Ring frei! -  ADS-Modekrankheit?auch f.Nichtbetroffene

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Carsten20

Guest
Ich frage mich auch, WARUM wird heute sooo oft Ad(h)S diagnostiziert???

Und das tolle ist, dass du es von den Betroffenen Eltern schnell auf die Nase gebunden bekommst.... da schmeißt der Bengel ein Glas im Supermarkt runter und der Verkäuferin wird erzählt: Der kann nix dafür, der hat ADHS....

Mir kommt es so vor, dass diese Krankheit oft (nicht immer) für fehlende Erziehung und mangelnde Aufmerksamkeit der Kinder benutzt wird.

Ich frage mich, wie die Eltern früher ohne Beruhigungsmittel für die Kinder ausgekommen sind?

Ich möchte diese Krankheit nicht schlechtreden, bin aber verwundert, wieviele Kinder diese Krankheit haben sollen!
 

usagimoon

sadness
Ich erinnere mich als ich in der 1. Klasse war, das ein Junge zurückgeschult wurde, er war auffällig, hatte das "Zappelphillipsyndrom". Die Mutter stand heulend auf dem Schulhof, sie hat sich geshämt für ihr Kind und uns andere Kinder angeschrien: Lasst ihn in Ruhe, er ist nicht unnormal.

Ich werd das nie vergessen, der Junge tat mir leid.
Heute wäre wohl eher adhs diagnostiziert worden..

das Zappelphillipsyndrom hatte immer einen miesen Nachklang, die Eltern fühlten sich sehr hilflos. Ich habe Mütter kennengelernt, welche Kinder mit ADS haben. Diese Eltern haben kein Schamgefühl gehabt und haben sich auch nicht als versager gefühlt. Ich glaube es ist eher eine Erleichterung wenn die krankheit einen Namen hat.
Selbst wenn es Modeerscheinung ist, hat es doch viel gebracht es diagnostizieren zu können.
Auch wenn es Eltern gibt die mal schnell vermuten das eigene Kind habe ADS (in manchen Fällen event. besser zu ertragen als der Vorwurf schlechter Erziehung)

Es gibt ja immer zwei Seiten, und bestimmt auch genügend schwarze Schafe (auch bei ärzten leider). Aber dennoch ist der Fortschritt der Medizin eher ein segen denn ein Fluch.

LG
 

Beckie

Aktives Mitglied
In meinem Bekannten und Freundeskreis sind eigentlich nur zwei Familien von AD(H)S betroffen. Ich selbst muss dazu sagen, ich habe mich mit dem Thema nicht besonders auseinandergesetzt.

Allerdings habe ich kein Verständnis dafür, wie Carsten schon schrieb, dass wenn ein Kind auffällig ist, in welcher Art auch immer, gleich ADS diagnostiziert und für mich als Grund vorgeschoben wird. Naja das Kind kann nicht anders oder wir haben die Medis gerade neu eingestellt ... so nach dem Motto hab´ Dich halt nicht so, ist schließlich ADHS.

Da bekomme ich echt die Krise!!! :angryfire

Gerade die Familie, aus der das Pflegekind kommt muss ich dazu sagen, die schreien am Lautesten. Anscheinend hat auch die leibliche Mutter diagnostiziertes AD(H)S aber für mich hat diese Frau einen psychischen Schaden - Entschuldigung - aber das kann ich nicht anders sagen.
Ich möchte diese Krankheit nicht beschönigen, wie gesagt, habe wenig Ahnung davon, aber gerade mir persönlich fällt auf, dass die Eltern dann das ADS als Krankheit davor stellen und einen regelrechten Schutz um ihre Kinder aufbauen. Die können ja nix dafür.

Kann es echt nimmer hören!!!
gefrustete Grüße
Beckie
 

schnuppe

Aktives Mitglied
hexe-38: :applaus, ich unterschreibe jedes Wortin Deinem Beitreg. Meine "Große" ist erst 9, aber bei uns ist es genauso wie bei Dir/Euch.

