Original von nimmermehr
1
ich denke, wenn ich es dann schaffe, cool zu bleiben (mit @venka`s schutz-mantra im kopf "ich hör dich gar nicht" oder sowas) wirds spannend :-D
2
mir wirds wahrscheinlich wieder besser gehen, wenn ich mehr ICH sein kann, mein mann wird im gegenzug schlechter gelaunt sein. was dann passiert, werden wir sehen...
3
wie @venka auch schrieb, wenn ich wieder mehr energie habe , bin ich stärker und kann sicher ganz anders agieren. vielleicht lösen sich dann probleme auf eine andere, einfacherer weise.
aber einfach jetzt "koffer packen", ist wohl nicht die beste lösung, auch wenn ich es manchmal einfach am liebsten wollte...
dass sich etwas ändern MUSS, ist unumstritten.
4
huet morgen kam mein mann erts gegen 6 uhr heim. er war gestern mit ein paar bekannten erst auf einer "christbaumversteigerung" (feuchtfröhlicher bayerischer brauch) udn dann noch auf einer geburtstagsparty.
jedenfalls war sein zustand entsprechend, hab aber nix weiter gesagt.
(obwohl ich etwas auer war. er hat die ganze nacht spass, feiert und ich hab hier meinen stress mit kranken kids und der arbeit, zu der ich nicht komme

)
zu den einzelnen Abschnitten (hab sie nummeriert für die Übersicht)
1. genau richtig! Cool bleiben! Dein Ziel ist nicht, dich zu streiten. Dein Ziel ist, seine Angriffe an dir abprallen zu lassen, und umgekehrt deine Energie nicht mehr bei Streits mit ihm zu verschwenden.
2.das, was du da befürchtest, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit passieren, wenn du das, was ich noch weiter unten sagen werde, nicht beachtest. Wenn du es aber schaffst, das absolut konsequent zu beherzigen, wird was ganz anderes passieren.
Wir fangen ja gerade erst an...
3.
Hier kommst du der Sache schon selbst näher. Nicht nur du veränderst dich, sondern indem du dich veränderst, veränderst du auch ihn. Du hast Angst, dass er sich ins Negative verändert. Tatsächlich aber hast du gute Aussichten darauf, dass er sich (unfassbar) positiv verändert.
Michaelas Bild vom Mobile, bei dem die Bewegung/Veränderung den Positionswechsel auch beim anderen automatisch auslöst, ist da sehr passend. Vielleicht wird es (wenn man nur euch zwei betrachtet, nicht die ganze vierköpfige Familie), noch deutlicher, wenn du dir das als Wippe vorstellst.
4.
Wir haben schon festgestellt, dass dich der Mann stört.
So wie du ihn störst.
Du kannst ihn nicht wirklich für etwas gebrauchen, aber er gebraucht dich.
So weit waren wir uns einig, oder?
Also, sage dir:
ICH BRAUCHE IHN FÜR NICHTS!
D.h. er muss dir also so egal werden, wie du ihm bist.
Das gilt aber immer!
Du darfst dich nicht mehr darüber ärgern, dass er dir nicht hilft. Und deshalb darfst du dich auch nicht mehr darüber ärgern, wenn er Dinge für sich tut (denn dahinter steckt im Grunde dein Neid, dass er diese Dinge tun kann, du aber nicht). Denn auch diese Gefühle kosten NUR DICH Energie. Wenn du dich das nächste Mal ärgern willst, dann sag dir lieber:
"Wenn wir nicht mehr zusammen leben würden, könnte er auch hingehen, wo er will und tun was er will und ich müsste zusehen, dass ich mit den Kids allein zurecht komme. Ich BIN doch im Grunde jetzt schon allein mit der ganzen Verantwortung und Arbeit, dem Haushalt und den Kindern. Es macht also keinen Unterschied, ob ich heute allein damit fertig werden muss, weil er feiern geht, oder weil er arbeiten muss, oder weil er schläft, oder deshalb, weil er zwar anwesend ist, aber sich weigert, mir zu helfen oder weil er tot umgefallen ist. UND ICH SCHAFFE ES DOCH JETZT SCHON, SCHON DIE GANZE ZEIT!"
Wenn du kannst, dann setz noch einen drauf bei dieser Überlegung:
In vielen Situationen (insbesondere wenn er schläft oder wenn er zwar wach ist, aber schlechte Laune hat), dann ist es nicht nur so, als ob er nicht (für dich) da wäre, um zu helfen, sondern er S T Ö R T!
Du brauchst ihn nicht nur nicht, sondern er stört dich, stresst dich, saugt dir Energie ab, stellt zusätzliche Ansprüche an dich und
du schaffst es TROTZDEM! Schon seit sechs Jahren!
