Hallo!
Allen, die Angst haben in unserer Wohlstandsgesellschaft und Sozialstaat, empfehle ich das Buch "Durchkommen und Überleben" (Frauenerfahrungen in der Kriegs u. Nachkriegszeit) von Margarete Dörr.
Ein Ausschnitt:
Sie war damals 40 Jahre alt und floh aus Hirschberg in Niederschlesien nach Rehau bei Nürnberg. Die Flucht dauerte vom 14.2.-28.2.1945. Sie hatte selbst 6 Kinder, dazu kamen die aus Berlin evakuierte Cousine mit ihren zwei Töchtern im Alter von zehn und zwölf Jahren, das Dienstmädchen, achtzehn Jahre, und die alte Tante, die die englische Krankheit hatte:
Ein Autoanhänger war extra für die Flucht hergerichtet worden. Es waren Zugseile von verschiedener Länge angebracht, damit Menschen, die unterschiedlich alt und groß waren, ihn von vorne und von der Seite ziehen konnten. Auf der einen Seite des Wagens war ein Fahrrad angehängt worden,d amit die Frauen falls nötig, Erkundigungen einziehen konnten. Auf dem Wagen befanden sich ein Abschleppseil, Werkzeugkasten, für jedes Kind Kleidung für warme und kalte Tage, Wolldecken, Kopfkissen, Töpfe, Silberbesteck, Essenträger, Hausapotheke, Rucksäcke, Koffer mit Kleidern und einige Spielsachen.
Meine Mutter hatte vorher ihre 14 Hühner geschlachtet und eingeweckt. In einer 10 LIter Milchkanne hatten wir aus Zuckerrüben sebstgekochten Zuckersirup mitgenommen..... Die ersten Kilometer über das Riesengebirge wurden wir noch von meinem Großvater mit dem Auto gefahren. Und dann standen wir da und zogen den Karren.Ein Kind war meistens krank, das wurde in den Wagen gesetzt, mit Betten umbaut. Die anderen mussten zu Fuß gehen....
.....am bittersten wurde auf der Landstraße die Kälte empfunden. Als die ersten Trecks im Januar 1945 aufbrachen, herrschte in Ostpreußen und in Schlesien ca 20 Grad Frost.....
Ganz besonders setzte die eisige Kälte den Kindern und Säuglingen zu, viele erfroren. Die Windeln gefroren zu Eis. Eisige Schneestürme peitschten und nahmen die Sicht.
Säuglingsnahrung und vor allem Milch waren Mangelware, Mütter konnten in der Kälte oder wegen der übermäßigen Anstrengung nicht stillen.
Die Kinder vertrugen die schlechte und ihnen nicht gemäße Nahrung nicht . Viele wurden krank. Aber Mütter suchten bis zuletzt Auswege, um ihre Kinder vor dem Verhungern zu retten......
All das haben diese Frauen geschafft und sie waren Frauen wie wir, mit Gefühlen, Träumen (die sie kurzfristig aufgeben mussten), Sorgen und Ängsten.
nachdenkliche Grüße
Natschgi