Hallo,
zunächst einmal meine Bitte, die nochmals am Schluss auftaucht: Bitte wende Dich an einen Psychiater, und nicht an einen Psychologen.
Ich möchte gerne für den Moment bei Deinem Sohn bleiben - die Familienaufstellung erkläre ich Dir morgen gerne, aber derzeit sollte das hintan stehen.
Mir ist aufgefallen, dass Deine Beschreibung des Problems und die Art und Weise, in der die von Euch aufgesuchten Stellen, nach Deiner Darstellugn darauf reagiert haben, nicht im Einklang zueinander stehen - wenn wiederholte Selbstmorddrohungen, gepaart mit einem massiv auffälligen Verhalten, im Raum stehen, gibt man nicht einfach nur einen weiteren Termin, und man "schaut" auch nicht mal, ob es mit den Ferien "besser oder schlimmer wird".
Bitte entschuldige, dass ich Dir das so hart vor Augen führe. Aber auf Angehörige prasselt in Situationen wie dieser eine Menge ein, und dabei fällt es dann schwer den Überblick zu behalten.
Eine Situation wie diese, muss nicht, aber sie kann lebensbedrohlich für Dein Kind sein, auch wenn Selbsttötung bei Kindern ausgesprochen selten ist. Die Drohung damit ist in den allermeisten Fällen dazu gedacht, um etwas zu erreichen. Aber gerade wenn die Drohung über längere Zeit geäußert wird, kann es passieren, dass ein Kind einen Selbsttötungsversuch unternimmt, wenn es merkt, dass die Drohung nicht mehr fruchtet, wobei man bei diesem Szenario nicht unbedingt von einem "Sterbewunsch" sprechen sollte: Kinder haben noch keinen, oder einen wenig ausgeprägten, Sinn für die Bedeutung des Todes, und in dem vorbeschriebenen Fall würde der Selbsttötungsversuch auf die Durchsetzung einer Absicht hinzielen - mit dennoch möglicherweise tödlichen Folgen.
Es kann auch vorkommen, dass Kinder einen Suizid im näheren Umfeld "nachahmen".
Und es kommt zunehmend vor, auch wenn "zunehmend" immer noch "selten" bedeutet, dass bereits Kind einen Suizidversuch unternehmen, in der vollen Absicht dabei zu sterben. Das liegt daran, dass die Pubertät heutzutage früher einsetzt, und sich damit auch der Sinn für den Tod ausprägt.
Es ist unmöglich, aus der Entfernung zu sagen, ob Dein Sohn selbsttötungsgefährdet ist, aber ich habe große Zweifel an der Betreuung, die Ihr momentan habt.
Selbst wenn Deine Eigeneinschätzung in Deinem ersten Post zutreffen sollte, und Dein Sohn an Depressionen leidet, dann werden daran Gespräche mit einem Psychologen allein nichts ändern, denn dabei handelt es sich meist um ein Missverhältnis von Botenstoffen im Gehirn - was die Sache zu einem Fall für den Nervenarzt, also einen Psychiater oder Neurologen, macht.
Deshalb noch einmal meine Bitte: Wendet Euch an einen Psychiater.
Viele Grüße,
Ariel