Traurig -  Trauma Trennung

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

leider sind wir jetzt an einem Punkt angelangt, an dem ich wieder ein bisschen konfrontativer werden muss, wobei ich allerdings vorweg sagen muss, dass meine Gedanken zu solchen Dingen natürlich immer auch zu einem großen Teil von meinen persönlichen Lebenserfahrungen und Ansichten bestimmt wird: Ich glaube nicht an die unbedingte, in festesten Stein gemeißelte Ewigkeit von Ehe im Besonderen und Partnerschaft im Allgemeinen. Ich glaube an die Notwendigkeit, seine Lebensrealität an jedem Punkt des Lebens auf ihre Kompatibilität mit den eigenen Bedürfnissen zu prüfen und beides, falls notwendig, aufeinander abzustimmen. Unser Leben ist voller Entscheidungen, die wir an einem bestimmten Punkt des Weges treffen, an dem wir bestimmte Dinge fühlen, für uns selbst, und für andere Menschen, und an dem wir mit bestimmten Bedürfnissen, Erwartungen, Notwendigkeiten konfrontiert sind, die uns gemeinsam mit unseren Gefühlen dazu bringen, eine bestimmte Entscheidung zu treffen: Wir wählen irgendwann am Ende unserer Jugend einen Job. Wir wählen uns einen Partner. Man findet jemanden nett, und attraktiv, man spürt mehr und mehr für diesen Menschen und gelangt an einem Punkt zu der Ansicht, den "letzten Schritt" gehen zu müssen - den der Eheschließung.

In unserer Gedankenwelt ist die Ehe das ultimative Bekenntnis zu einem anderen Menschen. Es ist dies das, weil die meisten Menschen, die aus dem Dunstkreis der drei Weltreligionen stammen, von frühesten Kindesbeinen darauf konditioniert werden, dass die Ehe etwas Heiliges, von einem Höheren Wesen Besiegeltes ist, und weil das so ist, haben die meisten Ehen Jahrhunderte lang bis zum Tode gehalten, weil die Menschen ihr Glück hintan gestellt haben, es oft sogar an die Lebenswirklichkeit anpassen, weil man gegen höhere Eingebung nichts tun kann (mal abgesehen davon, dass in vielen Ehen durch die klassische Rollenverteilung, die die Frau zur Hüterin von Küche und Kindern macht, ein Abhängigkeitsverhältnis entsteht, das eine Trennung im Laufe der Jahre zunehmend schwieriger macht). Doch die angenommene Heiligkeit der Ehe, auch die angenommene Verpflichtung, die man dadurch eingegangen zu sein vermutet, sind ins Wanken geraten, seit Scheidung gesellschaftlich akzeptiert ist, seit sich das Frauenbild verändert hat (auch wenn das in vielen Partnerschaften noch längst nicht Einzug gehalten hat), und es gibt damit immer mehr Menschen, die nicht daran glauben, dass man zusammen bleiben muss, um eine Heiligkeit zu schützen, oder eine Verpflichtung zu erfüllen. Ich finde das persönlich in Ordnung: "Bis dass der Tod Euch scheidet", ist eine Momententscheidung, wenn wir uns gegenüber ehrlich sind, und es ist damit auch eine Lüge: Wie um Himmels Willen können wir wissen, ob wir einen anderen Menschen für den Rest unseres Lebens lieben werden? Dass wir den Rest unseres Lebens damit glücklich sein werden? Und selbst wenn ich es nicht Ordnung fände, eine Partnerschaft aufzukündigen, weil man in ihr nicht mehr glücklich ist, müsste ich dennoch sagen: Es ist eine Realität, dass Menschen, auch Ehefrauen erklären, dass sie gelogen haben, dass sie sich geirrt haben, und dass sie dann doch lieber wieder ihren eigenen Weg gehen wollen. Es ist eine Realität, die man heutzutage nur dadurch aufhalten kann, indem man es macht wie in Irland, wo die Scheidung bis vor Kurzem völlig unmöglich war, oder wie in meinem eigenen Land, Israel, wenn es um Juden geht (weil jede Religionsgemeinschaft nach ihrem eigenen Recht verheiratet und scheidet), weil jüdische Ehen nur vom Mann geschieden werden können (allerdings kann er seit Kurzem gerichtlich dazu gezwungen werden, was allerdings Jahre in Anspruch nehmen kann, in den die Frau nicht wieder heiraten kann). Wollen wir das wirklich?

