Kinder und Märchen

Kinder und Märchen

  • Dem Wolf wird am Ende der Bauch aufgeschlitzt und er ertrinkt.

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    21

Smilie

Moderatorin
Teammitglied
Hallo !
Muss nochmal berichten, das besagte Märchenbuch auf dem Schrank ist nochmal rausgekommen, Savina hat es selbst gefunden und wollte unbedingt was daraus vorgelesen haben.
Hatte ihr dann ein paar Geschichten vorgelesen, zuletzt Rotkäppchen.


Heute war Wandertag und gestern meinte Savina so aus heiterem Himmel wenn sie wandern gehen bleibt sie zu Hause und spielt mit Morena im Garten. Normalerweise liebt sie den Kindergarten und das ist total untypisch. Ich habe sie troztdem zum Kindergarten geschickt, ihrer Erzieherin aber bescheid gegeben wenn sie es nicht macht soll sie mich bitte anrufen, dann würde ich sie abholen. Sie ist ohne weiteres mitgegangen !

Danach fragte die Erzieherin mich nur ob ich ihr vielleicht ein Märchen vorgelesen hätte ?

Ich war schockiert, als sie hörte das es in den Wald geht wollte sie nicht mehr mit. Finde das echt hammer hart, ich habe zwar nochmal mit ihr gesprochen, sie ist aber eher sehr verschlossen.

ALSO :
Das Märchenbuch landet wieder auf dem Schrank !!!!!!!!!!!!!!!!!!
 
U

User8

Guest
Oweia....ich scheine meine Ausbildung als Kinderpflegerin in einer komplett anderen Zeit gemacht zu haben....damals*erinner* war die Klasse komplett Anit-Märchen eingestellt...Gründe waren.
Märchen sind brutal durch grausame Tote für die Bösen .
Märchen fördern Klischees: die hübsche dünne Tochter, die fleißisg ihr Los erträgt bekommt den wunderschönen Prinzen
Märchen fördern Geschlechterrollen: Prinz und Prinzessin
Sicher werden jetzt alle ihre Argumente für Märchen anbringen. ich habe meinem Sohn ab und zu ein Märchen frei erzählt. In meiner Form( also abgemildert)
Er fand sie aber nicht so interressant. Andere Bücher dann eher...wie zum beispiel die " Der Kleine Rabe" Reihe, Regenbogenfisch...all sowas. Und ich habe ihm sher oft Tiergeschichten vorgelesen als seine Aufmerksamkeitspanne größer wurde...hm inzwischen kann ich über seinen Buchgeschmack sagen das er absolut auf Fantasy steht.
Ich habe also abgestimmt, weil ich sehr selten ein Märchen erzählt habe.
LG
Rebecca
 

Vanessi

shrewd and forward
Noch bevor ich die anderen Posts gelesen hab:

Ich habe "Kinder brauchen Märchen" (Bettelheim) daheim und auch ausschnittsweise gelesen (ganz liest das wohl niemand :verleg - dick, klein geschrieben, viele sehr detaillierte Märchenanalysen). Hat mich SEHR überzeugt. Der Zugang ist ein sehr freudianischer, aber als solcher verblüffend stringent.

Märchen wirken nicht durch die oberflächliche Handlungsstruktur sondern sprechen verborgene Ängste und Spannungen im Kind an, so der Tenor des Buches. Ich hab mal anderswo ein paar Zitate aus dem Buch gebracht, ich kopier sie euch hier rein:

