Traurig -  Wie kann ich meiner Tochter bloss helfen???

B

B69P

Guest
Hallo Seegirl,

finde es super, dass du Dir die Zeit genommen hast zu Antworten... Es ist vielen bestimmt nicht egal was mit Dir und Deiner Familie los ist... Ihr seid auf dem richtigen Weg und in ein paar Wochen sieht es bestimmt wieder anders aus. Die Tochter sollte die Nummer EINS der Problembewältigung sein und ich würde genauso wie Dein Mann reagieren, weil ich es auch nicht verstehen würde...

Gehe auf die Menschen in dem Dorf zu und sage ihnen die Meinung, sage ihnen dass Du Deine Ruhe haben möchtest und sie Dich und Deine Familie angemessen trauern lassen sollen. Der direkte Weg ist mitunter sehr schwierig, doch in den meisten Fällen mit Erfolg gekrönt...

Macht Euch als liebevolle Eltern keine Vorwürfe, Ihr seit Eltern bis zu einem bestimmten Punkt und dann kann nur noch ein Jugendpsychologe etwas bewirken und verändern...

Weiterhin die Kraft diese Zeit zu überstehen, den es ist wirklich so "Das Leben geht weiter..."

Gruß Bernd :druecker
 

Alexandra77

Aktives Mitglied
Hallo Seegirl!
Habe das eben alles gelesen und bin erschüttert! Ich kann Deine Tochter so gut verstehen: Nach dem Tod ihres Opas ist Ihre schlimmste Befürchtung wahr geworden: Sie kam von der Schule nach Hause und Ihre Oma war tot. KeinWunder, daß sie das völlig aus der Bahn wirft. In Kinder- und Jugendpsychiatrien gibt es eine ambulanz, vielleicht kriegst Du da schneller Hilfe... Oder vielleicht weiß Euer Kinderarzt eine Alternative. Für mich hört sich das an als wäre es besser, je schneller Sandy Hilfe bekommt!
Ich könnte mir vorstellen, daß bei Dir und Deinem Mann die Trauer erst so richtig spürbar wird, wenn es um Euch etwas ruhiger geworden ist und es Sandy besser geht...
Ich wünsche Euch eine ganz dicke Ladung Kraft :troest
Kannst Dich auch gerne per PN bei mir melden, dann mache ich mich mal schlau, wo es im Rhein-Main-Gebiet Hilfe gibt!
 
S

Seegirl

Guest
Heute nachmittag war die Trauerfeier für meine Schwiegermutter. Es waren so viele Leute da, wir waren sehr überrascht. Auch Sandy ist mitgegangen, wir hatten es ihr freigestellt, ob sie dabei sein möchte oder nicht. Ich bin aber der Meinung, das es gut war, das sie die Möglichkeit hatte sich von ihrer Oma zu verabschieden. Das gibt ihr vielleicht die Möglichkeit, einen gewissen Abschluß für die ganze Sache zu finden. Verarbeiten muß sie es natürlich noch, da braucht sie bestimmt ne Menge Zeit.
Wir fanden die Trauerfeier sehr angemessen und trotzdem feierlich und haben für uns langsam die Phase des Verzeihens erreicht. Wir müssen ihren Schritt akzeptieren, auch wenn wir ihn nie verstehen werden und auch nie erfahren werden, was ihre letzten Gedanken waren. Aber eins wissen wir ganz sicher, wir haben sie geliebt und haben alles getan, um ihr dies zu zeigen.
Ein älteres Ehepaar hat heute einen wunderbaren Satz zu uns gesagt. Beim letzten Besuch ihrerseits bei unserer Oma sagte Oma zu ihnen: Ich habe das große Glück noch meine liebe Familie zu haben, die kümmern sich um alles, da brauch ich mir um nichts Sorgen machen.
Ich denke, das hat es ihr vielleicht erleichtert, den Schritt aus ihrem Leben zu machen, weil sie wusste, wir werden es schaffen damit fertig zu werden. Und ich glaube, wir werden es schaffen.

Liebe Oma Ilse

Ganz still und leise, ohne Abschied,
gingst du von deinen Lieben fort,
du hast ein gutes Herz besessen,
nun ruht es still, doch unvergessen;
es ist so schwer, es zu verstehen,
daß wir dich niemals wiedersehen.

Auf einmal bist du nicht mehr da,
und keiner kann's verstehn.
Im Herzen bleibst du uns ganz nah,
bei jedem Schritt, den wir nun gehen.
Nun ruhe sanft und geh' in Frieden,
denk immer dran, dass wir dich lieben.

