Ich habe auch durch Kaiserschnitt entbunden - allerdings war es kein Wunschkaiserschnitt, sondern ein medizinisch indizierter wegen meines SS-Diabetes und der Befürchtung, das Kind könnte nicht "passen" (leider kann man es nicht vorher messen, wie hier irgendwer schrieb; bei dem einen passen 38 cm, beim anderen noch lange nicht). Im Nachhinein war ich froh, per KS entbunden zu haben, denn meine Kleine hatte die Nabelschnur 2 x straff um den Hals gewickelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Notkaiserschnitt gekommen wäre, war also entsprechend hoch.
Ich habe - obwohl ich die Narkose (Spinalanästhesie) grottenschlecht vertragen habe - keine schlechte Erinnerung an die Geburt. Auch die Schmerzen empfand ich als relativ lapidar. So brauchte ich zu keiner Sekunde Schmerzmittel, konnte sehr schnell nach der OP wieder aufstehen und meine Kleine auch sofort versorgen. Wie du siehst, kann man schon das ganz unterschiedlich empfinden, andere schreiben hier von gewaltigen Schmerzen oder beklagen, dass sie ihr Baby lange nicht selber umsorgen konnten.
Meine Kleine hat man mir auch direkt gezeigt; allerdings habe ich sie wegen der o. a. Komplikationen und den andauernden Nebenwirkungen gar nicht so richtig wahrnehmen können. Hätte ich aber die Narkose gut weggesteckt, hätte ich meine Süße auch sofort im Arm halten können, nicht anders als bei einer natürlichen Geburt. So musste ich erst einmal noch 2 Stunden in einen Aufwachraum und bekam sie dann eben ein wenig später auf die Brust gelegt. Aber auch zu dem Zeitpunkt konnte ich dieses innige Glücksgefühl noch genießen und habe keinen Gedanken daran verschwendet, dass andere das 120 Minuten vor mir haben.
Mit dem Milcheinschuss klappte es bei mir zwar nicht wie nach einer Spontangeburt. Jill wurde aber auch eine Woche vor dem ET geholt, so dass mein Körper noch gar nicht auf "Milch marsch!" eingestellt war. Aber mit ein wenig Nachhilfe durch frühestmögliches Anlegen, Milchpumpe, Globuli und Milchbildungstee klappte auch das dann recht flott. Jetzt stille ich immer noch - übrigens offensichtlich länger als so manch andere Frau, die spontan entbunden hat. Das Stillen als Argument für oder gegen einen KS zu nehmen, ist m. E. nicht ganz glücklich.
Auch habe ich nicht das Gefühl, etwas verpasst oder eben weniger geleistet zu haben als eine Frau, die spontan entbunden hat. Allerdings denke ich, dass dies eine Frage der Einstellung und des charakterlichen Strickmusters ist. Wenn deine Schwester schon einen Kaiserschnitt als so attraktiv erachtet, wird sie m. E. später auch an dieser Entscheidung nicht zu knabbern haben.
Und doch bin ich - nach allem Positiven, das ich zum KS zu berichten hatte - gegen den Kaiserschnitt als erste Wahl bei der Entbindung. Wie hier schon zahlreich geschrieben wurde, sehe auch ich eine natürlich Geburt als erstrebenswert an. Und zwar in erster Linie für das Kind - einmal mehr finde ich dieses Argument also daneben und halte es für ein rein egoistisches und vorgeschobenes Motiv deiner Schwester.
Das Kind leistet während der natürlichen Geburt Schwerstarbeit. Zwar ist es danach - wie die Mutter - völlig geplättet, aber sein Organismus hat eine erste Glanzleistung erbracht. Man sagt diesen Kindern eine größere Durchsetzungsstärke und Selbstsicherheit im späteren Leben nach (ob das stimmt.. keine Ahnung; ich hoffe, ich kriege das bei meiner Tochter auch im Nachhinein noch hin). Das Fruchtwasser wird aus den Lungen gedrückt - beim KS müssen das die Ärzte mit einem Absaugschlauch erledigen. Das Kleine wird sanft auf die Welt geleitet und zwar, wenn es selber den Zeitpunkt für richtig erachtet. Beim geplanten Kaiserschnitt wird der Entbindungstermin ca. 1 Woche vorverlegt, damit nicht doch noch Wehen einsetzen - auf das Baby wird keine Rücksicht genommen, ob es überhaupt schon so weit ist. Von den Medikamenten durch die Narkose will ich erst gar nicht sprechen. Zwar hat sich diesbezüglich einiges getan und man reduziert die Belastung auf ein Minimum, dennoch ist sie unbestreitbar da. Selbiges gilt für Geburtsverletzungen, wie hier z. B. von Elchen geschrieben wurde.
Meine Süße hat den Kaiserschnitt auf den ersten Blick unbeschadet überstanden. Auf den zweiten Blick werden aber nun Anpassungsschwierigkeiten offenbar, von denen ich zwar hoffe und glaube, dass sie in den Griff zu kriegen sind, aber da sind sie. In einem anderen Thread habe ich geschrieben, dass Jill das Baden in Babywanne und auch in der großen wie die Pest hasst. Sie verkrampft völlig und brüllt wie am Spieß. Auch stellte ich bei ihr eine wahnsinnige Schreckhaftigkeit fest. Das leichteste Geräusch reicht aus, um sie bis ins Mark zu erschrecken. Vor Panik aufgerissene Augen und ein wie ein Flitzebogen angespannter Körper, wiederum begleitet von herzzerreißendem Gebrüll sind auch hier die Folge.
Wegen dieser Anspannung gehe ich mit ihr jetzt zur Krankengymnastin. Drei verschiedene Krankengymnastinnen haben mir mittlerweile bestätigt, dass diese Panikattacken und auch die Angst vor der "großen Welt da draußen" gerade bei Kaiserschnittbabies zu beobachten sind. Jill war einfach noch nicht so weit und braucht jetzt umso länger, sich im Leben zurecht zu finden. Ich denke, wir werden das in den Griff kriegen, aber genauso glaube ich, dass das eben bei einer Spontangeburt nicht passiert wäre.
Ich vermute mal ganz stark, dass deine Schwester einfach Angst vor der Geburt hat und den Kaiserschnitt als kleineres Übel ansieht. Die Aussage, es sei der schonendere Weg für das Kleine auf die Welt, ist fadenscheinig und nicht zu halten. Es sei denn, es gäbe eine medizinische Notwendigkeit für Mutter oder Kind. Nur dann kann ich diese Entscheidung nachvollziehen. Sollte ich nochmals schwanger werden, würde ich jedenfalls hoffen, dass ich diesmal spontan entbinden könnte. Übrigens hat hier wer geschrieben, dass Frauen, die beim ersten Mal per KS entbunden haben, aller Wahrscheinlichkeit nach auch beim zweiten Mal per KS entbinden. Sollte es für den Kaiserschnitt keine
medizinische Notwendigkeit gegeben haben, ist das überhaupt nicht gesagt, wie mir im KH bestätigt wurde.