Und noch ein paar Anmerkungen, die mir so eingefallen sind:

Ich hab mal das Leben meiner Kinder mit dem Leben z.B. meines Vaters als Kind verglichen. Vielleicht liegt in der Veränderung der (Um-)Welt nämlich ein Teil der Antwort:

1. Kinder stehen viel mehr unter Beobachtung und unter Kontrolle. Eltern machen sich viel mehr Gedanken um ihre Kinder.
2. Kinder haben einer viel enger gefaßten Verhaltensnorm zu gehorchen. Und kleinste "Abweichungen" werden schon als "Auffälligkeiten" gekennzeichnet. Und die geforderten Normen tendieren immer mehr zu stillsitzen, drinnen sein, sich konzentrieren, mit dem Kopf statt mit den Händen lernen usw.
3. Die Kinderwelt hat sich radikal geändert. Statt in "Kinderhorden" draußen rumzurennen, Gruppenregeln ohne Erwachsene auszuhandeln und für die Einhaltung selbst zu sorgen, sitzen viele Kinder in kleinen Zimmern vor PC oder Glotze.
4. Die Reize, die von außen auf die Kiddies einströmen, haben sich vervielfacht. Alles wird immer lauter, bunter, schriller, schneller (Vergleicht mal Werbung oder Musikviedos von vor 10 jahren und heute...)
5. Die Erwartungen an Eltern, außer Haus (!) zu arbeiten, einen hohen Lebensstandard zu erreichen und "nebenbei" noch das perfekte Kind zu "produzieren" sind gigantisch. Erschwerend kommt hinzu, daß Kinder ja vergleichsweise "selten" geworden sind und auf ihnen schon allein deswegen ein stärkerer Fokus liegt .
etc., pp.

Ich weise übrigens ausdrücklich darauf hin, daß ich oben extrem pauschaliert und überzeichnet habe, es geht mir nur um das Aufzeigen einer Tendenz, nicht um "Einzelschicksale". :zwinker:

All das führt halt dazu, daß die Schwelle, ab der ein Kind als "auffällig" bezeichnet wird, sinkt. Und daß manche Eltern froh um eine "einfache" Lösung sind; die "Krankheit" bekommt einen Namen und mit ein paar Pillen ist die Welt wieder in Ordnung. :ironie:

Ich will damit überhaupt nicht sagen, daß es ADHS nicht gibt. Aber es ging hier ja auch um die Frage, warum sich die diagnostizierten Fälle so häufen.
 
C

Carsten20

Guest
Ich kann dir da nur zustimmen - was mir noch einfällt zu den Ursachen:

Der Übermäßige Fernseh und PC-Spielegebrauch!
Wie soll ein Kind ruhig sein, wenn es durch Baller und Actionspiele so aufgeputscht wird, dass es garnicht anders kann!

Ich habe vor ein paar Jahren auch Counterstrike gespielt.... manchmal 3-4 Stunden am Stück. Wenn das abends war, habe ich nachts noch die Aufregung im Schlaf gehabt - ich spielte das Spiel im traum weiter, war total hibbelig....
Wenn ich mir dann diese furchtbaren Zeichentricksereien mittags sehe - bunt, wild und natürlich immer schön mit Dämonen, Kriegern und wasweißichwas... da wundert mich nichts mehr!
Was wurde denn früher Konsumiert: Heidi, Pippi Langstrumpf, Sendung mit der Maus, Sandmännchen und ein paar Disneyfilme.... mehr durften wir nicht sehen! Das reichte auch....

