Die ganze Zeit habe ich mich aus der Diskussion herausgehalten, weil das Thema mich persönlich an eine schwere Zeit erinnert.
Ich habe diese "offene Beziehung"- Diskussion schon hinter mir und es waren diegleichen Argumente dafür wie sie hier genannt wurden und die Freiheit des Einzelnen war so unglaublich wichtig, dass es mich fast wahnsinnig gemacht hat.
Ich brauche nicht zu erwähnen, dass für mich eine offene Beziehung in der Praxis nicht in Frage käme.
Es ist ein Reizthema, weil es Werte und Normen, die wir von unseren Eltern übernommen haben, in Frage stellt.
Keinem hier kann und darf man Kleingeistigkeit vorwerfen, aber ich hätte mir doch öfters mal etwas weniger Rumgehacke auf genausten Formulierungen gewünscht. Das hätte man dann als Reife des Einzelnen anerkennen können.
Viele Menschen empfinden andere Lebensweisen als fremdartig, und Fremdartigkeit macht ihnen Angst. Das ist vollkommen normal.
Ich habe mal einen Beitrag über ein Paar im Fernsehen gesehen, das zwei Kinder hatte und zwei Wohnungen bewohnte.
Sie kamen mit dieser Art zu leben sehr gut klar und schienen sehr glücklich miteinander zu sein. Sie erwähnten auch, wie wichtig jedem Einzelnen die Ruhe und das "Sich-Zurückziehen" war und wie oft und wie gerne sie auch Zeit miteinander verbringen wollten und sie waren sich sicher, dass ihre Beziehung nicht so gut funktionieren würde, wenn sie in einer Wohnung gemeinsam jederzeit leben müssten.
Als ich fast 23 Jahre alt war, ging ich für eine unbestimmte Zeit nach London. Ich fühlte mich hier eingeengt, von meinem Freund (jetzt Mann), meiner Familie, meinem Job. Ich wollte mehr und ging.
Mit Tränen und Vorwürfen, aber ich ging.
Und etwas passierte dann in diesem Dreivierteljahr, als ich wegwar.
Als ich wieder da war, wollte ich meinen Mann ganz, ich wollte täglich mit ihm zusammensein, ich wollte ihn so sehr, dass es fast schon weh tat.
Wir zogen aus diesem Gefühl heraus zusammen in eine Wohnung. Und dabei ist es geblieben.
Ich kann mir nicht vorstellen, ohne ihn zu sein, aber ich kann die Menschen verstehen, die sich gerne zurückziehen möchten und einfach die Zeit und die Ruhe dafür brauchen.
Und eine Frage an Joy - wie ist das nun in der Beziehung zu Deinem Mann und die Art Sexualität, die Ihr lebt? Entscheidest Du alleine, mit wem Du Sex hast oder ist die Art, die Du Sex hast mit dem anderen, dann so ganz anders als die Art, die Du mit Deinem Mann hast?
Ich könnte mir zum Beispiel keine Top- und bottom- Spiele mit einem anderen als mit meinem Top vorstellen. Es sei denn, mein Top will es so.