Wie gut, sag mir, wie gut könntest du es offensichtlich schaffen, wenn er dich nicht mehr stören würde, keine Energie kosten würde?!
Ich hoffe, es kommt bald mal zu ein paar Situationen, in denen du die Wirksamkeit des Schutzmantras testen kannst (denk dran, es ist Schutz, nicht Angriff).
Was als nächstes dazu gekommen wäre (und weil es jetzt eben schon aktuell geworden ist, sage ich es gleich und nicht erst in ein paar Tagen):
BITTE IHN UM NICHTS MEHR!
um absolut gar nichts, null, niente, nada. Nicht um die kleinste Kleinigkeit, nicht mal, dir das Salz zu reichen. Aber auch nicht, dass er z.B. seinen Teller wegräumen oder eine anderer Aufgabe erledigen soll, die eigentlich seine wäre. Nimm den Teller einfach mit, verlier kein Wort darüber.
Wenn er jetzt gar nicht da wäre, müsstest du doch auch ohne ihn zurecht kommen. SO oder SO, also lass dirs doch scheißegal sein, dass jetzt physisch anwesend ist. Stell dir vor, wie du es geregelt bekommen müsstest, wenn er nicht da wäre, schlafen würde, feiern gegangen wäre, arbeiten müsste, oder einfach nur "nein" sagen würde und es bliebe auch trotz aller Bitten bei "nein". Was würdest du tun?
Und dann tu's und spar dir (!) die Auseinandersetzung mit ihm schon im Vorfeld.
Wenn du bei den Dingen, die eigentlich er machen müsste (seine Socken aufheben, sein Geschirr wegräumen o.ä.) ein Problem mit deinem Stolz bekommen solltest, dann stell dir einfach vor, er wäre dein Gast.
Von Gästen verlangt man sowas nicht, die werden bedient.
Das hat nichts mit Unterwürfigkeit zu tun, sondern es ist der Stolz des Gastgebers, der es verbietet, dass der Gast diese Dinge selbst machen muss. Nimm seinen Teller einfach kommentarlos mit. Heb seine Socken auf, ohne ein Wort darüber zu verlieren, von einem Gast erwartest du dafür auch keinen Dank (allerdings bedanken sich die Gäste meist dennoch...und du wirst sehen, auch dein Mann wird bald anfangen, sich wie ein Gast zu verhalten und sich mindestens zu bedanken)
Es geht dabei nicht darum, ihn aus deinem Leben zu entfernen, auch wenn es so aussieht.
Es geht darum, dass du euren jeweiligen Status in der Beziehung neu zuweist.
Als nächstes wird folgendes passieren:
Er wird deine "Verwandlung" total toll finden. Klar: Du nervst ihn nicht mehr, du bittest um nix mehr, alles läuft wie geschmiert. Er wird denken, er hat gewonnen, hat endlich seine Ruhe, du "fügst dich", hast endlich kapiert, was er von dir will.
Er wird hoch zufrieden sein mit dir!
Aber bald - nach ein paar Tagen oder Wochen - wird ihm das Ganze irgendwie mulmig werden.
Du bist ZU ruhig, alles läuft ZU gut...
Tja, aber wofür soll er dich kritisieren?
Dass du dich an "seine" Regeln hältst? Dass du ihn schon ewig nicht mehr gebeten hast, auf die Kinder aufzupassen? Dass du gute Laune hast und es gar keinen Streit mehr gibt? Dass du eventuell sogar seine Arbeit mit erledigt hast?
Du hast keine Angriffsfläche mehr, du bist "perfekt"...
und dann geht ihm der Arsch auf Grundeis.
Wo ist denn die Frau geblieben, die wegen jedem Firlefanz angewackelt kam und ihm in den Ohren gelegen hat, er möchte doch bitte dieses oder jenes...die Frau, bei der er sich jeden Tag sicher sein konnte, dass sie ohne ihn gar nicht existieren könnte? Die Frau, die allein zu allem zu dumm war?
Er wird sich so vorkommen, wie du ihn gemacht hast: überflüssig!
Es gibt für einen Mann, der sich immer auf seinem erhöhten Status ausgeruht hat, nichts schlimmeres als das Gefühl, auf einmal überflüssig zu sein. Es reicht nicht mehr, "der Mann" zu sein, um diese Position behalten zu können. Jetzt muss er Leistung erbringen, um zu beweisen, dass sein erhöhter Status nach wie vor gerechtfertigt ist.
Außerdem wird er sich nicht mehr überwinden können, dich noch um irgendwas zu bitten. Nicht mal, ihm das Salz zu reichen...geschweige denn, dass du für Ruhe sorgen sollst, wenn er schlafen will. Er spürt, dass er nur noch nimmt, obwohl du doch sowieso schon so viel gibst, ohne selber etwas dafür haben zu wollen.