Ich hab mir zur Geburt unseres Sohnes einen riesen Pachtgarten (550 qm) angeschafft - der kleine soll mittags raus... mit uns in den Garten, im Sand buddeln und mit Wasser und Freunden spielen und die Viecher in der Natur entdecken. Daheim läuft sowieso nur die Glotze, Radio oder Computer wenn man nix macht!
 

kukulux

Namhaftes Mitglied
ich weiß nciht warum bewegte kinder als krank dahingestellt werden :schiel
also meine mama denkt immer das ruhige kinder krank sind. eingeschüchtert und vielleicht die kinder die verhaltenauffälliger sind. die gesunde, wei sie sagt - die hüpfen, zappeln, schreien und spielen oder eben etwas draufgängerischer sind, weil die eltern sie selbständig und mutig und autonomer erzogen haben sind irgenwie als krank dahingestellt. die leute möchten gerne untergeordnete kleine lautlose puppen da sitzen haben. meine mama meinte, das sind die kinder die man hat schreien lassen und die sich selber mit sich beschäftigen mussten und mit denen keiner erzählt hat :pfeif

also ist es schwieriger. meiner ist mutig und lacht und schreit und spielt was da szeug hält. er ist unvorsichtig, weil er so sein will wie wir und wenn ich nen schlechten tag hab, dann motz ich ihn auch noch an :verleg
nur weil er nen fehler gemach that. wenn ein kumpel von uns unsere teuren 28€ gläser zerdeppern, dann sag ich ist ja nciht so schlimm. wenn mein sohn seinen platikbecher vor lauter glücklichen überschwung umschmeist, dann mecker ich ?( :ausheck
also ich denke, das ich hextinas und hexe ihr statement ebnfalls unterschreiben kann.
ich glaube daran, das die kinder alle irgendwelche macken haben, die uns persönlich nerven. und dem geben wir schnell einen namen, damit es uns nicht ganz so peinlich ist. wenn mein vater mit dem kurzen einkaufen geht und der schreit, dnn schreit er einfach mit :rofl
die leute gucken dann doof und schütteln den kopf. mein vater fragt meinen kurzen dann immer - wie mach tder specht und er klopft sich dann an die stirn und lachtdie leute an *versinkimboden und lachtrotzdem*

die leute hauen dann immer erschrocken ab und sehen so aus :hae?
ich denke auch, das diese modeerscheinung ein zweischneidiges schwert ist. die eine seite hat probleme und die andere hätten für das auffällige verhalten gerne einen deckmantel "der krankheit" adhs

ich finde bwegte kinder im übrigen meist wesentlich intelligenter. wesentlich anspruchsvoller und anders zu motivieren. wenn wir die monsterdiskussion ausweiten wollen, könnten wir fragen ob es vielleich tauch an den fehlenden vollzeitmüttern hängt :pfeif
oder die kinder einfach nur intelligenter sind. denn meine mama sagt immer, je mehr bewegung im kind desto intelligenter :-D
 

hexe-38

Stimme der Vernunft in der Welt des Chaos
@kukulux:Ich glaub deine Mama und meine würden sich extrem gut verstehen *g*

Mein ältester Sohn war ein ungeheuer "braves" Kind. Kopfgesteuert, vernünftig, mit zwei Jahren hat der schon auf Erklärungen reagiert und sich an tregeln gehalten. ICH schrieb das natürlich alles meiner hervorragenden Erziehung zu *Schulterklopf* - meine Ma sagre damals, "ich weiß nicht, mir ist der fast ZU brav...." (allerdings hatter er wirklich alle Zuwendung und Liebe, die er wollte, daran kanns nicht gelegen haben...)

Dann kam "Demolition-Kid" - und vorbei wars mit meiner Überzeugung "alles eine Frage der Erziehung...

Allerdings: nein, es ist nicht "alles eine Frage der Erziehung" - aber es ist SEHR VIEL MACHBAR mit einer konsequenten, liebevollen Erziehung. Kleiner Sohn musste wesentlich enger "geführt" werden als der Ältere, konnte erst sehr viel später mit Eigenverantwortung umgehen.

Beispiel: Beim Großen musste ich mich in der vierten Klasse aus alem was Schule betraf, wie Hausaufgaben, Arbeitsvorbereitung etc. komplett zurückziehen. Der machte dicht, wenn ich versuchte, zu helfen oder auch nur zuviel Information wollte. Er schloss sein Abitur letztes Jahr mit 1,8 ab und hatte in seinem ganzen Schulleben genau EINE Vier im Zeugnis!

