Stand Heute 30.04.2008
Amstetten (AFP) - Im Inzest-Fall im österreichischen Amstetten prüft die Polizei nun, ob der 73-jährige Josef F. Komplizen hatte. Die Ermittler interessieren sich insbesondere für eine elektronisch gesteuerte Tür aus Stahlbeton, hinter der der Österreicher seine Tochter Elisabeth laut eigenem Geständnis 24 Jahre lang im Keller einsperrte und sexuell missbrauchte.
"Wir haben ein Gutachten zu dieser imposanten Tür und ihrem Schließmechanismus angefordert", sagte der Leiter des Landeskriminalamtes von Niederösterreich, Franz Polzer. Die Polizei versuche herauszufinden, ob oder wie ein einzelner Mann diese habe einbauen können.
Das rund 60 Quadratmeter große Kellerverlies unter seinem Haus hatte Josef F. Ende der 1970er Jahre mit Genehmigung der Behörden als Schutzraum gegen Atombombenanschläge gebaut. Es sollte ursprünglich aus nur einem Raum bestehen. Weitere Räume seien jedoch nach der Geburt der Kinder hinzugefügt worden, sagte Polzer.
Josef F. zeugte insgesamt sieben Kinder mit seiner Tochter. Drei der Kinder wuchsen im Keller auf, drei weitere wurden von Josef F. und seiner Frau Rosemarie adoptiert und aufgezogen. Ein siebtes Kind starb kurz nach der Geburt.
Nach seinem umfassenden Geständnis vom Montag wurde Josef F. zunächst für zwei Wochen in Untersuchungshaft genommen. Er habe sich vor dem Haftrichter jedoch nicht zu den Vorwürfen geäußert, sagte der leitende Staatsanwalt Gerald Sedlacek.
Der Leiter der Psychiatrischen Klinik Amstetten-Mauer, Berthold Kepplinger, bestätigte, dass sämtliche Familienmitglieder derzeit in ärztlicher Obhut seien. Dabei seien Elisabeth F. sowie ihre fünf Kinder Stefan (18 Jahre), Lisa (15 Jahre), Monika (14 Jahre), Alexander (12 Jahre) und Felix (fünf Jahre) in relativ guter körperlicher Verfassung.
Die 19-jährige Tochter Kerstin liegt nach Angaben eines Arztes in kritischem Zustand weiter auf der Intensivstation. Auch die Ehefrau des Täters wurde behandelt. Drei der sechs Kinder wuchsen bei der Mutter im Keller ohne Licht und frische Luft auf. Die drei von F. adoptierten Kinder hatten ein normales Leben geführt und waren zur Schule gegangen.
AFP, 30.04.2008