Hallo Ilona,
Menschen, die "im Rollstuhl stupide vor sich hinstarren unfähig sich zu bewegen oder sich bemerkbar zu machen", haben meistens wohl auch eher keinen Sex.....wenn jemand sich nicht bewegen kann und nicht bemerkbar machen, wird das sowohl körperlich als auch kommunikationstechnisch doch sehr schwierig.....naja, solch ein Mensch bekommt dann auch keine Kinder. Oftmals müssen diese Menschen auch Medikatmente nehmen, die unfruchtbar machen, wenn sie es nicht sogar schon von Natur aus sind.
Die Sache mit den Angehörigen, die dann auch noch das Baby zusätzlich versorgen müssen, stimmt in gewisser Weise sicherlich....aber dann sollte es dennoch diesen Menschen selbst überlassen bleiben, ob sie dazu bereit sind....
Wie habt Ihr Euch denn gefühlt, Dein Mann und Du, als in Eurem Umfeld die Aussagen kamen, dass Ihr wegen der Erkrankung Deines Mannes keine Kinder haben solltet? Und wie wurde das rübergebracht zu Euch? Waren das freundliche Ratschläge? Sinnvolle Diskussionen? Dann ist das ja noch okay...wahrscheinlich trotzdem irgendwie schmerzhaft für Euch....habt Ihr Euch dann verunsichert gefühlt? Oder konntet Ihr diese Leute dann überzeugen, dass Eucre Entscheidung okay ist?
Jetzt stell Dir das bitte mal als behinderter Mensch vor....Behinderte müssen meistens um jedes einzelne Stückchen Normalität in ihrem Alltag kämpfen. Und zwar meistens nicht wegen ihrem eigenen behinderungsbedingten Unvermögen,
sondern wegen der Probleme, die die "normale" Umwelt ihnen macht. Das beginnt beim Rollstuhlfahrer, der für einen Behördengang doppelt so lange braucht, weil wieder mal keine behindertengerechte Zugangsmöglichkeit besteht, geht weiter beim Schulkind, das für einen Integrativplatz auf eine Warteliste kommt und hört bei Pöbeleien und sexuellen Übergriffen bei dem leicht geistig behinderten hübschen Mädchen leider noch nicht auf......
Glaubst Du wirklich, dass solche Menschen dann auch noch um ihr Recht auf Kinder kämpfen sollten?? Glaubst Du wirklich, dass sie sich nicht selbst am Meisten fragen, ob sie einem Kind gerecht werden? Ob es für das Kind eine "Erbgefahr" gibt? Diese Menschen sind selbst ihre grössten Kritiker, sie wissen ganz genau am eigenen Leibe, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben.....
Und wenn sie sagen, es ist okay, das ist es alles trotzdem wert, dann hat meiner Meinung nach wirklich niemand das Recht, ihnen das abzusprechen....
Ich gebe Euch allen wirklich Recht, es gibt wohl Behinderungsausprägungen, die so gravierend sind, dass der entsprechende Mensch nie in der Lage ist, für ein Kind zu sorgen.....aber ich glaube echt nicht, dass solche Menschen überhaupt in die Lage kommen, Kinder zu wollen, oder überhaupt "technisch" haben zu können.
Alle anderen, egal ob körperlich, geistig oder mehrfach Behinderten können das, mit mehr oder weniger Beratung und Hilfe von Fachleuten und Angehörigen, selber entscheiden.
Deshalb sollte es meiner Meinung nach solche Diskussionen gar nicht geben....nicht im Sinne von Tabu...sondern als Selbstverständlichkeit. So wie es für mich selbstverständlichist, dass Dein Mann und Du Eure Entscheidung alleine treffen konntet. Niemals würde ich mir anmassen wollen, darüber zu diskutieren....und genausowenig eben bei behinderten Menschen. So einfach ist das...aber leider nicht für jedermann....