Der "Kleine" (der mir mittlerweile ebenfalls über den Kopf gewachsen ist gg) wird heute noch gemahnt, an wichtige Arbeitstermine erinnert etc., weils nicht anders geht..

Anderes Beispiel: Der große Sohn konnte schon immer sehr viele Infos auf einmal aufnehmen und hatte die dann auch sofort abrufbereit. Die Aufmerksamkkeitsspanne des Jüngeren ist wensentlich geringer, entsprechend nimmt er seine Infos eher "häppchenweise" auf. Das Endergebnis ist aber weitgehend gleich..
 

Sanny

*extrem* (GL N8Bar)
Original von Carsten20
Ich frage mich auch, WARUM wird heute sooo oft Ad(h)S diagnostiziert???

Und das tolle ist, dass du es von den Betroffenen Eltern schnell auf die Nase gebunden bekommst.... da schmeißt der Bengel ein Glas im Supermarkt runter und der Verkäuferin wird erzählt: Der kann nix dafür, der hat ADHS....

Mir kommt es so vor, dass diese Krankheit oft (nicht immer) für fehlende Erziehung und mangelnde Aufmerksamkeit der Kinder benutzt wird.

Ich frage mich, wie die Eltern früher ohne Beruhigungsmittel für die Kinder ausgekommen sind?

Ich möchte diese Krankheit nicht schlechtreden, bin aber verwundert, wieviele Kinder diese Krankheit haben sollen!

da stimme ich dir zu. ich kenne eine frau hier im ort, deren sohn (6) sitzt den größten teil des tages vorm pc oder tv...er hat natürlich, wie alle kinder, einen bewegungsdrang, den er aber aufgrund von zu wenig bewegung u. den ganzen tag süßes u. fanta in sich reinzustopfen (übergewichtig) keine kontrolle über seine bewegungsabläufe hat wo dann öfter mal "unfälle" passieren, die mit adhs erklärt werden :angryfire :angryfire die diagnose hat bei ihrem sohn übrigens ein wald u. wiesen-dorfarzt gestellt der kurz vor der rente steht u. keinerlei ahnung von dem fachgebiet hat :zwinker:

mein sohn hingegen ist diagnostiziert, mehrfach sogar u. ich entschuldige mich in keinerlei hinsicht mit der "andersartigkeit". im gegenteil beim schulwechsel verschwieg ich es sogar,damit die lehrer sich ein neutrales bild machen können.
ich mag es nicht,dass mein sohn einen stempel auf der stirn hat wo adhs drauf steht... und kann in manchen fällen echt nur den kopf schütteln, wenn das als "erklärung" genannt wird .....
 
C

Carsten20

Guest
Tja - klar, dass die wirkliche ADHS Kranken auch etwas dagegen haben, dass jedes Auffällige Kind darauf diagnostiziert wird.... so werden die "unerzogenen" Kinder mit den Kranken in einen Topf geworfen.

In meiner Familie arbeiten einige beim Arzt - es ist wirklich erstaunlich, wie oft dort ADHS-Kinder sind.... die Arzthelfeinnen lachen schon darüber wenn wieder so ne Mutter kommt mit ihrem unerzogenen Balg das durch die ganze Praxis spaziert, ein Geschrei aufführt weil es warten muss oder alle Hefte in die Einzelteile zerlegt.... und Mama sitzt daneben und schaut seelenruhig zu. :angryfire
 

lilly7022

Ich wohne hier
Original von Carsten20
... wenn wieder so ne Mutter kommt mit ihrem unerzogenen Balg das durch die ganze Praxis spaziert, ein Geschrei aufführt weil es warten muss oder alle Hefte in die Einzelteile zerlegt.... und Mama sitzt daneben und schaut seelenruhig zu. :angryfire


Ich glaube, da liegt heutzutage ein weiteres Problem. Daran verzweifle ich im Bekanntenkreis auch gerade. Aber das ist wirklich nicht ADS, das ist schlichtweg Ignoranz in der Erziehung. :angryfire