Wenn ich mir Deine vielen Zeilen durchlese, dann bekomme ich stets den Eindruck, dass Deine Verletzung, Dein sehr großer Zorn, aber auch Deine Selbstaufgabe, die immer wieder durch klingt, auch dadurch entstanden sind, dass Du an die Ultimativität der Ehe verhaftet bist, dass Du glaubst, dass Deine Frau durch ihr Eheversprechen eine Verpflichtung eingegangen ist, Dich auf ewig zu lieben, mit Dir zusammen zu sein, und dies auch und vor allem wegen Eurer Tochter, von der Du glaubst, dass Pappa und Mamma für den Rest ihres Lebens sich lieben und miteinander sind. Du hast ja sogar schon in einem Deiner Postings die Folge ihres Handelns dargestellt: Eine Psychologin habe gesagt, dass Scheidungskinder durch die Trennung ihrer Eltern verkorkst werden können. An diesem Punkt scheint mir eine Drohung, ein Manipulationsversuch durch: Trennung ist gleich Körperverletzung; "Willst Du das Glück Deines Kindes zerstören, nur damit Du Dein Glück durchsetzen kannst?" Selbst wenn dem so wäre, und das ist absolut nicht gesagt, denn Psychologen sagen durchaus auch mal eine gewaltige Menge an gekochtem Mist, wenn der Tag lang ist, weil Psychologie keine definitive Lehre ist, und gerne auch mal für politische, religiöse, populistische Ziele gebraucht wird: Man kann keinen Menschen dadurch dazu zwingen, einen anderen Menschen zu lieben. Man kann nur Resignation, Ergebenheit in die Situation erzeugen, die dazu führt, dass man dann doch zusammen bleibt. Ganz ehrlich: Ich kenne einen Haufen an Scheidungskindern. Keines davon wirkt auf mich "verkorkst". Ich kenne einen Haufen von kaputten Ehepaaren Mitte Dreißig, bei denen ich mich frage, warum ich eigentlich mit diesen Menschen noch befreundet bin, weil es nicht mehr die Leute sind, die ich mal kennen gelernt habe, so resigniert, so gefangen in den eigenen Träumen und Bedürfnissen, die nie wieder gestillt werden werden. Dass sind die Menschen, die mir wirklich verkorkst erscheinen. Und die mir ihre eigenen Kinder zu verkorksen scheinen - dies ist die neue Generation von Menschen, die demnächst glauben wird, dass in einer Ehe Wärme und Zuneigung und Liebe nicht mehr dazu gehören.

Bitte verstehe all' dies nicht als Angriff, sondern als Denkanreize. Ich habe den Eindruck, dass Du Deine Tochter im Moment zum Vehikel machst, mit dem Du Deine Frau zur Rückkehr bewegen willst: Du liebst sie, und es fällt Dir schwer, es scheint Dir momentan sogar unmöglich, zu akzeptieren, dass sie Dich nicht mehr liebt. Es klingt oft durch, dass es Dir eigentlich egal ist, ob sie Dich liebt - Du liebst sie, und das ist Grund genug, sie dazu zu verpflichten, bei Dir zu bleiben. Das Kind, der inherente Appell an ihr Pflichtgefühl der Tochter gegenüber, sind da dann nur noch ein Mittel zum Zweck. immer wieder äußerst Du die Hoffnung, dass eine Therapie Euch wieder ein Zusammenleben ermöglichen kann. Das ist Deine Erwartung an Deine Therapie: Der Psychologe soll dafür sorgen, dass ihr wieder ein Paar werdet. Ich fürchte, dass Du damit den Erfolg der Therapie gefährdest: Sie wird für Dich einen Weg eröffnen, wenn Du sie durch hältst, aber wohin dieser Weg führt, kann jetzt noch niemand sagen. Die Therapie kann Dir helfen, Deine Probleme in den Griff zu bekommen, Dich zu verändern, aber es wird dauern, und niemand kann sagen, wie Deine Frau darauf reagieren wird.