In Liebe Bernd, Elke und Sandy
 
B

B69P

Guest
Original von Seegirl
Liebe Oma Ilse

Ganz still und leise, ohne Abschied,
gingst du von deinen Lieben fort,
du hast ein gutes Herz besessen,
nun ruht es still, doch unvergessen;
es ist so schwer, es zu verstehen,
daß wir dich niemals wiedersehen.

Auf einmal bist du nicht mehr da,
und keiner kann's verstehn.
Im Herzen bleibst du uns ganz nah,
bei jedem Schritt, den wir nun gehen.
Nun ruhe sanft und geh' in Frieden,
denk immer dran, dass wir dich lieben.

In Liebe Bernd, Elke und Sandy

wunderschöne Worte, diesen ist nichts mehr hinzuzufügen...

Weiterhin alles Gute für Dich, Deine Tochter und Deinem Mann :druecker
 
S

Seegirl

Guest
Waren heute früh endlich bei der Kinder- und Jugendpsychologin. Nachdem wir mehr als 4 mal bei ihr angerufen haben und es wirklich dringend gemacht haben, konnten wir nun eine Woche eher einen Termin bekommen, als geplant. Grund dafür war ein Vorfall vorgestern am Schulbus. Ich hatte es nach vielen Diskussionen und Tränen endlich geschafft, dass sie zur Schule wollte. Ca. 10 Minuten nachdem sie weg war, rief sie mich über Handy an und heulte wie verrückt. Da haben doch ein paar Jungs aus ihrer Klasse gemeint, besonders witzig zu sein :shake sie haben Sandy gefragt, ob ihre Oma auch gut gebrannt hat :heul2 und nachdem sie anfing zu heulen, ob sie auch so heulen würde, wenn ihr Hund auch tod wäre. Ich sags euch ehrlich die Jungs hatten Glück, das ich nicht dabei war. Mein Mann hat daraufhin in der Schule angerufen und mit der Direktorin gesprochen. Die hat wirklich sehr verständnisvoll reagiert und in der Deutschstunde über dieses Thema Umgang mit trauernden Menschen mit den Kindern geredet. Der Bursche von früh vom Bus musste sich bei ihr vor der ganzen Klasse entschuldigen und außerdem hat sie die Eltern des Jungen zuhause angerufen. Und ihr werdet es nicht glauben, die haben hier bei uns gestern angerufen und sich beschwert, weil das die Schule nichts angehen würde, wäre ja nicht in der Schule gewesen, sondern am Schulbus. Die Mutter des Jungen meinte, meine Tochter wolle ihrem Sohn eine reinwürgen, obwohl der Junge das vor der ganzen Klasse zugegeben hat, das er es gesagt hat. Ich dachte, ich krieg mich nicht mehr ein.

Ja, der Besuch bei der Psychologin war seltsam. Sie hat uns alle reingebeten und dann meine Tochter gefragt, wie es ihr momentan geht. Daraufhin sagte sie, es geht ihr gut. Ich hab dann gesagt, dass glaub ich nicht, daraufhin wollte meine Tochter, dass ich rausgehe. Mein Mann sollte mit ihr drin bleiben. Ich bin dann raus und habe draussen gewartet. Nach einer halben Stunde kam Sandy raus und ich musste wieder rein. Die Ärztin hat mir und meinem Mann dann mitgeteilt, dass es normale Trauer ist und es einfach Zeit braucht und sie es nicht für notwendig erachtet, einen erneuten Termin für Sandy zu machen. :hae? Ich habe dann gesagt, dass es aber doch nicht normal ist, das sie nicht mehr in die Schule will, dass sie abends Heulkrämpfe kriegt und will, das Oma und Opa wiederkommen. Sie hat ihr dann ein Rezept für ein Schlafmittel gegeben und das wars.
Also ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Sie meinte, das wär auch normales Pubertärverhalten und wir sollten ihr Zeit für Trauer geben und trotzdem Regeln einhalten und dass sie jeden Tag zur Schule gehn muß. :wiejetzt: Das wußte ich selbst, wozu geh ich zu einer Psychologin, damit sie mir erzählt, was ich eh weiß??? :angryfire Also ich bin mit meinem Latein erst mal am Ende.
Ich hab meinem Mann gefragt, was los war, wie ich draussen war und er sagte, Sandy hat erzählt, das sie traurig ist und Oma und Opa vermisst und nicht richtig schlafen kann und sie nicht verstehen kann, wenn ich sie trotzdem in die Schule schicke. Das sie sauer ist auf Oma, weil sie sich umgebracht hat. Und das sie Angst hat, wenn sie weg ist und wieder heimkommt, jemand von uns fehlt. :heul2
Also eigentlich bin ich jetzt genauso schlau wie vorher und weiß auch nicht so richtig, wies jetzt weitergehen soll. :hilfe:
 

schnuppe

Aktives Mitglied
Herrschaftszeiten, bei Psychologen muß man auch eine Menge Frösche küssen, bis man einen Prinzen findet.....Ganz schön unverschämt, die Dame. Ist doch wurst, ob die Reaktionen Deiner Tochter "normal" sind oder nicht, jemandem, der so etwas verarbeiten muß und dem es so schlecht geht, hat Hilfe verdient. Punkt.

