 3jährige Elternzeit!Für mich war das anfangs völlig unverständlich und mir kam die Einstellung zu den Kindern oft sehr herzlos rüber.
Worum es mir geht ist: Ich kenne diese Frau schon recht lange, habe ihr Wegschauen mitbekommen, und miterleben müssen, wie der Richter sie während des Verfahrens polizeilich vorführen lassen musste, weil sie die Vorladungen ignorierte. Ich habe ihre völlige Anteilnahmslosigkeit gesehen, als sie sich mit Y traf und wie gesagt: Ihre Restaurantrechnungen von um die 800 NIS am Abend, mehrmals die Woche, obwohl sie gerade mal 12000 verdient sind in dieser Stadt legendär. Es geht hier nicht darum gegen die Mutter zu schießen, oder sie schlecht zu machen - ganz im Gegenteil. Ob sie als Mutter schlecht ist, kann ich nicht abschließend sagen, und das Fass werde ich in dieser Situation auch nicht aufmachen.
Ich glaub Dir ja, und so wie Du sie beschreibst, sollte ich die mal in die Finger kriegen, dann.............. :nudelholz
12000 Shekel :hae? Dann muß sie aber nen sehr guten Job hier haben.Ich arbeite 30 Stunden die Woche und hab nicht mal 1/3 davon für 4 Personen :crying
Aber noch eine Anmerkung: Mentalitäten sind dazu da, um geändert zu werden, wenn sie problematisch werden, und leider stelle ich immer wieder fest, dass gewisse unserer Gepflogenheiten geändert werden müssen - auch im familiären Umfeld. Man kann nicht einfach sagen: "Es ist eben so, dass zu Hause geprügelt wird" oder "Es ist eben so, dass alles an der Frau hängen bleibt, weil der Vater sich nicht kümmert, und die Frau deshalb eine Nanny braucht, weil sie auch ihre Freiheiten braucht."
Oh, ich bin schon lange der Meinung, daß hier was geändert werden müßte. Kämpfe ich doch selber darum, daß meine Kinder eben nicht so, wie hier üblich, erzogen werden und versorgt werden.Dafür müßte aber zu aller erst einmal der Frau von staatlicher Seite geholfen werden, sodaß sie überhaupt die Perspektive hat, zu Hause, bei den Kindern zu sein, bis diese ein entsprechendes Alter haben.Wenn nach 3 Monaten Mutterschutz der Arbeitsplatz weg ist, haben viele aber gar nicht die Möglichkeit zu lernen, daß man auch mit Kindern daheim zufrieden sein kann.
Väter müssen sich kümmern, Mütter Freiheiten haben dürfen, und Gewalt ist keine Lösung. Viele Frauen hier, auch das ist eine Mentalitätssache, werden, wenn sie einen Sohn haben, plötzlich zur jiddischen Mamme, die ihrem Kleinen bis zum Alter von 120 den Hintern nachträgt. Ist, auf der anderen Seite, eine Frau automatisch eine schlechte Mutter, wenn sie das nicht ist? Nein.Ist sie eine bessere Mutter, wenn sie es ist? Nein. Wichtig ist vor allem, dass Väter und Mütter zusammen arbeiten, sich die Aufgaben teilen und das kann ich selbst bei vielen von Ys Freunden nicht erkennen: Dass Vater und Sohn zusammen etwas unternehmen, dass Mutter und Sohn zusammen kochen und dass man zusammen isst, so richtig am Tisch, wenigstens einmal Tag, das finden viele von denen exotisch. Dafür ist es normal, am Kikar Zion rumzuhängen, und mit 16 Bier zu trinken, bis die Polizei kommt, und ohne dass die Eltern davon wissen, weil sich niemand wirklich schert, weil Söhnchen ja eh mit 18 zum Militär kommt, dass ihm dann die Flausen schon austreibt, bevor Söhnchen dann mit 21 ein Jahr lang Indien auseinander nimmt. Aber kümmern muss man sich nicht. Ist das alles unsere Mentalität? Ist Mentalität unveränderbar? Falls ja, holt mich hier raus, sofort.
Ich habe das Glück, einen 15 jährigen zu haben, der nur Freunde hat, und ne ganze Reihe Freundinnen, bei denen Familie groß geschrieben wird, und die sehr darauf achten, was unsere Kinder machen.Wir wechseln uns ab, wer bringt oder abholt, wissen ganz genau, wo die Kinder sind, und aus diesem Grund geben wir ihnen viele Freiheiten, weil sie eben sehr zuverlässig sind.
Viele Grüße,
Ariel