Mir ist aufgefallen, dass sie in Deinem letzten Posting in einem vollkommen anderen Licht erscheint als bisher - weniger monströs: Sie hat Dir einen Anwalt vorgeschlagen. Und Du schreibst, sie habe schon vor drei Monaten eine Therapie vorgeschlagen. Du hingegen erscheinst in diesem Posting völlig ergeben und zornig: Du hast einen Anwalt abgelehnt, Du hast sie mitnehmen lassen, was sie wollte. Und Du hast danach ordentlich Briefe geschrieben, bei denen ich mir damals gedacht habe: "Holla, da läuft jemand Amok". Was mich wundert ist, dass Du auch schriebst, "warum wir beide (ich & noch-Gattin) wieder Paar sein wollen" - ich frage mich, vorher das "Wir" kommt: Es scheint ja so zu sein, dass Deine Frau die Scheidung will, was im Umkehrschluss bedeutet, dass sie kein Paar mehr mit Dir sein will.

Viele Grüße,

Ariel
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
@Ariel,

@Ariel: (...) ...müssen wir schon wissen, warum wir beide wieder Paar sein wollen.
-> Daher kommt das "wir", was ich nicht falschverstanden haben wollte. Beim Tippen zuwenig Zeit genommen.
:sick

Immer wieder äußerst Du die Hoffnung, dass eine Therapie Euch wieder ein Zusammenleben ermöglichen kann.

"Wir haben uns auseinandergelebt." "Ich liebe dich nicht." Zusammengefasst und auf den Punkt gebracht: Mehr ist von ihr nicht zu erfahren.
Den Psychologen suche ich auch noch aus anderen Gründen auf.
Wichtigstes Ziel: Unserem Kind den KV und die KM zu erhalten, wenigstens noch die nächsten 12 Jahre bis es volljährig ist. Zusammenleben/Famile keine Bedingung.
Kann sein, daß ich vor einem 3/4 Jahr, als sich die Krise schon abzeichnete, den Mund zu voll genommen hatte: Ich würde wohl jederzeit eine neue Frau finden, wenn sie partout auf der Schiene "alleinerziehend" bleiben wolle.
Das war unvorsichtig und ich hatte mich völlig selbst überschätzt. Zu spät erkannte ich, daß ich provoziert werden sollte. Also, es ist nicht so: Ich will keine neue und weiss auch nicht, ob je wieder.

Gerhard
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
@Ariel:

"...an dem ich wieder ein bisschen konfrontativer werden muss... ...dass Du an die Ultimativität der Ehe verhaftet bist, dass Du glaubst, dass Deine Frau durch ihr Eheversprechen eine Verpflichtung eingegangen ist, Dich auf ewig zu lieben, mit Dir zusammen zu sein, und dies auch und vor allem wegen Eurer Tochter, von der Du glaubst, dass Pappa und Mamma für den Rest ihres Lebens sich lieben und miteinander sind."


Überraschenderweise rief mich meine Frau vor 1 Woche an und erklärte mir ansatzlos:

- Sie wolle liebevollen und respektvollen Umgang. (Dazu erklärte sie nichts weiter, was sie unter liebevoll und respektvoll versteht oder welche Vorstellungen sie hat. Aber vielleicht tut sie das nochmal irgendwann :anbet Wo ich wohne, weiss sie ja. )

