Mein Gott, habts ihr jetzt viel geschrieben - und so viel Interessantes - ich komm nicht nach! :verleg Also mal nur ausschnittweise:
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Ilka:
Will sagen: Eigentlich sollte es in der Erziehung kein "Junge" und "Mädchen" geben, sondern nur ein KIND. DAS Kind. Geschlecht gehört dazu, das ist einfach so und mit dieser Rolle spielen unsere Kinder genauso wie mit anderen.
Wenn es für dich dazu gehört, mit Klischees und Rollen spielerisch umzugehen, dann bin ich da auch sehr dafür. NUR: Dann sollten die Kinder auch die Rollen, die dem jeweils anderen Geschlecht zugeordnet werden, spielen dürfen! Und das bringt uns eben wieder zu dem restriktiven Verhalten zurück, das ich in meinem Ausgangsbeitrag den Vätern angekreidet habe: Sie verweigern ihren Buben gewisse Dinge, weil diese weiblich konnotiert sind. Sie lassen sie eben NICHT mit gewissen Rollen spielen, gewisse Erfahrungen machen usw. (speziell der Vater, der seinem Sohn den Puppenbuggy verweigert hat). Und das finde ich sehr schädlich, weil ich mir sicher bin,
es endet nicht beim Puppenbuggy.
Wie ich schon geschrieben habe, ist das Resultat, dass der Bub und später der Mann lernt, alle "weiblichen" Seiten an sich zu unterdrücken, und sie dannauf die Frauen projiziert, weil er sie an sich selbst nicht gutheißen kann.
Mir geht es beim Thema Gender weniger um die Frage, wie viele Managerinnen wir in Österreich haben, sondern viel mehr um so Dinge wie: Wie definieren wir weibliche und männliche Identität, wie entsteht die Spannung zwischen den Geschlechtern, wie funktionieren Mann-Frau-Beziehungen (nicht)? Und für DIESE Fragen sind es gerade die scheinbaren Banalitäten, die entscheidend sind. Und ich bin davon überzeugt, dass auch die klar fassbaren Probleme, wie eben die Managerinnen-Thematik etc., letztendlich nur Ausläufer der grundsätzlichen Problematik ist, die Derrida so schön zusammengefasst hat: Der Mann definiert die Frau als das andere, um sich selbst als das Eigentliche definieren zu können. Und das geschieht eben u.a. dadurch, dass er sein eigenes, schlecht verdrängtes weibliches alter ego auf die Frau projiziert - projizieren muss, um vor sich selbst als "100%iger Mann" bestehen zu können. Und was ein 100%iger Mann ist, um den Kreis zu schließen, haben sie in erster Linie von ihren Vätern gelernt.
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Mysterium: Vielen Dank für deine Ausführungen. Und ja, ich glaube dir sehr gern, dass es in erster Linie die Erwachsenen selbst sind, die ein Problem damit haben und nicht die "ach so grausamen" Kinder!
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Nicole/
Edith: Warum sollte man denn nur ein intersexuelles Kind geschlechtsneutral erziehen und ihm möglichst viel Freiheit lassen? Ich möchte gern, dass meine Töchter, die biologisch eindeutig weiblich sind, auch viel Freiheit haben dürfen. Vielleicht wollen sie der traditionellen Frauenrolle mal über weite Strecken entsprechen, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht werden sie mal Elektrikerinnen, vielleicht Krankenschwestern. Vielleicht werden sie siebenfache Mütter, vielleicht werden sie lesbisch. Meine Große liebt ihre Puppen, aber steht auch auf ihren Akkuschrauber...