Hallöle,
ich habe (noch) keine eigenen Kinder, sondern kann nur erzählen wie es bei mir war.
Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen, mit großem Garten incl. Spielplatz. Außerdem hatten wir direkt vor der Haustür einen Bach mit Fischen und Fröschen.
Ich habe rumgematscht ohne Ende, hatte öfters Besuch von anderen Kindern und durfte wirklich ganz Kind sein.
Gleichzeitig habe ich andauernd Fragen gestellt und auch recht früh lesen, schreiben und rechnen gelernt.
Meine Lehrer meinten später ich hätte einen überdurchschnittlichen Wortschatz und ein sehr ausgeprägtes Allgemeinwissen.
3x wurde vorgeschlagen, ich solle doch eine Klasse überspringen, einmal hab ichs auch gemacht.
Ich hatte schon immer ein ausgeprägtes Interesse für Mathematik, was von meiner Tante (Lehrerin und früher öfters meine Babysitterin) auch immer gefördert wurde.
Ich konnte in der zweiten Klasse kleinere Zahlen quadrieren (bis 20) und bis zu einem gewissen Grad potenzieren.
Fast alle haben mich für sone Art Wunderkind gehalten.
Dementsprechend waren die Erwartungen an mich von fast allen Seiten ziemlich hoch.
Wenn ich diese Erwartungen erfüllt oder sie sogar übertroffen habe, war das normal.
Wenn ich die Erwartungen nicht erfüllt habe war man gleich enttäuscht von mir und man fand mich "total überschätzt".
Denn ich war zwar in Mathe, Deutsch, Sachunterricht, Naturwissenschaften und später in Fremdsprachen echt super und wesentlich weiter als meine Altersgenossen, dafür aber in Sport total schlecht, an Musik zwar interessiert, aber weitestgehend unbegabt, gestalterisch total talentfrei und sozial ab einem gewissen Punkt auch ziemlich abgeschlagen, obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe.
Für mich war es damals sehr schlimm, von meinen Lehrern und den Eltern meiner Freunde niemals ein Lob zu bekommen und ich habe mir oft gewünscht normal zu sein.
Da habe ich mir manchmal gewünscht, meine Eltern hätten mich nicht so sehr gefördert, inzwischen bin ich aber sehr froh darüber, dass sie es getan haben.
Ich habe zwar unverkennbar auch meine Schwächen, aber glücklicherweise auch einige Stärken, und die geben mir sehr viel Selbstvertrauen.
Wenn meine Eltern mich nicht gefördert hätten, hätte ich meine Schwächen wahrscheinlich trotzdem aber meine Stärken wären nicht so ausgeprägt, vermute ich zumindest.
Hätten sie meine Talente weniger und meine Schwachstellen mehr gefördert, wäre ich wahrscheinlich durchschnittlicher, vielleicht beliebter aber bestimmt nicht so, wie ich jetzt bin (und ich finde mich eigentlich schon ganz passabel ;-) ).
Deshalb würde ich mein Kind, sofern es das möchte, in seinen Talenten fördern, in der Hoffnung, dass es seine Interessen verfolgt, in seinen Interessengebieten eines der Besten wird und sich so von der breiten Masse abhebt.
Schwerwiegende Defizite würde ich natürlich versuchen weitestgehend zu beheben, aber ich finde nicht, dass wegen jedem bisschen gleich eine Therapie her muss.
Also von mir ganz klar:
Fördern - so viel wie das Kind möchte
Fordern - ja, aber nicht überfordern
Defizite - Ausgleichen, sofern möglich, aber nicht verzweifeln, wenns nicht 100%ig klappt
Ohje, wenn ich einmal anfange zu schreiben....
Gute Nacht
Pfannenwenderin