Hallo, Sterni!
Ich verfolge jetzt seit einger Zeit euer Thema. Ich weiß leider wenig über die Vorgeschichte deines Sohnes. Nur eines ist mir seit deinem letzten Beitrag, siehe auch Reaktion von sandra, nicht einleuchtend. Die erste feste Regel für ein ca. 11 jähriges Kind sollte doch sein, dass es zur Schule geht. Wo ist er denn, wenn nicht dort oder mit Entschuldigung vor dir, zu Hause? Bitte verstehe mich nicht falsch, ich kenne die Problematik Schule zu sehr genau. Welche Hilfen habt ihr denn schon in Anspruch genommen? Warum ist er (noch) nicht auf ADS getestet? Kann es sein, dass du viel zu viel Rücksicht auf ihn nimmst? Bist du vielleicht allenerziehend und/oder hast ihm gegenüber irgendwelche Schuldgefühle? Mein Sohn hat sich anfangs auch mit Händen und Füßen und das wörtlich gegen jede Untersuchung gewehrt. Nachdem die Diagnose ADHS ziemlich feststand, hat er sich geweigert, das Medikamt zu nehmen. Nur ohne Medikament war die abschließende Diagnose nicht möglich. Mangenlde Mitarbeit, Verweigerungshaltung, etc. 3 Wochen Medikament (mehr oder weniger heimlich verabreicht), neue Testung, Testung erfolgreich, wenn auch leider mit der Diagnose er hat ADHS. Medikament weiter gegeben, in der Schule nicht mehr so große Probleme gehabt, zu Hause handlebar, Erfolge in der Schule gehabt, Lobe kassiert, etc.
Wir standen (vor den o.g. Maßnahmen) kurz davor, dass es auf die Sonderschule abgeschoben wurde, da er in eine Kleinstgrundschule mit 4 Klassen und 4 Lehrerinnen ging, die in ihrer Ausbildung von ADS nie etwas gehört hatten, waren alle über 50 und der Meinung, was sie vor 30 Jahren nicht gelernt haben, kann es heute nicht geben. Es kann nur daran liegen, dass das Elternhaus asozial ist und das Kind völlig verzogen. Aus schulrechtlichen Gründen war ein Besuch einer anderen Schule nicht möglich. Also, bis Ende des 4. Schuljahres durchgemogelt, dann auf eine Förerstufe an einer größeren Schule gegangen, obwohl von der Intelligenz her mindestens Realschulzweig möglich gewesen wäre. Durch die 4 Jahre Frust auf der Grundschule wurde ihm aber jeder Ehrgeiz und jede Motivation genommen, etwas zu leisten. Hausaufgaben gemacht oder nicht, war ja egal, war ja eh der Depp der Nation.
In der neuen Schule ist auch nicht alles Gold, was glänzt, siehe Beitrag Klassenfahrt, aber man kommt dort pädagogisch mit ADS/ADHS zurecht.
Nur, hätte ich nicht dafür gesorgt, dass er trotz des Frustes in die Schule geht, wo wäre er denn heute und was wäre nach Ende der Schulpflicht? Sitzt er dann im besten Fall in der Eisdiele und gibt mein Geld aus oder ???
Ich war oft sehr nahe dran, aufzugeben, aber es geht doch um seine Zukunft!
Ich weiß zu wenig um eure Situation, will auch überhaupt niemanden kritisieren, ich mache mir nur Sorgen um dich und deinen Sohn, habe Angst, dass euch nicht geholfen wird, wo Hilfe doch so einfach ist. Damit meine ich, erst mal Medikamente geben, machen garantiert überhaupt nicht süchtig wie es häufig behauptet wird (langjährige Studien in den USA, im Gegenteil, bewahren vor Sucht - alkohol- drogen), Nebenwirkungen im Vergleich zum Erfolg minimal, Einschlafstörungen, verminderter Appetit, gibt sich nach ein paar Wochen alles wieder.
Wenn der Junge dann zugänglicher geworden ist und auch einmal Erfolgserlebnisse hat, eine Verhaltenstherapie beginnen, dann kann nach und nach das Medikament abgesetzt werden
Würde euch so gerne helfen, weiß aber über eure spezielle Situation zu wenig Bescheid. Nochmals: keine Kritik an dir. Würde ich mir nie erlauben, ohne Details zu kennen.
Trotzdem, Kopf hoch, vielleicht können wir alle gemeinsam etwas bewirken.
Liebe Grüße
Anne