- Und sie möchte nicht mehr so 'nebeneinander' leben, wo jeder nur noch den Nutzen aus dem Partner zieht. (Hierzu erklärte sie: Wenn sie die 3-fach Belastung Haushalt+Job+Kind hat, dann fühlt sie sich überfordert und ausgenützt, wenn ich 'nur' den tägl. 12h-Arbeitsplatz habe. Unser (Ehe-)Leben vor ihrer Trennung sah so aus: Ich hatte Nachtschicht von 19-6:30 Uhr und schlief von 7-12:00 Uhr und von 16-19:30 Uhr. Es war mir nicht möglich, tagsüber durchzuschlafen. Es ging einfach nicht. Und so bestand ich darauf, den erforderlichen Restschlaf leider wieder um 16:00 anzutreten. 16:00 Uhr war genau die Zeit, wo unser Kind von der Kita abgeholt werden musste. Das musste dann immer meine Frau machen, weil ich keine Ausnahme machte. Ich sagte immer wieder, daß ich Angst davor hätte, unausgeschlafen beim LKW-Fahren den Sekundenschlaf zu bekommen. So musste jeden Tag meine Frau nach ihrem Feierabend das Kind von der Kita abholen und kam gegen 17-17:30 nachhause. An ein Ausruhen war für meine Frau aber dann nicht zu denken, weil unser Kind spielen will - und in Ermangelung eines Geschwisterchens sich immer an die Mama hielt und sich nicht alleine beschäftigen wollte. Ich schlief im Bett und hatte nichts zum Abendessen gekocht. Manchmal bekam ich es im Halbschlaf mit, wie Frau+Kind heimkamen - stand aber nie auf. So musste sich meine Frau auch noch abends selbst das Essen machen und natürlich dabei das Kind nicht vergessen.
So entstand ihr Vorwurf, sie sei von 7:30 bis 18:30 auf den Beinen, hätte unter der Woche die Hauptverantwortung mit dem Kind - und würde meine Unterstützung vermissen. Denn sie wusste von meinem Zeitfenster 12:00 - 16:00 und wollte, daß ich dieses Zeitfenster, wo an Schlaf einfach nicht zu denken war, dann nützlich ausfülle mit Kochen, Aufräumen und Putzen.

Was hatte ich von 12:00 bis 16:00 gemacht?
Ich war zuhause.
Computer(-Technik), ich erwähnte es schon; z.B. Filme von der Kamera in den PC überspielen und Video-DVD's erzeugen.
Wir hatten ein Kaninchen-Pärchen in der Wohnung, speziell im Wohnzimmer. Die Tiere sind zu meinem Hobby geworden und ich schrieb jeden Tag Berichte und Beiträge hier: http://board.wackelnasen.net
Geräte-Reparaturen aller Art, z.B. DVD-Player, Fernseher, Waschmaschine, Küchenmixer, etc., etc.
Ich habe uns einen Van, Renault Espace, 7-Sitzer, gekauft - der aber leider sehr reparaturanfällig ist. Könnte ich mir nicht selbst helfen, so hätte ich längst wieder mit enormen Verlust verkaufen müssen. So mache ich Autoreparaturen selbst und habe mich einem Club angeschlossen: http://www.espacefreunde.de/cms/

Manchmal stellte ich mir die Frage "Bin ich faul?" - jedoch machten mir all diese Dinge s.o. Spass und ich rechtfertigte mich selbst damit, daß der Existenz-Zweck des Mannes nicht nur aus Zur-Arbeit-Gehen bestehen kann. Ich würde verrückt werden, wenn ich nur nachts arbeiten und tagsüber schlafen und Kochen+Putzen würde. )

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Ich habe nichts gegen Konfrontation, solange diese kostruktiv angelegt ist. Und so bringe ich jetzt einen Text ein, der sowohl meine, als auch die Überlegungen meiner Frau abdecken dürfte:

Ehe auf Probe macht nicht glücklicher

Rund zwei Millionen Paare in Deutschland leben in einer sogenannten "Ehe ohne Trauschein" zusammen, fast jedes zweite Paar im Osten und jedes siebte im Westen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Neuste Untersuchungen zeigen aber, dass die "Ehe auf Probe" nicht glücklicher macht.

Während die einen die Institution Ehe grundsätzlich ablehnen, schrecken andere wegen der hohen Scheidungszahlen davor zurück. Manche wollen sich nur auf längere Zeit nicht binden. Statt vom Ehepartner spricht man heute bereits vom "Lebensabschnittsgefährten". Viele andere sehen in der nichtehelichen Lebensgemeinschaft jedoch eher Art Probelauf für die Ehe. Die Zahl dieser Gemeinschaften hat seit 1991 um rund 50 Prozent zugenommen.

