So, ich melde mich doch noch einmal.
Da das Thema wirklich meine wundeste Stelle berührt, habe ich mich heute Mittag nicht sofort von den verletzenden Kommentaren distanzieren können. Mit ein bisschen Abstand gelingt mir das jetzt besser.
Ich will jetzt einmal versuchen, den Gesprächsverlauf aus meiner Sicht zu schildern. Womöglich denkt danach die eine oder der andere etwas differenzierter über das Thema, als das im Moment noch der Fall ist. Wäre jedenfalls schön, wenn mir das gelingen würde.
Als ich mich an das Forum gewandt habe, wollte ich nichts anderes, als eine Antwort auf die Frage nach der Kostenübernahme eines medizinisch nicht indizierten Kaiserschnitts durch die Krankenkasse. Genau so habe ich meine Frage auch gestellt. Von zunächst 20 Antworten auf diese meine Frage haben sich ganze 3 dem Thema gewidmet, die restlichen Schreiber haben sich über meinen Wunsch nach dem Kaiserschnitt empört.
Auf mich wirkte das so: Menschen, die keine Ahnung von mir, meinen Ängsten oder meiner Vorgeschichte haben, bestätigen sich gegenseitig in der Auffassung, dass man „dafür“ doch keinesfalls Verständnis haben könne. Kein Wunder, dass Ihr kein Verständnis habt, denke ich, Ihr fragt ja noch nicht mal, worüber Ihr da überhaupt urteilt! Ich sah mich also unter Rechtfertigungszwang: Und lasse mich daraufhin, sozusagen „angeschossen“, dazu hinreißen, meine Gründe für einen Kaiserschnitt zu erklären. Ich rechtfertige meine persönliche Entscheidung vor Menschen, die mich verurteilen, ohne zu wissen, worüber sie da richten. Meine „Wunde“, das Trauma der verpfuschten Geburt, versuche ich bewusst außen vor zu halten. Nach wie vor fällt es mir sehr schwer, über dieses hochsensible Thema zur sprechen. Außerdem bin ich der Meinung, dass ich als emanzipierte Frau keineswegs ein solches Horror-Erlebnis anführen muss, um eine rational reflektierte und emotional gefestigte Entscheidung zu legitimieren. Ich gehe wie selbstverständlich davon aus, dass mir als Mutter durchaus soviel Verantwortungsbewusstsein zugetraut wird, dass meine Gründe von fremden Menschen wenn schon nicht nachvollzogen, so doch zumindest respektiert und akzeptiert werden. Ich gehe also anders gesagt davon aus, in diesem Forum auf tolerante, neugierige und offene Menschen zu treffen.
Diese Herangehensweise hat sich für einige ja auch bestätigt, für andere Forumsteilnehmer aber leider nicht. Dass es mir sehr schwer gefallen ist, mich vom Gedanken an eine Spontangeburt zu verabschieden, wird völlig überlesen. Stattdessen werden mir „niedere“ Beweggründe für den Wunsch nach dem Kaiserschnitt unterstellt, ich werde lächerlich und arrogant genannt.
Kurzer Einschub:
Ich glaube, niemand von Euch kann sich vorstellen, wie unerträglich es für mich war, mir von einem Grünschnabel ;-) wie Sascha sagen lassen zu müssen, dass meine Ängste um das Wohl meines Kindes unter der Spontangeburt ja ach so lächerlich, lächerlich, lächerlich seien. Hätte ich diese lächerlichen Ängste schon vor der ersten Geburt ernst genommen, dann wären meine Tochter und ich nicht an der ach so natürlichen Spontangeburt fast gestorben, verdammt noch mal!!
Als klar wird, dass meine spezielle Situation, also das Trauma nach der Geburt meiner Tochter, meine Ängste sozusagen „legitimiert“, ist es aber immer noch nicht genug, nein. Ich muss mir spitzfindigerweise sagen lassen, dass ich mich nicht ängstlich genug anhöre. Stille, das ist ja wohl nicht Dein Ernst!! Zynischer geht’s nicht. Aber auch Sascha lässt es sich nicht nehmen, noch einmal kurz und kräftig nachzutreten. Seiner Meinung nach darf er mich nämlich sehr wohl ohne weitere Nachfrage – also ignorant – verurteilen; schließlich, so argumentiert er, wäre es meine Aufgabe gewesen, mich umgehend für den Kaiserschnitt (um dessen Kostenübernahme es mir ja nur ging!!) ausführlich zu rechtfertigen. Am besten mit Auflistung aller Gründe und meinem persönlichem Hintergrund, vor dem diese Gründe dann erst Geltung erlangen, so dass mir dann großmütig die Absolution erteilt werden kann.
In Anbetracht solch selbstgefälliger Anmaßung konnte ich es dann nicht vermeiden, dass mir der Kragen geplatzt ist. ;-)
Sascha, dass Du wie selbstverständlich davon ausgehst, Frauen, die einen Kaiserschnitt der Spontangeburt vorziehen, hätten entweder moralisch verwerfliche (zB. Eitelkeit) oder sonst wie niedere Beweggründe (zB. Bequemlichkeit) für ihre Entscheidung, zeugt davon, dass Du über das Thema wenig nachgedacht hast.
Dass ich mich von einigen Kommentaren hier habe angreifen lassen, war wohl mein Fehler. Wie gesagt, unwissend bohrt Ihr höhnisch lachend und voller Verachtung in meiner tiefsten Wunde. Wenn ich das nicht ertrage und das Forum verlasse, nennt man, in diesem Fall Sila, mich wiederum lächerlich.
Es ist aber tatsächlich nicht jedermanns Sache, sich in fremde Perspektiven hineinversetzen zu können. Ich weiß auch, dass das nicht böse gemeint ist, sondern einfach ein Zeichen fehlender Empathie.
Deshalb habe ich es mir noch einmal überlegt und versuche morgen noch einigen Leuten zu antworten. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, deutlich zu machen, warum ich das Verhalten mancher hier nur schwer ertragen konnte. Jedenfalls bin ich gespannt, ob ich dieses Mal besser verstanden werde.