Hallo!
Original von zazuu
Ich bin immer wieder schwer beeindruckt, dass Ihr alle so genau wisst, WAS Liebe ist, wie sie sich anfühlt und wie man sie RICHTIG macht und empfindet!
Manchmal muss man eben die Sachen für sich selbst definieren, um überhaupt zu wissen, was man will und wohin man will. Es handelt sich aber auf keinen Fall für allgemeingültige Definitionen. Jeder sieht die Sache anders und die Begriffe auch. Es geht hier um eine offene Diskusion und um den Austausch von Gedanken und Erfahrungen.
Ich glaube. das hab ich noch nie gekonnt, gewusst und hätte es noch nie glasklar definieren können!
Jedenfalls nicht die Liebe zu einem Partner - die Liebe zu Kindern sehe ich ganz klar und ganz bedingungslos. Das Sterben von Liebe ist dann auch so ein Phänomen - ebenso wie das Verdrängen, das ja dem Menschen eigentlich eine segensreiche Gabe ist.
Wie ist es mit der Rücksicht und dem Schutz Schwächerer? Der Fürsorge und
der Wunsch, jemandem solle es wohl ergehen, selbst wenn man ihn/sie per definitionem nicht mehr "richtig" liebt???
Wo ist denn da die Grenze zwischen "anständigem" und "charakterlosem" Benehmen und WER ist denn befugt, DAS allgemeingültig zu bestimmen???
Für mich ist Liebe Liebe, egal ob zum Partner oder zum Kind. Ich möchte meinen Partner auch bedingungslos lieben, so wie ich es mit meinem Kind tue. Ich erwarte von ihm nichts, ich liebe ihn für das was er ist. Zu dieser Liebe kommt aber eben die Verliebtheit und das macht die Beziehung zu meinem Mann anders als die zu meinem Kind. Wenn die Verliebtheit jemals verfliegen würde, heißt das bei weitem nicht, dass ich meinen Mann nicht mehr lieben würde: Als einen Menschen eben mit dem ich sehr viel geteilt hab' und mit dem wir uns gegenseitig durchs Leben begleitet haben.
WAS definiert denn eine Beziehung, wenn zwei Menschen unabhängig von einander in einer Beziehung wachsen können und sollen und dürfen?
DAS birgt doch nun mal auch das Risiko auseinander zu wachsen und immer wird es einer eher erkennen als der andere, wird einer mehr Leidensdruck haben als der andere.
Und was, wenn man Dinge erst im Kontrast das erste Mal deutlich wahrnimmt? Wenn man lange glaubt, bestimmte Dinge könne es nicht geben um dann staunend festzustellen, dass eine Utopie doch lebbar wäre, wenn auch unter Schmerzen - vor allem für die anderen Betroffenen???
Das ist wie mit dem Weisheitszahn, der immer sanft das Zahnfleisch reizt und erst nach der Entfernung erkennt man, was für eine Erleicherung das Leben ohne ist, auch wenn der Vergleich jetzt brutal klingt, weil es ja um das wichtigste aller Gefühle geht.
Was eine Beziehung definiert kann man auch nur individuell definieren. Persönlich könnte ich nicht eine Beziehung führen, in der ich gezwungen wäre, für mich wichtige Lebensaspekte aufzugeben. Z.B. wäre ich nie bereit mit einem Mann zusammen zu sein, der von mir erwarten würde, dass jeden Abend ein Essen auf dem Tisch steht. Das klingt komisch, vielleicht sogar zickig aber hinter einem solchen Wunsch verbirgt sich eine Lebenseinstellung und mir würde in diesem Fall eine Rolle zugeteilt, die ich nicht spielen möchte. Für mich ist es wichtig, dass ich in der Beziehung weiterkomme und glaub' mir, ich habe das nicht immer so gesehen. Als mein Mann am Anfang unserer Beziehung mir diese Freiräume großzügig gewährt hat, habe ich gestutzt und habe mich gefragt, wo seine Liebe bleibt. Mit der Zeit habe ich aber entdeckt, so wie Du es beschreibst, was für eine Erleichterung und Berreicherung es ist, nicht ständig für und mit dem anderen auf einer emotionalen Ebene zu leben. Man kann nämlich die Beziehung selbst als Basis betrachten und jeder den eigenen Weg gehen, loslassen und entspannen. Dass man das Risiko nimmt, auseinander zu leben, ist es klar. Aber ich bin überzeugt, dass trotzalledem das Risiko geringer ist als in einer Beziehung, in der man gezwungenermassen alles gemeinsam macht und einen einzigen gemeinsamen Weg geht. Aus dem einfachen Grund, dass man durch die Freiräume, die man genießt auch immer wieder das Bedürfniss verspürt zum Partner zurückzukehren und sich mit ihm auszutauschen, freiwillig und ohne gesselschaftlichem oder emotionalem Zwang.
Vielleicht ist die ganze Diskussion um das Für und Wider letztlich auch stark abhängig vom Standpunkt? Ob man sich mit dem "Betrogenen" oder mit dem "Betrüger" identifiziert? Ich hab schon beide Rollen im Leben erfahren und finde beides schwierig.
Ich war weder "Betrüger" noch "Betrogene" in keiner meiner Beziehungen. Ich trage mit mir keine Lasten und trotzdem kann ich sagen, dass ich weiss, was ich von meiner Beziehung erwarte. Wieso muss man sich das Leben schwierig machen, wenn man es einfach haben kann? Für mich ist es absolut wichtig, dass ich nicht leide, auch nicht in einer Beziehung.
Leichte Lösungen gibt es nicht und eine ausgewogene Diskussion kann es um dieses Thema sicher niemals geben, sofern man nicht gleichen Sinnes ist.
Die Lösungen sind so leicht, wie man es sich selbst macht und ich glaube sehr wohl, dass die Diskusion ausgewogen ist. Keiner versucht hier die eigene Meinung der anderen aufzudrängen. Wir bringen alle nur unsere Gedanken in Ausdruck.
Ja, manchmal spielen das Leben und das Schicksal Ball mit uns und wir erkennen erst in der Retrospektive, was gut und was besser war ... aber das Leben muss nun mal vorwärts gelebt werden und kann doch nur rückwärts ergründet werden - aber trotzdem würd ich mich dem Leben nie mehr mit dem Kopf vollständig verweigern und die Dinge im weitesten Sinne nehmen, wie sie kommen - OB mit oder ohne Hormonkick ... denn nichts geschieht ganz ohne Sinn!
Ich stimme Dir grunsätzlich zu. Ich fühle mich aber nicht so, als ob das Leben mit mir Ball spielt. Ich habe auch Schicksalsschläge erlitten und mir sind auch Sachen passiert, die ich nicht geplant hab', aber im Großen und Ganzen habe ich den Eindruck, dass ich mein Leben im Griff hab'. Und was ich in der Vergangenheit gelebt hab', kann ich nur als gut beurteilen. Nicht weil ich in meinem Leben nur gutes erlebt hab', sondern weil, wie Du sagst, alles seinen Sinn gehabt hat.
Schönen Gruss
Michaela