Die Befürworter dieser Lebensform schwärmen von ihrem Modell. Neben der angeblichen "Freiheit" soll es vor allem den "unbezahlbaren Reiz" einbringen, "sich des anderen nicht sicher sein zu können". Sie verteidigen die voreheliche Gemeinschaft von Tisch und Bett als "Bewährungsprobe", als "Prüfung", als eine Phase, die einen späteren Zusammenhalt garantieren soll nach dem Motto: "Jetzt haben wir uns zusammengerauft und es so lange miteinander ausgehalten. Da werden wir den Rest auch noch schaffen."

"Ehen auf Probe" sind weniger stabil
Eigentlich sollte die "Ehe auf Probe" eine unpassende Partnerschaften verhindern, so dass die tatsächliche spätere Ehe umso stabiler ist. Ist dies tatsächlich so? Das Neuste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen das genaue Gegenteil.

Denn entgegen der landläufigen Meinung werden daraus hervorgehende "Bünde fürs Leben" sogar häufiger geschieden als Ehen, die ohne Erfahrungen in einer gemeinsamen Wohnung begannen, schreiben amerikanische Sozialwissenschaftler im "Journal of Marriage and the Family".

Claire Kamp-Dush von der Staatsuniversität Pennsylvania und ihre Kollegen haben über 1400 Personen, die in den Jahren zwischen 1964 und 1997 geheiratet hatten, nach ihren Erfahrungen in der Ehe befragt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich verheiratete Paare mit gemeinsamen Erfahrungen in einer Wer vor der Hochzeit eine gemeinsame Wohnung hatte, bezeichnete sich jetzt als weniger glücklich als der Durchschnitt, und sie liessen sich häufiger scheiden als andere. Der Grund dahinter: eine solche Partnerschaft auf Probe werde oft mit weniger Vorbedacht eingegangen.

Irgendwann zieht man dann mit einem Partner zusammen, mit dem man noch am ehesten auszukommen meint. Einfach, weil es so bequemer ist, man gewöhnt sich aneinander, man wird älter und lahmer und verdrängt immer mehr die Sehnsucht nach höheren Idealen. Die Traumliebe sieht man sich vielleicht noch ab und zu im Kino oder im Fernsehen an, doch für sich selbst hat man diese Hoffnung beiseite geschoben. Mit dem wachsenden gemeinsamen Hausstand, der in die Partnerschaft investierten Arbeit und gemeinsamen Kindern wächst dann die Neigung zur Heirat.

Langzeitstudien zeigen erhöhtes Scheidungsrisiko
Eine andere Langzeitstudie stammt von Dr. Jörg Otto Hellwig vom Institut für Angewandte Sozialforschung der Universität Köln. Er hat vor drei Jahren festgestellt, dass sich voreheliche Partnerschaften scheinbar widersprüchlich auf die Ehestabilität auswirken können. Einerseits würden sie zwar teilweise für die Suche nach einem geeigneten Ehepartner genutzt. Der häufigere Partnerwechsel senke aber auch die Barrieren für eine Scheidung. Man hat ja bereits Trennungserfahrungen gesammelt. Wer das Auseinandergehen vor dem Zusammengehen einkalkuliert, der hat laut Hellwig bereits den Grundstein für das Scheitern gelegt. Die Auflösung einer Lebensgemeinschaft werde meist als Misserfolg empfunden, da die Suche nach einem geeigneten Partner ergebnislos blieb.

Demgegenüber bedeute die Trennung einer Partnerschaft ohne gemeinsamen Haushalt zwar eine Enttäuschung. Doch werde das nicht als Misserfolg angesehen. Religiöse Bindungen, Elternschaft und ein höheres Heiratsalter reduzieren das Scheidungsrisiko. Die Geburt von Kindern vor der Eheschliessung hingegen erhöhe das Scheidungsrisiko zusätzlich so Hellwig, weil die Partnersuche durch die Geburt unterbrochen werde. Voreheliche Kinder aus einer früheren Partnerschaft seien häufig sogar eine Belastung für die aktuelle Partnerschaft. Auch die Erwerbstätigkeit beider Ehepartner, was in nichtehelichen Verbindungen die Regel sei, wirke sich auf die Ehestabilität negativ aus. Die finanzielle Unabhängigkeit durch den eigenen Erwerb erhöhe bei Frauen die Scheidungsbereitschaft.

