Mutmaßlicher Mörder von Kardelen gefasst
Istanbul/Paderborn (dpa) - Der mutmaßliche Mörder der achtjährigen Kardelen aus Paderborn hat sich auf Druck seiner Familie den Polizisten in der Türkei gestellt. Die Ermittler hätten den 29- jährigen Ali Kur in der westtürkischen Kleinstadt Didim festgenommen, teilte die Staatsanwaltschaft in Paderborn mit.
Der Schwiegervater des Mordverdächtigen habe tagelang die Spur des Mannes verfolgt und die deutschen Ermittler schließlich davon verständigt, dass Kur aufgegeben habe. Eine Bestätigung der Festnahme liege dem Bundeskriminalamt mittlerweile vor, so die Staatsanwaltschaft.
Kardelen war am 12. Januar in der Nähe ihres Elternhauses verschwunden. Drei Tage später wurde ihre Leiche am rund 60 Kilometer entfernten Möhnesee im Sauerland entdeckt. Die Ermittlungen ergaben, dass die Achtjährige in Paderborn in der nahen Wohnung des türkischen Nachbarn Kur missbraucht und erstickt worden ist.
Kur flüchtete mit seiner Frau zwei Tage nach dem Verbrechen vom Flughafen Köln/Bonn aus nach Izmir in die Türkei. Die Frau wusste türkischen Berichten zufolge nichts von der Tat und wurde von Kur bald darauf zu ihrer Familie geschickt.
Kur habe sich in der Ortschaft Didim im Haus einer Tante aufgehalten, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Der Schwiegervater Kurs, Kadir Ayaz, sagte am Mittwoch, die Familie sei der Spur des Gesuchten bereits fünf Tage gefolgt. Kur habe sich schnell der Polizei ergeben, als er seinen Schwiegervater in der Kleinstadt Didim gesehen habe. In den vergangenen Tagen war in Deutschland die Befürchtung laut geworden, Kur könne wegen der Tat vor einer Festnahme umgebracht werden. Der Schwiegervater sagte, er habe Kur der Justiz übergeben wollen.
Die türkische Justiz will Kur früheren Berichten zufolge nicht an Deutschland ausliefern. Er soll in der Türkei vor ein Gericht gestellt werden. Die Paderborner Staatsanwaltschaft hatte erklärt, sie werden ein eigenes Verfahren in der Türkei «selbstverständlich respektieren». Das Verbrechen hatte in Deutschland und auch in der Türkei Wut, Trauer und Entrüstung ausgelöst.