Hallo Gerry,
ich habe deinen thread aufmerksam verfolgt, aber bis heute nichts geschrieben, da ich über deine Probleme mit Australien nichts relevantes hätte beisteuern können. Aber deine letzte Mitteilung ist ein bißchen anders.
Auch ich bin noch verheiratet (aber getrennt lebend) mit einem Vater wie du einer gewesen bist. Mag sein, daß es dir nicht gefallen wird, was ich schreibe, aber nach meiner Erfahrung hat deine Frau durch ihre Anwesentheit und deine Abwesentheit, was das Leben mit den Kindern angeht, einen Vorsprung in Vertrauen, Nähe und Bindung, den du nur schwer aufholen kannst. Es war sie, die über Jahre hinweg immer für die Kinder da war, in Kleinigkeiten, wie Pflaster auf die Wunde legen und Schmerz wegpusten, in Alltäglichkeiten, wie Zähne putzen und im Schönen, wie Spielen, Kuscheln und Vorlesen.
Als wir uns trennten, war es für alle Beteiligten klar, daß selbstverständlich die Kinder bei mir bleiben. Ich bin zwar nicht mit ihnen in ein anderes Land gezogen, aber ich mußte aus unserem Haus ausziehen, und das war für keines der Kinder (damals 11,7 und 3) einfach. Zwar bin ich in der Nähe geblieben, so daß sich das soziale Umfeld kaum geändert hat, aber es ist lange Zeit sehr hart für sie gewesen.
Sie haben im Vorhinein alles sehr verständig aufgenommen, aber als ich die Umzugskartons packte und der Umzug für sie greifbar wurde, haben sie geweint.
Die 7jährige konnte über die Trennung relativ gut reden, aber sobald das Thema darauf kam, daß ich eigentlich in einen anderen Stadtteil ziehen möchte, hat sie hysterische Anfälle bekommen und war nicht mehr zugängllich, da sie nichts mehr fürchtete, als einen Schulwechsel und den Verlust ihrer Klasse, ihrer Lehrerin, ihrer Freundinnen. Ihr zuliebe bin ich im Umfeld ihrer Schule wohnen geblieben und trotzdem waren die ersten Monate voll von Aggressionen seitens der Kinder, schlechter Laune, Langeweile, Gebrüll und vor allem Krankheiten.
Oft habe ich wachgelegen und uns gehaßt für das, was wir diesen jungen Seelen antun.
Mit eurer Trennung tut ihr den Kindern schon genug an (tun wir Betroffenen ihnen schon genug an), aber was deine Frau vorhat, scheint mir fast eine vorsätzliche Verletzung an ihrer kindlichen Persönlichkeit. Selbst mit Vater und Mutter in ein entferntes Land zu ziehen, verlangt viel von diesen kleinen Wesen, die so viel Beständigkeit, Rituale und Gewohntes brauchen, ihnen dann auch noch einen geliebten Elternteil wegzunehmen, ist nur noch grausam.
Aber auch wenn sie bei dir bleiben, ist da immer die Mama, die weg ist, die sie im Stich gelassen hat, die sie unendlich vermissen werden.
Schau, letztlich denke ich, daß deine Frau ihren Egotrip auf den Seelen eurer Kinder (und deiner) ausleben will. Ich wünsche euch jemanden, der ihr den Kopf gerade rückt. Denn mit der Geburt eines Kindes übernehmen wir eine riesige Verantwortung, unser Leben ändert sich und leider nicht immer so, wie wir es gerne hätten. Es ist ja noch in Ordnung, daß sie nicht mehr den Kindern zuliebe mit einem Mann zusammen leben will, den sie nicht mehr liebt, aber es ist nicht mehr in Ordnung, daß die das, was sie für ihr Lebensglück hält, auf dem Rücken ihrer Kinder ausleben will. Sorry, aber dann hätte sie sich besser überleben sollen, was es bedeutet, die Verantwortung für zwei kleine Menschen zu übernehmen.
Kinder zu haben bedeutet auch, zurück stecken zu lernen, sich zwar nicht aufgeben, aber jede Entscheidung genau abzuwägen und das tut deine Frau nicht.
Ich hoffe auf eine gutes Ende, vor allem für deine Kinder!