Und er spürt, dass das nicht erst seit ein paar Tagen so ist, sondern dass das im Grunde seit Jahren so ist.
Wenn er so weit ist, wird er anfangen, dir Angebote zu machen: Mal auf die Kinder aufzupassen. Oder dich fragen, ob du eine Massage brauchst. Ob er irgendwas für dich tun kann, iiiirgendwas, du musst es nur sagen...
Du wirst sehen, nimmermehr, das kommt!
Aber dann musst du auch erst mal alles ablehnen. Freundlich dankend ablehnen.
Denn damit möchte er nichts weiter, als für sich die Möglichkeit zurück "kaufen", auch wieder etwas von dir verlangen zu können. Aber es ist noch zu früh, um sich darauf einzulassen.
Es wird ihm erst richtig unheimlich werden, wenn du sogar ablehnst, was er dir freiwillig geben möchte.
Deshalb wird er dich als nächstes nicht mehr vorher fragen, sondern gleich handeln. "Taten sprechen lassen.", um zu beweisen, wie viel er wert ist.
Er wird dann z.B. irgendwas putzen oder die Garage entrümpeln...
und dann erwartet er dafür natürlich Lob und Anerkennung von dir.
"Stell dir vor, ich hab heute schon überall gewischt, Schatz! Na, wie findest du das?!"
Auch wenn du es kaum glauben kannst - du darfst ihn nicht loben, sondern musst es mit einem Achselzucken quittieren und z.B. sagen:
"Ich kann mich nicht erinnern, dass du mich bei der letzten Million Mal, die ich den Boden gewischt habe, gelobt hättest, warum solltest du also für das popelige eine Mal jetzt ein Lob von mir erhalten?"
"Schatz! Ich habe heute die ganze Garage entrümpelt!"
"Na endlich."
Wenn du einen Satz in der Art kannst, sagen wir in etwa einem Monat oder zwei, dann - erst dann - hast du es wirklich geschafft.
Dann hast du ihn am eigenen Leib fühlen lassen, wie es sich für dich schon die ganze Zeit anfühlt, wenn man nicht beachtet und nicht anerkannt wird. Und da er diese Leistung tatsächlich erst "das eine Mal" erbracht hat, und du die Leistung jeden Tag erbringst, ohne dafür je von ihm gelobt zu werden, wird er sich schämen. Dafür, dass er dich nie gelobt hat, und dafür, dass er für das eine Mal allen Ernstes Lob von dir erwartet hat. Er merkt, wie weh es tut, nur einmal nicht gelobt zu werden - und dann wird ihm klar, wie weh es dir tut, seit Jahren nicht beachtet und nicht anerkannt zu werden.
Das "klick" in seinem Kopf wird in dem Moment so laut sein, dass du es hören kannst.
Und dann hast du wirklich wieder eine Wahl.
Ich verarsch dich nicht, das ist kein Scherz. Und ja, ich weiß, wie unglaublich das alles klingt.
Aber ich hab meine Geschichte nicht zuende erzählt:
Ich bin damals nicht einfach irgendwann gegangen.
Ich hab den Chauvi-Arsch, der es früher für unter seiner Würde befand, jemals das Klo zu putzen, dazu gebracht, sich ein Bein für mich auszureißen. Einzugestehen, dass er alles falsch gemacht hat, was man(n) nur falsch machen kann. Um Verzeihung zu bitten, dass er mich immer so scheiße behandelt hat, obwohl ich doch soooooo toll bin.
"Viel zu gut für einen Deppen wie mich!"
Der Mann hat mir am Ende jeden Tag Blumen mitgebracht, er ist morgens früher aufgestanden, damit er mit dem Hund gehen konnte, ehe ich wach werde. Er hat jede Kleinigkeit repariert, die er teilweise über ein Jahr aufgeschoben hatte (zumindest die, die ich ihm übrig gelassen hab).
Er hat von ganz allein eingekauft, geputzt (sogar das Klo) und peinlichst darauf geachtet, keinen neuen Dreck mehr zu produzieren (also Schuhe ausgezogen vor dem Eintreten, die Wäsche sofort in den Trog), er hat mir jeden Tag Massagen förmlich aufgenötigt.
Wenn sich eure Positionen so gewechselt haben (er unten, du oben), liegt es in deinen Händen. Du hast die Wahl, du triffst die Entscheidung:
Du kannst du ihn wieder zu einem gleichberechtigten Partner anheben. (eure Wippe ins Gleichgewicht bringen)
Oder du kannst gehen.
Ich bin gegangen.