"[D]ie allermeisten sogenannten 'Kinderbücher' wollen unterhalten oder informieren - oder auch beides. Sie sind größtenteils inhaltlich so schal, daß sie kaum etwas vermitteln, was für das Kind von Bedeutung wäre. [...] Soll eine Geschichte ein Kind fesseln, so muß sie es unterhalten und seine Neugier wecken. [...] Dabei darf sie die kindlichen Nöte nicht verniedlichen; sie muß sie in ihrer Schwere ernst nehmen und gleichzeitig das Vertrauen des Kindes in sich selbst und in seine Zukunft stärken. In dieser und in manch anderer Hinsicht ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene - von wenigen Ausnahmen abgesehen - in der gesamten 'Kinderliteratur' nichts so fruchtbar und befriedigend wie das Volksmärchen. [...] Mit den Begriffen des psychoanalytischen Persönlichkeitsmodells ausgedrückt: Die Märchen vermitteln wichtige Botschaften auf bewußter, vorbewußter und unbewußter Ebene entsprechend ihrer Entwicklungsstufe. Da es in ihnen um universelle menschliche Probleme geht und ganz besonders um solche, die das kindliche Gemüt beschäftigen, fördern sie die Entfaltung des aufkeimenden Ichs; zugleich lösen sie vorbewußte und unbewußte Spannungen. Sie verleihen den Es-Spannungen Gestalt und Glaubwürdigkeit und zeigen Möglichkeiten auf, diese in Übereinstimmung mit den Erfordernissen des Ichs und des Über-Ichs zu lösen. Mein Interesse an Märchen gründet aber nicht auf einer solchen fachlichen Analyse seiner Vorzüge, sondern ist das Ergebnis einer Frage, die sich mir bei meinen Erfahrungen mit Kindern aufdrängte: Warum finden normale wie abnormale Kinder aller intellektuellen Entwicklungsstufen mehr Gefallen an Volksmärchen als an jeder anderen Art von Kindergeschichten? Je mehr ich mich bemühte zu verstehen, warum das Märchen so bezeichnend für das innere Leben des Kindes ist, um so klarer wurde mir, daß das Märchen in einem viel tieferen Sinn als jede andere Lektüre dort einsetzt, wo sich das Kind in seiner seelischen und emotionalen Existenz befindet. In den Märchen kommen die schweren inneren Spannungen des Kindes so zum Ausdruck, daß es diese unbewußt versteht; und ohne die heftigen inneren Kämpfe des Heranwachsens herunterzuspielen, bieten sie Beispiele dafür, wie bedrückende Schwierigkeiten vorübergehend oder dauerhaft gelöst werden können."

Also, das ist mal die Basis seiner Überlegungen. Später gibt es ein Unterkapitel zur Frage, warum Märchen verpönt geworden sind, da schreibt er u.a.:

"Es ist ein merkwürdig begrenztes, einseitiges Bild der Erwachsenen und des Lebens, das die Kinder als das einzig richtige übernehmen sollen. Mit dem Aushungern der Phantasie des Kindes wollte man die Riesen und Menschenfresser des Märchens - also die finsteren Gewalten im Unbewußten - ausrotten, damit sie die Entwicklung des rationalen Verstandes nicht hemmen. Das rationale Ich sollte vom Säuglingsalter an die Oberherrschaft ausüben! Um dies zu bewerkstelligen, mußte nicht etwa das Ich die dunklen Kräfte des Es besiegen, sondern man wollte das Kind daran hindern, daß es seinem Unbewußten Aufmerksamkeit schenkte oder Geschichten hörte, die das Unbewußte ansprechen. [...] Als man nicht mehr leugnen konnte, daß das Kind von tiefen Konflikten, Ängsten und Sehnsüchten erfüllt ist und von allen möglichen irrationalen Vorgängen gebeutelt wird, zog man den Schluß, an müsse das Kind, das sich schon vor so vielem fürchtet, von allem fernhalten, das furchterregend aussieht. Eine Geschichte kann tatsächlich manchen Kindern Angst einflößen; sobald sie aber mit Märchen besser vertraut werden, verschwinden die furchterregenden Aspekte, während die tröstlichen Züge immer stärker vorherrschen. Das ursprüngliche Mißvergnügen des Angstgefühls verwandelt sich dann in die große Freude, die man empfindet, wenn die Angst mit Erfolg angegriffen und gemeistert wird. [...] Kinder lieben Märchen nicht deshalb, weil deren Bilderwelt ihren inneren Vorgängen entspricht, sondern trotz all ihrer zornigen, angsterfüllten Gedanken, denen das Märcen Form und Inhalt gibt, einzig und allein deshalb, weil sie stets zu einem guten Ende führen, wie es sich das Kind von sich aus nicht vorstellen kann."