Leute, die ADS haben, ob mit oder ohne Arzt :-D, haben aber vielschichtigere Probleme als nur Zappeligkeit oder Unruhe. Wenn ich mich und meine zwischenmenschlichen Probs alleine nur ansehe, :wand :wand :wand



Lustigerweise finde ich, daß in jedem der Beiträge ein Stück Wahrheit steckt. Alle haben irgendwie Recht. Eine echt schöne Diskussion! :druecker
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Mich macht es betroffen, dass "auffällige" Kinder geichgestellt werden mit "behandlungsbedürftigen" Kindern. :shake

Mich hat es sehr wütend gemacht, als uns eine Lehrerin im letzten Jahr sagte, dass "unser Kind doch wohl mal Medikamente bräuchte, um zu funktionieren und überhaupt sollte man ihn mal vier Wochen in eine geschlossene Einrichtung bringen, damit er lernt, wie das alles so abläuft". :angryfire

Unruhige Kinder sind unbequem und fordern von den Erwachsenen klare Ansagen - sie lassen die Erwachsenen sehr schnell spüren, dass sie die Fassde durchschauen - und sie wissen sehr schnell, wann ein Erwachsener "schwammig" ist. Und sie nutzen dies gnadenlos aus - ich denke, dass eben deswegen einige Eltern und auch Lehrer eine Diagnose wollen, sie wollen sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen, sondern sich mit der Diagnose: "das Kind hat ja ADS" zurücklehnen und weiterleben wie bisher.

Wirklich engagierte Eltern wissen, dass es eben so nicht ist... und wirkliche ADS-Kinder brauchen auch solche Eltern, die ihnen nicht "nur" Medikamente geben, sondern auch sonst für klare Regeln und klare Strukturen sorgen. Ich zieh den Hut vor diesen Eltern :respekt

Ich erlebe aber hier im Forum eigentlich auch nur Eltern, die wirklich engagiert sind, die mit einer AD(H)S-Erkrankung ihrer Kinder nicht leichtfertig umgehen. Ich glaube aber auch, dass sich die "anderen" Eltern nicht hier Forum befinden - hier kommt "man" doch vor allem auch, weil man eine Frage hat und eine Antwort sucht. D.h. mit anderen Worten: engagiert und interessiert ist.

Und um nochmal zu unserem Kind zu kommen: Nein, er hat kein AD(H)S - wir haben ihn im Sommer nach der "Diagnose" der Lehrerin testen lassen - ich habe nie geglaubt, dass er diese Krankheit hat. Was bei diesen Untersuchungen herausgekommen, ist eine Hochbegabung :pfeif

LG Schiffchen
 

Alicia

Aktives Mitglied
Als betroffene und leidgeprüfte Mutter muss ich mich mal zu Wort melden.
Ich denke schon, dass die Diagnose sicher auch teilweise leichtfertig gestellt wird und manche sie als Entschuldigung für schlechtes Benehmen benutzen.
Mein Sohn wurde 5 Tage lang über mehrere Stunden getestet, ich bin mir sicher, seine Diagnose stimmt.

Übrigens war er NIE ein Zappelphilipp, was ja nur EIN Merkmal unter vielen für AD(H)S ist. Er war einfach nur von Geburt an anders. Das hätte mich nicht gestört, wenn er nicht sich und den Familienmitgliedern das Leben extrem schwer gemacht hätte. Ich vezichte jetzt auf Einzelheiten, aber vielleicht könnt ihr Euch vorstellen, wie das ist, wenn Euer Kind von anderen Kindern ständig abgelehnt wird und nicht mitspielen darf. Bei Erwachsenen hingegen war er beliebt. Vielleicht könnt ihr Euch vorstellen, wie das ist, wenn Euer Kind mit 4 Jahren!!! sagt: "Mama, mit meinem Kopf stimmt etwas nicht. Ich bin anders als die anderen Kinder. Ich wäre lieber tot."

