Schmuggelpost
Meine Lieben,
die Nacht senkt sich über das Land, und es wird die Erste sein, die ich in Unfreiheit verbringe.
Ich sitze, verraten und gedemütigt, in meiner Einzelhaft und lese mir ein ums andere Mal eure freundschaftlichen Zeilen durch. Ich danke euch dafür von ganzem Herzen, und besonders auch Fay und Hanzz, die sich mutig und unbeirrt am Tatort zu mir bekannt haben.
Ein schwerer Tag liegt hinter mir.
Bei der Leibesvisitation hatte ich großes Glück, an einen jungen Wärter zu geraten, der seinen Job sachkundig und mit bewundernswertem Anstand erledigt hat. Ich habe ihn angelächelt und es wie ein Zeichen genommen, nicht den Glauben an das Gute im Mann zu verlieren. :kisses
Nachdem ich meine Zelle bezogen hatte, wurde ich durch Schlüsselklirren aufgeschreckt. Eine große mächtige Wärterin brachte mir meine Mittagsmahlzeit: einen undefinierbaren Brei mit Brot in einem Blechnapf. Und sie starrte mich grinsend an :] und meinte: „Auf dich habe ich schon lange gewartet!“ Ich schluckte eingeschüchtert und wich in die entfernteste Ecke zurück. :angst
Wieder allein blickte ich traurig in den Pamp, und Erinnerungen strömten auf mich ein: von Sachertorte und Apfelstrudel, von Eierlikör und heißer Schokolade, und eine Träne löste sich aus meinen müden Augen. :traene
Aber für Sentimentalität blieb mir wenig Zeit. Beim Rundgang im Gefängnishof nahm mich ein Wärter :chinese beiseite, der mir vage bekannt vorkam, aber im Knast funktioniert die Wahrnehmung anders, und so kann ich nicht sagen, ob mich mein Eindruck täuschte.
Nicht enttäuscht wurde ich von der Gemeinheit, die er mir dann antat. In einem verborgenen Trakt warf er mich zu Boden, und ich kauerte vor ihm, mein Kleid zerrissen, mein Herz in Aufruhr, meine Blöße nur mühsam mit den Händen bedeckend. 8o
Und er stand über mir, mit gespreizten Beinen, die Hände in die Hüften gestemmt, den Schlagstock bedrohlich am Ledergürtel baumelnd. 8) Ich zitterte vor Furcht.
Dann herrschte er mich an: „Sag, dass du nie wieder das böse Wort zu Stephan sagen wirst!“ X(
Ich piepste nur. „Ähm, du meinst jetzt xxx?“ ?(
Da tobte er noch mehr. „Du sollst sagen: Ich sag nie mehr das böse Wort zu Stephan!“ :Lesen
Tja, Freundinnen, was soll ich sagen? Wie hättet ihr reagiert? Zwei Stunden lang peinigte er mich, und mein Stolz war fast gebrochen, als ich hauchte: „Ich sag nie wieder xxx zu Stephan, und ich sag nie wieder Stephan zu Arschlöchern.“
Und dann wurde ich endlich in meine Zelle gelassen, wo ich bitterlich weinte und einmal mehr zutiefst bereute. :heul
Ich hoffe, diese Zeilen erreichen euch noch, während ich mich auf eine Nacht in Isolation und Einsamkeit vorbereite. Vielleicht träume ich davon, dass der junge Wärter
morgen die Spätschicht übernimmt. Das würde meinen Schmerz lindern.
Liebe Grüße aus dem Forumsknast
AnnKathrin