Professor Larry Bumpass ermittelte für Paare, die nach einer mehr oder weniger langen "Probeehe" endlich heirateten, ein um 40 Prozent höheres Trennungsrisiko. Durch Langzeitbeobachtungen widerlegten demnach eines der wichtigsten Argumente der Trauscheinmuffel, nämlich dass sich durch die "Ehe auf Probe" die Scheidungsziffern nach unten drücken liessen. Das Gegenteil sei der Fall.

Würde und Sicherheit
Ehe und Familie seien zutiefst verknüpft mit der Würde des Menschen. Sie entspringen nicht nur dem Trieb und der Leidenschaft, auch nicht allein einem Gefühl; sie entspringen vor allem einem Entschluss des freien Willens, miteinander den Bund fürs Leben einzugehen. Durch diesen Bund sollen Ehepartner nicht nur ein Leib, sondern auch ein Herz und eine Seele werden. Wer ein Leib wird, der geht vor Gott einen Bund ein. So steht es jedenfalls in der Bibel (Matthäus-Evangelium, Kapitel 19, Vers 5). Sie zitiert Jesus mit den Worten: "Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach «Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Leib sein» (1. Mose 2,24). So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Leib. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!" Diese Worte haben an Aktualität und Gültigkeit nichts eingebüsst.

Darüber hinaus warnen die Juristen unisono: Partner in nichtehelichen Lebensgemeinschaften leben im rechtsfreien Raum, ohne gegenseitige Rechte und Pflichten. Deshalb raten Fachleute dringend zu Vereinbarungen über gemeinsame Wohnung und Haushaltsführung, über Anschaffung und Bildung von Vermögen, Unterhalt und Versorgung, Betreuung gemeinsamer Kinder, über die Folgen des Todes eines Partners und für eine Trennung ohne Rechtsstreit. Sie raten gar zu einem Abschluss eines notariell beurkundeten Partnerschaftsvertrags – womit die anfängliche Grundidee einer "Ehe ohne Trauschein" ad absurdum geführt wird. An die Stelle des Standesbeamten und des Priesters tritt einfach der Notar. Wer dort alles individuell regeln will, findet vermutlich heraus, dass der Gang zum Standesamt und in die Kirche doch der kürzere und keineswegs risikoreichere Weg gewesen wäre.

Man kann nicht auf Probe lieben
Der Geschlechtsverkehr soll auf keinen Fall Probiergegenstand sein, sondern muss der endgültigen Ehe vorbehalten bleiben. Zu Moses Zeiten musste eine geschlechtliche Übertretung auf jeden Fall geahndet werden, so steht unter 5. Mose, Kapitel 22, Vers 22, geschrieben: "Wenn jemand eine Jungfrau trifft, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und wohnt ihr bei und wird dabei betroffen, so soll, der ihr beigewohnt hat, ihrem Vater fünfzig Silberstücke geben und soll sie zur Frau haben, weil er ihr Gewalt angetan hat; er darf sie nicht entlassen sein Leben lang." Dies geschah zum Schutze der Frau, falls sie schwanger würde. War das Mädchen aber bei ihrer allfällig späteren Heirat keine Jungfrau mehr, wurde sie laut dem Gesetz Mose gesteinigt. Mit Jesus Tod am Kreuz wurde alle Schuld von Übertretungen beglichen – aber wir nicht vom Gehorsam befreit. Denn im Gehorsam liegt Segen.

Die leibliche und sexuelle Gemeinschaft ist etwas Grosses und Schönes. Volle Geschlechtsgemeinschaft zwischen Mann und Frau sollten darum ihren legitimen Ort allein innerhalb der endgültigen Treuebindung in der Ehe finden. "Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann" (1. Korinther 7, Vers 2). Die Endgültigkeit der ehelichen Treue, die heute vielen nicht mehr verständlich erscheinen will, ist auch ein Ausdruck der Würde des Menschen. Man kann nicht "zur Probe" lieben und einen Menschen nur "auf Zeit" annehmen.