Ich war damals bei verschiedenen Ärzten und Psychologen. Keiner kam auch nur auf die Idee, dass mein Kind ADHS haben könnte. Kein einziger! Erst als mein Sohn 9 Jahre alt war, bekamen wir Hilfe. Da war unsere Familie fast schon kaputt. Mein Sohn bekam eine Verhaltenstherapie, die auch hilfreich war. Medikamente lehnte ich immer ab. Ich wollte nicht, dass er Tabletten schluckt. Irgendwann ging es aber nicht mehr anders. Da war er 13. Heute sage ich, hätte er die Tabletten früher genommen, wäre ihm viel erspart geblieben.

ADHS ist eine Art Stoffwechselstörung im Gehirn. Methylphenidat als Medikament bewirkt KEIN Ruhigstellen. Es bewirkt, dass die Dopaminzufuhr geregelt wird und der Austausch von Informationen besser vonstatten geht. Die vom Körper gezeigte Hyperaktivität der Kinder dient einzig dazu, wach zu bleiben.
(Methylphenidat wurde 1944 von Leandro Panizzon synthetisiert. Er war auf der Suche nach einem ANREGENDEN Medikament, das länger und besser als Koffein wirkt, ohne die negativen Eigenschaften der Amphetamine aufzuweisen.)

Eins noch: ADHS ist nicht gleich ADHS. Es gibt da ganz verschiedene Ausprägungen und Stärken. Manche kommen ohne Behandlung gut durchs Leben. Manche aber leiden unermesslich und brauchen Hilfe.
 

Alicia

Aktives Mitglied
Original von Leon910
@Michaela :druecker besser kann man es nicht sagen....

Danke. :verleg

Ich sitz' jetzt hier echt heulend am PC, weil gerade all die Jahre an mir vorüberzogen, in denen es echt hart war und ich's fast nicht ausgehalten habe. Bevor ich jetzt aber im Selbstmitleid versinke, gehe ich mal eben an die frische Luft. :whatever
 

Sanny

*extrem* (GL N8Bar)
Original von Michaela
Original von Leon910
@Michaela :druecker besser kann man es nicht sagen....

Danke. :verleg

Ich sitz' jetzt hier echt heulend am PC, weil gerade all die Jahre an mir vorüberzogen, in denen es echt hart war und ich's fast nicht ausgehalten habe. Bevor ich jetzt aber im Selbstmitleid versinke, gehe ich mal eben an die frische Luft. :whatever

:troest :troest :troest
 
B

bernd_66

Guest
Ja es gibt einige Arten von ADS und ADSH.
In meinem Bekanntenkreis ist es auch gegenwärtig. Durch solche Krankheitsbilder
werden enorme Schwierigkeiten im Verwandten und Bekanntenkreis aufgeworfen.
Natürlich auch im engeren Kreis, Eltern und Geschwister dieser Kids.

Oft wird es erst spät erkannt, weil solche Kinder einfach als Zappelphillip oder ähnlich dargestellt werden. Es wird nicht genügend hinterfragt.

Es ist wirklich schwierig damit umzugehen und dann das Beste daraus zu machen.
Mir wurde gesagt das übermäßiger Konsum von Zucker also Glukose dieses
Krankheitsbild negativ beeinflusst.

Also Hut ab, denn ich habe schon einige Schwierigkeiten miterlebt, denn es ist nervenraubend und überaus anstrengend die Geduld zu wahren und nicht auszurasten...
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Ich meine das mittlerweile viele ADS/Hler diagnostiziert werden. Und ich bin ebenfalls der Meinung das dies gut ist.
Leider gibts auch Fälle da wird ADS/H etwas leichtfertig in den Raum gestellt. Sowohl von Eltern als auch von Ärzten. Und manchmal werden auch Erziehungsfehler mit ADS/H entschuldigt.

Ich glaube das heute ein ADSler eher auffällt weil im Kindi und in der Schule die starren Abläufe (z.B. gemeinsames Vesper / Kindi, geregelter Stundenplan / Schule) fast gänzlich wegfallen. Ein ADSler braucht geregelte Abläufe. Bestes Bsp. mein Sohn. Wie sagte die Rektorin, bei der Teamarbeit od. Stationslauf hüpft Sohn wie ein Gummibällchen durchs Klassenzimmer und weiß nicht wo anfangen. Beim guten alten Frontalunterricht gabs kaum Probleme.