Das ist jetzt alles sehr abstrakt , wird aber an Hand konkreter Beispiele sehr klar. Hier mal eins:

"In 'Rapunzel' erfahren wir, daß die böse Fee das Mädchen in einen Turm sperrte, als sie zwölf Jahre alt geworden war. Es ist also gleichfalls die Geschichte eines Mädchens im Pubertätsalter und einer eifersüchtigen Mutter, die sie nicht zur Unabhängigkeit gelangen lassen will - ein typisches Adoleszenzproblem, das durch die Vereinigung Rapunzels mit ihrem Königssohn eine glückliche Lösung findet. Ein fünfjähriger Junge gewann aber völlig anderen Trost aus diesem Märchen. Als er erfuhr, daß seine Großmutter, die tagsüber für ihn sorgte, wegen einer schweren Krankheit ins Krankenhaus gehen mußte - seine Mutter arbeitete ganztags, der Vater lebte nicht bei ihnen - , bat er, man möge ihm die Geschichte von Rapunzel vorlesen. In dieser kritischen Zeit seines Lebens waren zwei Elemente des Märchens für ihn wichtig. Das eine war der Schutz vor allen Gefahren, mit dem die Ersatzmutter das Kind umgab - eine Vorstellung, die ihm in jenem Augenblick sehr verlockend erschien. [...] Noch wichtiger war für den Jungen ein weiteres zentrales Element: Rapunzel fand das Mittel, um ihrer Notlage zu entrinnen, an sich selbst - es war ihr langes Haar, an dem der Königssohn in ihr Turmzimmer hinaufkletterte. Daß der eigene Körper zur Rettung dienen kann, verlieh ihm die Überzeugung, daß auch er im Notfall Sicherheit in sich selbst finden würde."

Also, man sieht, Bettelheim ist stark Freud-inspiriert, und wo ich jetzt nicht so die Freudianerin bin, aber das spricht mich schon stark an. Ich glaube eben auch nicht das, was heute so ein Gemeinplatz ist, dass das Kind von sich aus eine quasi konfliktfreie Persönlichkeit ist, ich glaube, der Mensch ist ein ambivalentes Wesen und hat sowohl konstruktive als auch destruktive Kräfte in sich, und wir haben heutzutage eine Tendenz dazu, die destruktiven wegzuleugnen. Und ich erlebe es auch so, dass das Volksmärchen auf ganz archaische Art dieses Destruktive quasi hervorholt, durcharbeitet und letztendlich auflöst. Es geht zB mMn im "Wolf mit den sieben Geißlein" nicht um die Frage, wie ich einen Wolf am sadistischsten killen kann. Es geht um die totale Überwindung der Urangst (personifiziert im Wolf), selbst vernichtet zu werden. Gerade der "Wolf mit den sieben Geißlein" spricht sicher sehr, sehr viele Kinder an, weil's in dem Märchen darum geht, dass man auf sich gestellt ist (die Mutter verlässt das Haus) und von außen plötzlich eine übermächtige Gefahr eindringt, und das ist sicher eine Urangst jedes Menschen. Diese Gefahr muss am Ende deshalb plakativ beseitigt werden. Um Tierschutz geht's da nicht.
 

daby

EF-Team
Teammitglied
Ich hab mal aufm Flohmarkt Hänsel und Gretel gekauft und das war nicht gut.

Bis ich es gemerkt habe, hat es gedauert, aber er hatte dann immer Angst dass ich ihn verlasse.
Ich finde die klassischen Märchen auch brutal.

Ich lese ihnen sehr viel vor, aber lustige, hilfebereite Geschichten, die Anregen für gute Gedanken z.B der kleine Tiger will nicht Baden gehen.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
ich stehe immer noch zu meiner Aussage, das ich meinen Kindern die origianl Märchen vorlese. nur man sollte sie nciht Abends lesen bevor die Kinder ins bett gehen, den sie haben danach Fragen die man dann beantworten muss. Wenn sie danach schlafen gehen können sie diese fragen nciht stellen udn verarbeiten ihre Ängste im traum.
Ist ja auch logisch.

Also sage ich: Märchen Ja aber nicht Abends vorm einschlafen.
 

Smilie

Moderatorin
Teammitglied
Ich weiß das der Thread alt ist, wollte nur von meiner Erfahrung von gestern berichten und das ich nun nochmal mehr dazu tendiere die Märchen wieder um einige Jahre wegzupacken.
Hatte ja auch damals was dazu geschrieben :zwinker:
 
I

IlkaM.

Guest
Zum Thema "mein Kind geht nicht mehr in den Wald, weil ich ihm Rotkäppchen vorgelesen habe":

Ich unterdrücke jetzt ein "Gut so!", weil sich das natürlich total zynisch anhört. Aber im Prinzip ist das ein sehr gesunder Prozess - und vor allem ein kindgerechter.