Vorteile einer Ehegemeinschaft
Die Ehe ist nicht nur wichtig für die betroffenen Individuen, sondern auch für die Gesellschaft im allgemeinen, merkt der amerikanische Geisteswissenschaftler James Q. Wilson an. In seinem jüngsten Buch “Das Eheproblem” stellte er fest: “Nicht das Geld, sondern die Familie ist die Grundlage des öffentlichen Lebens.” Kinder von Eltern, die unverheiratet zusammenleben, oder Kinder von Alleinerziehenden leiden sehr im Vergleich zu denen, die in einer regulären Familie von zwei Elternteilen leben. Gemäss zahlreichen Studien neigen sie zu schlechteren schulischen Leistungen, sexuellem Missbrauch, körperlichen und psychischen Problemen und haben eine grössere Tendenz zu Verbrechen.

Im vergangenen Jahr erschien in den Vereinigten Staaten eine Sammlung von Abhandlungen zum Thema "Ehe, Gesundheit und Berufe". Darin macht Linda J. Waite geltend, dass Verheiratetsein die körperliche und psychische Gesundheit verbessere und das Leben verlängere. Waite bekräftigt, dass blosses Zusammenleben nicht das Gleiche bewirke, da die Partner im wesentlichen ungesünder lebten und oft in Drogen- und Alkoholmissbrauch verstrickt blieben. Sie stellt fest: “Zu fühlen, dass man geliebt wird und sich umeinander kümmert, verbessert das emotionale Wohlbefinden, indem es Depressionen und Ängste verringert und psychische Kräfte wie Selbstachtung, Selbstbeherrschung und Selbstvertrauen steigert.” – Ein Hinweis mehr, dass der göttliche Plan zum Besten der Menschen angelegt ist und nicht zu deren Bestrafung.

Quelle: http://www.jesus.ch - Ehe auf Probe macht nicht glücklicher
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

das Problem mit dem Text zur Ehe, den Du gepostet hast ist, dass er aus einer Quelle stammt, der man unterstellen muss, damit das Ziel verfolgt, die Ehe in einem übermäßig positiven Licht erscheinen zu lassen. Die Studien, die darin angesprochen werden, werden auf jene Teile reduziert, in denen nicht-eheliche Partnerschaften als Mit-Auslöser geschiedener Scheidungsraten und unglücklich vorgestellt werden. Ob das aber tatsächlich in den Studien so drin steht, kann man auf Grund des Textes nicht sagen - man müsste sie gelesen haben, weil die Verfasser durchaus Interesse daran haben könnten, diese Studien für die Bewerbung ihrer religiösen Dogmata zu benutzen.

Aber ohnehin: Glück lässt sich nicht vergleichen. Es gibt Menschen, die in außerehelichen Partnerschaften glücklich sind; es gibt Menschen, für die die Heirat das einzig Wahre ist. Und es gibt Menschen, die irgendwo dazwischen stecken. Es hat viel damit zu tun, wie wir aufgewachsen sind. Wenn man unglücklich ist, dann sollte man etwas verändern. Der Text aber versucht genau das zu verhindern, indem er den Faktor Angst zum Bestandteil der Ehe macht, und ihn als etwas Bewahrenswertes darstellt, weil er Scheidung angeblich verhindert: Wer vor der Ehe keine Partnerschafts- und Trennungserfahrungen gesammelt hat, ist angeblich weniger dazu bereit, sich mal scheiden zu lassen - weil er oder sie Angst vor dem Unbekannten hat.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
@Ariel
ja, da hast du recht, daß Angst nicht das wirkliche Mittel sein kann, um eine Handlung zu verhindern. Es war noch nie meine Absicht, sie mit Angst an mich zu binden. Wir lebten verbunden miteienader, aber sie hatte ihre Freiheit(en) durchaus nach wie vor. Jetzt sagt sie, sie geniesst ihre Freiheit. Ich jedoch bin insgeheim davon überzeugt, daß sie einem Irrtum unterliegt: Nun haben wir ein Kind miteinander, für das wir Eltern sorgen müssen. Aufzucht und Pflege des Kindes/der Kinder nimmt einem und auch den Müttern ein Grossteil der Freiheit weg - egal, ob getrennt- oder zusammenlebend. Sie hat schon immer ihre Unternehmungen mit ihren Leuten gemacht; bin ich meistens nur soweit informiert worden, wann sie weggeht und wann sie gedenkt, wiederzukommen. Sie hatte bei mir schon immer die lange Leine. Mir behagte das nicht immer - aber so eine Frau kann man nicht kürzer fassen. Ich hatte zwar öfters Missfallen geäussert - aber darauf war sie nicht eingegangen. Hat immer ihre Dinger so gemacht, wie sie wollte. Freiheit hatte sie also, weil sie sich die schon immer herausgenommen hatte und ich das leider zähneknirschend akzeptieren musste.
Also: Freiheit hatte sie sehr wohl bei mir, als wir noch zusammenlebten. Viel mehr, als andere Männer dulden würden. Ich weiss das aus Gesprächen mit Kollegen.
Woher ihr übersteigertes Bedürfnis nach Freiheit stammt, weiss ich nicht. Ich weiss auch nicht, was sie jetzt genau als Freiheit empfindet, denn sie hat nachwievor den Job und das Kind.