Zum Thema auswachsen.
Nein es wächst sich nicht aus. Wer ADS/H hat, hats sein Leben lang. Nur fällt es vielen Erwachsenen leichter sich Hilfsmittel und Strategien zurechtzulegen um mit ADS/H ihr Leben zu meistern. Aber auch nicht alle kommen klar. Es ist wohl so (Aussage vom Therapeuten meines Mannes) das bei Suchterkrankungen im Erwachsenenalter überdurchschnittlich viele unbehandelte ADS/Hler dabei sind.

Meiner wurde ausgetestet und bekam dann auch Medikamente. Daneben war er bei einer Psychotherapeutin und hat an einem Strukturtraining teilgenommen. Seit den Sommerferien nimmt er keine Tbl. mehr und es klappt ganz gut. Ich glaube das Strukturtraining zeigt Wirkung. Es ist also nicht so einmal Tbl. immer Tbl.

Jetzt ists leider etwas lange geworden.

LG :bye:Cordu
 

kukulux

Namhaftes Mitglied
ich danke den betroffenen und ebenfalls manuela mal für die genaue aufklärung, so das auch ich das verstehen kann :kisses

aber letztenendes können wir glücklich darüber sein, das das eine sache ist, die immerhin mittlerweile zur sprache kommt. auch wenn trittbrettfahrer das für sich ins unermesslich lächerliche ziehen und es sich damit leicht machen.

ich wünsche euch betroffenen dass ihr hikfe findet und das problem schneller gelöst ist :druecker

also wie ist dieser stoffwechsel denn außer gentechnisch zu verändern?
haben denn die eltern der betroffenen das automatisch auch? wenn es plötzlich so oft auftritt, womit wird dann der stoffwechsel so sehr beeinflusst?
jetzt ist mein kopf voll mit fragen über fragen ...
 
S

susann

Guest
Mein heute 15 jähriger hätte locker eine Diagnose bekommen. Seine Lehrerin riet uns zur Diagnostik, Sie war ja so befähigt.....
Er hat kein ADHS und nach Testung durch eine niedergelassene Psychologin und dem IQ Test mit Diagnose(leider nicht die von Lehrerseite gewünschte Diagnose), wurde es besser in der Klasse.
Er hat bis heute kein ADHS und läuft seit Jahren auf der weiterführenden Schule ruhig durch, eher zu ruhig.

Ansonsten kann ich es nur bestätigen, in jeder Klasse sitzt ein auffälliges Kind(eher fünf). Und es gibt Kinder, da schreit jeder freiwillig nach Ritalin, da ist der Leidensdruck aller Beteiligten so groß, dass man es erst einmal steuern muss. Was mich stört sind die Verdachtsdiagnosen und wenn die Medis helfen, dann ist alles Friede-Freude.....
Viele Kinder leiden unter einer Erziehungsmüdigkeit ihrer Eltern und bekommen dann Medis, wo eigentlich eher eine Familientherapie angesagt wäre.
Ein ausgeprägtes ADS Syndrom sollte mit Medis behandelt werden, man darf sich nur nicht damit zurücklehnen und erwarten das alles damit ausreichend behandelt ist. Es gehört auch eine begleitende Therapie dazu und das wird gerne vergessen.

Susann
 

lilly7022

Ich wohne hier
Original von kukulux

also wie ist dieser stoffwechsel denn außer gentechnisch zu verändern?
haben denn die eltern der betroffenen das automatisch auch? wenn es plötzlich so oft auftritt, womit wird dann der stoffwechsel so sehr beeinflusst?
jetzt ist mein kopf voll mit fragen über fragen ...