Mal ganz doll :troest

Die Dame hatte wohl einfach keinen Bock. Gibt es noch irgendeine Alternative in Eurer Gegend? Könntet Ihr Euch jemanden leisten, der nicht über die Kasse abrechnet? Ich hab gute Erfahrungen gemacht mit Heilpraktikern mit psychotherapeutischer Ausbildung. Die dürfen leider nicht über die Kasse abrechnen. Manche sind ein wenig esoterisch drauf, das muß aber kein Fehler sein, so lange es nicht übertrieben wird. Hauptsache, sie haben die innere Kraft, etwas von Eurem Päckchen zu nehmen und zu tragen, bis Ihr selber damit umgehen könnt.

Für die Zeit, bis Ihr neue Unterstützung findet: Kennst Du Dich mit Bachblüten aus? Die machen natürlich die Trauer nicht "weg" aber sie unterstützen bei schwierigen seelischen Situationen.

Ich hoffe, daß Ihr bald Hilfe findet und :druecker

Liebe Grüße

Schnuppe
 

Lola

EF-Team
Teammitglied
Original von Seegirl[...]Und ihr werdet es nicht glauben, die haben hier bei uns gestern angerufen und sich beschwert, weil das die Schule nichts angehen würde, wäre ja nicht in der Schule gewesen, sondern am Schulbus. Die Mutter des Jungen meinte, meine Tochter wolle ihrem Sohn eine reinwürgen, obwohl der Junge das vor der ganzen Klasse zugegeben hat, das er es gesagt hat. Ich dachte, ich krieg mich nicht mehr ein. [...]

Das ist ja wohl absolut ohne Worte! Mein Hals schwillt gerade an! Unglaublich!

Hoffentlich habt Ihr der Mutter ordentlich den Marsch geblasen!? Wenn die in so einer Situation noch ihren Sohn verteidigt, dann wunderts mich ehrlich gesagt überhaupt nicht, dass dieser so wenig Anstand hat :shake.

Fühl Dich mal ganz doll :maldrueck

LG,
Lola
 
I

IlkaM.

Guest
Hallo seegirl,

kennst Du bzw. kennt Deine Tochter diese Seite:

Trauerseite für Kinder und Jugendliche

Im Fall der Oma bin ich mit der Psychologin einer Meinung, dass es viel zu früh ist, hier etwas pathologisches bei Sandy zu vermuten. Ich finde es dennoch mies von ihr, dass sie Euch nicht gesagt hat, wo Ihr für die "ganz normale" Trauerarbeit Hilfe finden könnt.

Wir müssen funktionieren - Du sagst es. Eine "normale" Trauerzeit dauert etwa 2 1/2 Jahre - solange hat man immer wieder daran zu knapsen, wird es immer wieder Rückschläge und nicht verheilte Wunden geben. Ein pubertierendes Kind ist da natürlich besonders anfällig und muss meines Erachtens nach auch besonders aufgefangen werden. Euch als Eltern kann ich nur raten, stark für sie zu sein. Lasst Ihr Raum zum Trauern, redet auch immer mal wieder über die Großeltern - zum Beispiel, indem Ihr Geschichten über sie erzählt oder in Fotoalben blättert.

Wenn Sandy eine echte Auszeit braucht, dann lässt sich das sicherlich irgendwie herbeiführen. Es wäre für ihre Karriere sicherlich nicht schädlich, eine Klasse zu wiederholen, wenn sie jetzt einfach nicht die Kraft für die Schule aufbringt. Da müsstet Ihr aber sehr genau mit ihr drüber sprechen und ihr auch die Konsequenzen klar machen. Und dann natürlich mit der Schulleitung sprechen, ihren Fall schildern und darum bitten, ihr diese Auszeit zu gewähren.

Von Euch aus könnt Ihr vielleicht zusehen, dass sie zumindest mal für eine Zeit krankgeschrieben wird von einem ganz normalen Arzt - ihrem Kinderarzt? Die sind übrigens auch in der Regel Anlaufstellen für derartige Geschichten - heute sind etliche von ihnen auch ausgebildet, mit der Psyche der Kinder umzugehen.