Und so lasse ich mich über die 'Freiheit' genauer aus:
Ich fange mit einem Geständnis an: Was ich als sehr angenehm und als großen Vorteil unserer Ehe empfand, war die Gewissheit, daß ich mir meiner Frau immer sicher sein konnte. Eine Frau, auf die ich mich verlassen konnte. Ich will nicht jeden Tag damit beginnen müssen, über den gerade aktuellen Vertrautheitsgrad nachzudenken. Bisher glaubte ich auch, daß sie genauso dachte.

4 Monate nach Trennung sucht sie sich neue Männerbekanntschaften. Das ist nunmal Fakt und Verständnis dafür habe ich nicht. Daß das Alleineleben nach einer gewissen Zeit für sie schwierig wird, war abzusehen.
Offensichtlich braucht sie diese ehemalige Sicherheit, sich ihres Mannes immer sicher sein zu können + vertrauen zu können, nicht mehr. Nun ja, ich kann dazu nicht viel sagen, ich wundere mich nur.

Ich habe erst während der Erstellung des Posts gemerkt, daß der Text von gläubigen Christen entstammt. Ich selbst bin von Geburt an konfessionslos.

mfg
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

bevor mir jemand in den Nacken springt: Ich habe nichts gegen gläubige Christen. Aber bei Studien schaue ich immer genauer hin, wer sie verfasst hat, und wer sie aufbereitet - das tue ich auch, wenn mir mein Arzt eine bestimmte Methode empfiehlt. Man kann mit Studien unglaublich viel Schindluder betreiben.

Das Problem mit dem Sich-eines-anderen-Menschen-sicher-sein ist das, dass man dabei schnell vergisst, dass man für diese Sicherheit dennoch hart arbeiten muss. Zugespitzt gesagt: Es fängt damit an, dass sich Mann und Frau während der Balz viel Mühe geben, gut auszusehen, sich paaren und dann sofort den Wifebeater und die rosa Leggings raus holen, weil es ja jetzt gleich ist: Man hat ja seinen Partner, und man hat die Sicherheit. Ich persönlich spreche ziemlich viel mit meiner Frau darüber, wo wir gerade zueinander stehen, wie wir die Dinge besser machen können, ob der Partner, die Partnerin möglicherweise Bedürfnisse hat, die zu kurz kommen, oder die wir erfüllen können. Es ist keine Belastung, sondern etwas, dass das Zusammenleben besser macht.

Denn unsere Situation ist auch von langen Arbeitstagen, Nachtschichten und Hausarbeit geprägt: Meine Frau arbeitet viel, ich arbeite viel, wir haben zwei Babys und fünf Jungs mit großen Problemen, und wenn wir auch noch beide von zu Hause aus arbeiten, dann erfordert das einen gewissen Teil an Gesprächsbereitschaft, weil man sonst zu kurz kommt und die Dinge aus dem Ruder laufen können.

Ich muss leider Schluss machen, weil ich mich jetzt um meine Arbeit kümmern muss.

Viele Grüße,

Ariel
 
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