Kinder wachsen mit Ängsten auf, und Kinder müssen sich mit diesen Ängsten auseinandersetzen. Die Angst vor etwas Großem, Umheimlichen ist in der kindlichen Lebenswelt immer wieder da - genauso wie die Angst vor dem Verlassenwerden, vor dem Großwerden und sich auf eigene Füße stellen ...

Nur, dass Kinder diese Ängste natürlich nicht in Worte kleiden können, sie nicht reflektieren. Die Ängste sitzen tief im Kind drin und nagen. Manchmal brechen sie in für uns Erwachsene total irrationalen Momenten hervor, manchmal schleichen sie sich in die Träume.

Märchen können Kindern helfen, diese normalen, ungreifbaren Ängste in Bilder und Worte zu kleiden und sie somit zu verarbeiten. Märchen sind Stellvertreter - Reflexionen auf kindlicher Augenhöhe.

Die Reaktion auf die Angst des Kindes vor dem Wald kann also nicht sein, das Märchenbuch wegzustellen, sonder entweder, ihr das Märchen erst recht vorzulesen (denn dieses Märchen findet eine Lösung für die Angst!), mit ihm über das Märchen zu sprechen - oder es an die Hand zu nehmen und einen Ausflug in den Wald zu machen, um zu sehen, dass die Angst unbegründet ist. In jedem Fall aber: die Angst ernstnehmen und sie in der Verkleidung zu bekämpfen, die durch das Kind ihre Form gewonnen hat ...
 
U

UserC

Guest
also, ich hab meiner die original-märchen vorgelesen. sie hatte auch keine alpträume. sogar im kiga hat sie manche märchen vorgelesen bekommen, teilweise wurden die auch gespielt.

wir haben ein altes grimm-märchenbuch (noch von mir - und von mir heiß und innig geliebt) und ein ganz altes mit andersen-märchen (glaub sogar noch in altdeutscher schrift). isabel kennt alle märchen. das fanden dann auch schon manche lehrer "bewundernswert" weil die den kids in der schule dann und wann begegnen.

isabel katte keine alpträume. aber ich schliesse mich ilona an: märchen gabs nachmittags oder so. abends gabs gute-nacht-geschichten. und es gibt ja auch weniger "brutale" märchen, wo es eher um hilfsbereitschaft oder so geht wie sterntaler. den teufel mit den 3 goldenen haaren haben ich isabel dann mit 3 auch noch net vorgelesen....
 

FamilieG

Neues Mitglied
Also unser Kleiner ist aktuell ganz verrückt nach Dinos und allem was damit zu tun hat. Das Buch "Tim Tyranno" hat ihm super gefallen und kann von uns wirklich empfohlen werden. Es gibt aber natürlich auch Klassiker, auf die man immer wieder zurückgreifen kann. :)
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Wib

Neues Mitglied
Hallo liebe Gruppe,

ich möchte diesem Chat gerne einen Kommentar von Ayleen Lyschamaya beifügen:

Die grimmschen Märchen sind ein Schatz für die Bewusstseinsforschung – aber schädlich für die Bewusstseinsentwicklung. Die meisten grimmschen Märchen vermitteln Botschaften an das Bewusstsein, die eine Fehlentwicklung fördern. Deswegen sind sie für Kinder, für Psychotherapien und für unreflektierte Unterhaltung nicht zu empfehlen.

Für einen Einblick in das gesellschaftliche Bewusstsein der Vergangenheit sind die grimmschen Märchen jedoch sehr interessant. Die Märchen zeigen, wie das gesellschaftliche Bewusstsein seine Selbstheilungskräfte zu nutzen versucht hat, schließlich aber immer mehr bis hin zu „Hänsel und Gretel“ zerstört wurde.

Wie wurde das Bewusstsein verdreht? Das beschreibt insbesondere „Schneewittchen“ in ausführlichen Einzelschritten. Deswegen habe ich speziell dieses Märchen analysiert. Anschließend habe ich es für euch zu „Schneewittchen heilt die Königin“ umgeschrieben, damit ihr einen Vergleich habt, wie das Märchen gesund lauten würde. Das neue Märchen vermittelt dem Bewusstsein Heilung.

Und welche Bewusstseinsbotschaft vermitteln die weiteren grimmschen Märchen?

Buch: Welche Botschaft vermitteln die grimmschen Märchen? (Ayleen Lyschamaya – neues Bewusstsein)

In dem Buch erfahrt ihr, auf welche Bewusstseinsbotschaften ihr euch einlasst, wenn ihr die Märchen lest.
 
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