Insgesamt sehe ich die Sache aus dem, was Du erzählst, folgendermaßen:

Sandy sieht klar, was Sache ist. Sie verarbeitet das Geschehene bereits in ihren Träumen - ein wichtiger Schritt! Dass sie trauert und dass es ihr dabei ganz ganz schlecht geht: So schlimm das zum Zusehen ist, aber das könnt Ihr ihr nicht abnehmen! Ihr könnt nur für sie da sein - mehr nicht. Habt Ihr sie eigentlich schon gefragt, ob sie Hilfe von einer Psychologin haben will? Sie ist ja in einem Alter, in dem sie das durchaus schon selber einschätzen kann.

Nochwas: Vergiss bitte auch Deinen Mann nicht! Für ihn ist die Trauer sicherlich ebenso groß, auch wenn er schon besser gelernt hat, einfach weiterzufunktionieren...

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu konfus... :maldrueck
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Ich lass die Vorfälle in der Schule mal weg, weil da fehlen mir gerade die Worte. Was sehr selten ist....

Original von Seegirl
Ja, der Besuch bei der Psychologin war seltsam.

Japp.
Es ist üblich die Eltern raus zuschicken wenn man das Gefühl hat das Kind kann ohne Eltern einfacher reden. Aber eher nicht in der ersten Sitzung und nicht so.

dass es normale Trauer ist und es einfach Zeit braucht und sie es nicht für notwendig erachtet, einen erneuten Termin für Sandy zu machen.

Meine Güte.
Du hast hier sehr anschaulich geschildert das es weit mehr als angemessene Trauereaktion ist.
Vielleicht ist das etwas vermischt, aber man merkt doch das dieses Kind ziemliche seelische Not hat.

Sie hat ihr dann ein Rezept für ein Schlafmittel gegeben

Dann ist das *keine* Psychologin.
Psychologin dürfen keine Medikamente verordnen. Dannist das eine Medizinerin die uU eine psychotherapeutische Zusatzausbildung hat.
Psychologen und Ärzte (das sind auch Psychiater!) haben aber grundverschiedene Ausbildungen und damit völlig unterschiedliche Ansätze.

Ich würde eure Tochter so schnell wie möglich einem *Kinder* Trauma*psychologen* vorstellen.
Ich weiß bei euch bei euch gab es keinen in der Nähe, aber evtl. muss man längere Wege fahren um überhaupt etwas tun zu können.

Wie weit ist es bis in die nächste größere Stadt und welche ist das?

LG,

Tina
 
S

Seegirl

Guest
Danke Ilka M. für den Hinweis mit der Webseite :druecker hab ich meiner Tochter gezeigt


@Hextina
Also an dem Praxisschild stand dran Jugend- und Kinderpsychologin und ich hoffe, das stimmt auch, wobei ich mich über das Rezept mit dem Schlafmittel schon sehr gewundert habe (hat Prothazin 25mg verschrieben, davon soll sie 1 vor dem Schlafengehen nehmen)

Ja wir sind jetzt auf der Suche nach einer anderen Anlaufstelle für unsere Tochter und egal ob wir es bezahlen müssen, das ist uns eigentlich egal, hauptsache unserer Tochter wird geholfen. :heul2 Gut zurecht kommt Sandy mit der Dame von der Kirche, mit der kann sie gut reden und ich hab auch das Gefühl, es hilft ihr.

Über eine Auszeit haben wir auch schon nachgedacht, wollen aber damit noch warten, denn Ende November ist Lehrersprechtag und da werden wir beide in der Schule vorsprechen.

Zeit werden wir unserer Tochter auf jeden Fall geben, die brauchen wir auch. Auch wenn wir natürlich versuchen, unser Leben weiterzuleben, denn es muß ja weitergehen. Wir reden viel über Oma und Opa und schauen Bilderalben an und auch Videos, auf denen sie waren und oft passieren auch mal so Sachen, wo Sandy oft sagt, da hätte Opa oder Oma das und das gemacht. Also sie sind nicht vergessen und ich glaube das ist doch das wichtigste.

Ach und noch was, ich danke euch allen für eure aufmunternden Worte und natürlich für die vielen :troest und :maldrueck. Mir hilft es viel, hier den Frust von der Seele zu schreiben, auch wenn es manchmal vielleicht etwas viel ist, aber mir hilft es . Und meinem Mann habe ich diesen Tread auch gezeigt, und er war ganz gerührt davon, das soviele Anteil nehmen und versuchen uns zu trösten und zu helfen. Ihr seht also, eure Hilfe kommt an :druecker

 
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