Es wird immer wieder gesagt, daß ADS erblich ist, wie so manches :-D. Vielleicht fällt es nur vorher nicht immer gleich auf, weil die Ausprägung ja unterschiedlich ist. Und - auch so eine These - konnte ADS früher nicht so "ausgelebt" werden, da die Strukturen, Regeln usw. weitaus härter waren als heute.


Man lebt in einer Großfamilie, jeder hatte seine Aufgaben, alles war klar gereglt. Da mußte man seinen Tag nicht selbst strukturieren, konnte also auch nicht daran scheitern. Und wenn man nicht pariert hat, gab's ein paar wohin auch immer. Oder man ist sozial ausgegrenzt worden. Also hat man sich angepaßt, auch wenn's schwer fiel, hatte dadurch aber auch kaum Probs im Alltag.

Diese Erklärungen für das heutzutage häufige Auffallen von ADS erscheint mir jedenfalls zeimlich plausibel.
 

cde

**verwirrt**
Original von Michaela
Als betroffene und leidgeprüfte Mutter muss ich mich mal zu Wort melden.
Ich denke schon, dass die Diagnose sicher auch teilweise leichtfertig gestellt wird und manche sie als Entschuldigung für schlechtes Benehmen benutzen.


Aber AD(H)S ist doch kein Beleg für schlechtes Benehmen. Ganz ehrlich? Ich kann mir so schwer vorstellen, dass eine Mutter einfach behauptet ihr Kind wäre hyperaktiv. Weil wenn es ein Kind wirklich ist, dann ist die Mutter doch schon meistens an ihren Grenzen (mir gehts zumindest so!)

AD(H)S ist eine Krankheit und hat viele Formen, vielleicht verstecken sich manche Eltern hinter einzelnen Symptome. Aber bei uns ist jetzt z.B. das Problem, dass er sehr sensibel ist, sehr gut erzogen und sehr sozial. Das bedeutet, er rutscht überall durch. Findet selbständig Lösungen (hat er schon als Baby...) und wurschtelt sich mit seiner Hyperaktivtät so durchs Leben. Er hat sehr viele Freunde und ist sehr beliebt, aber es ist alles so hart erkämpft. Er hat so oft Chaos im Kopf und es hilft einfach nur schlafen. Sowas kann man doch nicht erfinden. Sowas kann man doch nicht vorschieben, weil das Kind mal frech ist oder nicht das tut was es gerade sollte?

Ich kann mir das einfach nicht vorstellen... :shake
 

Sanny

*extrem* (GL N8Bar)
kati lies mal meinen letzten beitrag hier :zwinker: ich glaub dann weißt du was viele hier meinen
 

cde

**verwirrt**
Hab ich, aber ich kenn niemanden der so ist und ich tu mir echt schwer mir sowas vorzustellen. Naiv, ich weiß, aber ich kann da echt nur :shake Deshalb reg ich mich ja so auf, weil die "ehrlichen" doch auch mit in einen Topf geschmissen werden!
 

lilly7022

Ich wohne hier
Ich selbst habe noch niemanden erlebt, der sein Kind grundlos in diese Richtung schubsen wollte. Eher umgekehrt. Oder die Umwelt drängt auf eine "ADS-Lösung". Warum auch immer.

Was ich aber oft erlebt habe, ist ein gewisser Leidensdruck und eine Ablehnung dieser Leute, meist sogar der ganzen Familie durch Außenstehende. Ich wohne ja hier auf dem Dorf - na und was da manchmal so geredet wurde - ohne Hirn und Verstand! Keiner hatte Ahnung, aber eine Meinung. Und sowas finde ich ja nun dermaßen unfair :angryfire
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Kamial das sind doch die Vorurteiole die die meisten haben. Es gibt sicherlich viele Eltern die denken meni kind ist ungezogen stört nur etc deswegen muss es ADS haben. Das daran aber auch die Erziehung mit schuld sein kann wissen diese menschen nciht oder wollen es nicht wissen.
ADS(ohne Ärztliche Diagnose) wird dann vorgeschoben um nicht zugeben zu müssen das man als Eltern etwas falsch macht.
 
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